24 December 2024, 13:55:23

Autor Thema: Kartoffelsalat und von der Quintessenz ihn nicht zu mögen  (Gelesen 8758 mal)

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Paradieseule

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Liebe Mitteufel,
ich habe hier eine kurze Anektode.
Ich habe diese in den Schnellimbiss gestellt, weil
a) der Text sehr kurz ist und
b) ich folgendes (zeitnah) von Euch wissen möchte:

- Ist der Text kurzweilig? Sprich: Liest man ihn gerne bis zum Ende?
- Kommt die Quintessenz gut raus? Mit dem letzten Absatz bin ich nicht ganz zurfrieden. Vielleicht gebt ihr mir euren Eindruck?

!! Achung!! eine mittlerweile überbeitete Version steht weiter unten. !

Die drei sind sich einig. Kartoffelsalat mit Würstchen. Das ist heute einfach, drei Kinder zu bekochen, denke ich und mache mich ans Werk. Kartoffelsalat ist zwar nicht meine Stärke, noch kann ich mich eines geheimen Familienrezeptes bedienen. Dennoch bin ich mit dem Resultat zufrieden. Ich stelle den Kartoffelsalat auf den Tisch.
„Ist das der Kartoffelsalat?“, fragt mich die Mittlere von den drei Mädchen und zieht ihre Augenbrauen zusammen. „Da sind ja gar keine Eier drinnen.“
„Dafür Joghurtmayonnaise und Essiggurken“, gebe ich zur Antwort.
„Mag ich nicht“, sagt sie und schiebt die Schüssel von sich. Ich reiche die Schüssel der Ältesten. Aber auch sie winkt ab. „Bei uns zu Hause sieht Kartoffelsalat anders aus“, sagt die Neunjährige.
„Probiert doch erst einmal“, versucht mein Mann zu beschwichtigen. „Der Salat schmeckt wirklich lecker.“ Er nimmt die Schüssel in die Hand und gibt der Jüngsten einen Löffel voll davon auf ihren Teller. Sie blickt ihre Schwestern an, die schützend ihre Hände über ihre Teller legen. „Will ich auch nicht“, sagt die Kleinste.

Überzeugung, Gewohnheit und Mainstream. Die Welt spiegelt sich gerade in meinem Kartoffelsalat, denke ich. Ich lächle. Vielleicht kann ich von den Kindern etwas lernen. Nämlich mich aus dem Kokon der festgefahrenen Gedankengänge und Muster zu schälen.

danke
Paradieseule
« Letzte Änderung: 16 January 2022, 13:25:34 von Paradieseule »
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Maks Morgenstern

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Re: Kartoffelsalat und von der Quintessenz ihn nicht zu mögen
« Antwort #1 am: 15 January 2022, 17:53:38 »
Liebe Paradieseule,

Essen, insbesondere Kartoffelsalat ist ein Riesenthema.
Über leckeres Essen liest man immer gern, da läuft einem vor Spannung glatt der Speichel zusammen.

Meine Assoziationen beim Lesen:
Pflegefamilie, drei Schwestern die Älteste 9 Jahre, Wo sind ihre Eltern, was ist passiert, Fremdeln, Macht der Gewohnheit, verschiedene Familienrezepte, Klare Abgrenzung und Geschwistersolidarität. Die Köchin verunsichert, enttäuscht.....


Zitat
Überzeugung, Gewohnheit und Mainstream.
Das ist mir zu abstrakt...

Zitat
Die Welt spiegelt sich gerade in meinem Kartoffelsalat, denke ich.
Ein Super Satz!

Zitat
Ich lächle. Vielleicht kann ich von den Kindern etwas lernen. Nämlich mich aus dem Kokon der festgefahrenen Gedankengänge und Muster zu schälen.

Vorschlag: Von diesen Kindern kann (will) ich noch einiges lernen. Sich aus dem Kokon festgefahrener Gedankengänge und Muster zu lösen. Ich probiere meinen Kartoffelsalat. Schmeckt nich übel, lächele ich mir zu.

Beste Federgüße
MM

merin

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Re: Kartoffelsalat und von der Quintessenz ihn nicht zu mögen
« Antwort #2 am: 15 January 2022, 21:02:35 »
Liebe Eule,

ich hatte trotz der Kürze mit dem Text meine Mühe. Es sind doch einige sprachliche Holperer drinnen und ich habe auch nicht recht verstanden, wer da am Tisch saß. Erst dachte ich, eine Familie, dann wieder wirken die Kinder fremd und nicht wie Geschwister, also keine Familie. Dann scheint es doch wieder wie Familie.

