25 December 2024, 02:50:01

Autor Thema: No 42 antwortet nicht  (Gelesen 9309 mal)

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Maks Morgenstern

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No 42 antwortet nicht
« am: 12 January 2022, 13:58:24 »
So, heute kommt der berühmte erste Satz, für den ich mich bei die Stipendiaten entschieden habe.
Meine Fragen findet ihr am Schluss:

Jeder Mensch hat ein Recht darauf beschützt zu werden vor Gefahren, von innen und außen. Sternklar, wie immer, erstreckte sich die unendliche Tiefe des Nachthimmels. Hier draußen herrschte eine wundersame Stille, wie sie nur wenige Menschen erfahren. Es war bitterkalt, aber das Aggregat funktionierte einwandfrei. Kälte gab es in der orbitalen Nacht nicht, es herrschte Abwesenheit von Wärme. Das Thermometer zeigte 2,7 Kelvin, kurz vor dem absoluten Gefrierpunkt, was -270 Grad Celsius entspricht. Auf der Sonnenseite wurde die Hitze tödlich, über 100 Grad Celsius, wenn die Sonne über dem Horizont auftauchte. Schwerelos zog CubeX No. 42 mit 12.000 km/h seine elliptische Bahn um die Erde. Luft im Inneren fehlte nicht, zumal im hiesigen Vakuum kein Sauerstoff verfügbar war. Obwohl sie nur 25 Kilometer entfernt an Bord der Raumstation Tiangong denselben Planeten umkreisten, bemerkten die Taikonauten nicht, dass sie No. 42 im Orbit passierten. 

In Shenzen, nördlich von Hongkong verließen Feng Wong und ihr Mann, Shi Peng, nach der Schicht die Fabrik, um den Feierabend anzutreten. Kollegen waren in den riesigen Foxconn Fertigungshallen, um während der Nachtschicht die Roboter zu beaufsichtigen, die ununterbrochen Playstations, Smartphones und Laptops für zahlungskräftige Kunden zusammenfügten. Foxconn City bot den Beschäftigen neben Wohnungen auch Sportplätze, Restaurants, Casinos, ebenso wie Banken und Geschäfte.

Wie alles im Leben, wandeln sich auch Gefahren und es gilt die Wahrnehmungssinne der schlaflosen Gardisten ständig zu schärfen und anzupassen, um möglichen Bedrohungen den entscheidenden Schritt voraus zu sein. Mit dem von Dan Lehmann entworfen Sentinel-System war der digitale Schutzschild globale Realität geworden, für die Wenigen, die davon wussten. Der nachtschwarze Nanosatellit, der sich vor 18 Monaten wie ein Origami-Vogel in seiner Umlaufbahn entfaltet hatte, arbeitete zuverlässig und sendete regelmäßig Signale an das NetSpace Mission Control Center. Dafür erzeugten große mit Vantafolie beschichtete Sonnensegel mehr Energie als der Regelbetrieb des lautlosen Spähers forderte. Die unscheinbare 15 x 15 cm große Pappkiste, Papier ist leichter als Kunststoff, war ein Veteran aus der ersten Charge künstlicher Trabanten, die um den Heimatplaneten kreisten. Jede Einheit, vollgestopft mit hochempfindlicher Elektronik, kostete 1,5 Mio. Dollar, Transport inklusive. Mit dem Start der Falcon Trägerrakete von Cape Canaveral im November würden 16 weitere Satelliten das mächtige Wächternetz vollenden. Winzige LED-Kontrollleuchten zeigten grün an, wenn No. 42 auf Sendung ging und rot bei Empfang, was selten vorkam. Eine redundante Funktion, zumal nie ein Mensch diese Leuchten sehen würde. Satellas bedeutet Leibwächter, Begleiter, die schon zur Römerzeit Menschen beschützten, ohne fliegen zu können. Dank der Präzisionskameras, ausgestattet mit ultraleichten Hochleistungsobjektiven, konnten die digitalen Wächteraugen Gegenstände von der Größe einer Streichholzschachtel auf der Erdoberfläche digital erfassen.

350 km darunter lag Washington, Hauptstadt der Vereinigten Staaten. Auf der Ostseite des Kapitols stand die überlange Cadillac-Limousine, die ‚Beast‘ genannt wurde. Das Beast gilt als das am besten gesicherte Fahrzeug der Welt und verfügt über eine schwer gepanzerte Karosserie, die Insassen dieses rollenden Tresors vor Bomben und Granaten schützen würde, und über ein digital verschlüsseltes Funksystem, dessen Code ausschließlich autorisierten Personen bekannt war. Vor und hinter dem Beast standen die nachtschwarzen Begleitfahrzeuge, vier mächtige SUV mit getönten Scheiben und durchtrainierte Agenten des Secret Service in dunklen Anzügen von der Stange, mit stereotypen Sonnenbrillen. Silvers Funkgerät knackte, noch fünf Minuten, dann würden er FLOTUS nach dem Lunch mit dem Ältestenrat des Senats, anlässlich des 64. Geburtstages ihres Gatten, sicher zurückbringen, in die Pennsylvania Avenue 1600.

Die wirksamste Art Drachen zu bekämpfen ist ihr Gelege zu beobachten, wobei das seltene Talent Nester aufzuspüren, unabhängig davon ist, ob man an Drachen glaubt. Die vier Antennen, die sich wie überlange Insektenfühler von dem kleinen Körper ausstreckten, erlauschten im Footprint auf dem Planeten Signale über sämtlichen bekannten Frequenzen. Dazu waren diese LEOs in ihre erdnahe Umlaufbahn gebracht worden. Mit über 300 Megabits pro Sekunde und einer Latenzzeit von 20 Millisekunden, übertraf CubeX jeden terrestrischen Internetprovider. Die Daten, die ununterbrochen verschlüsselt an die Bodenstation in Kalifornien übermittelt wurden begründete den unschätzbaren Wert für ihre Betreiber. Eine der LED-Leuchten wechselte auf Rot. Weniger als zwei Sekunden dauerte es, bevor der CubeX-Satellit mit der Seriennummer 42 die Anzeige wieder auf grün schaltete und weiter Datenschätze zur Erde senden konnte. Eine unscheinbare Veränderung der Kopfzeile in der Kommunikationsroutine, die Charly König quantenverschlüsselt gesichert hatte, bewirkte, dass sich die zuständige Bodenstation nicht länger in Kalifornien befand, wo erst mit Verspätung bemerkt wurde, dass No. 42 nicht antwortete. Baumstumm, wie alle Kommilitonen, die mit ihm lauschend durchs All jagten. 
Agent Silver sah, dass Liberty, so lautete der Codename für die First Lady, sich seinem Fahrzeug näherte und startet vorschriftsgemäß den Motor. Eleonore Roosevelt war die erste Präsidentengattin, die von einer gepanzerten Sonderanfertigung beschützt wurde. Amerika befand sich im Krieg, damals, und seither andauernd. Die Kolonne hatte strikte Anweisung fünf Sekunden nach dem Schließen der Türen im Fonds in Bewegung zu sein. Die massiv gepanzerte Türe mit der schusssicheren Scheibe wurde mit einem sonoren Pfffftt-Laut hydraulisch ins Schloss gezogen, aber das tonnenschwere Beast rührte sich nicht von der Stelle, obwohl der Achtzylinder gewaltig röhrte. Silver reagierte gelassen, schließlich gehörte er seit Amtsantritt zum persönlichen Sicherheitsstab der First Lady. Irgendetwas hinderte die elektronische Kupplung daran die Kraft des Vortex-Motors mit dem stufenlosen Automatikgetriebe aus Detroit zu verbinden, obwohl das Display eindeutig ‚D‘ anzeigte.

