22 November 2024, 05:18:06

Autor Thema: Auffrischung (eine Fingerübung)  (Gelesen 4305 mal)

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Golem

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Auffrischung (eine Fingerübung)
« am: 11 January 2021, 23:49:27 »
Ich schmeiße wagemutig eine Kürzestgeschichte oder, wie ich es nenne, Fingerübung auf den Rost. Diese Übungen dienen dazu, herauszufinden ob die Leser verstehen was ich als Autor in einen Text ausdrücken möchte. Weiteres soll es den Leser überraschen. Sinn und Zweck hier ist natürlich die Röstung. Gleich vorweg: ich bin kein Grammatikgenie, habe den Text nach besten Wissen verfasst.

Die Fragen zum Text stelle ich am Ende.



Auffrischung

Wochenende.  Ich bestellte ein Bier. Lächelnd brachte die Kellnerin eines. Ich war mir sicher das tat sie nur für mich, zumindest wollte ich das glauben. Sie lachte schallend und hielt mir ihren Rechnungsblock hin: Lächle den Gast entgegen und er lächelt zurück. So viel also dazu. Mein Kumpel neben mir boxte mir in die Rippen und deutete zum Eingang ...

Instinktiv griff ich nach rechts, doch sie war nicht mehr da. Langsam setzte ich mich auf und die Erinnerung griff mit aller Wucht nach mir ...

Sie. Stand da.
Ihr Kleid.
Schlicht. Schwarz.
Alle Männer sahen sie an, doch sie... sie sah nur mich.
Ich stand auf und ging in ihre Richtung, doch was sollte ich sagen?
Dann sprach sie...
"zu Dir?" und ohne auf eine Antwort zu warten nahm sie meine Hand und zog mich durch die Menge nach draussen.  Es war voll von Menschen, Geräuschen und Gerüchen, doch sie... sie merkte nichts davon. Aber die Menge bemerkte uns und schien Platz zu machen.
Selbst im Taxi hielt sie meine Hand und sah nur mich an. Ohne Worte fuhren wir durch die Nacht, vorbei an den Schatten des Alltages und seiner Opfer, die jedes Wochenende aufs neue ihr Glück versuchten.
In der Wohnung konnte ich mich nicht mehr beherrschen, schon zu lange her war er. Der letzte Rausch.
Sie gab sich hin, nur um mich danach endgültig zu versenken. Im finalen Akt hatten wir längst das Schlafzimmer erreicht und die flackernden Kerzen verloschen kurz danach. Doch sie wollte immer mehr.
Der Schlaf kam wie eine Offenbarung über mich, Sex als spirituelles Ereignis. War das möglich?

Langsam kam die Realität zurück, so konnte das Zimmer nicht bleiben.
Ich sprang auf und hängte das Bild meiner Tochter gerade. Der Griff nach dem Ring ging ins Leere. Kurze Panik kam über mich, doch ich erinnerte mich: in der Kommode.  Ich stolperte fast über die leere Moet Flasche, es war der selbe wie auf meiner Hochzeit. 15 Jahre. Und nun das. Es fühlte sich so fern und doch so nah an. Ich schüttelte meinen Kopf und ging in das Bad, wusch mein Gesicht, aber selbst jetzt hatte ich immer noch ihren Geruch in meiner Wahrnehmung. Die Moet Flasche verschwand kurzer Hand tief unten im Müll, die Gläser wusch ich von Hand und stellte sie an ihren angestammten Platz.

In der Küche roch es immer noch nach Kaffee. Erst jetzt sah ich den Zettel neben meiner Tasse. Ich setzte mich, griff nach ihm und hielt ihn an meine Brust. Warum brauchen wir immer einen äußeren Kick? fragte ich mich. Es war doch so einfach, man musste nur nachdenken und versuchen das richtige zu tun. Tat man nichts, dann ging alles nur unter.
Langsam drehte ich meine Hand und began zu lesen, was ich las war in seiner Schlichtheit nicht zu überbieten und doch weckte es lange verschüttete Gefühle wieder auf.
Es klingelte an der Tür.
Sie.
Stand da. Ihr Kleid. Schlicht ...

