22 December 2024, 23:13:45

Autor Thema: Literaturkritiker und ihre Folgen  (Gelesen 8751 mal)

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szazira

  • Gast
Literaturkritiker und ihre Folgen
« am: 12 June 2014, 15:13:23 »
Zitat

Klassische Buchvorstellungen können auch toll sein, wenn es es gut gemacht ist. Wie Feuilletons sind es für mich Ideengeber mir das Buch mal genauer anzusehen.

Bei sogenannten Literaturkritikern bin ich immer skeptisch, was die so als Literatur auffassen löst bei mir oft kopfschütteln aus. Aber das ist Offtopic.

Es wäre interessant, darüber zu diskutieren, ob und wie weit man als Leser bzw. Autor durch Besprechungen von Literaturkritikern beeinflussbar ist.

neuer Thread ?

So, von Sirius angeregt aufgrund meines Kommentars ein neuer Thread.

Grundsätzlich stehe ich Literaturkritiker kritisch gegenüber. Zum einen kenne ich die Kriterien nicht, nachdem diese Beurteilen, zum Anderen habe ich oft den Eindruck das Lob/Kritik des Kritikers davon abhängt, welchen Schulabschluß der AutorIn hat und wie bekannt er/sie in den entsprechenden Kreisen sind.

Was ich nicht mag sind Literaturkritiker für die bestimmte Genre grundsätzlich keine echte Literatur sind und das dann als feste Größe verkaufen und nicht als ihren persönlichen Standpunkt. Letzteres ist für mich persönliche Meinung und legitim sie zu haben.

Bei mehr als einem Siegertext verschiedener Preise für "hochwertige Literatur" fühle ich mich an "Hurtz!" von Hape Kerkeling erinnert - nur mit dem Unterschied, dass sie nicht als Satire gemeint sind. Vor allem die Argumentation solcher Kritiker, dass man eben "geistig nicht reif" für solche Literatur ist, wenn man dieser nichts abgewinnen kann, finde ich komplett daneben.

Der fade Nachgeschmack verstärkt sich, wenn diesem oder jenem Kritiker die Leser hinterher laufen wie Schafe.

Wie seht ihr das? Was bedeuten für euch (Literatur-)Kritiker und wie geht ihr an so etwas heran?

Uli

  • Gast
Re: Literaturkritiker und ihre Folgen
« Antwort #1 am: 12 June 2014, 15:34:45 »
... gar nicht ...

Literaturkritiker oder überhaupt Kunstkritiker, sind für mich nicht mal das Ignorieren wert. Was ich so alle zwei Jahre mal überprüfe, indem ich so einen Erguss lese, sei gleich mal gesagt.
Weder benötige ich eine Autorität, die mir sagt, was ich von etwas zu halten habe, noch kann ich nachvollziehen, was das mit dem jeweiligen werk zu tun hat. Aber naja: Ich finde ja auch nicht, daß ein Buch gut ist, weil es von einem renommierten Autor stammt. Nicht mal dann, wenn ich ein anderes Werk dieses Autors sehr gut fand. Und wenn man mir die 'Bedeutung' erklären muss, haben Werk und Autor schlichtweg versagt, weil sie die Bedeutung eben nicht transportiert haben.

Ich orientiere mich lieber an Leuten, die etwas gelesen haben und mit den Worten 'ist spannend/lustig/interessant' empfehlen (und von denen ich weiß, was sie damit meinen). Und an meiner kleinen Buchhandlung: Die Leute dort wissen, was sie mir empfehlen können, und das ist immer einen zweiten Blick wert.

Mooncat

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Re: Literaturkritiker und ihre Folgen
« Antwort #2 am: 12 June 2014, 17:02:27 »
Sagen wir es mal so: bei mir ist alles, was ein Kritiker in allen Tönen lobt, ein ziemlich sicheres No-Go, schlicht weil die Kritiker in der Regel genau die Bücher (und im übrigen auch die Filme) hochjubeln, die ich in meiner Freizeit nicht lesen will. Sprich entweder sind sie todtrauig oder wenn doch im Bereich der Humoristik in einem Humor verfasst, den ich schlicht nicht komisch finde. Und sich oftmals überdies noch als Melodramen oder gar Dramen entpuppen. Das brauche ich nicht.

Somit bei mir, je grösser der Hype, desto mehr wächst meine Aversion, das zu lesen.

Gibt natürlich immer Ausnahmen - aber von denen überzeuge ich mich vorher erst selbst, bevor ich es kaufe, mittels Leseproben - und Kommentaren zu Büchern.
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Lynwood

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Trippelschritt

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Re: Literaturkritiker und ihre Folgen
« Antwort #3 am: 12 June 2014, 17:16:21 »
Ich habe mit Literaturkritikern überhaupt keine Probleme.
Weder sagen mir die Namen der Kritiker etwas, noch die Namen der Autoren. Würde ich die kennen, braucht eich keine Kritiker.
Und so lese ich die Kritiken und schaue mir an, welchen Aspekt sie hervorheben, wie die Kritik geschrieben ist und ob ich die Argumentation nachvollziehen kann.
Ich habe so ungefähr eine Trefferquote von 50%, und das ist sehr hoch für Autoren, die ich nicht kenne.
Besser jedenfalls als eine Empfehlung aus dem Freundeskreis, denn man muss michs chon sehr gut kennen,
um mir etwas passend empfehlen zu können.