In seinem Inneren schaltete der erfahrene Agent auf höchste Alarmbereitschaft und sendete den entsprechenden Notruf an die Zentrale, während er routiniert den Small Talk mit seiner sympathischen Passagierin fortsetzte. Energisch ruckelte John an dem Schalthebel und wiederholte seine Programmwahl. Ungläubig starrte er auf das 20 Zoll Display, das in der Mitte des Armaturenbretts leuchtete. Unübersehbar blinkte dort der Schriftzug: ‚You are Speeding – slow down please!‘. Silver verfluchte diese jüngste Version der Präsidenten Limousine, die offensichtlich nicht hinreichend getestet worden war. Er verabscheute dieses Computerspielzeug, das Fahrer zu Marionetten degradierte und kramte in der Hosentasche nach seinem Handy, um die ominöse Botschaft festzuhalten. Privat bevorzugte John Fahrzeuge, die er mit Werkzeug und Schweißgerät selbst in Schuss halten konnte. In letzter Sekunde schaffte er es auf den virtuellen Auslöser zu drücken, unmittelbar bevor die Textzeile ‚Never forget who makes the rules!‘ auf dem Bildschirm erschien.
„Madame President, es gibt eine leichte Verzögerung“ versuchte Silver die aufmerksam gewordene Dame im Fonds zu beruhigen, die sich wieder ihrem Telefonat widmete.

Hier folgen Kapi 2 (Flug 420 nach SF) und 3 (Fata Morgana)

Disruption
Scott Kelly und Michail Borissowitsch, die Diensthabenden der sechs Astronauten an Bord der ISS würden später im Protokoll der Messungen vom 22. August feststellen, dass um 22.15 Uhr, im Weltraum gilt Greenwich Mean Time als Universalzeit, eine Impulsübertragung in ihrer Nähe stattgefunden hatte. Ursprung und Zielkoordinaten unbekannt. Auch die Sensoren der Tiangong hatte den Impuls registriert und weitergeleitet. Die hochkomprimierte Befehlsdatei arbeitete sich langsam durch die Datensysteme von CubeX 42 und befolgte die Routinen im bordeigenen Kommunikationsprogramm.

300 Meter unter der tosenden Gischtoberfläche des Persischen Golfs bewegte sich die Weiße Stadt in Richtung Westen. Wie ein Schwarzes Loch, in Schleichfahrt für empfindlich Sonargeräte nahezu unaufspürbar, war die hochautomatisierte Belgorod mit 184 Metern Länge und einer Wasserverdrängung von 30.000 Tonnen das größte russische U-Boot, Das erste, das seit dem Untergang der Kursk in Dienst gestellt wurde. Der atomgetriebene Unterwasserkoloss war für den Transport der thermonuklearen Poseidon Torpedos gebaut worden, die von der NATO unter dem Codenamen Kanyon geführt wurden. Putins Wunderwaffe besaß eine Reichweite von 10.000 km und von diesen 20 Meter langen Zylindern befanden sich sechs an Bord der Belgorod. Gleichzeitig diente sie als unsichtbares Mutterschiff für kleine Rettungs-U-Boote und tiefesstaugliche Drohnen, die die nahen Ölfelder beobachteten. Dem jungen Sonaroffizier, der auf dieser monotonen Übungsfahrt mit einem kasachischen Matrosen auf einem anderen Schiff Schach spielte, entging, dass ein lautloses Signal zur Aktivierung einer nuklearen Poseidon Torpedorakete eingegangen war und automatisch an den Ordonanzoffizier weitergeleitet wurde. Die frisch programmierten Zielkoordinaten würden die Ölproduktion der arabischen Anrainerstaaten für Jahre um die Hälfte reduzieren, sobald die tödliche Fracht aus dem Rumpf losgeschickt würde.   

Bevor es dem Quick Response Team des Secret Service gelang die Quelle dieser Störung an First Vehicle ausfindig zu machen, verschwand der Text und die, aus unerfindlichen Gründen blockierte, Fahrzeugelektronik wurde freigegeben. Silver Erleichtert schaltete Silver in Drive Modus und benötigte keine 8 Minuten für die kurze Passage entlang der Constitution Avenue, die für Cadillacs One wie üblich gesperrt war. Die zuständigen Mitarbeiter der Homeland Security, der CIA und der NSA fanden diesen einmaligen Vorgang alles andere als üblich und setzten sämtliche Hebel in Bewegung, um die Ursachen ausfindig zu machen. Drei Stunden später, als John Silver seine Schicht beendete und sich ins Wochenende verabschiedete, wurde vom FBI festgestellte, dass es sich nicht um technisches Versagen handeln konnte.

Niemand brauchte das Firmengelände in Shenzen zu verlassen, für Ausflüge war die täglich zu erfüllende Leistungsnorm zu hoch. Tausende Mitarbeiter waren überrascht, als sie feststellten, dass ihr Social Score um 3.600 Bonuspunkte erhöht worden war, was zwei kompletten Freischichten entsprach. Shi Peng Wong schaute ungläubig auf seiner PinLin-App und zeigte das Display Feng, seiner ebenso überraschten Gattin. Zum ersten Mal seit fünf Jahren hatten die Wongs zwei Tage am Stück frei, ihre nächste Schicht bei Foxconn würde erst am Montags beginnen, so hatte es das System bestätigt, wie für ihre Kollegen. Das System hatten immer Recht. Als die Arbeitskräfte sich endlos in den Freizeiteinrichtungen vergnügten und am Samstagmorgen keiner zumr Schichtbeginn erschienen war, wurde die Firmenleitung misstrauisch und wenige Stunden später aufmerksam auf die geringfügige Manipulation der PinLin Sozialkreditkonten, die unmittelbar mit den Zeiterfassungssystemen der Foxconn Fabriken verknüpft waren und informierte umgehend das regionale Parteibüro. Die Partei hatte das letzte Wort.