Größte Befürchtung: der Text ist zu kitschig.
Ich finde den Text an manchen Stellen hakelig, Insbesondere der Beginn.

Der Titel gefällt mir nicht und obwohl der Text schon älter ist und ich den Titel mehrfach geändert habe.

Der Text soll schlicht sein und sich auf das wesentliche beschränken. Wie seht ihr das?

Und nun fröhliches rösten  :diablo:
« Letzte Änderung: 11 January 2021, 23:58:26 von Golem »

merin

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Re: Auffrischung (eine Fingerübung)
« Antwort #1 am: 12 January 2021, 12:20:27 »
Hallo Golem,

für eine Kürzestgeschichte ist der Text ganz schön lang ... Auf mich wirkt der Text wie eine Erinnerung eines innerlich pubertär gebliebenen alten Mannes. Er sehnt sich nach einem Rausch, aber irgendwie auch nach Nähe, wobei er diese nicht wirklich benennen kann. Dadurch bekommt der Ich-Erzähler für mich etwas Naives, eben Pubertäres.
Inhaltlich verstehe ich den Text assoziativ. Ich verstehe nicht wirklich, was passiert, habe nur eine Idee davon, dass es um Rausch geht (nur Alk oder auch Drogen?), um Sex - und die Sehnsucht nach der perfekten Frau, wobei sie als Person keine Rolle spielt und auch nicht auftaucht. Sie ist ein Sehnsuchtsobjekt, wie der Wein, alle wollen sie und er hat sie. Der Text scheint mehrere Zeitebenen zu haben, aber was passiert, kann ich nicht zusammenpuzzeln. Interessanterweise stört mich das reichlich wenig, weil der Text einen assoziativen Sog hat. Trotzdem frage ich mich beim zweiten Lesen, ob es nicht doch besser wäre, da zumindest etwas mehr Klarheit reinzubringen. So dass ich eine Idee habe, wann wechseln die Zeitebenen. Ich denke mal, nach dem zweiten Absatz. Aber warum ist dann der erste Absatz da? Und wann erfolgt der Wechsel zurück?

Du sagst, der Text solle sich aufs Wesentliche beschränken. Die Frage ist, was für den Text wesentlich ist. Im Moment würde ich sagen: die Sehnsucht. Und die ist, so wie ich sie verstehe, mit Kitsch unauflösbar verbunden. Daher passen die etwas kitschigen Bilder für mich in den Text.

Nun geh ich mal auf die Wortebene:

Zitat
Wochenende.  Ich bestellte ein Bier. Lächelnd brachte die Kellnerin eines. Ich war mir sicher das tat sie nur für mich, zumindest wollte ich das glauben. Sie lachte schallend und hielt mir ihren Rechnungsblock hin: Lächle den Gast entgegen und er lächelt zurück. So viel also dazu. Mein Kumpel neben mir boxte mir in die Rippen und deutete zum Eingang ...

"Ich bin sicher das tat sie nur für mich" - natürlich tut sie es nur für ihn. Er hat ja das Bier bestellt. Erst mit ganz viel Nachdenken, fällt mir auf, dass du möglicherweise nicht das Bier, sondern das Lächeln meinst. So hab ich mich gefragt, was das soll. Und wieso hält sie ihm dann den Rechnungsblock hin? Das passiert in keiner Kneipe, die ich kenne. Für mich bekommt, der Text dadurch etwas Surreales. Es hakt, ja, aber es ist eben auch das, was den Text ausmacht.

Zitat
Dann sprach sie...
"zu Dir?" und ohne auf eine Antwort zu warten nahm sie meine Hand und zog mich durch die Menge nach draussen.  Es war voll von Menschen, Geräuschen und Gerüchen, doch sie... sie merkte nichts davon. Aber die Menge bemerkte uns und schien Platz zu machen.

