weißt du, was ich meine?
OK, ja, verstehe ich. Die Diskussion hab ich ja nicht angestoßen
Also wenn wir uns einig sind über die Grundlage (Figuren! Setting! usw.), was du zuvor bestritten hast, dann können wir uns weitergehend über Spannungsmechanismen unterhalten.
Ich war im letzten Sommer bei einem Workshop von Andreas Eschbach zum Thema Spannung. Und was er zu sagen hatte, war im Grunde ganz simpel. Wie das ganze Thema: In der Theorie ganz simpel, sehr schwer zu meistern.
Er sagte das, was wir uns auch alle denken können: Neugierig machen.
Das geht zum Beispiel mit Vorausdeutungen - die nicht immer in Form von "In einer Woche würde er sterben" kommen müssen. Man kann auch subtile Andeutungen im Text streuen, aus denen der Leser sich seine Ahnungen selbst zusammen puzzeln kann.
Chekhovs Gun ist ein Beispiel dafür. Auch ein Mittel, mit dem man vorsichtig sein muss, da es inzwischen zum Klischee geworden ist. Wenn irgendwo eine Waffe auftaucht, weiß der Leser mittlerweile, dass sie irgendwann eingesetzt wird.
Eschbachs Tipp dazu: Die Waffe zuvor für etwas Banales einsetzen, zum Beispiel um eine Ratte zu töten. Der Leser denkt, die Waffe ist abgehakt und kann wieder mitfiebern, wie in einer bestimmten Situation die Rettung kommen soll.
Ein tolles Beispiel von Chekhovs Gun (ohne Ratte) ist der Heizofen in Stephen Kings "Shining".
Ein weiteres Mittel, um Spannung aufzubauen, nannte Eschbach "Kognitive Dissonanz" und meinte damit: Am Anfang der Geschichte, möglicherweise sogar im ersten Satz, eine Verwirrung im Leser stiften, etwas scheinbar Unmögliches, oder einen überaus seltsamen Umstand beschreiben.
Das machst du, Parzifal, zum Beispiel im allerersten Abschnitt deiner auf dem Rost liegenden Geschichte sehr gut.