25 November 2024, 06:56:00

Autor Thema: KG und Erzählung - was ist was?  (Gelesen 23607 mal)

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Uli

  • Gast
Re: KG und Erzählung - was ist was?
« Antwort #15 am: 02 January 2014, 13:43:07 »
ich sehe mal ganz dumm auf die Worte:

Kurz. Geschichte.
Es braucht also Kürze und Geschichte, wobei 'Kurz' schwammig ist: Was ist das genau? Also, deutlich ist: Kürzer als etwas anderes. Nicht lang. Oder eben: Keine Längen, keine Umwege, kein Verharren oder Rückblicken - mach es kurz, bring es auf den Punkt. Dieses 'auf den Punkt bringen' verlangt also einen Punkt, einen Casus Knackus, eine Sache, um die es geht.
Dinge, die nicht dazu beitragen, auf den Punkt zu kommen, sind fehl am Platz: Der Böse ist halt böse und es ist nicht interessant, warum das so ist. Es braucht keine Herleitung dafür. Und wenn der Punkt ist, warum der böse eben so ist, muß das Böse-Sein nicht gezeigt werden, denn es geht dann eben nicht um die schauerlichen Taten, sondern um den Grund dafür.

Geschichte ist etwas einfacher: Es braucht eine Handlung, nicht nur einen Situationsbeschreibung. Etwas muß geschehen, und das, was geschieht, muß auf den Punkt zulaufen, ihn erreichen - und damit ist gut. Und die Geschichte, das, worum es geht, muß abgeschlossen sein (was keineswegs einem offenen Ende widerspricht: Die Handlung kann eine Weiterführung haben, nur, um die geht es eben nicht. Deswegen wird sie nicht erzählt).
Eine Geschichte ist vollständig, wenn sie an dem Punkt angekommen ist, um den es geht: Es ist dann genau die Geschichte, die zu diesem Punkt führt.

'Erzählung' sagt erstmal nur, daß etwas erzählt wird - und nichts über den Umfang der Sache. Allerdings hat die Erzählung eine Grundeinstellung, nämlich die der Perspektive: Die Erzählstimme berichtet (wie die Erzählstimme beschaffen ist, geht daraus nicht hervor, wohl aber, daß es nur diese eine Erzählstimme und folglich nur eine Perspektive gibt).
Erzählen ist, im Gegensatz zu 'Berichten', per se nicht 'objektiv', also wird die Handlung durch die Erzählstimme gefiltert, kommentiert und interpretiert - es spielt also eine Rolle, was der Erzähler in der Sache für erzählenswert hält.
Das widerspricht nicht der Idee, eine Erzählung in Form einer Kurzgeschichte zu schreiben ...

Parzifal

  • Gast
Re: KG und Erzählung - was ist was?
« Antwort #16 am: 02 January 2014, 14:29:55 »
Zitat
Hallo Parzifal,
keine Sorge, ich sehe es ähnlich wie du. Meiner Meinung nach, haben Roman und Kurzgeschichte mehr Ähnlichkeiten als man annehmen möchte.  ;)
Grüßle Leon

Freut mich zu hören (bzw. zu lesen)  :biggrin:

Zitat
Kurz. Geschichte.
Es braucht also Kürze und Geschichte, wobei 'Kurz' schwammig ist: Was ist das genau? Also, deutlich ist: Kürzer als etwas anderes. Nicht lang. Oder eben: Keine Längen, keine Umwege, kein Verharren oder Rückblicken - mach es kurz, bring es auf den Punkt. Dieses 'auf den Punkt bringen' verlangt also einen Punkt, einen Casus Knackus, eine Sache, um die es geht.
Dinge, die nicht dazu beitragen, auf den Punkt zu kommen, sind fehl am Platz: Der Böse ist halt böse und es ist nicht interessant, warum das so ist. Es braucht keine Herleitung dafür. Und wenn der Punkt ist, warum der böse eben so ist, muß das Böse-Sein nicht gezeigt werden, denn es geht dann eben nicht um die schauerlichen Taten, sondern um den Grund dafür.

Gut gesagt, Uli.
Hab fast so den Eindruck, dass du mir zustimmst (bei meinem Romanvergleich), wenn auch wesentlich ausführlicher. Ich hab so ein Bild vor Augen: Der Ozean (Roman) wird durch eine superheiße Sonne zu einer Pfütze verdampft (Kurzgeschichte)  :klug:
« Letzte Änderung: 02 January 2014, 14:36:20 von Parzifal »

Trippelschritt

  • Federteufel
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Re: KG und Erzählung - was ist was?
« Antwort #17 am: 02 January 2014, 14:41:47 »
Ich hab so ein Bild vor Augen: Der Ozean (Roman) wird durch eine superheiße Sonne zu einer Pfütze verdampft (Kurzgeschichte)  :klug:

Mit diesem Bild ist alles klar.
Nur - der Ozean ist der Vater sehr vieler Pfützen und nicht nur einer einzigen.
Und - Es gibt viele Pfützen, die nicht aus einem Ozean stammen.

