Nachdem ich nun das 1. Kapitel gelesen habe ... bin ich so ratlos wie zuvor.
Ich bin mir nicht sicher, wer hier wem was vormacht.
Macht der Magister Musicae Josef Knecht was vor (oder schlimmer: sich selbst), wenn er über die Unfreiheit der freien Berufe redet. - Ist, sich der Lateinischen Aussprache im 12. Jahrhundert zu beschäftigen, wirklich Freiheit? Oder ist das nicht einfach nur ... ein Zeittotschlagen, weil man halt sonst nix mit seiner Zeit anzufangen weiß. (Oder sind das nur die, die allen Talenten zum Trotz, schlicht unbrauchbar sind?) Und wo ist die Freiheit, wenn man sich
"immer an den Ort stellen und zu der Funktion bestimmen [lässt], welche die Oberen [...] wählen"? - Gut, der MM relativiert das gleich wieder, indem er sagt, dass die Oberen da wiederum nur auf die vorhandenen Talente reagieren. (Das würde irgendwie die Theorie mit den unbrauchbaren Zeitverschwendern stützen.)
Und wieso kann einer nicht volle Freiheit genießen, der von Kindesbeinen an nichts anderes wollte, als Klempner werden? Gut, auch das hat Hesse nicht allgemein für alle Nicht-Electi behauptet.
Trotzdem dieser ganze Teil scheint mir irgendwie faul ... Vor allem, weil das Kapitel ja mit den Worten des Meisters endet:
"[...] wer höher steigt und größere Aufgaben bekommt, wird nicht freier, er wird nur immer verantwortlicher."Da hat er mich schön im Regen stehen lassen, der gute Hesse. - Was zum Ge*er ist denn nun eigentlich Freiheit?!
Die Frage hätte er auch beantworten können, der gute Hermann, nicht nur so umfangreich in den Raum stellen...
Andererseits, nachdem mir der Josef am Anfang des Kapitels (als Kind) kaum nahe kam, und er auch irgendwie noch farblos blieb - er war halt der Aufhänger, um noch etwas mehr Welten- und Gesellschaftsbastelei zu betreiben - wurde ich mit Josef dem Teenager dann doch recht schnell recht warm. Er ist so richtig schön auf Sinnsuche, verzweifelt an sich und der Welt, weiß nicht, wohin zuerst und hat Weltschmerz.
Man muss Pubertierende einfach lieben.