24 November 2024, 16:15:37

Autor Thema: Schreibtips für Anfänger - und alte Hasen (Prosa)  (Gelesen 42833 mal)

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merin

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Re: Schreibtips für Anfänger - und alte Hasen (Prosa)
« Antwort #30 am: 06 November 2014, 20:11:11 »
Mhm das ist ja sehr zum Plauderthread geworden hier. Ich schau mal, was ich davon noch verwende, einiges erscheint mir dann doch zu speziell für einen Ratgeberfred, weil es sich auf längere Texte bzw. Romane bezieht. Vielleicht wollen wir einen zweiten Fred "Schreibtips für Romane" eröffnen? Da würden tines und Ulis Tips passen.
« Letzte Änderung: 06 November 2014, 20:15:42 von merin »
Ich röste zunächst immer, ohne andere Röstungen zur Kenntnis zu nehmen. Dabei ist mein Ansatz der, eine qualifizierte Lesermeinung abzugeben, Euch also zu verraten, wie der Text auf mich wirkt und wie es mir beim Lesen geht und was ich gern anders hätte.

kass

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Re: Schreibtips für Anfänger - und alte Hasen (Prosa)
« Antwort #31 am: 19 April 2017, 17:02:28 »
Hi Merin,

da mir neulich danach war, auf Grundlagen zu verweisen, habe ich hier im Forum noch mal gestöbert und bin hierauf gestoßen.

Mein erster Gedanke: Oha! Da fehlt ja noch so einiges.

Ich hätte hier noch ein paar Vorschläge:  :biggrin:

1. show, don´t tell
2. lesen, lesen, lesen, lesen !!!
3. Sei sparsam bei der Verwendung von Adjektiven und Adverbien
4. Vermeide das Passiv wie die Pest.
5. Mach dir Gedanken darüber, aus welcher Perspektive du erzählen willst, und warum. Versuche herauszufinden, wie die Verwendung verschiedenen Perspektiven (auktorial, personell, Ich-Erzäher auf dich als Leser wirkt).
6. Der Stil ist keine feststehende Größe, die aus dem Nichts auftaucht. Dein Stil entwickelt sich mit dir und mit deinem Schreiben und deinem Lernen weiter. Und da darf man auch Vorbilder haben, das heißt noch nicht, dass deine Art zu schreiben nicht deine ganz eigene ist.
7. Lerne, Kritik anzunehmen und auch, sie abzulehnen.
8. Lies mindestens einen Schreibratgeber, und lies ihn kritisch. Überprüfe die dort getroffenen Aussagen anhand deiner Lieblingsbücher und dann entscheide, welche Ratschläge du annehmen oder ablehnen möchtest.
9. Lies auch Bücher, die dir nicht gefallen, zumindest teilweise, und versuche herauszufinden, warum sie dir nicht gefallen.

(Ich persönlich möchte schreiben wie meine eigene Mischung aus meinen vielen Lieblingsschriftstellern. Ich liebe spannende und humorvolle Fantasy. Also schreibe ich auch (hoffentlich) spannende und humorvolle Fantasy. Und das ist dann auch meine Zielgruppe. Die definiert sich nicht nach Alter oder Geschlecht. Das mit den Vorbildern motiviert mich eher als dass ich es als störend oder hinderlich empfinden würde. Das heißt aber natürlich nicht, dass ich das Ziel habe, Terry Pratchett zu kopieren oder Brandon Sanderson, Kevin Hearn, Jim Butcher, Michael J. Sullivan, Philipp Pulman, Garth Nix, Lisa Shearin oder Douglas Adams. Aber ich will klar in diese Richtung schreiben, weil es nun einmal das ist, was mir am besten gefällt. Das kein Widerspruch zu dem, was Uli gesagt hat, aber vielleicht macht es das deutlicher.)

Merin, ich fand 4. von Uli und 7. von Trippel nicht so ganz griffig zu verstehen. Daher mein Vorschlag Nr. 8.

Neulich bat mich jemand in einem anderen Forum um Kritik zu seinem Text. Ich fragte vorsichtig nach, welche Bücher ihm denn gefallen würden, um ein bisschen zu schauen, in welche Richtung es denn gehen soll. Darauf kam die Antwort, dass er zwar gerne schreibe, aber bislang keine Bücher gelesen habe.