Ihre Gemeinsamkeit ist, dass sie beide etwas zu erzählen haben.
Aber wie Benn schon bemerkte:
Wer Aphorismen schreiben kann,
sollte sich nicht in Romanen verzetteln..

Liebe Grüße
Trippelschritt
Wer bin ich, wer war ich, wer werde ich sein?

Uli

  • Gast
Re: KG und Erzählung - was ist was?
« Antwort #18 am: 02 January 2014, 14:50:27 »
naja, Parzival,
das kann man so oder so sehen:
Ich bin aber einfach nur von den Bezeichnungen ausgegangen, mehr nicht.
Was Analogien zum Roman angeht: Das kommt sehr darauf an, was man unter 'Roman' versteht. Wobei das wenigstens ebenso kompliziert ist, wie jede andere Definition auch ...

Aber grundsätzlich: Ein Roman hat sowas wie den 'Punkt' - nenne es Aussage oder wie auch immer - und da ist eine Gemeinsamkeit. Und man könnte aus einer KG einen Roman entwickeln, indem man das ganze Drumherum erkundet und aufschreibt (umgekehrt bin ich mir da nicht so sicher). 
Für einen Roman jedenfalls braucht es ein paar Zutaten, die in der KG falsch wären (Nebenhandlung, Setting, Bilder ...),  und deshalb würde ich da eher die Unterschiede betrachten, als die Gemeinsamkeiten. Nun, gleichwohl: Was hilft ist gut. Und solange mir nicht einfällt, wo Kg und Roman sich substanziell unterscheiden, passt das ...

Leon

  • Gast
Re: KG und Erzählung - was ist was?
« Antwort #19 am: 02 January 2014, 15:33:12 »
Und man könnte aus einer KG einen Roman entwickeln, indem man das ganze Drumherum erkundet und aufschreibt (umgekehrt bin ich mir da nicht so sicher).

Hallo Uli,

das geht nicht nur, man muss es sogar tun, will man bei einem Verlag vorstellig werden. Das Zauberwort heißt Exposé. Ein Exposé ist nichts anderes als die Kurzgeschichte eines Romans. Die noch kürzere Variante davon wäre ein Pitch. Aber das ist schon wieder eine andere Baustelle.

Grüßle
Leon
« Letzte Änderung: 02 January 2014, 15:36:56 von Leon »

Uli

  • Gast
Re: KG und Erzählung - was ist was?
« Antwort #20 am: 02 January 2014, 15:34:57 »
aber sowas von ganz und gar nicht!

Im Exposé wird der Inhalt des Romans aufgeführt und kein bisschen 'erzählt' - eine Inhaltsangabe ist keine Geschichte!

Leon

  • Gast
Re: KG und Erzählung - was ist was?
« Antwort #21 am: 02 January 2014, 15:45:10 »
Aber Uli, ein Exposé leiert nicht nur tabellarisch die Eckpunkten eines Romans herunter. Damit würde sich kaum ein Lektor zufrieden geben, beziehungsweise zu überzeugen sein. Nein, man sollte das Exposé schon als knackige, schnörkellose, auf das wesentliche beschränkte und im Präsens gehaltene Kurzgeschichte schreiben.

Grüßle
Leon

Uli

  • Gast
Re: KG und Erzählung - was ist was?
« Antwort #22 am: 02 January 2014, 15:51:19 »
eben nicht:

In einem Exposé wird der Plan des Romans offengelegt - mitsamt der Nebenhandlungen. Und das ist keine 'Geschichte'.
ein Exposé hat keinen Spannungsbogen, keine Erzählstimme, keine Perspektiven - es ist die Blaupause, und hat mit der Ausarbeitung nichts weiter gemein, als daß der Inhalt genannt wird.
(das 'tabellarisch' hast du grad dazuerfunden, das ist eine Art zu argumentieren, die nicht taugt)

'Knackig' ist die Leseprobe, dafür ist sie da.

Google mal ...

Eine Kurzgeschichte hat einen einzigen Handlungsstrang - im Exposé werden alle relevanten Stränge des Romans  erwähnt. Es gibt in einem Exposé kein 'Kennenlernen' von Charakteren und Setting, es gibt die reine, sachliche Information, was man zu schreiben beabsichtigt.

Trippelschritt

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Re: KG und Erzählung - was ist was?
« Antwort #23 am: 02 January 2014, 16:09:24 »
Ein Exposé ist ein Verkaufstext für den Lektor/Programmmacher, dessen zentrale Botschaft lautet:
Nimm mich.
Enthalten sein müssen dabei ganz bestimmte Infoelemente. Den Pitch mit einzubauen ist meist eine gute Idee.
Aber eines ist es bestimmt nicht. Eine Kurzgeschichte.