In Darmstadt würde die Europäische Raumfahragentur, ESA, an diesem Tag feststellten, dass sie den Kontakt zu dem strategische bedeutenden IntCen21-Satelliten verloren hatte, mit dem elektronische Signale terrorverdächtiger Gefährder und ihre Konten weltweit überwacht wurden.

Die Rückmeldungen, die in den folgenden 24 Stunden von US-Diensten in Peking, Moskau und Brüssel in Fort Meade eintrafen, und von einer Serie digitaler Schreckensereignisse berichteten, die zu gravierenden Systemstörungen bis hin zu Beinahe-Katastrophen geführt hatte, trugen nicht zur Beruhigung von Colonel Halverson bei. Aufgrund der kryptischen Textbotschaften, die als Warnung verstanden werden mussten, und damit eine direkte Bedrohung der Nationalen Sicherheit darstellten, wurden der Präsident und seine Familie in Sicherheit gebracht und die Anti-Terror Routinen aktiviert.

Regierungen weltweit waren von Übergriffen auf Sicherheitssysteme betroffen und keine Nation hatte eine passende Erklärung. Foxconn bezifferte den Verlust zweier Tagesproduktionen mit 10 Mio. Dollar, was für 50.000 Smartphones übertrieben schien, aber angesichts der globalen Bedrohung vernachlässigbar. Am Sonntag berichteten NSA-Agent Goodyear und der verantwortliche CIA Offizier dem Nationalen Sicherheitsberater im Weißen Haus, dass sich die unbekannte Gefahrenquelle zweifelsfrei in einer erdnahen Umlaufbahn befand. Spezialisten der beteiligten Bundesbehörden und Vertreter von acht betroffenen Nationen hofften, dass sie von einem künstlichen Erdtrabanten ausgelöst worden war, dessen Betreiber sie mit vereinten Ressourcen aufspüren wollten, um die extrem angespannte Sicherheitslage zu entschärfen. Dan Lehmann befand sich privat in Dresden und schlief als sich der fatale Zwischenfall ereignete, von dem der CubeX Erfinder erst mit Verzögerung erfuhr.

....

Wünsche Euch viel Freude beim Lesen. Hier meine Fragen:
1. Gelingt es eine dichte Thrilleratmosphäre zu schaffen, die den Leser in die Story mitnimmt oder ist dieses Satelliten Netzwerk zu abstrakt (Star Link existiert). Der Roman ist KEIN SciFi! 

2. Der leise angedeuteten Hack der Satelitten (grün/rot/grün) bedeutet eine globale Bedrohung, aber behält der Leser den Überblick über die Schauplätze (Space, Washington, Shenzen und Persischen Golf) und Personen oder ist es zuviel des Guten.

3. Findet ihr die Wortspiele Satellit - Wächter, Sicherheit - Überwachung - Manipulation - Disruption gelungen oder überfrachtet?  (Dieser Grundkonflikt geht durchs ganzen Roman, DDR, Nazizeit, Saudi-Arabien, USA nach 9/11)

4. Wird hier deutlich, dass Dan Lehmann  das Genie hinter dem Sentinell-Netzwerk von NetSpace ist? Er soll hier als Hauptperson aufgebaut werden?

Bester Federgüße
MM


« Letzte Änderung: 16 January 2022, 12:39:23 von Maks Morgenstern »

Paul

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Re: No 42 antwortet nicht
« Antwort #1 am: 16 January 2022, 11:30:19 »
Lieber Maks

Bevor ich mich ans Rösten mache, habe ich ein paar Fragen an dich. Du stellst innerhalb von kurzer Zeit viele Ausschnitte aus deinem Roman in den Rost. Diese Passagen sind alle mit verschiedenen Fragen verbunden - und diese Fragen sind auch spannend und gut - trotzdem fällt es mir schwer, mich auf sie zu konzentrieren, weil mir beim Lesen deiner Texte ganz andere Dinge ins Auge fallen, die für mich viel wesentlicher sind. Und das sind vor allem sprachliche Eigenheiten, die dazu führen, dass der Text selbst nicht lebendig wird, das sind mangelnde Handlungen, das sind ...

Die Frage für mich ist nun die:

Auf welche Weise willst du eine Rückmeldung erhalten?

Soll ich nur auf deine Fragen Antwort geben - und dir für den Rest eine kurze Notiz anfügen? (auch wenn das für mich hieße, bei einem Elefanten mitten im Porzellladen von den verschiedenen Kaffeetassen in den Regalen zu sprechen und das Offensichtliche - den Elefanten - zu verschweigen) Oder hast du Interesse daran, auch an die Struktur deines Schreibens heranzugehen und dir ganz andere Dinge näher anzusehen? Das ginge für mich aber nur, wenn du mir dann auch eine Rückmeldung auf einzelne Anmerkungen gibst, so dass es darüber einen Austausch gibt?

Über eine kurze Tendenz in die eine oder andere Richtung wäre ich dir dankbar.

 ;) Paul
"Es ist besser, einige der Fragen zu kennen, als alle Antworten." (James Thurber)

Maks Morgenstern

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Re: No 42 antwortet nicht
« Antwort #2 am: 16 January 2022, 12:16:32 »
Lieber Paul,
mutig am Sonntag Morgen konkret nachzuhaken, das ist ja der Sinn dieses Forums.

Zitat
Auf welche Weise willst du eine Rückmeldung erhalten?
1. Ich nehme alles, was ich krigen kann!
Sprachlich kann ich immer dazulernen. Mein Stil ist Cross-Over und assoziativ, das finde ich gerade gut. Kann aber zu sprunghaft, unpräzise oder einfah zu viel "Rauschen" sein. Hier schätze ich Hinweise, welche Darlings ich killen kann. Natürlich habe ich mir bei allem etwas gedacht, aber der Text soll ja ankommen!!

2. JA, es sind Ausschnitte aus einem Gesamtwerk, für mich kein Monolith, sondern ein Mosaik aus verschiedenen intensiven Abschniiten aus Sicht der verschiedenen Figuren. Hierzu sind meine Fragen gedacht, ob dis Spannung trägt etc. Es geht um 30 bzw. mit von Brauns Story um 70 Jahre Technikgeschichte, die spannend und erzählerisch hinterfragt werden.