Hmmpff … :deveek:

Was soll man dazu sagen? Eschbach hat mal einen Brief erhalten, in dem er gefragt wurde, ob es denn zwangsläufig notwendig sei, auch zu lesen, nur weil man Schriftsteller werden wolle. Eschbach hat dann etwas geantwortet in der Art: Das Lesen rangiert bei einem Autor ungefähr auf einer Stufe mit dem Atmen.

Deshalb mein 2. :diablo:

LG
Kass


merin

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Re: Schreibtips für Anfänger - und alte Hasen (Prosa)
« Antwort #32 am: 20 April 2017, 16:04:06 »
Na da über nehme ich mal. Auch wenn ich selbst nummerieren muss. :diablo: Und nicht nur das: Bei 2,3, und 4 fehlen mir Begründungen und bei einigen anderen die knackigen ersten Sätze. Ich hab es mal eingefügt, schau mal, was Du noch nachliefern magst bzw. was da unter deinem Namen so nicht stehen soll oder ob Du etwas ändern möchtest. Eigentlich ist das so gedacht, dass ich nur kopieren und einfügen muss. So steht da jetzt eben meine Interpretation Deiner Vorschläge.

Dass Sdt gefehlt hat, ist aber wirklich ein Frevel!
« Letzte Änderung: 20 April 2017, 16:12:00 von merin »
Ich röste zunächst immer, ohne andere Röstungen zur Kenntnis zu nehmen. Dabei ist mein Ansatz der, eine qualifizierte Lesermeinung abzugeben, Euch also zu verraten, wie der Text auf mich wirkt und wie es mir beim Lesen geht und was ich gern anders hätte.

kass

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Re: Schreibtips für Anfänger - und alte Hasen (Prosa)
« Antwort #33 am: 20 April 2017, 18:45:06 »
Hi Merin,

alles gut.

Zitat
Eigentlich ist das so gedacht, dass ich nur kopieren und einfügen muss.
oops - sorry...

Zitat
Und nicht nur das: Bei 2,3, und 4 fehlen mir Begründungen und bei einigen anderen die knackigen ersten Sätze.

2. lesen, lesen, lesen, lesen !!! (da hast du ja schon was angemerkt.) Vorschlag vorab: Lerne von erfahrenen Autoren)
3. Sei sparsam bei der Verwendung von Adjektiven und Adverbien (Hier vielleicht vorab: Keine Überfrachtung des Textes)
4. Vermeide das Passiv wie die Pest. (Vorab: Lass deine Figuren aktiv handeln.)

Bei 5 vorweg: Wahl der Perspektive.
Bei 6 vorweg: Dein eigener Stil.

Vielleicht könnten wir 7., 8. und 9. zusammenfassen unter: Entwickle dich weiter.

Muss aber alles nicht sein, ist auch in Ordnung, wie es ist.

Zitat
Dass Sdt gefehlt hat, ist aber wirklich ein Frevel!
Yepp ! Konnte ich nicht durchgehen lassen. 8)

LG
Kass

(PS: Magst du mal einen Abstecher in den Spannungs-Thread machen? Mich würde schon interessieren, was du von der Analyse der Szene hältst.)



Trippelschritt

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Re: Schreibtips für Anfänger - und alte Hasen (Prosa)
« Antwort #34 am: 21 April 2017, 08:52:16 »
Dann versuche ich es noch einmal mit der Griffigkeit. Und jede Hilfe dabei ist mir willkommen.

Bevor man Schreibratgeber liest oder Tipps fürs Schreiben, sollte man zuerst einen wenig über sich selbst wissen und darüber, wie man erzählt oder schreibt.

O.k., immer noch nicht der große Wurf, aber für mich etwas ganz Wichtiges, weil der Schreibratgeber zu einem selbst passen muss. Einmal zum Prozess der eigenen Ideenfindung (Bin ich Bauch oder Planschreiber), dann zu den eigenen Vorlieben (Welches Gener hat es ir angetan?) und dann auch zum Stand der eigenen Handwerksfähigkeiten. (Man sollte nicht mit Orson Scot Card und den Wechselspiel von Perspektive und Nähe beginnen, sondern mit Sol Stein.)

Liebe Grüße
Trippelschritt
Wer bin ich, wer war ich, wer werde ich sein?

Lionel Eschenbach

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Re: Schreibtips für Anfänger - und alte Hasen (Prosa)
« Antwort #35 am: 21 April 2017, 12:52:10 »
Wie sprechen wir in Romanen?