Liebe Grüße
Trippelschritt
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Uli

  • Gast
Re: KG und Erzählung - was ist was?
« Antwort #24 am: 02 January 2014, 16:15:39 »
Ein Exposé ist Teil der Bewerbung - die insgesamt funktionieren muss.

Und wenn ein Exposé (lt.Duden: Handlungsskizze) verlangt, aber stattdessen etwas anderes geliefert wird, ist das ein  Minuspunkt. So, als würde man statt eines geforderten tabellarischen Lebenslaufes einen 'erzählten' schreiben, weil das 'interessanter' ist.

Da sagt man 'Thema verfehlt' oder so - nicht geliefert, was gefordert ist.

Leon

  • Gast
Re: KG und Erzählung - was ist was?
« Antwort #25 am: 02 January 2014, 16:22:09 »
eben nicht:

In einem Exposé wird der Plan des Romans offengelegt - mitsamt der Nebenhandlungen. Und das ist keine 'Geschichte'.
ein Exposé hat keinen Spannungsbogen, keine Erzählstimme, keine Perspektiven - es ist die Blaupause, und hat mit der Ausarbeitung nichts weiter gemein, als daß der Inhalt genannt wird.
(das 'tabellarisch' hast du grad dazuerfunden, das ist eine Art zu argumentieren, die nicht taugt)

'Knackig' ist die Leseprobe, dafür ist sie da.

Google mal ...

Eine Kurzgeschichte hat einen einzigen Handlungsstrang - im Exposé werden alle relevanten Stränge des Romans  erwähnt. Es gibt in einem Exposé kein 'Kennenlernen' von Charakteren und Setting, es gibt die reine, sachliche Information, was man zu schreiben beabsichtigt.

Falsch Uli,

wer sagt denn das ein Exposé keinen Spannungsbogen haben darf? Ich will meine Geschichte verkaufen, von daher darf das Exposé auch einen Spannungsbogen haben, wenn es der Sache dienlich ist und nicht ausufert. Davon ab, habe ich nicht gesagt, dass eine Kurzgeschichte Deckungsgleich mit einem Exposé ist. Ebenso wenig wie ein Roman mit einer Kurzgeschichte. Ich wollte lediglich darauf hindeuten, dass man durchaus einen Roman auch in einer Kurzfassung schreiben kann.

Grüßle
Leon

P.S.: Das "tabellarisch" habe ich nicht dazu erfunden, sondern es ist ein allgemeingültiger Begriff für eine Auflistung in Tabellenform oder in stichpunktartigen Ausführungen. Von daher verstehe ich deinen Angriff, und deine Meinung nicht, dass eine solche Argumentation nichts taugt.

Uli

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Re: KG und Erzählung - was ist was?
« Antwort #26 am: 02 January 2014, 16:36:15 »
erstmal: doch, das 'tabellarisch' hast du erfunden - ich habe an keiner Stelle eine Tabelle gefordert. Und auch nicht Stichpunkte: Ein Exposé kann viele Formen haben, aber es ist immer das Selbe: Eine Skizze der Handlung, keine Ausarbeitung.

und doch, du hast behauptet, daß ein Exposé die Kurzgeschichte eines Romanes wäre.

und es ist nach wie vor so, daß 'Exposé' eine Bedeutung hat - Handlungsskizze nämlich. Die Handlung soll natürlich 'spannend' sein, aber: Spannungsbogen ist Ausarbeitung, nicht Skizze.

Und es nutzt nichts, da zu argumentieren: Wenn eine Inhaltsangabe gefordert ist, ist eine Inhaltsangabe das, was man zu tun hat. Eigentlich einfach ...

Leon

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Re: KG und Erzählung - was ist was?
« Antwort #27 am: 02 January 2014, 16:55:33 »
... ein Exposé kann viele Formen haben...
Na fein, dann sind wir doch einer Meinung! Weil ein Exposé viele Formen haben kann, kann ich es den Grundanforderungen entsprechend, auch als Kurzfassung meines Romans anbieten.

Grüßle
Leon

Trippelschritt

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Re: KG und Erzählung - was ist was?
« Antwort #28 am: 02 January 2014, 16:57:08 »
Kurzfassung ist unter Umständen o.k., Kurzgeschichte nicht

Trippelschritt
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Uli

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Re: KG und Erzählung - was ist was?
« Antwort #29 am: 02 January 2014, 17:03:05 »
nein, Leon, sind wir nicht:

Entweder weißt du nicht, was ein Exposé ist - oder du weißt nicht, was eine Kurzgeschichte ist.

Ein.Exposé.Ist.Ein.Handlungsplan.
Und das hat genau gar nichts gemein mit 'Kurzgeschichte'.


wenn ich ein Exposé will und etwas anderes bekomme, bedeutet das: Rundablage. Weil der Autor die elementaren Begriffe nicht kennt und sich nicht kundig gemacht hat, ganz einfach.
Das zeigt, daß ein Lektorat mit dem völlig unmöglich sein wird.
« Letzte Änderung: 02 January 2014, 17:05:06 von Uli »