25 November 2024, 12:11:40

Autor Thema: VL2: J.K. Rowling; Harry Potter Bd.1 - Kapitel 4  (Gelesen 8841 mal)

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merin

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VL2: J.K. Rowling; Harry Potter Bd.1 - Kapitel 4
« am: 23 October 2014, 20:13:52 »
Na dann wollen wir mal:

Es steigt beim Cliffhanger aus dem letzten Kapitel ein: dem Türklopfen. Die Comicelemente werden verstärkt: BUMM BUMM und SPLITTER. Und auch die Komik wird fortgeführt: Samt Tür kommt ein riesiger Mann ins Haus, der sich um Vernons drohend erhobenes Gewehr nicht kümmert und Dursley nebenbei als "Klops" bezeichnet. Sprachlich ist der Typ derart frech, dass es mich amüsiert: Er sagt all die Dinge, die Harry sich nie getraut hätte zu sagen, die er aber denkt. Und nebenbei verbiegt er noch das Gewehr, demonstriert also Stärke. Da ist er also, der väterliche Freund, nach dem Harry sich so lang gesehnt hat. Aber er ist ein Gegenbild zu Vernon: unflätig, stark und direkt. Und doch auch freundlich und beschützend zu Harry. Der bekommt ein Geburtstagsgeschenk - lädiert, *blingbling* hätte ich hier auch nicht ausgehalten.
Dann macht Hagrid, der sich vorstellt, ein Feuer:

Zitat
Es erfüllt die ganze feuchte Hütte mit flackerndem Licht, und Harry fühlte die Wärme über sein Gesicht fließen, als ob er in ein heißes Bad getaucht wäre.

Ich finde das großartig: Eine eigene Sprache, die doch klar ist, aber auch Poetisches hat. Und dann auch noch symbolhaft: Hier ist der Wendepunkt, ein Feuer wird in Harrys Leben entzündet. Jetzt bekommt er Wärme.

Dann macht Hagrid Essen - und Dudley muss zusehen. Ich finde das nicht sehr gelungen, mir hätte es besser gefallen, JKL hätte diese Umkehrung etwas gebrochen. Aber auch ein alle versorgender Hagrid wäre ein Klischee gewesen - was sollte sie machen? Da stand eine Klischeefalle neben der anderen.

Gut. Also zurück zur Hütte: Hagrid regt sich auf, weil Harry nicht weiß, wer er ist. Und er liefert einen winzigen Teaser: "Du bist berühmt." Welches Kind träumt nicht davon, der verschollene Prinz/Prinzessin zu sein? Dann bekommt Harry den Brief: Die Aufnahmebestätigung für die Zauberschule.

Dann kommt die erste Eule ins Spiel: Für mich ist das die erste wirklich magische Szene. Hagrid tut etwas, was für ihn normal ist (er verschickt einen Brief), das aber Harry staunen läst. Die Dursleys werden ausgeblendet, der Fokus liegt ganz auf der Begegnung von Harry und Hagrid. Und um die Spannung zu erhöhen, erklärt Hagrid fast nichts (weder uns noch Harry), was damit erklärt wird, dass alles für ihn so normal ist.

Dann schreitet Vernon ein und wir bekommen den Grund zu hören, warum die Dursleys Zauberer so hassen: Weil Petunia eifersüchtig auf ihre Schwester war, die eine Zauberin war. Das ganze Elend und der Zorn der zurückgesetzten Tochter bricht aus Petunia heraus und es ist ganz klassisch psychoanalytisch verschoben: Auf Harry, das schwächste Glied. Dabei wird es so geschildert, dass wir kein Mitleid mit Petunia haben, sondern Harrys Mutter, Lilly, die Sympathieträgerin bleibt. (Was ja eigentlich komisch ist, denn Petunia war in der Situation, in der Harry nun ist).

Dann erzählt Hagrid Harrys Lebensgeschichte: Wie seine Eltern sich fanden und mächtige Zauberer wurden und wie Voldemort (der hier eingeführt wird) sie umbrachte, aber an Harry scheiterte. Harry weigert sich ein bisschen, seine neue Rolle als Held anzunehmen - sieht dann aber ein, dass er zaubern kann. Als weiteres Spannungselement erfahren wir, dass Hagrid von der Schule geflogen ist - aber noch nicht, warum. Und das morgen eingekauft wird. Außerdem darf Hagrid noch ein bissel zaubern - damit wir wissen, das das jetzt kommt. Hier findet also ein Übergang statt: Harry wird vom Aschenputtel zum Superhelden und betritt (morgen) die Zauberwelt. Und Hagrid ist, wie der Kapiteltitel schon sagt, der Hüter des Schlüssels: Er ebnet den Übergang.
Und: Es wird deutlich, dass er Harry liebt, ohne dass dieser etwas dafür tun muss. Hach, wie schön. :biggrin:
Ich röste zunächst immer, ohne andere Röstungen zur Kenntnis zu nehmen. Dabei ist mein Ansatz der, eine qualifizierte Lesermeinung abzugeben, Euch also zu verraten, wie der Text auf mich wirkt und wie es mir beim Lesen geht und was ich gern anders hätte.