Wie meißelt ein Lehrling eine Statue aus einem Block Stein? Was nutzt es dem Steinmetz, sich Tausende von Statuen anzuschauen, sich die unterschiedlichen Stile anzuschauen.

Für mich - um im Bild des Steinmetz zu bleiben - wir greifen zu Hammer und Meißel und bearbeiten den Stein. Ich könnte weinen, ich schreibe, schreibe und schreibe und ich weiß, es ist nicht mehr als ein Lehrlingsstück. Dann lese ich Fantasyromane und weiß, ich bin ein Lehrling. Schmerzhaft genug, das zu akzeptieren :)

Am Ende ist es das. Schreiben, meißeln, schreiben, meißeln. Und wir hoffen, dass unsere Arbeiten sich immer mehr an das annähern, was wir schön und gut finden. Was mir gefällt, weiß ich, nur ich kann es so noch nicht schreiben, wie ich es mir wünschen. Da nutzen mir nur bedingt, die theoretischen Grundlagen. Die Theorie ist nur die Basis, wie halte ich den Hammer, wie spitz muss ein Meißel sein oder oder oder. Ja, das Handwerkszeug muss sitzen, aber auch das muss man lernen durch Üben. Wäre schon froh, wenn ich grundsolide schreiben könnte. Muss ja nicht gleich der Nobelpreis dabei abfallen :)

Theorie, Tipps, jaaaaaaaa. Notwendig. Aber der Schreibprozess und die Röstungen haben mir mehr geholfen. Denn eigentlich schreiben wir nicht für uns sondern den Leser. Er entscheidet, ob gut oder schlecht. Daher brauchen wir Rückmeldungen. Wenn ich also den berühmten weisen Tipp hätte. Schreibe und lass es andere lesen! Mehr ist schon nicht notwendig :))) So glaubte ich meine Szenen sind gut, Pustekuchen, wenn sie hier reingestellt werden. Und die Kritik war doch berechtigt :)

Oft sitze ich vor meinen Texten, und frage mich, was fehlt noch, warum fühlt es sich noch nicht so an, wie das, was ich möchte.
Dieser Weg des Schreibens ist ein steiniger. Die vielen Tipps: Show, dont tell, kein Passiv, sparsame Verwendung von Adjektiven und und und und und, habe ich alle gelesen. Nur, wenn ich mit Tastatur und Meißel an meinen Texten sitze, hilft es mir nur bedingt.

Schreiben, schreiben, schreiben, meißeln, meißeln, meißeln.

So ich gehe mal wieder an meinen Steinblock.

L

kass

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Re: Schreibtips für Anfänger - und alte Hasen (Prosa)
« Antwort #36 am: 21 April 2017, 15:39:52 »
@Trippel

Zitat
O.k., immer noch nicht der große Wurf, aber für mich etwas ganz Wichtiges, weil der Schreibratgeber zu einem selbst passen muss.

Wie willst du das wissen, ohne ihn zu lesen? :confused:

Zitat
und dann auch zum Stand der eigenen Handwerksfähigkeiten. (Man sollte nicht mit Orson Scot Card und den Wechselspiel von Perspektive und Nähe beginnen, sondern mit Sol Stein.)

ich vermute, dass ergibt sich ganz von selbst. Wenn man noch nicht einmal weiß, welche Perspektiven es überhaupt gibt, wird man wohl kaum mit Card anfangen, oder?

Vielleicht gehe ich auch zu sehr von meinen eigenen Erfahrungen aus. Ich bezweifele, dass es "den richtigen" Schreibratgeber für einen Autor gibt (außer für den Autor des Ratgebers). Ich habe mir wohl so 5 - 6 zu Gemüte geführt und dann hatte ich genug. Vielleicht lege ich mir aber jetzt einmal Card zu. Klingt interessant. Deutlich mehr Zeit als mit dem Lesen der Ratgeber selbst habe ich damit zugebracht, die getroffenen Aussagen für mich zu überprüfen.

Selbst solche Aussagen, die in fast jedem der Ratgeber standen (irgendwann kommt man ja zwangsläufig in eine Art Wiederholungsschleife), die also von den allermeisten als "richtig" empfunden werden, habe ich hinterfragt. Ich habe einfach ausprobiert, ob das für mich geht oder eben nicht. Und dabei habe ich viel gelernt.