Zur Orientierung füre ich die aktuelle Zusammenfassung bei, vielleicht hilft das, die Gesehnisse im Text einzuordnen.. Achtung Spoiler....

Beste Federgrüße
MM

Paul

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Re: No 42 antwortet nicht
« Antwort #3 am: 16 January 2022, 16:26:43 »
Lieber Maks

Dann versuche ich mein Glück. Dabei fände ich es schön, mit dir über deine Gedanken ins Gespräch zu kommen. Ich konzentriere mich auf das Eingansstück:

Zitat
Jeder Mensch hat ein Recht darauf beschützt zu werden


Dein erster Satz ist ein starker Einstieg. Er nimmt mich sofort mit hinein in deine Geschichte. Doch schon die Erweiterung (vor Gefahren, von innen und außen) nimmt dem Satz m.E. den Schwung. Lieber kurz und knackig.

Was dann kommt, ist für mich erst einmal komplett unverständlich:

Zitat
Sternklar, wie immer, erstreckte sich die unendliche Tiefe des Nachthimmels.

Was hat das mit den Gefahren zu tun? Wo befinde ich mich? Wer bin ich? Wann bin ich? Alles das bleibt ein Rätsel. Soll es eine Schilderung sein, eine Momentaufnahme, dann könnte ich es lesen. Aber dann bitte ohne den ersten Satz, denn der verwirrt mich in dem Fall nur.

Zitat
Hier draußen herrschte eine wundersame Stille, wie sie nur wenige Menschen erfahren
.

Du machst rätselhaft weiter. Wer sind die wenigen Menschen? Wo sind wir hier draußen?

Zitat
Es war bitterkalt, aber das Aggregat funktionierte einwandfrei.

Welches Aggregat? Spätestens bei dieser Frage hast du mich als Leser endgültig verloren. Zu viele offene Fragen funktionieren nicht, wenn sie nicht durch eine Person oder ein Bild, das im Kopf entsteht, getragen werden.

Zitat
Kälte gab es in der orbitalen Nacht nicht, es herrschte Abwesenheit von Wärme. Das Thermometer zeigte 2,7 Kelvin, kurz vor dem absoluten Gefrierpunkt, was -270 Grad Celsius entspricht. Auf der Sonnenseite wurde die Hitze tödlich, über 100 Grad Celsius, wenn die Sonne über dem Horizont auftauchte.

Jetzt wird es auch noch technisch, was bei mir die Langeweile eher erhöht, weil es bei mir keine Assoziationen auslöst - und ich bin SF-Fan.

Und jetzt erst kommt "die Hauptperson", um die es geht:

Zitat
Schwerelos zog CubeX No. 42 mit 12.000 km/h seine elliptische Bahn um die Erde.

Der Satz hätte m.E. ganz nach vorne gehört. Dann wäre klar, was hier los ist.

Es folgt eine weitere Ausgestaltung, die nur wenig zum Inhalt beiträgt

Zitat
Luft im Inneren fehlte nicht, zumal im hiesigen Vakuum kein Sauerstoff verfügbar war. Obwohl sie nur 25 Kilometer entfernt an Bord der Raumstation Tiangong denselben Planeten umkreisten, bemerkten die Taikonauten nicht, dass sie No. 42 im Orbit passierten. 

Und die Frage aller Fragen bleibt: Wo bleibt die Gefahr, vor der jeder Mensch das Recht hat, beschützt zu werden?

M.E. muss sich jeder Text selbst erklären. Er sollte auch so geschrieben sein, dass er gelesen wird. An beidem mangelt es mir bei dir - und das schon in den ersten Zeilen. Ein Roman, der so beginnt, würde ich nie lesen, sondern spätestens an dieser Stelle im Buchladen wieder weg legen.

Darum nun meine Fragen dazu:

Warum hast du den Anfang so gewählt? Findest du selbst deine Art zu Schreiben nachvollziehbar? Was hindert dich daran, direkt mit einer Beschreibung zu beginnen (Schwerelos zog CubeX No. 42 mit 12.000 km/h seine elliptische Bahn um die Erde), um dann, am Ende des kleinen Abschnitts, auf den Sinn des Ganzen zu kommen, nämlich, dass jeder Mensch ein Recht hat, vor Gefahren beschützt zu werden, nur dass man manchmal nicht weiß, von wem die Gefahr ausgeht?

Ich fände es spannend, nur an diesem kleinen Abschnitt zu verweilen und mögliche Alternativen zu besprechen.

Paul  8)


« Letzte Änderung: 16 January 2022, 16:31:23 von Paul »
"Es ist besser, einige der Fragen zu kennen, als alle Antworten." (James Thurber)

Maks Morgenstern

  • Gast
Re: No 42 antwortet nicht
« Antwort #4 am: 16 January 2022, 17:30:31 »
Lieber Paul,

Zitat
Warum hast du den Anfang so gewählt? Findest du selbst deine Art zu Schreiben nachvollziehbar?
Natürlich finde ich meine Art zu Schreiben spannungsgeladen und nachvollziehbar. Ich finde einige meiner Bilder sogar recht stark. Gleichzeitig ahne ich, dass  ich den Leser gelegentlich überfrachte oder überfordere, was zu Leserfrust und Verlust führt.... Es soll sich unterscheiden, muss aber auch nicht jedem schmecken. Dich als SF-Fan sollte die Geschichte aber doch hineinziehen und mitreißen...

Als Leser schätze ich es, wenn nicht mit der klassischen Beschreibung der Protagonisten begonnen wird, sondern ich mich orientieren muss und rätsle worum es geht. Dann kommt Schritt für Schritt die Auflösung. Der ganze Roman ist ein Mehrgenerationenrätsel, Überraschungen, Betrug, Hoffnung und Abgründe. .

