21 November 2024, 18:40:29

Autor Thema: Was lest ihr gerade? ab 2018  (Gelesen 81163 mal)

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Golem

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Re: Was lest ihr gerade? ab 2018
« Antwort #165 am: 11 March 2021, 19:18:47 »
Auf der anderen Seite ist es wie das Buch "Die Töchter Egalias" eine Offebarung. Zuerst klang alles sehr komisch, da hier die Sprache konsequent weiblich ist, quasi die Geschichte der Frauenbewegung, nur sind hier die Männer die Unterdrückten. Ich lege dieses Buch insbesondere Männern nahe, es regt sehr zum nachdenken an, aber jeder sollte es gelesen haben. Gehört definitiv zu den 100 wichtigen Werken für mich. Sag*A zeigt genau so, das es geht, wen wir uns nur darauf einlassen.
« Letzte Änderung: 11 March 2021, 19:21:19 von Golem »

Viskey

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Re: Was lest ihr gerade? ab 2018
« Antwort #166 am: 12 March 2021, 11:03:38 »
Habe angefangen mit "The Hamlet" von William Faulkner. Die Geschichte kenne ich schon in etwa von der Verfilumng, aber ich bin jetzt neugierig, was Faulkner damals wirklich geschrieben hat. Die Sprache ist schon mal  :flirty:
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Franziska

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Re: Was lest ihr gerade? ab 2018
« Antwort #167 am: 15 March 2021, 23:28:11 »

Eine meiner letzten Lektüren war "Identitti" von Mithu Sanyal.
Das Buch passt ein bisschen zu den Diskussionen, die es hier so im Forum gibt, auch wen es nicht primär um Gender, sondern vor allem um ethnische Zuschreibungen geht.

Das Buch hat sehr viel Spaß gemacht und liest sich sehr schnell. Und das obwohl es viele politische Theorien streift. Es ist allerdings eher nicht für Menschen geeignet, die sich an englischen Textanteilen oder aus Subkulturen stammenden Begriffen stören.

Die Protagonistin Nivedita lebt im Ruhrgebiet. Ihr Vater kommt aus Indien. Die Mutter ist eine aus Polen stammende Deutsche. Nivedita fühlt sich weder als "Weiße" noch als "richtige Inderin". Ihr fehlt ein Gefühl der Zugehörigkeit. Auch das Label PoC (People of Color) wird ihr abwechselnd übergestülpt und aberkannt.
Ihre in London aufgewachsene Cousine Priti hat einen indischen Vater und eine indische Mutter. Deshalb ist diese nicht nur Niveditas engste Vertraute, sondern auch eine Art „Echtheitszertifikat“.
Wichtige Fragen klärt Nivedita aber mit der Göttin Kali, die – wie könnte es anders sein – immer wieder provokant Niveditas Alltag kommentiert.

Als sie bei der berühmten Saraswati beginnt Postkonials Studies zu studieren eröffnet sich ihr eine neue Welt. Das liegt nicht nur daran, dass Saraswati Inderin ist. Sie gibt den Studierenden of Color auch das Gefühl der Ermächtigung, indem sie alle Studierenden, die sich nicht als PoC verstehen, bittet, die Vorlesung zu verlassen. Bei Saraswati lernt Nivedita sich und ihre ethnische Identität selbst zu definieren. Sie entwickelt ein neues Selbstbewusstsein und bloggt unter dem Namen Identitti über Brüste, Rassismus und ihre Gespräche mit Kali.

Als bekannt wird, dass Saraswati gar keine Inderin ist, sondern als Sara Vera T. in einer deutschen Familie aufgewachsen ist und sich mit OPs und anderen Maßnahmen zur Inderin gemacht hat, rollt eine Welle der Entrüstung durch die digitale Welt. In den Tweets ist wird Saraswati Blackfacing, Cultural Appropriation und Rassismus vorgeworfen. Auch viele Komiliton*innen Niveditas beteiligen sich am Shitstorm und brechen auch mit Nivedita, da diese kurz vor dem Skandal ein Radiointerview gegeben hat, in dem sie sich positiv auf Saraswati bezieht. Doch schlimmer ist für Nivedita der Zusammenbruch ihres neuen Selbst- und Weltbildes. 