Liebe Grüße
Trippelschritt
Wer bin ich, wer war ich, wer werde ich sein?

Mooncat

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Re: Literaturkritiker und ihre Folgen
« Antwort #4 am: 12 June 2014, 17:23:27 »
Wobei das ja auch eine Messlatte ist. Wenn ich weiss, wie mein Geschmack im Verhältnis zu dem des Kritikers/Freund/Bekannten steht, kann ich auch schon ganz gut sagen, wie mir ein Buch aufgrund dessen Meinung gefällt - oder eben nicht.

Von daher könnte man schon sagen, dass ich sie als Referenz nehme - für Bücher, die ich eben i.d.R. nicht in meinem Regal haben will.
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vulture

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Re: Literaturkritiker und ihre Folgen
« Antwort #5 am: 12 June 2014, 17:36:04 »
Ich habe mich zu dem Thema schon im Federfeuer geäußert. Ich kopier's mal rüber.
Zitat
In Deutschland ist die Trennlinie zwischen Unterhaltungsromanen und 'echter Literatur' sehr stark ausgeprägt. Dadurch entwickelt sich eine Art Elite, ein fester Kreis aus Kritikern und Autoren, die definieren, wer dazugehört und wer nicht, und welche Bücher man unbedingt gelesen haben sollte.
Genre-Literatur, und sei sie noch so anspruchsvoll geschrieben, hat in dieser Sphäre normalerweise keinen Platz.

Das klingt jetzt erstmal ziemlich übel. Besonders dann, wenn man bedenkt, dass die meisten zeitgenössischen literarischen Werke von der Masse gar nicht gelesen werden. (...)

Ich glaube trotzdem, dass wir eine gewisse literarische Elite brauchen, selbst dann, wenn sie nur aus snobistischen Arschlöchern besteht.
Wenn ich mir anschaue, wo der Trend im Buchmarkt hingeht, wenn ich auf Amazon Rezensionen lese oder einen Blick auf die Bestseller-Listen werfe, (...) dann bin ich ganz froh, dass es immer noch Leute gibt, die ernsthafte Literatur schreiben, kritisieren und bewerben. Die sich an experimentellen Texten versuchen, an neuen Formaten, an ungewöhnlichen Themen. Die sich Mühe geben, die Schreiberei weiterzuentwickeln, auf eine neue Stufe zu treiben. Die Bücher schreiben über Leute, die nichts weiter machen als durch einen Supermarkt zu irren. [Anmerkung: Bezieht sich auf David Wagner's "Vier Äpfel"] Die wissen, dass sich sowas nicht an die Massen verkaufen lässt, und die es trotzdem tun.
Und dass es immer noch Leute gibt, die sowas gut finden, kritisieren, die Preise dafür verleihen und die solchen Romanen eine Plattform schaffen.

(...)Ich finde den aktuellen Trend im Buchmarkt bedenklich. Zeitung sparen ihre Literatur-Kritiker ein, durch e-books kann jeder Honk schlecht geschriebene 99-Cent-Romane veröffentlichen, die dann auch noch (kost ja fast nix) von 100.000 Leuten runtergeladen werden, solange der Klappentext halbwegs spannend klingt. Verlage hingegen müssen ihr Programm zusammenstreichen.
Romane, die auf den ersten Blick langweilig klingen, haben unter solchen Bedingungen keine hohe Lebenserwartung. Und das will mir einfach nicht gefallen.

Ich möchte noch hinzufügen: Mir ist schon klar, dass die meisten User hier im Forum Romane in erster Linie zu Unterhaltungszwecken lesen.
Aber deswegen die in Feuilletons besprochene Literatur und ihre Kritiker als irrelevant einzustufen, finde ich - gelinde gesagt - mehr als grenzwertig.

Viskey

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Re: Literaturkritiker und ihre Folgen
« Antwort #6 am: 12 June 2014, 17:46:00 »
Ich möchte noch hinzufügen: Mir ist schon klar, dass die meisten User hier im Forum Romane in erster Linie zu Unterhaltungszwecken lesen.
Aber deswegen die in Feuilletons besprochene Literatur und ihre Kritiker als irrelevant einzustufen, finde ich - gelinde gesagt - mehr als grenzwertig.

Ich sehe jetzt nicht, dass das  hier jemand getan hat. :gruebel: Der einzige Vorwurf ging in die umgekehrte Richtung: Dass Kritiker alles, was "nur" der Unterhaltung dient, als irrelevant eingestuft wird.
"There is no such thing as bad work, just unfinished work." - Eric Idle

vulture

  • Gast
Re: Literaturkritiker und ihre Folgen
« Antwort #7 am: 12 June 2014, 17:52:25 »
Ich meine solche Aussagen:
Zitat
Literaturkritiker oder überhaupt Kunstkritiker, sind für mich nicht mal das Ignorieren wert.
Zitat
bei mir ist alles, was ein Kritiker in allen Tönen lobt, ein ziemlich sicheres No-Go
Zitat
Von daher könnte man schon sagen, dass ich sie als Referenz nehme - für Bücher, die ich eben i.d.R. nicht in meinem Regal haben will.