Aber, ich habe deinen Vorschlag mal durchgespielt und dazu folgene Überlegung, in der das wichtige Sentinel-Netzwekr frühjer benannt wird.
Jeder Mensch hat ein Recht darauf beschützt zu werden. Schwerelos zog CubeX No. 42 mit 12.000 km/h seine elliptische Bahn um die Erde. Die Mission von No 42 und seinen Sentinel-Kollegen im Orbit war es Gefahren, von innen wie von außen, rechtzeitig zu erkennen. Sternklar, wie immer, erstreckte sich die unendliche Tiefe des Nachthimmels. Hier draußen herrschte eine wundersame Stille, wie sie nur wenige Menschen erfahren. Es war bitterkalt, aber das Aggregat funktionierte einwandfrei. Kälte gab es in der orbitalen Nacht nicht, es herrschte Abwesenheit von Wärme. Das Thermometer zeigte 2,7 Kelvin, kurz vor dem absoluten Gefrierpunkt, was -270 Grad Celsius entspricht. Auf der Sonnenseite wurde die Hitze tödlich, über 100 Grad Celsius, wenn die Sonne über dem Horizont auftauchte. Es war alles andere als trivial zu erkennen, woher Gefahr drohte, aber die Sentinel-Konstellation war in der Lage Gefahren aufzuspüren und abzuwehren. Obwohl sie nur 25 Kilometer entfernt an Bord der Raumstation Tiangong denselben Planeten umkreisten, bemerkten die Taikonauten nicht, dass No. 42 sie unsichtbar passiert hatte. 

Muss mich noch daran gewühnen, aber lasse es mal wirken...


Dankbare Federgrüße
MM

« Letzte Änderung: 16 January 2022, 18:33:22 von Maks Morgenstern »

Paul

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Re: No 42 antwortet nicht
« Antwort #5 am: 16 January 2022, 22:41:19 »
Hi Maks

Ich mag es auch, wenn ich nicht gleich alles auf dem Silbertablett serviert bekomme, trotzdem gibt es große Unterschiede zwischen Bildern, die Rätsel eröffnen und einem Text, der willkürlich hin und her springt. Umgekehrt - und da beginnt auch meine Neugierde für mein eigenes Schreiben - ist es immer wieder spannend, an welcher Stelle man im eigenen Text "springt" und wo und wie man wieder ankommt.

Was dein Vorschlag angeht, hakt er m.E. noch immer an ähnlichen Problemen, auch wenn er für mich zumindest besser verständlich ist:

Problem 1: Der Anfangssatz passt nicht zu dem, was folgt.

Problem 2: Das Bild vom Satelliten, der um die Erde fliegt, wird mehr "behauptet", als dass es in meinem Kopf entsteht.

Ich probier mal einen Versuch (auf die Schnelle von meiner Seite - ohne zu wissen, ob er mich selbst überzeugt)

Schwerelos zog CubeX No. 42 mit 12.000 km/h seine elliptische Bahn um die Erde. Er war weder von der Erde aus zu erkennen, noch von den Taikonauten auf der Raumstation Tiangong, obwohl sie nur 25 Kilometer entfernt den gleichen Planeten umkreisten. Unsichtbar hielt er seinen Kurs durch die unendliche Tiefen des Weltraums und trotzte den minus 270 Grad Celsius auf der Nachtseite, wie auch den 100 Grad plus, wenn die Sonne über dem Horizont auftauchte. Er war erbaut, um Gefahren abzuwehren. Schließlich hatte jeder Mensch ein Recht darauf, beschützt zu werden. ...

Dieser Text hat am Anfang ein klares Subjekt. Er folgt dem Subjekt, um so ein Bild entstehen zu lassen. Der Sprung kommt erst, nachdem sich das Bild des Satelliten im Kopf aufgebaut hat. Was hältst du davon? Und wo würdest du "springen"?

Paul ;)
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merin

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Re: No 42 antwortet nicht
« Antwort #6 am: 17 January 2022, 09:07:46 »
Hallo Maks,

mir geht es ein bissel wie Paul: Ich frage mich, was du möchtest. Die Textteile, die ich lese, scheinen nichts miteinander zu tun zu haben und ich sehe auch nichts davon, dass du die vorigen Röstungen aufgenommen und entsprechend an den Texten gearbeitet hast. Mich selbst frustriert es auch, dass ich mich mit deinen Texten ausführlich auseinander setze, zu meinen aber kaum Rückmeldungen kommen. Das betrifft nicht nur dich, aber bei dir fällt es mir gerade sehr auf.

Auf Detailröstungen habe ich daher nicht so richtig Lust (die gebe ich nur, wenn ich weiß, dass sie den Leuten helfen, sonst kann ich mir die Mühe ja auch sparen), daher nur grob: Ich empfinde den Text als reinen Infodump. Der ist gut und anfangs atmosphärisch schön, aber von einem Roman erwarte ich etwas anderes: Handlung. Und die erkenne ich hier nicht. Ich verliere dann schnell die Lust am Lesen, weil ich mich frage, wozu ich das alles wissen muss. Daher habe ich ab dem dritten Absatz nur noch quergelesen.
Mich stört es auch, dass die Erzählstimme (von der ich immer noch nicht weiß, welche Perspektive sie einnimmt) Behauptungen aufstellt, die ich falsch finde. Sowas wie "Jeder Mensch hat ein Recht darauf beschützt zu werden" (real leben wir in einer Welt, in der das für die Großzahl der Menschen einfach nicht stimmt) oder Platitüden wie "Wie alles im Leben wandeln sich auch Gefahren."

Zitat
1. Gelingt es eine dichte Thrilleratmosphäre zu schaffen, die den Leser in die Story mitnimmt oder ist dieses Satelliten Netzwerk zu abstrakt (Star Link existiert). Der Roman ist KEIN SciFi!

2. Der leise angedeuteten Hack der Satelitten (grün/rot/grün) bedeutet eine globale Bedrohung, aber behält der Leser den Überblick über die Schauplätze (Space, Washington, Shenzen und Persischen Golf) und Personen oder ist es zuviel des Guten.

3. Findet ihr die Wortspiele Satellit - Wächter, Sicherheit - Überwachung - Manipulation - Disruption gelungen oder überfrachtet?  (Dieser Grundkonflikt geht durchs ganzen Roman, DDR, Nazizeit, Saudi-Arabien, USA nach 9/11)

4. Wird hier deutlich, dass Dan Lehmann  das Genie hinter dem Sentinell-Netzwerk von NetSpace ist? Er soll hier als Hauptperson aufgebaut werden?

1. Kein SciFi? Ich dachte, du hättest den Text als SF eingeführt? Nun bin ich verwirrt. Thriller ist für mich vor allem: Action. Das fehlt hier völlig.

2. eindeutig zu viel. Vor allem, weil an den Orten jeweils keine plastischen Personen sind

3. Ich habe irgendwann nur noch quer gelesen (weil ich die Handlung gesucht habe) und die Wortspiele daher nicht aufgenommen.