Da fehlt immer das Leerzeichen vor den drei Punkten. Und an anderen Stellen hast du Leerzeichen zu viel. Unnnötig unklar ist für mich das "zu Dir?" Ist das das Ende eines Satzes? Dann drei Punkte davor tun. Ist das ein eigener Halbsatz? Dann groß schreiben. Und "dir" in jedem Fall klein. Und draußen mit ß.
"Es war voll" finde ich unschön formuliert - was ist das für ein "es"? Vielleicht besser "die Straße war voll ..." Oder sowas. Also konkreter.

Zitat
In der Wohnung konnte ich mich nicht mehr beherrschen, schon zu lange her war er. Der letzte Rausch.
Sie gab sich hin, nur um mich danach endgültig zu versenken. Im finalen Akt hatten wir längst das Schlafzimmer erreicht und die flackernden Kerzen verloschen kurz danach. Doch sie wollte immer mehr.
Der Schlaf kam wie eine Offenbarung über mich, Sex als spirituelles Ereignis. War das möglich?

Das ist für mich eine sehr kryptische Stelle. Was für ein Rausch ist gemeint? Sie als Droge? Und was ist "der finale Akt"? Für mich haben die sich schon vorher den Flur entlang gevögelt. Wie versenkt sie ihn und worin? Und was hat der Schlaf mit Sex und spirituellen Erfahrungen zu tun? Wenn es wirklich um Sex als Spiritualität geht, dann will ich das gern gezeigt bekommen. Nicht nur einfach behauptet. Aber vielleicht geht es ja nur um die Illusion?

Zitat
Langsam kam die Realität zurück, so konnte das Zimmer nicht bleiben.
Ich sprang auf und hängte das Bild meiner Tochter gerade. Der Griff nach dem Ring ging ins Leere. Kurze Panik kam über mich, doch ich erinnerte mich: in der Kommode.  Ich stolperte fast über die leere Moet Flasche, es war der selbe wie auf meiner Hochzeit. 15 Jahre. Und nun das. Es fühlte sich so fern und doch so nah an. Ich schüttelte meinen Kopf und ging in das Bad, wusch mein Gesicht, aber selbst jetzt hatte ich immer noch ihren Geruch in meiner Wahrnehmung. Die Moet Flasche verschwand kurzer Hand tief unten im Müll, die Gläser wusch ich von Hand und stellte sie an ihren angestammten Platz.

Hier habe ich nun die Idee: Er ist inzwischen verheiratet, hat seine alte Jugendliebe wieder getroffen und gevögelt und ihr die Ehe verschwiegen. Aber wann hatte er dann Zeit, den Ring zu verstecken? Ich wüsste ja gern, was sich nah und fern anfühlte. Dann würde ich "ins" schreiben statt "in das Bad". Ist flüssiger. Und den Geruch in der Wahrnehmung haben, finde ich komisch. Warum nicht "Aber selbst jetzt roch ich sie noch"? Die personifizierte Flasche finde ich auch nicht so passend, ich würde ihn da aktiv werden lassen.

Zitat
In der Küche roch es immer noch nach Kaffee. Erst jetzt sah ich den Zettel neben meiner Tasse. Ich setzte mich, griff nach ihm und hielt ihn an meine Brust. Warum brauchen wir immer einen äußeren Kick? fragte ich mich. Es war doch so einfach, man musste nur nachdenken und versuchen das richtige zu tun. Tat man nichts, dann ging alles nur unter.

Das verstehe ich nicht. Was er mit äußerem Kick meint. Und was er daran bedauert? Erst jetzt fällt mir auf, dass der Erzähler auch weiblich sein könnte.

Zitat
Langsam drehte ich meine Hand und began zu lesen, was ich las war in seiner Schlichtheit nicht zu überbieten und doch weckte es lange verschüttete Gefühle wieder auf.
Es klingelte an der Tür.
Sie.
Stand da. Ihr Kleid. Schlicht ...

Und das ist schön - aber auch kryptisch. Denn es passt gar nicht zu meiner Interpretation, dass er die Wohnung aufräumt, um alles vor der Frau zu verbergen.
Warum verschweigst du mir, was auf dem Zettel steht? Und welche Gefühle geweckt werden?