Obwohl ein großer Teil der Handlung in Saraswatis Wohnung stattfindet, entsteht beim Lesen ein großer Sog. Wie die Autorin es geschafft hat, diese Nicht-Handlung zur Handlung werden zu lassen, fand ich faszinierend. Die Konflikte zwischen den Figuren machen fühlbar, wie eng Hass und Liebe manchmal beieinander liegen können. Erstaunlich dabei ist, wie offen die Personen teilweise miteinander reden und wie viel ungesagtes dennoch zwischen ihnen steht.

Indem die Mithu Sanyal tatsächliche Zitate bekannter Personen eingebaut hat, hat sie die Debatten in der reellen Welt verankert. Mithu Sanyal hat Blogger*innen um „Spenden“ der Tweets gebeten, die diese schreiben würden, wäre der Skandal um Saraswati Realität. Die Debatte entfaltet sich also vor dem Hintergrund tatsächlich existierender Orte, zivilgesellschaftlicher Organisationen und politischer Theorien. Diese Verhaftung in der Realität wird durch Niveditas Gespräche mit Kali gebrochen.

Franziska

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Re: Was lest ihr gerade? ab 2018
« Antwort #168 am: 15 March 2021, 23:34:58 »
Und was auch sehr viel Spaß gemacht hat, ist das gerade erschienene Jugendbuch "Echo Mountain" von Lauren Wolk. Das spielt in den USA der 1930er Jahre und es geht um eine Familie, die in Folge der Depression ihr Hab und Gut verliert und in die Berge zieht. Während die Familie um's Überleben kämpft, entwickelt die mittlere Tochter Ellie eine intensive Beziehung zu dem Berg und der Natur. Doch der Vater hat beim Fällen eines Baumes einen Unfall und liegt fortan im Koma. Es geht um Schuld, Verantwortung, Individualität und Freiheit.
Das Buch erinnert ein bisschen an Owens „Der Gesang der Flusskrebse“ und die Heldin ist großartig.

merin

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Re: Was lest ihr gerade? ab 2018
« Antwort #169 am: 16 March 2021, 10:17:19 »
Wow, das klingt wirklich nach zwei tollen Büchern. Besonders Identitti. Das muss unbedingt auf meine Leseliste!

Ich habe gerade "Der goldene Kompass" von Philip Pullman gelesen. Ich hatte selten ein Buch mit so viel Genuss gelesen und gleichzeitig so viel zu meckern gehabt. Und das Ende ist wirklich zum  :blarg: Ich arbeite an einer ausführlichen Rezi für meine Webseite.
Ich röste zunächst immer, ohne andere Röstungen zur Kenntnis zu nehmen. Dabei ist mein Ansatz der, eine qualifizierte Lesermeinung abzugeben, Euch also zu verraten, wie der Text auf mich wirkt und wie es mir beim Lesen geht und was ich gern anders hätte.

Manu

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Re: Was lest ihr gerade? ab 2018
« Antwort #170 am: 16 March 2021, 16:18:50 »
  Eco Mountain & Identiti  klingen gut - ab auf meine Leseliste! Den Goldenen Kompass  liebe ich. Nur ab dem letzten Teil und mit dem Ende komme ich nicht klar. @merin deine Rezension würde mich interessieren, sobald du sie fertig hast.
« Letzte Änderung: 16 March 2021, 16:20:47 von Manu »
"Es ist idiotisch, sieben oder acht Monate an einem Roman zu schreiben, wenn man in jedem Buchladen für zwei Dollar einen kaufen kann." (Mark Twain)

Golem

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Re: Was lest ihr gerade? ab 2018
« Antwort #171 am: 02 April 2021, 11:11:28 »
https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/jenseits-von-geschlecht

Endlich jemand der Ausdrücken kann, was ich fühle. Unser Sippengehirn weißt auf das verbindende innerhalb der eigenen Sippe hin. Mag evolutionär als Überlebensstrategie nützlich sein, führt auf der Gegenseite aber auch zum Trennen der "Sippen" und ist fest instinktiv in uns "eingebaut". Unser Sippengehirn trennt uns und treibt als Stilblüte z. B. in Form von gefühlter Ungerechtigkeit sein Unwesen. Ich bin körperlich "behindert", darauf lasse ich mich nicht redzurieren. Erst wenn wir nicht mehr fragen wo kommst du her, nicht mehr auf Behinderung oder sexuelle Ausrichtung hinweisen, nicht zwischen Mann, Trans oder Frau oder Marsianer unterscheiden, dann sind wir am Ziel. Durch erzwungene Political Correctnes erreichen wir das nicht.