Daher mein hiesiger Vorschlag: Lies, aber lies kritisch. Ob das für jeden der richtige Weg ist? Keine Ahnung.

LG
Kass

Trippelschritt

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Re: Schreibtips für Anfänger - und alte Hasen (Prosa)
« Antwort #37 am: 22 April 2017, 13:12:42 »
"Lies kritisch" ist immer gut.
Und wie ich herausfinde, ob ein Schreibratgeber zu mir passt, das hast Du, Kass, doch gerade vorexerziert. Außer Dem Titel gibt es doch noch mehr Informationen. Sol Stein empfehle ich immer, weil er die wichtigsten Punkte in kleinen Häppchen anspricht. Dann kan man sie gleich Stück für Stück üben. Einen verdammt guten Roman zu schreiben, ist zwar auch keine schlechte Idee, aber das Handwerk lernt man nicht beim Romane schreiben. Jedenfalls normalerweise nicht.

Liebe Grüße
Trippelschritt
Wer bin ich, wer war ich, wer werde ich sein?

merin

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Re: Schreibtips für Anfänger - und alte Hasen (Prosa)
« Antwort #38 am: 23 April 2017, 21:26:36 »
Leute, jetzt trenn eich die Diskussionen extra ab - und dann läuft sie hier weiter, statt im abgetrennten Thread? Das war nicht Sinn der Sache.  :gnah:

Was davon soll denn ein konkreter Tipp sein, den ich kopieren und einfügen kann?
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Trippelschritt

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Re: Schreibtips für Anfänger - und alte Hasen (Prosa)
« Antwort #39 am: 25 April 2017, 14:08:17 »
Wie wäre es mit:

1. Lerne lesen und finde heraus, warum Dir etwas gefällt oder missfällt
2. Beginne mit etwas, dass es Dir wert ist, erzählt zu werden
3. Suche Dir eine Region aus, die Du gut kennst oder erfinde eine.
4. Finde heraus, ob Leute dir gern zuhören, wenn du etwas erzählst. Vor allem Kinder.
5. Du bist Gott. erschaffe dir Figuren, die leben
6. Und dann lass sie leben. das ist immer besser als über sie zu schwätzen
7. und mach es ihnen nicht zu einfach
8. Schau ihnen über die Schulter. Das ist besser als aus der Ferne zuzuschauen
9. Je mehr Ideen, desto besser. Geh auf Ideesammeljagd!
10. Geschichten erzählt man mit Verben!
11. Der Erfolg kommt durchs Üben. Deshalb solltest Du erst wissen, was du schreibst und es dann auch tun.
12. Viel Erfolg
Wer bin ich, wer war ich, wer werde ich sein?

Oflinitrium

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Re: Schreibtips für Anfänger - und alte Hasen (Prosa)
« Antwort #40 am: 29 May 2017, 15:11:41 »
Ich hätte noch einen:

baue deine Figuren so auf, dass du als Autor sie liebst und nicht erst lernen musst sie zu lieben. (das gilt auch/vor allem für Antagonisten).

Ist jetzt nicht super formuliert, aber was ich damit sagen will ist: Ich bin davon überzeugt, dass man Figuren nur authentisch schreiben kann, wenn man sie als Autor auch wirklich "mag". Damit meine ich auch, dass man die bösen Taten des Antagonisten mögen sollte und man Spaß daran hat diese zu schreiben. Es geht nicht darum, dass man alles gut finden muss was die Figuren machen oder man keine Figuren hat die einem schwer fallen. Sondern einfach darum, dass man keine Figuren hat, gegen die man sich als Autor mehr oder weniger sträubt.  Es gitlt die Regel - Je mehr ich mich am Ende über den Tod des Antagonisten freue, desto mehr "mag" ich diesen auch.
Bei Antagonisten habe ich häufig das Gefühl, dass sie einfach nur ihre Rolle erfüllen und das wars.  Dabei sind gerade diese eine gute Gelegenheit auchmal die dunkelsten Ecken des eigenen Denkens ausleben zu könne und man sollte das auch tun. (wobei das eigentlich auch ein guter eigenständiger Tipp ist.)