Und nun beim zweiten Lesen denke ich doch, dass es mich stört, dass es immer nur um ihr Kleid geht. Nicht wie sie lächelt. Nicht wie sie ist. Nur ihr Kleid. Einerseits ist das gut, es macht klar, wie wenig es hier um wirkliche Beziehung geht. Andererseits ist es unbefriedigend für mich, weil es noch nicht klar genug ausgearbeitet ist. Wenn er nun nach dem Kleid griffe und es wäre gar niemand darin - das fände ich einen gelungenen Twist. So bleibt mir der Twist und auch die Aussage des Textes unklar.

Bei allem Gemecker will ich aber diese assoziative, traumhafte Qualität des Textes nochmal hervorheben. Ich finde das durchaus eine Stärke und frage mich, wie du das erhalten kannst bei der Überarbeitung. Zu viel Klarheit ist wahrscheinlich auch nicht gut, dann ginge das verloren.

Ich hoffe, du kannst was damit anfangen!
Liebe Grüße
merin
Ich röste zunächst immer, ohne andere Röstungen zur Kenntnis zu nehmen. Dabei ist mein Ansatz der, eine qualifizierte Lesermeinung abzugeben, Euch also zu verraten, wie der Text auf mich wirkt und wie es mir beim Lesen geht und was ich gern anders hätte.

Golem

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Re: Auffrischung (eine Fingerübung)
« Antwort #2 am: 12 January 2021, 15:03:41 »
Für mich ist es sehr aufschlussreich was Du sagst und danke dir dafür. Ich werde den Text nach deinen Vorschlägen überarbeiten. Vor allem das Ende braucht noch den einen oder anderen Halbsatz. Der Text soll traumhaft sein, surreal und kryptisch, aber nicht pubertär. Da ich jetzt aber sehe das deine Beschreibung gut passt, finde ich diese naive und pubertäre Wirkung gut.

Ich möchte noch nicht auflösen was ich eigentlich erreichen wollte mit diesen Text und hoffe auf mehr Röstungen.

Paul

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Re: Auffrischung (eine Fingerübung)
« Antwort #3 am: 14 January 2021, 19:49:11 »
Lieber Golem

Ganz ehrlich, ich tue mir mit deiner Geschichte schwer. Und das aus unterschiedlichen Gründen. Ich fange bei deiner Vorrede an:

Zitat
Diese Übungen dienen dazu, herauszufinden ob die Leser verstehen was ich als Autor in einen Text ausdrücken möchte

Ich will als Leser keine Rätsel raten - zumindest nicht in dem Sinn. Ich will die Rätsel in der Geschichte lösen, das heißt: die Rätsel, die mir die Figuren dort durch ihr Handeln stellen, aber nicht die Rätsel, die mir der Autor absichtlich stellt, weil er manches weglässt. Aber nun denn:

Mein Erstleseeindruck

Die Geschichte ließ bei mir eine gewisse Leere zurück. Ich konnte sie nicht einordnen. Was war sie? Eine Geschichte einer realen Begegnung eines Mannes mit einer Frau? So wird sie erzählt - aber sie überzeugt mich darin nicht. Erzählt sie also etwas anderes? Aber was?

Was mir auffiel

Die Sprache

Zitat
Wochenende. Ich bestellte ein Bier. Lächelnd brachte die Kellnerin eines

Das sind absolut kurze Sätze. Oft nur ein Wort. Oder: Subjekt, Verb, Objekt. Bei einer solchen Sprache kommt bei mir kaum Atmosphäre auf.

Die Figuren

Jede Geschichte lebt durch ihre Figuren. Dein Protagonist wird für mich am Anfang mit dem Satz sichtbar:

Zitat
Ich war mir sicher das tat sie nur für mich, zumindest wollte ich das glauben

Da spürt man eine Sehnsucht, wie auch eine Zerbrechlichkeit. Da hatte ich zum ersten Mal in deiner Geschichte das Gefühl: erzähl mir mehr davon. Aber es kam nichts. Die Figuren blieben zweidimensional, um nicht zu sagen platt. Das machte die Geschichte für mich leer, so dass sie mir zunehmend langweilig vorkam.

