In diesem Kapitel trifft Knecht Plinio wieder, mit dem er in seiner Jugend so trefflich gestritten hat. Ich fand, dass in diesem Kapitel die Sprache etwas lebendiger wurde, als bringe Plinios Außenweltsicht etwas Leben in das starre Ordenskonstrukt - und auch in die Sprache des Textes. Allerdings fiel mir hier auch besonders auf, dass auch Plinio keinerlei eigene Sprache hat. Er legt ja sozusagen eine Lebensbeichte vor Knecht ab - aber dabei klingt er genau so schwülstig, wie der Erzähler oder Knecht in seinen Reden. Mich hat das kolossal genervt, weil es dafür sorgte, dass Plinio trotz allem blass blieb und kein Gefühl für diese Figur entstehen konnte. Was mich noch mehr genervt hat, ist die Reaktion von Knecht: Er reagiert nicht empathisch oder beziehungsvoll, sondern wie ein Heiliger auf seinem Thron. Als stehe er über Allem hört er sich das an. Natürlich bringt Plinio nicht etwa eine verbitterte Lebensgeschichte mit. Nein. Er erzählt von einer eigentlich gescheiterten Ehe, weil er nicht in der Lage ist, mit seiner Frau wirklich in Beziehung zu treten (Genaueres erfährt man aber auch nicht) und einer schwierigen Beziehung zu seinem Sohn - dem die gemeine Frau ihm entfremdet. Und die Welt da draußen ist voll Gier usw... also auch nicht sehr verlockend.
Und dann lässt Knecht Plinio drei Vaterunser beten - nein, natürlich das Ordensäquivalent: Er leitet ihn zum Meditieren an.