Viskey

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Re: Literaturkritiker und ihre Folgen
« Antwort #8 am: 12 June 2014, 18:16:44 »
Wenn man Kritiken als Negativ-Richtlinie hernimmt, stuft man sie nicht als irrelevant ein. Man erlaubt sich lediglilch, sie anders zu verstehen, als vom Kritiker beabsichtigt... ;)

Beim ersten Zitat (Uli) gebe ich dir jetzt aber recht.
"There is no such thing as bad work, just unfinished work." - Eric Idle

Parzifal

  • Gast
Re: Literaturkritiker und ihre Folgen
« Antwort #9 am: 12 June 2014, 18:27:50 »
Zitat
Wie seht ihr das? Was bedeuten für euch (Literatur-)Kritiker und wie geht ihr an so etwas heran?

Ich war immer ein Fan von M.R. Ranickis Sendungen im Fernsehen. Wenn man so was öfter guckt, kann man einen Literaturkritiker mit der Zeit ein wenig einschätzen (was mag er, was mag er nicht, wie belesen ist er etc.) Ich höre mir an, was er zu sagen hat, amüsiere mich darüber und bilde mir später mein eigenes Urteil. Einmal hat er z.B. gesagt, dass die Zeit von Hermann Hesse vorbei wäre - da hab ich natürlich abgewunken und ihn nicht ganz ernst genommen. Von Helmut Karasek und Ingrid Löffler gab´s ja auch so manches Veto, so dass man sich schon ein Bild von einem Buch machen konnte.
Denis Scheck wirft unter anderem auch schon mal Bücher in eine Tonne ... was soll´s? Ich höre mir auch an, was er zu sagen hat - ohne gleich alles für bare Münze zu nehmen. Wenn der Papst sagt, dass man als Christ keinen vorehelichen Geschlechtsverkehr haben soll und überhaupt die ganze Bumserei nur dem Fortpflanzungszweck zu dienen hat, muss man das ja nicht zwingend 1:1 übernehmen.
Literaturkritiken sind für mich zunächst mal Buchempfehlungen (oder auch nicht) und ich kann mich ein bisschen orientieren in diesem Ozean von Romanen, Novellen, Kurzgeschichten, Neuerscheinungen etc. Man will ja auch nicht an den ganz üblen Schrott geraten, a la "Shades of Grey" ;)

Edit: Elke Heidenreich hatte auch eine super Bücherkritiksendung im Fernsehen ("Lesen" so weit ich noch weiß), die ich jedesmal geguckt habe.
« Letzte Änderung: 12 June 2014, 18:39:30 von Parzifal »

Uli

  • Gast
Re: Literaturkritiker und ihre Folgen
« Antwort #10 am: 12 June 2014, 18:45:40 »
war das nicht die Konifere, die einen Mit-Literaturheiner aus der Sendung gemobbt hat, weil sie selber falsch zitiert hat und er das sagte? Oder täusche ich mich da, und es ist halt eine Frage von Kompetenz: Wenn man rennomierter Kritiker ist, darf es niemand wagen, einen Fehler anzumerken?

Howauchever:
ich habe keineswegs die von Kritikern besprochenen Werke für irrelevant erklärt, nur die Besprechungen der Kritiker selbst.

Trallala

  • Gast
Re: Literaturkritiker und ihre Folgen
« Antwort #11 am: 12 June 2014, 18:53:31 »
Eine Literaturbesprechung ist die - bestenfalls fundierte und begründete - Meinung einer einzelnen Person oder Gazette.

Wenn man Glück hat, findet man Kritiker, die den eigenen Geschmack bedienen. Für mich sind Besprechungen im Spiegel und in der Zeit hilfreich, für andere nicht.

T!

Parzifal

  • Gast
Re: Literaturkritiker und ihre Folgen
« Antwort #12 am: 12 June 2014, 18:55:32 »
Zitat
war das nicht die Konifere, die einen Mit-Literaturheiner aus der Sendung gemobbt hat, weil sie selber falsch zitiert hat und er das sagte? Oder täusche ich mich da, und es ist halt eine Frage von Kompetenz: Wenn man rennomierter Kritiker ist, darf es niemand wagen, einen Fehler anzumerken?

Kann sein - die Heidenreich hat ein paar derartige Dinger gerissen. Aber sie hat auch eine Menge Ahnung von der Materie und schreibt selbst. Mit meinem Post wollte ich eigentlich sagen, dass man nicht vergessen sollte, das eigene Gehirn einzuschalten. Wir leben ja schließlich nicht in China oder in Korea und müssen alles kritiklos abnicken, was einem von anderen offeriert wird. ;)
« Letzte Änderung: 12 June 2014, 18:58:35 von Parzifal »