Ich finde da sind ganz schön viele Behauptungen in Deinem Post. Ich würde die erstmal nicht so unbesehen glauben. Ich nenne sie mal:
- Schreibzwang
- einer Vorstellung entsprechen müssen
- Vorgesetzten gehorchen
- gegen seine Natur leben
- als Professionelle Person sagen, was er nicht meint
Und nun frage ich mich grad, wie das in anderen Berufen ist. Eine Lehrerin zum Beispiel. Oder eine Verkäuferin.
- muss sie arbeiten? ja
- muss sie Vorstellungen entsprechen? ja
- muss sie Vorgesetzten gehorchen? Ja
- muss sie sagen, was zur Rolle gehört? ja
"Gegen seine Natur leben" lasse ich mal aus, weil ich es zu unklar finde, um zu wissen, was gemeint ist.
Und uups, nun ist das ganz anders als gedacht: Ich stimme allen Behauptungen zu. Und merke, dass die dahinter stehende Grundannahme falsch ist... Denn denken wir mal weiter:
Ist deshalb Verkäuferin oder Lehrerin prinzipiell ein Beruf, der die Identität gefährdet? Ich würde mal behaupten: nein. Denn obwohl wir berufliche Rollen einnehmen können wir
- den Job wechseln (manchmal)
- die Arbeiststelle/ den Verlag wechseln
- der beruflichen Rolle unsere persönliche Note geben
Insofern finde ich: Ein bekannter Schriftsteller zu sein ist ein Job wie jeder ander auch. Und daher ist er auch anstrengend und fordert Anpassung. Trotzdem das Gefühl zu haben, man selbst zu sein, ist eine Aufgabe, die im Berufsleben auf jeden zukommt. Eine Fließbandarbeiterin wird da eher weniger Gestaltungsmöglichkeiten haben als eine Lektorin - und trotzdem werden beide ihre spezifische Art haben, ihre Arbeit zu tun. Und diese wird auf das Umfeld, auf die Kollegen und auf die Arbeit einwirken.
Amen.