Ich hoffe es ist ok mal nicht auf ein Buch hinzuweisen.

merin

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Re: Was lest ihr gerade? ab 2018
« Antwort #172 am: 02 April 2021, 15:02:36 »
Der Artikel spricht ein wichtiges Thema an, allerdings auf für mich recht unangenehme, weil polemische Weise. Beispielsweise ist die Bemerkung, Menschen würden auf das Geschlecht reduziert, wenn es benannt wird, nicht haltbar, denn unsere deutsche Sprache benennt es ja immer. Es gibt keine deutsche Sprache ohne Geschlecht. Gendern ist eine Art, damit umzugehen - ob nun allerdings eine gute, das ist eine offene Frage. Interessanterweise benennt der Autor keine anderen Möglichkeiten, sondern plädiert dafür, es einfach wieder sein zu lassen - ohne darauf einzugehen, welche Schwierigkeiten dann damit einhergehen. Schließlich hatte es ja einen Grund, dass wir mit dem Gendern begonnen haben - und das war kein Diktat irgendwelcher Obrigkeiten (von denen er lustigerweise ja nicht verrät, welche das sein sollen).

Was ich ihm wirklich übelnehme ist diese Behauptung des Sprachdiktats. Wer diktiert denn da? Und wer muss gehorchen? Ich nehme kein Sprachdiktat wahr, nur Moden, denen man sich beugen kann oder nicht. Die gab es immer und die wird es wohl auch immer geben.

Zitat aus dem Artikel:
Zitat
Hauptsächlich aber wird es entschwinden, weil fortschrittliche Kräfte erkennen, dass mit diesem Sprachdiktat die Wirklichkeit nicht nur nicht verbessert wird, sondern die realen Ungerechtigkeiten verdeckt und in Ruhe gelassen werden. Die „geschlechtergerechte“ Sprache wird in Inhalt und Form ihren Namen und ihrem Anliegen nicht gerecht.

Die Frage, ob eine Änderung der Sprache letztlich eine rein kosmetische bleibt und Ungerechtigkeiten somit rein äußerlich und nicht an der Wurzel angepackt werden - die finde ich sehr sehr wichtig. Ich finde es auch enorm wichtig, genau hinzusehen, wo Sprache den Ausdruck bestimmter Dinge ermöglicht oder verhindert. Allerdings leistet der Artikel das meines Erachtens nicht im mindesten.
Die spannende Frage ist ja, was trans*Personen brauchen, was Menschen mit Behinderung, Kinder und alte Leute, Menschen mit Migrationshintergrund usw usf brauchen, um nicht marginalisiert zu sein. Braucht es andere Sprache? An welchen Stellen? Aber das wäre so umfangreich, das sprengt wahrscheinlich selbst den Umfang einer Doktorarbeit. Für mich ist es so, dass Gendern ein Anfang ist. Mehr aber auch nicht. Wenn wir bei diesem Anfang stehenbleiben, dann ist nicht viel erreicht. Wenn wir allerdings nichtmal anfangen ... tja. Wer nicht losgeht kommt wohl auch nicht ins Ziel. Es sei denn, they geht einen anderen Weg. Von diesem zu lesen, fände ich sehr spannend. Allerdings kenne ich keine derartigen Texte.
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Golem

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Re: Was lest ihr gerade? ab 2018
« Antwort #173 am: 02 April 2021, 20:51:18 »
Ich habe manchmal das Gefühl nicht genau zu wissen was für eine Meinung ich habe. Das liegt wahrscheinlich daran, dass ich nach einer einfachen Lösung suche. Sprache da anpassen, wo es Sinn macht. Andere nicht nach Merkmalen einteilen wie Herkunft, Geschlecht, Religion. Meinetwegen auch andere Pronomen und doch im sprachlichen Bereich eine einfache Sprache erhalten. Aber ich möchte hier kein Fass aufmachen. Danke für deine Meinung Merin, das lässt mich den Artikel in einem anderen Lichte betrachten.

merin

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Re: Was lest ihr gerade? ab 2018
« Antwort #174 am: 02 April 2021, 23:04:40 »
Ich habe auch keine feste Meinung dazu. Ich probiere Dinge aus, dann verwerfe ich sie wieder oder auch nicht. Was sich als gut erweisen wird - wer weiß? In jedem Fall fand ich den Link interessant. Einen Denkanstoß.