Bei der Quintessenz bin ich sehr unsicher, ob ich sie verstehe. Was ich denke: Da sind also Leute, die verschiedene Vorstellungen von Kartoffelsalat haben. Aber es wird nicht gefragt, sondern einfach gemacht und hingestellt. Und dann gibt es Enttäuschung, weil es nicht passt. Die ist für mich (vegetarische Person, die keine Mayonnaise isst) total vorprogrammiert. Meine persönliche Quintessenz wäre also: nicht annehmen, fragen! Das kann ich aber beim besten Willen nicht in den letzten Absatz hineinlesen. Er erschließt sich mir auch nach mehrfachem Lesen nicht:

Zitat
Überzeugung, Gewohnheit und Mainstream. Die Welt spiegelt sich gerade in meinem Kartoffelsalat, denke ich. Ich lächle. Vielleicht kann ich von den Kindern etwas lernen. Nämlich mich aus dem Kokon der festgefahrenen Gedankengänge und Muster zu schälen.

Die Welt spiegelt sich eben nicht im Kartoffelsalat. Sie spiegelt sich, so lese ich die Situation, in den Vorstellungen vom Kartoffelsalat. Und wer hat da wo festgefahrene Gedankengänge? Alle ja irgendwie, weil sie denken, ihr Kartoffelsalat sei der einzig Wahre. Aber auch da bin ich mir nicht sicher.

Trotz des ganzen Gemeckers glaube ich, da kann was draus werden. Die kleine Szene ist plastisch und die Idee, da was Größeres dran aufzuhängen, mag ich auch. Bin gespannt, was die eigentliche Intention war.

LG
merin
Ich röste zunächst immer, ohne andere Röstungen zur Kenntnis zu nehmen. Dabei ist mein Ansatz der, eine qualifizierte Lesermeinung abzugeben, Euch also zu verraten, wie der Text auf mich wirkt und wie es mir beim Lesen geht und was ich gern anders hätte.

Paradieseule

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Re: Kartoffelsalat und von der Quintessenz ihn nicht zu mögen
« Antwort #3 am: 15 January 2022, 21:21:44 »
Hallo Maks,
Es sind Enkelkinder, die einmal im Sommer ein paar Tage bei uns sind. Im Prinzip sind es jedoch die Enkelkinder meines Mannes. Sie nennen mich auch nicht Oma. Aber so genau will ich das niemand erklären, noch wollte ich mich als Oma deklarieren.
Höchstens einen kurzen Satz, dass zumindest kein Gedanken, wie Pflegefamilie!, aufkommt. Ich werde darüber nachdenken.

Nun.
Überzeugung = Der Kartoffelsalat ist nicht richtig, weil keine Eier drinnen sind.
Gewohnheit = Der sieht ist nicht so, wie ich ihn kenne.
Mainstraim = wenn die anderen es nicht wollen, dann will ich es auch nicht.

Danke dir für deine Anmerkungen. Ich bin gespannt, wie andere das wahrnehmen.

@merin
Auch du findest dich in der Konstellation der Personen nicht zurecht.
Okay. Da muss ich mir etwas einfallen lassen.

Ich will auf Folgendes hinaus: Wir tun etwas nicht weil es pardot nicht unserer Vorstellung entspricht. Wir machen etwas nicht, weil es außerhalb unserer Gewohnheit ist. Wir schließen uns sicherheitshalber der Mehrheit an. (Wenn es andere nicht wollen, dann will ich es auch nicht)


Paradieseule
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merin

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Re: Kartoffelsalat und von der Quintessenz ihn nicht zu mögen
« Antwort #4 am: 15 January 2022, 21:29:51 »
Zitat
Ich will auf Folgendes hinaus: Wir tun etwas nicht weil es pardot nicht unserer Vorstellung entspricht. Wir machen etwas nicht, weil es außerhalb unserer Gewohnheit ist. Wir schließen uns sicherheitshalber der Mehrheit an. (Wenn es andere nicht wollen, dann will ich es auch nicht)

Ich fürchte, das gibt die Situation nicht her. Zumindest meiner Erfahrung nach nicht. Was Kinder essen oder nicht essen (und wir haben hier, so lese ich das, mindestens ein Kindergartenkind), hängt nicht mit Mehrheiten zusammen und auch nicht mit eingefahrenen Gewohnheiten. Sondern mit dem Geruch, dem Mundgefühl, Assoziationen, Ängsten ... Aber das ist vielleicht schon fast eine philosophische Frage, welchen Blick man in diesem Fall auf die Kinder hat.
Ich röste zunächst immer, ohne andere Röstungen zur Kenntnis zu nehmen. Dabei ist mein Ansatz der, eine qualifizierte Lesermeinung abzugeben, Euch also zu verraten, wie der Text auf mich wirkt und wie es mir beim Lesen geht und was ich gern anders hätte.

