Da schon viel geröstet wurde, bleibe ich bei den Fragen und gebe meinen Senf dazu:
1) - Ist es glaubhaft, dass Tupkor sich darauf einlässt, das Mädchen auszubilden?
Jain.
Es gibt kein hinreichendes Motiv für ihn. Tupkor schätze ich als jemanden ein, der weder Zeit noch Geld verschwendet und der so wie bisher gezeigt eher konservativ ist. Nur weil irgendwann einmal vielleicht aus einem Mädchen eine Gladiatorin werden könnte – falls sie nicht davor in der Ausbildung stirbt – ist mir zu wenig. Auch die Szene mit dem Vater ist mir zu wenig überzeugend. Das Ganze wirkt auf mich gewollt.
Trotzdem nicht vollständig "nein". Jandra wirkt fast erwachsen, dafür muss es einen Grund geben (der nicht zwingend ein negativer sein muss – vielleicht hat sie sich schon immer für fliegende Messer interessiert, immerhin hat ihr Vater sie gewähren lassen aber anscheinend ohne sie dabei zu unterstützen – warum?). Vielleicht ist das Alter von 10 Jahren zu jung – auf der anderen Seite hüten in einfachen Gesellschaften Kinder (zumeist Jungen) in dem Alter bereits eine Herde. Vielleicht musste Jandra das tun? Vielleicht ist sie schlau genug, dass sie Tupkor, von dem sie anscheinend schon gehört hat, etwas mehr "anfüttert", dass er gar nicht mehr zurück kann ohne das Gesicht zu verlieren. Damit wäre Jandra für ihr Alter außerdem noch ziemlich gerissen. Alles ist besser als "jetzt muss endlich mal eine Frau einen Männerberuf lernen dürfen".
Ich denke, da geht einiges mehr, was die Sache glaubhafter und gleichzeitig interessanter machen würde.
Außerdem ist mir nicht klar, warum ihr Vater so schnell zustimmt. Siehe oben.
2). - Welchen Eindruck macht Jandra auf Euch?
Ambivalent. Das liegt daran, dass das Zusammenspiel zwischen ihr und Tupkor nicht passt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Tupkor auf Großmäuligkeit steht, egal wie gut sie mit dem Messer umgehen kann. Übrigens passt hier das Timing mit dem Eintreffen des Vaters nicht. Macht sich zwar nett, ist aber unlogisch, so schnell kommt niemand in die Flugbahn eines bereits geworfenen Messers.
“Ich will bei dir lernen", sagte es mit piepsiger Stimme.
Dadurch bekommt der Rest des Dialoges einen Touch von Sebstironie, die man einem zehnjährigen Kind nicht abnimmt.
Ich denke, die Geschichte sollte mehr Zeit bekommen, sich zu entwickeln. Der Zeitraum zwischen dem Auftauchen des "Jungens" und der Festlegung der Bedingungen für die Ausbildung ist für mich als Leser unlogisch kurz. So wirkt die Handlung holzschnittartig und klischeehaft. Es wird auch nicht klar, wer in dieser Szene eigentlich die Handlung trägt.
Die Idee und die Richtung des Plots gefallen mir.
Meine 5 Cent.
Ryek