(für eine knackigere Formulierung wäre ich dankbar^^)
« Letzte Änderung: 29 May 2017, 17:00:47 von Oflinitrium »
Die Werke die ich am meisten liebe, sind gleichzeitig die, die ich am meisten kritisiere. Im Grunde ist es so, dass eine ausführliche Kritik meinerseits auch eine Anerkennung und ein Glückwunsch ist, denn wenn es einfach nur schlecht wäre, würde ich mir gar keine Gedanken darüber machen.

merin

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Re: Schreibtips für Anfänger - und alte Hasen (Prosa)
« Antwort #41 am: 29 May 2017, 17:33:43 »
Mhm. Ich würde daraus "Nimm deine Figuren ernst und freunde dich mit ihnen an" machen. Aber das ist nicht ganz das Gleiche.
Ich röste zunächst immer, ohne andere Röstungen zur Kenntnis zu nehmen. Dabei ist mein Ansatz der, eine qualifizierte Lesermeinung abzugeben, Euch also zu verraten, wie der Text auf mich wirkt und wie es mir beim Lesen geht und was ich gern anders hätte.

Lionel Eschenbach

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Re: Schreibtips für Anfänger - und alte Hasen (Prosa)
« Antwort #42 am: 30 May 2017, 10:56:25 »
Hmm, kann ich meine Figuren mögen???

Nein, ich muss sie nicht mögen, ich kann sie hassen, will ihren Tod sehen und will nie so werden, wie ich sie schreibend erfinde. Mein Antagonist soll dafür leiden, dass er andere quält und Intrigen spinnt. Ich mag ihn nicht, will auch nicht so werden wie er.

However, die Beweggründe müssen nachvollziehbar sein, warum handelt er so. Was hat ihm zu dem werden lassen? Sicherlich in meinem Genre, gehe ich nur sanft in die Tiefe, ist ja ein Fantasy-Roman.

Ich finde es harte Arbeit, mich in einen Prota hineinzusetzen, dem ich eine andere Persönlichkeit verpasse als mir. Dann stelle ich mir Freunde vor, die charakterlich so sind wir mein Held. Habe einen Freund, ein begnadeter Netzwerker, Unternehmer und Alphatier. Eine Figur kommt nach ihm. Aber liebe ich diese Figur. Hmm. Nein, ich schätze sie, ja in Teilen wäre ich auch so wie er ja. Durchsetzungsstark und unbeugsam. Auch die dunklen Seiten auszuleben, Intrigen zu spinnen, mich gegen andere für meinen Vorteil durchzusetzen. Ja. Aber liebe ich sie. Nein.

Sie sind nur ein Ensemble, das ich kreiere. ich versuche schon aus den charakterlichen Eckpfeilern, wie ich sie gezeichnet habe, mir zu überlegen, wie sind sie wohl als Menschen? Wie würden sie in der und der Situation reagieren? Ich versuche ihnen - soweit ich die Fähigkeit dazu besitze - Leben einzuhauchen. Mal mehr oder weniger gut.

Aber lieben nein. ich will jetzt sagen, sie sind mir gleichgültig. lach, nein, manchen Abend sitze ich auf dem Balkon und unterhalte mich mit meinen Protagonisten, um ein  Gespür dafür zu bekommen, was sie sagen würden. Ist so eine Übung. Suche mir ein Thema aus, was in den Roman passt und dann diskutiere ich in Gedanken, wie die Figuren antworten. Aber nein, lieben muss ich sie nicht.

Sie gehen mir manchmal auf den Geist. Aber ja, sie sollen mehr sein als stereotype Superhelden, die sie so oder so eh sind, mit ihren göttlichen Fähigkeiten.

Ich hasse sie, jawohl, jeder beklagt sich, er will mehr Raum im Roman :)

P.S. Mein Tipp: Diskutiert mit euren Protos in Gedanken. Welche Sicht haben sie auf die Dinge. Würden sie Trump mögen oder nicht. Das hilft mir.



L.
« Letzte Änderung: 30 May 2017, 11:08:04 von Lionel Eschenbach »

Trippelschritt

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Re: Schreibtips für Anfänger - und alte Hasen (Prosa)
« Antwort #43 am: 30 May 2017, 12:08:51 »
Ich weiß nicht. Unter meinen Figuren sind auch jede Menge Ärsche. Und die kann ich wirklich nicht ab. Aber ich kenne sie recht gut. Und sie erfüllen ihre Funktion in der Geschichte. Und ich schreibe sie über sie deshalb authentisch, weil sie mir in meinem Leben immer wieder begegnet sind. Nein, ich mag sie nicht. Wirklich nicht.