Für mich ist der erste Teil der Geschichte eine "Männerphantasie": eine Traumfrau taucht auf und geht blind auf den Protagonisten zu, um es anschließend ohne ein Wort zu sagen hemmungslos mit ihm zu treiben.

Als Phantasie könnte man das so schreiben, aber spätestens an dieser Stelle

Zitat
Langsam kam die Realität zurück, so konnte das Zimmer nicht bleiben.

hätte der Protagonist tatsächlich in die Realität zurückkehren müssen. Dann könnte aus der Geschichte auch noch etwas werden. Er wacht auf, neben sich liegt seine Freundin. Die will reden. Dafür aber keinen Sex. Auch hätte sie gern, dass er endlich den Müll runter trägt. Daraus ließe sich etwas machen. Bei dir dagegen wiederholt sich die Phantasie nur: Sie. Steht wieder vor der Tür. Spätestens da war es bei mir zu Ende.

Die Kitschfrage
Kitsch heißt für mich: rührselig. Das ist deine Geschichte nicht. Sie ist eher klischeebeladen. Sie spielt mit Bildern, die aber letztlich leer bleiben. Weder der Protagonist, noch die Frau bekommen für mich in der Geschichte ein echtes Leben. Das ist für mich das große Manko dieser Geschichte.

Soweit meine Rückmeldung. Ich hoffe, ich war nicht zu hart. Aber die Geschichte hat für mich in der Figurenentwicklung so dicke Löcher, dass ich nur schwer ein gutes Haar an ihr lassen kann.

Paul
"Es ist besser, einige der Fragen zu kennen, als alle Antworten." (James Thurber)

Golem

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Re: Auffrischung (eine Fingerübung)
« Antwort #4 am: 14 January 2021, 20:37:47 »
Deine Analyse ist überhaupt nicht zu hart, genau diese Art von Feedback ist erwünscht. Du zeigst mir Schwachstellen auf, die es lohnt zu verbessern.

Der Autor möchte keineswegs das der Leser rätseln muss. Ich verfolge eine Idee, die ich vermitteln möchte. Das ist mir noch nicht gelungen.

Paradieseule

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Re: Auffrischung (eine Fingerübung)
« Antwort #5 am: 22 January 2021, 18:57:11 »
Hallo Golem,

So ich habe mich auf den Inhalt konzentriert. Was erzählt die Geschichte?

Eine Begegnung, wie wir sie uns wünschen: keine Fragen, alles klar. Wir zwei.
... dann landen sie mit Bett.
Er wacht auf. Aber da gibt es eine Ehefrau und Tochter (Hinweis auf den Ring)
Ich interpretiere weiter: Er hätte schon längst eine Entscheidung fällen sollen.
Die (neue) Frau kommt wieder ... Es gibt eine Zukunft.

Liege ich falsch? Der Text kommt etwas chauvinistisch daher. Meine Gedanken fokussieren sich auf ein Sexabenteuer. Da ist auch nichts anderes (Beschreibendes) zwischen beiden. Daher weiß ich auch nicht, ob ich weiterlesen möchte. Was da meine Neugierde wecken würde.(Mann hat Frau abgeschleppt ... Bravo!)

LG Paradieseule
"In jedem Buch begegne ich meiner Seele" Isabel Allende

Golem

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Re: Auffrischung (eine Fingerübung)
« Antwort #6 am: 23 January 2021, 00:00:55 »
Danke für dein Feedback. Das leicht chauvinistische ist beabsichtigt. Du zeigst wieder die eigentliche Schwäche des Textes auf: die Leser verstehen nicht was der Autor sagen will. Ich möchte das die Leser verstehen was eigentlich passiert, ohne direkt zu sagen was los ist. Da muss ich ran. Der Text liegt jetzt in Teil uberabeiteter Form vor, wenn ich damit zufrieden bin stelle ich ihn wieder ein und hoffe das er "besser" ist.

merin

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Re: Auffrischung (eine Fingerübung)
« Antwort #7 am: 23 January 2021, 09:21:27 »
Soll dann hier geschlossen werden? Oder nützen dir weitere Röstungen noch?
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Re: Auffrischung (eine Fingerübung)
« Antwort #8 am: 23 January 2021, 10:15:41 »
Hi Golem,

lag ich mit meiner Interpretation völlig falsch?

