Es ist nicht von ungefähr, dass es in Schreibratgebern nur wenig sinnvolles zum Plotten gibt. Alles, was man da so findet hat etwas mit Strukturen zu tun wie dem klassischen Dreiakter und dem turnig point in der Mitte des zweiten Aktes und welche Abweichungen es von diesem Schema gibt. Aber all das hilft dem autor nicht weiter, wenn er feststeckt und keine vernünftige Plotidee hat.
Einen Hinweis habe ich gefunden im Schreibratgeber von Orson Scott Card und der macht so etwas Ähnliches, was ich auch mache. Er geht von den Figuren aus und arbeitet mit einer Kette von weiterführenden Fragen
Bei mir ist es so, dass ich immer wenn ich beim Plot hänge, meine Figuren überarbeite.
Bei mir ist es in der Regel umgekehrt: Wenn ich hänge, dann meistens weil die Figuren herumeiern und einfach nicht zu Potte kommen. - Und das liegt idR daran, dass sie nicht wissen, was sie tun sollen... weil ich nicht weiß, was als nächstes passieren soll. Es liegt also am Plot.
Ganz selten kommt es vor, dass es wirklich eine Figur ist, die zickt und nicht will. Eine ganz spezielle, vor allem ... Wobei mich da auch der Verdacht beschleicht, dass es am Plot liegt. Die Figur hat über eine lange Strecke der Geschichte keinen eigenen Handlungsfaden, hat kaum eine Aufgabe innerhalb der Geschichte. Sehr lange steht sie mehr als Randfigur herum, bis sie kurz vor ihrem Ende einen wichtigen Wendepunkt der Geschichte einleitet, der auch nur von ihr eingeleitet werden kann.
Eben Viskey! Die Figuren wissen nicht, was sie tun sollen. Sie sollen auch nicht, sie müssen wollen. Und wenn sie nichts wollen, dann eiern sie herum. Ich kann Deinen Befund, den ich nur zu gut kenne, auch so deuten, dass es einzig an den Figuren liegt. Aber das ist eine Sache der Sichtweise. Man kann am Plot arbeiten, wenn man leicht Plotideen produziert oder an den Figuren, weil die den Plot machen oder beides kombinieren.
Das Einzige, was ich mit Sicherheit weiß, ist, dass es sich für einen Autor auszahlt, wenn er seinen eigenen Kreativitätsprozess kennt, wenn er weiß, ob er mehr Bauch oder Planschreiber ist. Doch Vorsicht.
Die meisten Anfänger fangen als Bauchschreiber an zu schreiben, weil sie viel zu wenig vom Handwerk verstehen. Aber wenn ich keine Ahnung vom Schreiben habe, dann kann ich auch kein Planschreiber sein. Ich habe das bei mir erst gemerkt, als ich einen Schreiblehrgang beim H.P. Roentgen gemacht habe, der fast komplett an mir vorbeiging. Nicht, dass der Lehrgang schlecht war. Er hat mir auf jeden Fall gezeigt, wo meine Defizite lagen, aber wenn ich die Aufgaben erledigte und auch wieder ein stück Handwerk mehr verstanden hatte, dann habe ich mich immer gefragt, an welcher Stelle das mir jetzt nutzt. Und kam zu der Einsicht: An keiner Stelle. Und da habe ich erst gemerkt, wie in meinem Kopf eine Geschichte entsteht.
Spätestens da wurde ich ein Handwerkfan und mein Problem war es, einen Weg zu finden, Handwerk und Ideenfluss zu verbinden. Mittlerweile weiß ich, dass ich nicht der Einzige bin, der daran knabbert.
Immerhin bin ich jetzt so weit, dass ich mit dem Handwerk nicht mehr warten muss bis zur ersten Überarbeitung.
Vielleicht hilft es auch, zunächst einmal viele Kurzgeschichten zu schreiben. Dort trifft man auf alle handwerklichen Herausforderungen, die ein Roman auch hat. außer dem Plotten und der Tiefe der Figuren, die man in Kurzgeschichten umgehen kann.
Ich bin übrigens über jeden Erfahrungsbericht zu euren Schwierigkeiten dankbar, denn ich bin immer noch in der Lernphase.
Liebe Grüße
Trippelschritt