Trippelschritt
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kass

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Re: Schreibtips für Anfänger - und alte Hasen (Prosa)
« Antwort #44 am: 30 May 2017, 14:19:13 »
hmmm ...

Wir haben tatsächlich noch nicht einen Tipp drin zum Thema Figuren. Ich versuch mich mal ein bisschen und wäre dankbar, wenn ihr mir dabei helfen könntet. Ich glaube, Trippel wäre der Richtige, um hier ein paar gute Tipps zur Figurengestaltung zu formulieren. Er hat sich damit viel intensiver beschäftigt als ich. Bei mir ist es mehr so aus dem Bauch heraus.

Ich habe gerade einen Text von einer Autorin gelesen, mit der ich mich austausche. Sie schreibt spannend und humorvoll, hat eine hübsch spitze Zunge, genau mein Ding, aber sie hat etwas gemacht, worüber ich schon ein paar Male hier und in einem anderen Forum gestolpert bin, weil es ungewöhnlich ist und eine Herausforderung an den Autor darstellt, nämlich aus der Sicht der "Bösen" geschrieben. Nach etwa 50 Seiten konnte ich mich einfach nicht mehr dazu überwinden, noch weiterzulesen. Die Figuren waren mir derart unsympathisch, dass es mir jede Freude am Lesen genommen hat. Und ich empfand es auch als völlig unglaubwürdig, weil ich davon ausgehe, dass “das Böse” sich selbst nicht als das Böse wahrnimmt.

@Lionel:
Zitat
die Beweggründe müssen nachvollziehbar sein

Das finde ich, ist einen Tipp wert. Ich würde es ähnlich ausdrücken, allerdings ein bisschen erweitern:

28. (Lionel) Die Beweggründe der Figuren müssen nachvollziehbar sein, (wenn auch nicht von Anfang an, so doch im Laufe der Geschichte).


Trippel hat ja schon ein paar schöne Sachen dazu gesagt. Ich fände es gut, wenn diese Tipps mit aufgenommen werden würden, weil sie so anschaulich sind:

29. (Trippel) Du bist Gott. erschaffe dir Figuren, die leben
30. (Trippel) Und dann lass sie leben. das ist immer besser als über sie zu schwätzen
31. (Trippel)  und mach es ihnen nicht zu einfach
32. (Trippel) Schau ihnen über die Schulter. Das ist besser als aus der Ferne zuzuschauen


und hier meine Versuche:

33. (Kass) Vermeide Schwarz-Weiß-Malerei bei den Hauptfiguren. Lass die Hauptfiguren vielschichtig sein. Der Leser muss sich mit den Hauptfiguren identifizieren können.

34. (Kass) Bei Nebenfiguren ist die Verwendung von Stereotypen manchmal sinnvoll, denn sie hilft dem Leser, sich zurechtzufinden. Zu viele Stereotypen wiederum flachen die Geschichte ab und machen sie zu vorhersehbar.

35. (Kass) Überleg dir gut, ob du aus der Sicht eines Antagonisten schreiben willst. Wenn ja, dann lass ihn nicht einfach durch und durch böse sein. Erzeuge auch beim Antagonisten eine Bereitschaft beim Leser, seiner Sicht der Welt zu folgen.


Ofli:
Zitat
Bei Antagonisten habe ich häufig das Gefühl, dass sie einfach nur ihre Rolle erfüllen und das wars.  Dabei sind gerade diese eine gute Gelegenheit auchmal die dunkelsten Ecken des eigenen Denkens ausleben zu könne und man sollte das auch tun. 

Finde ich auch eine gute Anregung. Vielleicht so?:

36. (Oflinitrium) Lass den Antagonisten nicht einfach nur seine Rolle erüllen. Es ist eine gute Gelegenheit, auch einmal in die dunklen Ecken des eigenen Denkens abzutauchen. Nutze dies.


Das läuft ja hier unter “Schreibtipps für Anfänger und alte Hasen”. Vielleicht ist dieser ganze Bereich Figurengestaltung schon zu weitgehend und nur bedingt für Anfänger geeignet, aber grundsätzlich fände ich es nicht verkehrt, wenigstens ein paar Tipps zu diesem Thema mit aufzunehmen.

LG
Kass