Oder fliegen die Frauen auf den Protagonisten und er murxt sie alle um? :diablo:

LG Paradieseule
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Re: Auffrischung (eine Fingerübung)
« Antwort #9 am: 23 January 2021, 14:01:42 »
Die Auflösung wüsst ich ja auch gern. Aber vielleicht ist es gut, sie nicht zu geben, sondern zu schauen, ob die nächste Version sie klar werden lässt.
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Re: Auffrischung (eine Fingerübung)
« Antwort #10 am: 23 January 2021, 14:45:51 »
Ich würde hier bitte noch offen lassen.

Du liegst falsch Eule. Im Endeffekt geht es um Gewohnheit und den Rückblick auf früher. Sehnsucht, ja und wohl auch darum sich in Emotionen fallen zu lassen. Diese Interpretationen überlasse ich den Leser. Ich hoffe in der letzten Fassung klar.

Golem

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Re: Auffrischung (eine Fingerübung)
« Antwort #11 am: 27 January 2021, 17:56:19 »
Anhand von eurer Kritik stelle ich die überarbeitete Version ein. Ich erwarte keine neue Röstung. Ich bin gerade auch dabei  die Story auf eine weibliche Prota umzustellen, aber das nur nebenbei.

Ich verstehe alle eure Kritikpunkte, ich habe teilweise aber das Gefühl das ich nicht konkret genau gesagt habe das hier gar nicht versucht wurde, jedem Leser eine allgemeine Verstehensebene zu geben. Die Richtung ja, aber nicht jeden einzelnen Aspekt. Das liegt daran dass ich Bücher die mich zu sehr sagen, was genau passiert, das jeder Leser seinen gewollten Weg (des Autors) auch ja versteht. Ich möchte Raum für meine eigene Interpretation haben. Natürlich ist es mir auch wichtig den roten Faden erkennbar zu lassen. Ich will als Leser allerdings auch gefordert sein, sonst würde ich mich auf kommerzielles Creative writing stützen und das versuchen umzusetzen. Dieser Text könnte auch in einen Buch stehen und er wäre eine Facette, ein ganzes Buch so zu schreiben würde ich nicht versuchen. An den Zeitebenen ändere ich nichts. Ich füge kaum etwas hinzu, hoffe das das Ende aber klar wird, bzw. klarer was passiert ist und eher etwas runderes entsteht.

Der Morgen danach

Wochenende.  Ich bestellte ein Bier. Die Kellnerin brachte mir eins und lächelte. Ich war mir sicher das tat sie nur für mich, zumindest wollte ich das glauben und grinste zurück. Sie lachte schallend und sagte: Lächle den Gast entgegen und er lächelt zurück. So viel also dazu. Mein Kumpel neben mir boxte mir in die Rippen und deutete zum Eingang ...

Instinktiv griff ich nach rechts, doch sie war nicht mehr da. Langsam setzte ich mich auf und die Erinnerung griff mit aller Wucht nach mir.

Sie. Stand da.
Ihr Kleid.
Schlicht. Schwarz.
Alle Männer sahen sie an, doch sie... sie sah nur mich.
Ich stand auf und ging in ihre Richtung, doch was sollte ich sagen?
Dann sprach sie...
"Zu dir?" und ohne auf eine Antwort zu warten nahm sie meine Hand und zog mich durch die Menge nach draußen. Die Straße, voll von Menschen, Geräuschen und Gerüchen, doch sie schien nichts davon zu merken. Aber die Menge bemerkte uns und machte Platz.
Selbst im Taxi hielt sie meine Hand und sah nur mich. Ohne Worte fuhren wir durch die Nacht, vorbei an den Schatten des Alltages und seiner Opfer, die jedes Wochenende aufs neue ihr Glück versuchten.
In der Wohnung konnte ich mich nicht mehr beherrschen, schon zu lange her war er. Der letzte Rausch.
Sie gab sich hin, nur um mich danach endgültig zu versenken. Im finalen Akt hatten wir längst das Schlafzimmer erreicht und die flackernden Kerzen verloschen kurz danach. Doch sie wollte immer mehr.
Der Schlaf kam wie eine Offenbarung über mich, Sex als spirituelles Ereignis. War das wieder möglich?