Paradieseule

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Re: Kartoffelsalat und von der Quintessenz ihn nicht zu mögen
« Antwort #5 am: 16 January 2022, 13:24:22 »
... weil der Text so kurz erlaube ich mir, meine überarbeitete Version hier zu posten.
Ich denke,
a) die Familiensituation ist geklärt
b) meine Essenz darauf, kommt klar und verständlich daraus hervor.


Kartoffelsalat und von der Quintessenz ihn nicht zu mögen

Die drei sind sich einig. Kartoffelsalat mit Würstchen. „Oh, ja!“, riefen die Enkelinnen. Das ist heute einfach, die Kinder zu bekochen, denke ich und mache mich ans Werk. Kartoffelsalat ist zwar nicht meine Stärke, noch kann ich mich eines geheimen Familienrezeptes bedienen. Dennoch bin ich mit dem Resultat zufrieden. Ich stelle den Kartoffelsalat auf den Tisch.
„Ist das Kartoffelsalat?“, fragt mich die Mittlere von den drei Mädchen und zieht ihre Augenbrauen zusammen. „Da sind ja gar keine Eier drinnen.“
„Dafür Joghurtmayonnaise und Essiggurken“, gebe ich zur Antwort.
„Mag ich nicht“, sagt sie und schiebt die Schüssel von sich. Ich reiche den Salat der Ältesten. Aber auch sie winkt ab. „Bei uns zu Hause sieht Kartoffelsalat anders aus“, erklärt die Neunjährige.
„Probiert doch erst einmal. Er schmeckt wirklich lecker.“, sagt mein Mann und gibt einen Löffel voll mit Kartoffelsalat auf den Teller der Jüngsten. Sie blickt ihre Schwestern an, die schützend ihre Hände über ihre Gedecke legen. „Will ich auch nicht“, sagt die Kleine.

Die Welt spiegelt sich gerade in meinem Kartoffelsalat, denke ich. Es ist nicht so, wie ich es mir vorstelle. Es ist nicht so, wie ich es kenne. Und zu guter Letzt: Ich schließe mich der Meinung anderer an.
Die Kinder haben dem Kartoffelsalat keine Chance gegeben. Nicht einmal probiert. Schade. Ich lächle, denn plötzlich erkenne ich mein eigenes Verhalten, das oft dem der Kinder um nichts nachsteht. Schade um all das Nichterlebte, das meiner Vorstellung, Gewohnheit und Anpassung an andere zum Opfer fällt.



ich danke Euch für Eure Rückmeldung, auch für das Anzeige von Rechtsschreibfehlern und "Holpern"

liebe Grüsse
paradieseule
« Letzte Änderung: 16 January 2022, 13:27:31 von Paradieseule »
"In jedem Buch begegne ich meiner Seele" Isabel Allende

Paul

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Re: Kartoffelsalat und von der Quintessenz ihn nicht zu mögen
« Antwort #6 am: 16 January 2022, 16:03:44 »
Liebe Paradieseule

mir gefällt die Geschichte mit ihrer Moral. Trotzdem bin ich an einigen Stellen raufgeflogen. Anbei eine schnelle Version deiner Geschichte von meiner Seite. Vielleicht gefallen dir ja einige Veränderungen:

Die Welt spiegelt sich in meinem Kartoffelsalat

Die drei Enkelinnen sind sich einig. Kartoffelsalat mit Würstchen. „Oh, ja!“, riefen sie.
Heute ist es einfach, die Kinder zu bekochen, denke ich und mache mich ans Werk. Kartoffelsalat ist zwar nicht meine Stärke, auch fehlt mir ein geheimes Familienrezept, doch bin ich mit dem Resultat zufrieden.
„Ist das Kartoffelsalat?“, fragt mich die Mittlere von den drei Mädchen und zieht ihre Augenbrauen zusammen. „Da sind ja gar keine Eier drinnen.“
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„Probiert doch erst einmal. Er schmeckt wirklich lecker.“, sagt mein Mann und gibt einen Löffel voll mit Kartoffelsalat auf den Teller der Jüngsten. Sie blickt ihre Schwestern an, die schützend ihre Hände über ihre Gedecke legen. „Will ich auch nicht“, sagt die Kleine.