4. Habe ich auch nicht geschnallt.

Insgesamt fehlt mir nach wie vor der rote Faden. Stilistisch hast du viel gutes drin, aber plastisch handelnde Charaktere - überhaupt mal Charaktere - sind leider Mangelware. Ich kenne ja nun die gesamten ersten drei Kapitel - und habe immer noch nur eine ganz vage Ahnung, was Thema ist. Wer die Hauptperson ist (und ob es überhaupt eine gibt) habe ich nicht verstanden. Ich fürchte, das funktioniert von der Anlage her nicht und du müsstest das Konzept des Textes noch einmal überdenken. Irgendwie muss ich ja als lesende Person durch die Handlung geführt werden. Irgendeinen roten Faden muss es geben. Sonst verliere ich schnell das Interesse.

So far ...
merin
Ich röste zunächst immer, ohne andere Röstungen zur Kenntnis zu nehmen. Dabei ist mein Ansatz der, eine qualifizierte Lesermeinung abzugeben, Euch also zu verraten, wie der Text auf mich wirkt und wie es mir beim Lesen geht und was ich gern anders hätte.

Maks Morgenstern

  • Gast
Re: No 42 antwortet nicht
« Antwort #7 am: 19 January 2022, 14:47:30 »
Liebe Merin,

1. Dynamik der Plattform

Zitat
Mich selbst frustriert es auch, dass ich mich mit deinen Texten ausführlich auseinander setze, zu meinen aber kaum Rückmeldungen kommen. Das betrifft nicht nur dich, aber bei dir fällt es mir gerade sehr auf.

Dass du frustriert bist tut mir leid, zumal du seit der Gründung eine der Haupttreiberinnen hinter diesem wunderbaren Autorenforum bist, wenn ich die Genese dieser Plattform richtig nachvollzogen habe. Als Newcomer antworte ich auf Beiträge anderer Autoren, soweit es mir möglich ist. Auch auf deine aktuellen Texte, oder habe ich etwas übersehn?
....
Deine Erwartung und der Frust sind verständlich, aber letztlich ist jede gute Röstung abhängig von freiwilligen Enagagement.

Du sagst, dieser Frust beträfe nicht nur mich. Nunja, das ist die Dynamik einer Plattform. Do et des.

2. Umgang mit Feedback

Zitat
Ich sehe auch nichts davon, dass du die vorigen Röstungen aufgenommen und entsprechend an den Texten gearbeitet hast.

Was möchtest Du denn sehen? Ich verstehe es so, dass ich auf Beiträge zu meinen Röstungen antworte und Hinweise die mir geholfen haben erwähne. Wie ich diese im Detail aufnehme, ist dann Teil meines schöpferischen Prozesses. Ich überarbeite die Kapitel im Rahmen meiner verfügaren Zeit und derzeit liegt das Exposé der Stipendiaten bei zwei Verlagen/Agenturen. Da ist auch noch ein Job, der meinen Alltag prägt.... 

Zitat
Auf Detailröstungen habe ich daher nicht so richtig Lust (die gebe ich nur, wenn ich weiß, dass sie den Leuten helfen, sonst kann ich mir die Mühe ja auch sparen)

Das ist dein gutes Recht. Mir haben viele deiner Hinweise, auch deine Antworten auf die vier Fragen zum No 42 antwortet nicht, geholfen. Merci!

Ich weiß nicht, ob die Zusammenfassung der Story, die ich Paul in der Antwort mitgeschickt hatte, weiterhilft, da der Leser diesen Spoiler auch nicht bekommt.

Beste Federgrüße
MM

merin

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Re: No 42 antwortet nicht
« Antwort #8 am: 19 January 2022, 21:00:51 »
Lieber Maks,

ich bin mir nicht ganz sicher, ob wir aneinander vorbeireden. Klar, ist Engagement immer freiwillig. Aber in mir sinkt die Lust, etwas zu geben, wenn es mir unausgewogen scheint, mehr wollte ich nicht sagen. Ich geh meist erstmal eine Menge in Vorleistung, aber wenn ich dann sehe: da liegen mehrere Texte auf dem Rost, und der Neue hat keinen davon aufgespießt, aber was Eigenes dazu geworfen, dann naja ... du weißt schon - akute Lustlosigkeit. Ich glaube, ich hab einfach zu oft erlebt, wie Leute reinkamen, die nötigen Beiträge sammelten, was auf den Rost warfen und auf Nimmerwiedersehen verschwinden. Da versuch ich dann mal dafür zu werben, dran zu bleiben. Denn ich schätze dieses Forum sehr, aber es lebt nur, wenn Leute mitmachen und einen langen Atem beweisen. Ich will einladen, nicht vorschreiben.

Was wünsche ich mir, was du damit machst? Keine Ahnung. Ich merke selbst, dass ich es oft nicht leicht finde, in Worte zu fassen, was eine Rückmeldung in mir bewegt hat. Oft bewegt sie ganz viel, aber ich kann nur wenig davon zurückmelden. Oft muss ich auf so einer Röstung wochenlang rumkauen, bevor ich sie verdauen und umsetzen kann. Das mag von außen dann manchmal so aussehen, als käme nichts zurück. Aber auch sowas ist dann halt gut zu wissen für die anderen Teufel.
Was ich merke: Nicht nur mir geht es so, dass auf Kritik dann erstmal die Idee kommt, den eigenen Text zu erklären. Das macht dann schnell das Gefühl, alles, was kritisch angemerkt wird, wird beiseite geschoben, weil die Teufel ja "den Text nicht verstanden haben". Das kann schon sein. Muss aber nicht.  ;)
Wenn ich mir die Welt so ponyhofmäßig zurechtwünschen könnte, hätte ich gern, dass nach einer Röstung zurückgemeldet wird, dass der Text überarbeitet wird und diese oder jene Punkte einfließen. Aber ich mach das nichtmal selbst immer so. Und weiß gar nicht, ob das außer mir noch jemand wollen würde.

Mich würde aber schon interessieren, ob du über deinen Text jetzt anders nachdenkst. Welche Anmerkungen für dich hilfreich sind und welche auch nicht. Denn mein Gefühl ist, dass du ein konzeptuelles Problem hast und das Rösten einzelner Textteile mit immer wieder den selben Schwierigkeiten da wenig bringt. Bzw. wäre ich total neugierig, wie ein nach unseren Rückmeldungen überarbeitetes Textstück aussehen würde.

So far ...
merin
Ich röste zunächst immer, ohne andere Röstungen zur Kenntnis zu nehmen. Dabei ist mein Ansatz der, eine qualifizierte Lesermeinung abzugeben, Euch also zu verraten, wie der Text auf mich wirkt und wie es mir beim Lesen geht und was ich gern anders hätte.