Hier der Link zu meiner Pullman-Rezi: https://www.jol-rosenberg.de/index.php/de/rezensionen/30-philip-pullman-der-goldene-kompass-heyne

Es ist ein bissel komisch mit diesem Blog. Er füllt sich langsam aber ich bekomme fast nie irgendeine Rückmeldung dazu. Wenn ihr also eine habt: Immer her damit. :devgrin: Fühlt sich dann nicht so an, wie ins Leere schreiben.
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Re: Was lest ihr gerade? ab 2018
« Antwort #175 am: 03 April 2021, 02:42:31 »
Klitzekleine Kritik, der Kontrast auf der Site zwischen Schrift und grauem Hintergrund ist nicht sehr hoch. Das macht es nicht so schön zu lesen.
« Letzte Änderung: 03 April 2021, 02:44:42 von Golem »

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Re: Was lest ihr gerade? ab 2018
« Antwort #176 am: 03 April 2021, 12:38:02 »
Ja, da muss ich nochmal ran. Danke fürs Erinnern.
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Paul

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Re: Was lest ihr gerade? ab 2018
« Antwort #177 am: 10 April 2021, 11:34:56 »
Eine echte Neuentdeckung in der letzten Zeit waren für mich die Kurzgeschichten von Ted Chiang:

Schon vor längerer Zeit las ich seine Kurzgeschichtensammlungen "Arrival" und das "Das wahre Wesen der Dinge" (beide im Tor-Verlag). Nun bin ich auf die Sammlung "Die grosse Stille" gestoßen (Verlag Goldkonda). Die Geschichten in "Die grosse Stille" überschneiden sich leider zum Teil mit den beiden Büchern aus dem Tor Verlag, aber es sind auch einige neue Geschichten dort mit aufgenommen.

Die Geschichten  von Ted Chiang sind sprachlich elegant, ohne aber in der Sprache aufdringlich zu sein. Auch hat er hat immer wieder spannende, tiefgründige Plots, die Grundfragen des menschlichen Lebens aufnehmen (z.B. wie wir uns erinnern). Beides machen sie für mich zu echten "Juwelen" in ihrem Bereich.

Paul  ::)
"Es ist besser, einige der Fragen zu kennen, als alle Antworten." (James Thurber)

merin

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Re: Was lest ihr gerade? ab 2018
« Antwort #178 am: 11 April 2021, 18:09:38 »
Oh ja, Ted Chiang steht auch auf meiner Leseliste!
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Re: Was lest ihr gerade? ab 2018
« Antwort #179 am: 26 June 2021, 10:27:54 »
Und wieder ein neues Buch (nachdem ich in letzter Zeit eher Bücher gelesen habe, die nur "naja" waren):

Maschinen wie ich von: Ian McEwan

Ich gebe zu, ich mag den Autor (Ich habe von ihm eine ganze Reihe von Büchern in meinem Regal stehen). Von daher bin ich nicht ganz objektiv. SF ist dabei nicht sein Thema. Der Roman ist für ihn also eher ein Ausflug in ein ungewohntes Terrain.

Die Geschichte handelt in einer Alternativ-Welt in England zur Zeit des Falkland-Kriegs (wenn ich mich nicht völlig täusche also irgendwo in den 90- Jahren). Diese Alternativ-Welt spielt in dem Roman keine große Rolle, ist aber immer wieder nett anzusehen (so verliert z.B. England in dieser Welt den Falkland-Krieg, auch wurde Alan Turing wegen seiner Homosexualität nicht in einen frühen Tod getrieben und lebt noch immer hochgeachtet als nun alter, aber erfolgreicher Wissenschaftler in London).

Die Hauptstory dreht sich dabei um einen künstlichen Menschen, der von einem eher mittellosen Mann in den Dreißigern erworben wurde (er hat ein Haus geerbt und sich spontan entschieden hat, sich dafür einen der ersten "Roboter" zu kaufen). Hinzu kommt eine Liebesgeschichte mit einer Mitbewohnerin im Haus (bei der auch der künstliche Mensch beteiligt ist) und ein zunehmender Spannungsaufbau, der darauf hinausläuft, dass irgendjemand die Geschichte nicht überleben wird (wer, will ich an dieser Stelle nicht verraten).

Das Buch läuft nicht entlang der üblichen Klischees - vielleicht auch, weil der Autor aus einem anderen Genre kommt - es ist flüssig geschrieben - doch - an dieser Stelle ein deutliches Manko - es ist auch etwas "geschwätzig" (es gibt bessere Bücher von McEwan). Trotzdem habe ich die Geschichte genossen - auch weil der Plot bis zum Schluss spannend bleibt und die Figuren sehr lebendig gezeichnet sind.

Paul  ::)
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