Die Kinder geben dem Kartoffelsalat keine Chance. Sie haben ihn nicht einmal probiert. Schade, denke ich. Doch so läuft die Welt. Alles, was nicht so ist, wie man es kennt, wird schnell abgelehnt. So fällt das Nichterlebte der Vorstellung, Gewohnheit und Anpassung an andere zum Opfer. Nun denn, denke ich, dann gibt es heute eben Marmeladenbrot. Und morgen ist wieder ein neuer Tag.

Paul  :)
"Es ist besser, einige der Fragen zu kennen, als alle Antworten." (James Thurber)

June

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Re: Kartoffelsalat und von der Quintessenz ihn nicht zu mögen
« Antwort #7 am: 16 January 2022, 18:14:43 »
Hallöchen :)

eine kleine Sache hat mich irritiert:

Zitat
Die drei sind sich einig. Kartoffelsalat mit Würstchen. „Oh, ja!“, riefen die Enkelinnen. Das ist heute einfach, die Kinder zu bekochen, denke ich und mache mich ans Werk. Kartoffelsalat ist zwar nicht meine Stärke, noch kann ich mich eines geheimen Familienrezeptes bedienen. Dennoch bin ich mit dem Resultat zufrieden. Ich stelle den Kartoffelsalat auf den Tisch.

Und zwar die Verbindung von "zwar nicht meine Stärke, noch kann ich" und dann das "Dennoch".
Dennoch wäre logisch, wenn sie kein Rezept hat und improvisiert. So ist unklar, wieso das dennoch da steht, weil nichts über das Rezept gesagt ist - ist es unleserlich, sind Flecken drauf ... weißt du, worauf ich hinaus will?

Ich meine auch bei "nicht meine Stärke", wäre ein "aber ich kann auf" besser. Rest passt.
Soweit mein Senf :D

LG, June
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merin

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Re: Kartoffelsalat und von der Quintessenz ihn nicht zu mögen
« Antwort #8 am: 16 January 2022, 20:00:40 »
Ich fürchte, das mit der neuen Version wird nicht klappen, weil nun nicht immer klar ist, wer sich auf welche Version bezieht. Aber probieren wir es aus.

Der Anfangsholperer ist noch drin:

Zitat
Kartoffelsalat ist zwar nicht meine Stärke, noch kann ich mich eines geheimen Familienrezeptes bedienen. Dennoch bin ich mit dem Resultat zufrieden.

Für mich muss es heißen:

Zitat
Kartoffelsalat ist zwar weder meine Stärke, noch kann ich mich eines geheimen Familienrezeptes bedienen. Dennoch bin ich mit dem Resultat zufrieden.

Ansonsten finde ich den Text nun zwar klarer, aber leider viel zu erklärbärig. Er wirkt dadurch fast etwas plump, der Zauber der Situation ist nicht mehr so gut eingefangen und was man daraus ziehen soll ist für meinen Geschmack zu sehr serviert (wie Kartoffelsalat ;)).

Woran das liegt, müsste ich im Detail herausarbeiten, aber du hast den Text in den Schnellimbiss gestellt und ich bin nicht sicher, ob das dein Anliegen ist. Gibst du mir nochmal einen Tip?

LG
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eska

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Re: Kartoffelsalat und von der Quintessenz ihn nicht zu mögen
« Antwort #9 am: 16 January 2022, 23:28:11 »
Hi Eule.

Im Ganzen gefällt mir deine kleine Szene mit ihrem großen Bezug. (Ich beziehe mich auf die zweite Version.)
Mir ist folgendes aufgefallen: Alle handelnden Personen, also auch die Ich-Erzählerin, haben eine genaue Vorstellung, wie Kartoffelsalat, zumindest leckerer solcher, gemacht sein muss. Vermutlich basiert das jeweils auf Gewohnheit. Also kommen verschiedene Gefühle zusammen, wenn er anders ausfällt (die Welt nicht meinen Erwartungen entspricht): Enttäuschung, weil ich mich auf das Bekannte gefreut habe, Verunsicherung, dass etwas so Selbstverständliches eben nicht selbstverständlich ist, vielleicht Empörung, dass ich mich mit meinen negativen Gefühlen abfinden soll (= ich bin falsch) und mich mit dem Unbekannten, Enttäuschenden auseinandersetzen. Die Oma hat sich auf ein fröhliches Essen und zufriedene Kinder gefreut als Lohn für ihre Mühe und ist ebenfalls enttäuscht, denn für sie ist das Salat richtig, so wie sie ihn kennt.

