Ich liebe mein Kind. Sehr. Aber ich war total froh, dass ich wegen Systemrelevanz die ganze Zeit in die Praxis durfte. Aus der Wohnung raus. Juhu! Tochter und Vater haben sich hier nach einigen Tagen nur aufeinander schon enorm angenervt. Und meine Tochter durfte Freunde nur mit Abstand treffen, worauf sich nur eine Freundin eingelassen hat. Und ehrlich: Grundschülerinnen, die auf Abstand spielen? Das kann man vergessen.
Klar gehe ich mit meinem Kind nicht den ganzen Tag raus, das mache ich nur am Wochenende, weil das unter der Woche die Kita bzw. Schule macht. Aber wenn wir frei haben, dann haben wir das schon oft so gestaltet. Ich finde es auch einen riesigen Unterschied, ob wir sagen "hey, diese Ferien gestalten wir hier alle zu Hause schön" und dann hat man eine gewisse Zeitspanne und verplant die, oder ob man auf unbestimmte Zeit mit eingeschränkten Möglichkeiten aufeinander hockt. Und: Die Bedürfnisse von Kindern und von Erwachsenen sind schon sehr verschieden. Da ist es schwer, allen gerecht zu werden. Ich kann gut zurückstecken, wenn ich weiß, dass ich meine Zeit habe, wo meine Bedürfnisse im Vordergrund stehen. Aber wenn das nicht geht, weil meine Hobbies alle gestrichen sind - dann wird es echt schwer. Ich bin froh, dass das jetzt zumindest teilweise wieder anders ist.
Zum Text: Für mich ist das ein Text über Frauenbilder, über Inszenierungen und Authentizität, über die Ideen und Realitäten von Familie. Über die Frage, was einen eigentlich aufrecht hält, wenn die Tagesstruktur wegbricht. Auch über den Sinn von Leben und von Familie. Über den Umgang mit den eigenen Emotionen. Und obwohl ich mich als der Ich-Erzählerin als gar nicht ähnlich erlebe, kein Homeoffice und keine zwei Kinder in diesem Alter habe und keine Fotos in irgendwelchen Social Media poste, fand ich ihn ansprechend und literarisch gelungen.
Wenn der Text auf dem Rost läge, würde ich wohl an einigen Stellen zur Straffung raten.
Paradieseule magst du "deinen" Text auch verlinken?