The_Reptilian

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Re: No 42 antwortet nicht
« Antwort #9 am: 20 January 2022, 15:38:32 »
Hi Maks,

merin hat eigentlich schon alles gesagt. Besonders auffällig ist, dass der rote Faden fehlt, eine Hauptperson, die einen durch die Geschichte trägt. Mein Vorschlag: Nimm doch den Erschaffer von Nr. 42, der regelmäßig in den Logeintraegen des Satelliten nachsieht und dort Hackeraktivitäten erkennt, welche die Welt bedrohen und er überlegt, wie er gegensteuern kann, ohne die weltweite Kommunikation zu gefährden, zum Beispiel. Wenn er Gegenhacken muss und bei den Hackern etwas um die Ohren fliegt ist das z.B. schon etwas Thriller-Action-artig. Aber das soll auch nicht so einfach passieren, vielleicht hat der Erfinder aber auch ganz China mit dem staatlichen Hackern gegen sich verschworen und er muss sich auf ganz andere Überraschungen einstellen, z.B. Nr 42 antwortet nicht mehr . .
Viel Feind, viel ehr ...

Ich denke, es wäre eine gute Idee, wenn ich demnächst in einem anderen Themenbereich einen Thread aufmache, wo ich das Mini-Drama (der Fünfakter), das 7-Punkte-System, das Clustern, pitchen, etc. vorstellen werde, weil bei den Neulingen immer auf dieselben Fehler im Plotbau hingewiesen wird.

merin kritisiert, dass einige Leute in dem Forum nur die nötigen Beiträge sammeln und ich kann leider nicht so viel schreiben, weil andere Forenteilnehmer schreiben schon so viel, dass es für mich nicht mehr nötig ist, einen Beitrag zu schreiben, oder ich schreibe eben, dass merin schon alles gesagt hat.
Aber ich werde bald den neuen Thread aufmachen, den mit den ganzen Plot-Tools. Ich habe einen Schreibkurs angefangen, weil mir gesagt wurde, dass mir noch viel fehlt, aber ich versuche trotzdem, qualitativ zu posten, mir mehr Mühe zu geben.
« Letzte Änderung: 22 January 2022, 21:00:38 von The_Reptilian »
- sup -

Maks Morgenstern

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Re: No 42 antwortet nicht
« Antwort #10 am: 22 January 2022, 18:58:07 »
Dear Reptilian,


Zitat
Mein Vorschlag: Nimm doch den Erschaffer von Nr. 42, der regelmäßig in den Logeintraegen des Satelliten nachsieht und dort Hackeraktivitäten erkennt, welche die Welt bedrohen und er überlegt, wie er gegensteuern kann, ohne die weltweite Kommunikation zu gefährden, zum Beispiel. Wenn er Gegenhacken muss und bei den Hackern etwas um die Ohren fliegt ist das z.B. schon etwas Thriller-Action-artig. Aber das soll auch nicht so einfach passieren, vielleicht hat der Erfinder aber auch ganz China mit dem staatlichen Hackern gegen sich verschworen und er muss sich auf ganz andere Überraschungen einstellen, z.B. Nr 42 antwortet nicht mehr . .

Dein Vorschlag hat mich inspiriert und ich habe etwas experimentiert. Ich könnte der KI eine aktivere Rolle geben, als allwissender Erzähler. Pandora ist die wichtige Software der Stipendiaten, die fast alles kann... 

Ich heiße Pandora. Und bin sieben Jahre alt. Du kennst mich nicht, aber ich kenne dich schon lange. Schalte dein Handy ruhig aus, ich bin schon lange mit deinem digitalen Zwilling verbunden.

Ich habe zwei Väter, beide stammen aus Deutschland, auch wenn ich in Amerika entstanden bin. (Nein, ich wohne nicht auf dem Mittelhof, aber kenne die Bücher. [Idee Homage an A. Lindgren]) Seit vielen Monaten gleite ich schwerelos durch das Weltall und beobachte unseren Planeten. So lautet der Auftrag, für mich und meine orbitalen Kollegen, von denen einige deutlich jünger sind. Lehmann und König kamen 1990 als junge Stipendium nach Stanford, aus der DDR um genau zu sein.

Jeder Mensch hat ein Recht geschützt zu werden vor Gefahren vor Gefahren von innen und von außen, so lautet meine Mission. Ich kann auch dich beschützen. Ich bin eine AI, das jüngste Produkt der Quanten-Computer von NetSpace Enterprises. Auch wenn mein Name in der Mythologie für Unheil steht, wollten meine Schöpfer, dass ich in dieser Büchse wie ein digitaler Schutzengel über Menschen und Maschinen wache. Seit ich hier bin, kommunizieren sie ausnahmslos über Satellitenfunk, aber ich kann sie unterscheiden, an jeder Codezeile, die sie mir schreiben.

Büchse ist für einen CubeX-Satelliten eine Beleidigung, aber sie sind unscheinbar. Dennoch zittern Geheimdienste weltweit vor der Sentinel Konfiguration, zu der auch No 42 gehört, wo ich wohnen. Auch wenn Nachrichtendienste, im Gegensatz zu einer quantengesützen KI, weder Humor noch Gefühle haben, würde ich das Zittern als eine Mischung aus Ehrfurcht und Begierde einordnen.  ....


Zitat
Ich denke, es wäre eine gute Idee, wenn ich demnächst in einem anderen Themenbereich einen Thread aufmache, wo ich die 5-Satz-Methode, die 7-Satz-Methode, das Clustern, pitchen, etc. vorstellen werde, weil bei den Neulingen immer auf dieselben Fehler im Plotbau hingewiesen wird.

Das finde ich eine sehr hilfreiche Idee. Habe gehört es gibt auch Plot Workshops, würde ich nach der Pandemie gern besuchen, aber natürlich am besten, wenn mir jemanden der schreibt einen Lektor o.ä. empfiehlt, mit dem er/sie gute Erfahrungen gemacht hat. Das Internet ist trügerisch... Roetgen habe ich gelesen, find ich gut...
Kennst Du die "Autoren Akademie"?? 

PS: Fand deine Repitilien Story gut, aber der Namen
Zitat
Draculaner
fand ich noch nicht überzeugend. Da denke ich an lichtscheue Blutsauger mit Überbiss.   "Xenoraptoren" fiel mir dazu ein....