Um die Lektüre ergebnisoffener zu machen, würde ich den Titel verkürzen auf nur 'Kartoffelsalat'.

Dass die drei Mädchen zusammenhalten und einander mehr vertrauen als der ein bisschen fremden Oma, die auch noch anders kocht als die Eltern, könntest du zusätzlich zeigen, z.B. indem sie sich alle auf der Sitzbank drängeln. Und die Unsicherheit der Oma könnte die Frage ganz am Anfang zeigen: "Was esst ihr denn gern?" oder ein "das wird einfacher als befürchtet."

Und zum letzten Teil fehlt mir ein Übergang. Vielleicht so was wie: Ich gehe in die Küche und schneide ein paar Scheiben Brot ab. Zu den Würstchen. Und plötzlich muss ich schmunzeln. Die Welt spiegelt sich in meinem Kartoffelsalat. Weil er anders ist, hat er keine Chance. Wieviel Gutes habe ich in meinem Leben wohl verpasst, weil es meiner Vorstellung, Gewohnheit und Anpassung an andere zum Opfer fiel?

Zitat
„Oh, ja!“, riefen die Enkelinnen.

Wenn du den Satz drin lassen willst - es gefiel mir auch ohne - dann passt Präsens besser in den Kontext.

Gruß,
eska



Paradieseule

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Re: Kartoffelsalat und von der Quintessenz ihn nicht zu mögen
« Antwort #10 am: 17 January 2022, 16:40:37 »
danke Euch allen.

Ich hoffe, dass ich heute noch ein wenig Zeit finde, den Text zu polieren.

@June
@merin
@Paul
Ja der Satz ist etwas unglücklich. Ich werde ihn umformieren.

Ansonsten danke für Eure Anmerkungen. Ich glaube ihr habt mir gut aufgezeigt, welcher Eindruck beim Lesen entsteht und wo für Euch die Sätze holpern.

@eska
rufen -- statt "riefen", danke.
Mit deinen Ausführungen kann ich viel anfangen.

@merin:
Es soll ein Schnellimbiss bleiben, weil ... schnell und kurz.

danke
paradieseule





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Paradieseule

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Re: Kartoffelsalat und von der Quintessenz ihn nicht zu mögen
« Antwort #11 am: 20 January 2022, 10:37:58 »
Tralla-la-la ...

Ich habe diesen (in überarbeiteter Form) Text an die lokale Redaktion der örtlichen Tageszeitung geschickt. So quasi für "Lückenfüllzwecke" für Beilagen. (Marktmagazin) - Natürlich wollte ich damit auch mein Buch bewerben. :biggrin:

Gerade hat mich die Readaktion angerufen. Sie geben meinen Text weiter an die Sonderreaktionen, die solche Texte durchaus brauchen können.
Aber .... Sie würden mich gerne kennenlernen und mich als freie Journalistin/Berichtserstatterin engagieren.  :hehe: Ist doch irgendwie geil. Oder?

LG Paradieseule
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merin

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Re: Kartoffelsalat und von der Quintessenz ihn nicht zu mögen
« Antwort #12 am: 20 January 2022, 11:35:37 »
Auf jeden Fall. Leider sind freie Mitarbeitende in Tageszeitungen oft unterirdisch schlecht bezahlt. Guess how I know ...
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Re: Kartoffelsalat und von der Quintessenz ihn nicht zu mögen
« Antwort #13 am: 20 January 2022, 11:49:08 »
Natürlich möchte ich bezahlt werden.
Aber um's Geld geht es mir nicht vorrangig. Ich möchte mehr eher einen "Namen" machen.

Paradieseule
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Re: Kartoffelsalat und von der Quintessenz ihn nicht zu mögen
« Antwort #14 am: 20 January 2022, 13:30:26 »
Das funktioniert wahrscheinlich ganz gut. Ich habe auch eine Menge Veranstaltungen besucht, bei denen ich sonst nicht gewesen wäre.
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