Langsam kam die Realität zurück, so konnte das Zimmer nicht bleiben.
Ich sprang auf und hängte das Bild meiner Tochter gerade. Der Griff nach dem Ring ging ins Leere. Kurze Panik kam auf, doch ich erinnerte mich: unters Bett gerollt.  Ich stolperte fast über die leere Moet Flasche, es war der selbe wie auf meiner Hochzeit. 15 Jahre. Und nun das. Es fühlte sich so fern und doch so nah an. Ich schüttelte meinen Kopf und ging ins Bad, wusch mein Gesicht, aber selbst jetzt roch ich sie noch. Die Moet Flasche drückte ich kurzer Hand in den Müll, die Gläser wusch ich von Hand und stellte sie an ihren angestammten Platz.

In der Küche roch es immer noch nach Kaffee. Warum suchen wir  immer einen Kick von außen? fragte ich mich. Es war doch so einfach, man musste nur nachdenken und versuchen das richtige zu tun. Tat man nichts, dann ging alles nur unter. Erst jetzt sah ich den Zettel neben meiner Tasse. Ich setzte mich, griff nach ihm und hielt ihn an meine Brust.
Langsam drehte ich meine Hand und begann zu lesen. Die Schlichtheit der Worte war so typisch für sie. Und doch weckte es lange verschüttete Gefühle wieder auf. "Raum auf, ich hole Jessica. Und Brötchen."
Es klingelte an der Tür.
Sie.
Stand da, wie am ersten Tag. In ihrem schwarzen Kleid.

Ende

Ich hoffe jetzt sollte klar sein, wer die Frau ist. Inzwischen gibt es 10 Versionen, Dabei belasse ich es jetzt. Zur Erklärung: ich stand einmal auf dem völlig überfüllten Bahnsteig. Von rechts kam eine recht große blonde Frau, um die 40 wohl, auf mich zu. Sie ging mit verschränkten Armen und sah zu Boden, wie ein Schiff fuhr sie durch die Menge und die machte Platz. Ich starrte sie ziemlich dämlich an, dann hob sie den Kopf und sah mir in die Augen. Sie ging an mir vorbei und blieb neben mir stehen. Wir stiegen in denselben Waggon und setzten uns gegenüber hin. Bis heute ärgere ich mich darüber sie nicht angesprochen zu haben. Da war eine unausgesprochene Sympathie, meinte ich. Allerdings ging es nicht ums "Abschleppen", dafür war es zu surreal. Verbunden habe ich es mit einen Lied in dem es um die Sucht nach Zweisamkeit geht, dem Kick aus dem einerlei des Dasein zu entfliehen. In meiner Übung trifft er auf seine Frau, die spürt das beide zu sehr ihre Zweisamkeit vernachlässigt haben. Sex soll hier nur vermitteln welcher Kick gemeint ist: Wenn einem das Gefühl des Eins seins langsam wieder in die Realität von Raum und Zeit entlässt.


« Letzte Änderung: 27 January 2021, 18:02:32 von Golem »

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Re: Auffrischung (eine Fingerübung)
« Antwort #12 am: 28 January 2021, 14:07:53 »
 :klug: Sorry, aber das ist gemäß unseren Regeln nicht erlaubt. Einfach weil es schnell unübersichtlich wird, wenn dann manche den neuen und manche den alten Text rösten. Bitte stelle deinen neuen Text in einem neuen Thread ein. Ich mache dann hier nun wirklich zu.

 :closed:
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