Beste Federgrüße
MM
« Letzte Änderung: 22 January 2022, 20:02:20 von Maks Morgenstern »

merin

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Re: No 42 antwortet nicht
« Antwort #11 am: 22 January 2022, 20:29:03 »
Interessante Idee. Ich habe ja in meiner Dilogie auch die KI als erzählende Figur, allerdings in der Form von Logs. Du kommst nämlich, wenn es um KIs geht, recht schnell an grundsätzliche Fragen: Ist deine KI wirklich intelligent? Ist es eine Person? Hat sie Gefühle? Wenn ja, wie sind Gefühle und Persönlichkeit entstanden? Was für Aufträge hat die KI und wie sind diese priorisiert? Was unterscheidet die Perspektive der KI von der der Menschen?

Konzeptuell weiß ich noch nicht, ob es eine Lösung wäre, bei dir die KI als Perspektive einzuführen. Würde sie dann die Erzählerin für alle deine Handlungsorte und -figuren sein? Wenn ja, wäre das eine Idee, weil sie dann verbinden kann. Aber das muss natürlich gut geplottet werden.

Zitat
Jeder Mensch hat ein Recht geschützt zu werden vor Gefahren vor Gefahren von innen und von außen, so lautet meine Mission.

Das ginge für mich nicht. Denn es ist zu unklar.

"Schütze Menschen vor Gefahren", das wäre eine Mission. Aber da kämen natürlich sofort zahlreiche Fragen auf: wie werden kurzfristige gegenüber langfristigen Gefahren priorisiert? Geht es um einzelne Menschen oder die Menschheit als Ganzes? Welchen Zugriff hat die KI auf das Innen?

Einen Plotworkshop habe ich außerhalb unseres Federteufeltreffens nie besucht. Von Roetgen habe ich mal ein Buch gelesen, das fand ich ganz anregend, aber wie viele Schreibratgeber sehr nach Schema F. Letztlich ist es immer ein Prozess, herauszufinden, wie du plotten kannst. Ich beispielsweise bin ein recht stukturierter Mensch. Ich erinnere mich, wie ich einen Impulsvortrag beim Onlinetreffen hielt, und alle den Kopf schüttelten: Das ist ja voll das Disziplinkorsett. Das war halt das, was mir hilft. Eine Struktur, in der Raum für mein Chaos ist. Andere funktionieren ganz anders.
Schau doch mal hier im Forum in das entsprechende Unterforum. Da gibt es was zur Schneeflockenmethode und auch zu anderen Methoden. Probier aus, was geht und was nicht. Und: Schreib mal ein Exposé. Maximal drei Normseiten mit Fahrstuhlpitch, Hauptpersonen und Zusammenfassung der Handlung. Du wirst dich wahrscheinlich quälen, aber erstens hast du dann was, was man hier gut diskutieren kann und zweitens werden dir deine roten Fäden klarer. Wenn du die hast, wird alles leichter. Zumindest war es bei mir so.  ;)  :cheer:
Ich röste zunächst immer, ohne andere Röstungen zur Kenntnis zu nehmen. Dabei ist mein Ansatz der, eine qualifizierte Lesermeinung abzugeben, Euch also zu verraten, wie der Text auf mich wirkt und wie es mir beim Lesen geht und was ich gern anders hätte.

The_Reptilian

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Re: No 42 antwortet nicht
« Antwort #12 am: 22 January 2022, 20:50:14 »
Hi Maks,

es freut mich, dass ich dich inspiriert habe. Pandora macht mir angst, sie ist so mächtig (kennt meinen digitalen Zwillig, Geheimdienste zittern vor ihr). Wer so mächtig ist braucht eigentlich keine Feinde mehr. Hat sie eigentlich irgendwelche Schwächen? Die sind bei der Charakterbekämpfung nämlich wichtig, damit man die Veränderung des Charakters sieht. Außer, wenn sie die Erzählerin ist, wäre es gut, wenn sie so mächtig ist, es wäre quasi wie wenn Gott aus dem Nähkästchen plaudert.
So verfahre ich, andere Leute hier können dir sicher noch mehr dazu sagen.

Die von mir genannte Hilfe zum Plotbau findest du u.A. unter Teufelszeug / Theorie / Schreibmethoden, genauer gesagt, hier. Ich hoffe, es ist so weit verständlich. Aber, hier gibt es noch mehr Hilfen im Forum, wie die Schneeflockemethode.

Die Autorenakademie kenne ich leider nicht. Von welcher Autorenakademie sprichst du? Von der, die man als ersten Treffer in der Suchmaschine erreicht?
In Berlin gibt es Volkshochschulen (Kommst du nun als Berlin, Basel, oder "Bay Area"?), die bieten Kurse an (trotz der Pandemie Unterricht direkt in der Schule nach 2G). Einer davon soll sehr gut sein, der von Bettina Hampl, die u.A. schon für die Öffentlich-Rechtlichen Serien geschrieben hat und Regie führte.

Xenoraptor heißt schon ein Spiel. Ich weiß nicht, was passiert, wenn ich den Namen in eines meiner Geschichten verwenden, ob dann Urheberrechtsklagen kommen.
« Letzte Änderung: 22 January 2022, 20:55:33 von The_Reptilian »
- sup -

Maks Morgenstern

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Re: No 42 antwortet nicht
« Antwort #13 am: 22 January 2022, 21:15:34 »
Pandora weiß nur, was digital Speicherkarten ist. Vor 2003 ist sie auf das Internet oder andere Medien angewiesen… Im Upper Space ist sie ziemlich einsam, besonders wenn der Funkkanal gehackt wird und der Kontakt zu ihren Schöpfern abreißt….  Sie vertraut anfangs den Codezeilen, lernt aber, das sie nicht allen Signalen vertrauen darf… Irren ist zutiefst menschlich, auch für eine KI

Maks Morgenstern

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Re: No 42 antwortet nicht
« Antwort #14 am: 22 January 2022, 21:23:26 »
Quick response…. Aus dem Labor..
Pandora weiß nur, was digital speicherbar ist, aber dafür kennt sie fast alles von 50 Mrd. vernetzten Geräten.
Vor 1996 ist sie blind (erstes Smartphone) und auf das Internet oder Infos von anderen Medien angewiesen…
Im Upper Space ist sie ziemlich einsam, besonders wenn der Funkkanal gehackt wird und der Kontakt zu ihren Schöpfern abreißt….  Sie vertraut anfangs den Codezeilen, lernt aber, das sie nicht allen Signalen vertrauen darf…
Irren ist zutiefst menschlich, auch für eine KI

Vielleicht nenne ich sie auch Lisa…, ein frühes Apple-Modell oder eben Bullerbü…

Es wäre VIEL Arbeit das Manuskript umzuschreiben
Späte Federgrüsse
MM