24 November 2024, 06:11:45

Autor Thema: Einfluss von Büchern  (Gelesen 15711 mal)

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Sirius

  • Gast
Einfluss von Büchern
« am: 03 January 2014, 15:50:45 »
hallo Teufel,

hat der Inhalt eines Buches Einfluss auf das Denken, die Gefühle und Handlungen des Lesers?

Ich meine nicht Sachbücher, die dazu dienen, Wissen zu erweitern, sondern Romane, Gedichte o. ä.
Können die Protas eines Romanes sogar ein Vorbild für die Lebenseinstellung sein - den Leser so beeinflussen, dass er in bestimmten Situationen so handelt wie es eine Romanfigur tun würde.
Diese Beeinflussungen können negativ oder positiv sein.

Zur Zeit der "Romantiker" wurde von Poeten z. B. das Erblühen einer Rose in langen Gedichten beschrieben oder dem Gesang einer Lerche eine poetische Erzählung gewidmet. Diese Gefühle waren damals "zeitgemäß" und der Leser oder Zuhörer richtete sein Verhalten darauf aus.

Heutzutage wird viel über Gewalt und andere Dinge dieser Art geschrieben
Werden auch dadurch die heutigen Leser beeinflusst?

Was meint ihr?

Uli

  • Gast
Re: Einfluss von Büchern
« Antwort #1 am: 03 January 2014, 16:14:40 »
klar doch!

Es gibt eine Reihe von Werken, die dezidiert zur Beeinflussung geschrieben wurden - die Lederstrumpf-Erzählungen beispielsweise, die heute noch das Bild der 'Irokesen' prägen, Onkel Toms Hütte (gegen Sklavenbefreiung) und etliche mehr.
Einige Werke wirken allein durch die unterschwellig transportierten Bilder, einige durch Information (oder eben Desinformation), durch Stimmungen und manche dadurch, daß sie schlicht ein Gefühl treffen und dieses formulieren (der Steppenwolf).
Durchdringende Geschichten, wie 'einer flog über das Kuckucksnest' verändern auf jeden Fall den Blickwinkel auf ... dies und das, und das kann zu einer Veränderung der Werte führen - manchmal einfach dadurch, daß man etwas versteht (oder zu verstehen glaubt). Der Pate, First Blood, Der Seewolf, Jenseits von Eden ... die Reihe ist zu lang für einen Post. Aber unter der vordergründigen Geschichte dieser Werke lauert viel mehr - und einiges davon wirkt zeitverzögert, und oft genug, ohne daß einem die 'Ursache' überhaupt einfällt.
1984 hat mehr Bewusstsein für Datenschutz 'geweckt', als alle sachliche Aufklärung zusammen, 'Eine Handvoll Venus und ehrbare Kaufleute' erzählt mehr über die Wirkung von Werbung als jede Studie - und Gerd Brantenbergs 'Töchter Egalias' sind ein echter Blicköffner. In mehrerlei Hinsicht.
Allerdings ...
Auf ein solchen Werk, das unabhänging von seiner Intention und der Wertung seiner Folgen 'groß' genannt zu werden verdient, kommen mehrere Tonnen Schutt.
Der allerdings auch so seine Wirkung haben kann: Als Sedativum für ansonsten möglicherweise aktiv werdende Hirnzellen, als Bestätigung und Zementierhilfe für Vorurteile und so.

Ein Buch, das gar nicht 'wirkt' ... ist nur ein Stapel Papier.

Sirius

  • Gast
Re: Einfluss von Büchern
« Antwort #2 am: 03 January 2014, 16:27:46 »
Die Bücher, die du als Beispiel angeführt hast, wirken wirklich immer noch nach - sie sind seit ihrem Schreiben nicht aus der Mode gekommen.
Wenn ein Schriftsteller die Gabe hat, so zu schreiben, dass er/sie Gefühle, Handlungen, Denken beeinflusst, hat er doch auch die Pflicht, damit die Menschen zu lenken - sie in eine positive Richtung hin zu beeinflussen.
Diese Schriftsteller haben "Macht" über Menschen.
Ich denke, dass ist auch gefährlich.

Fox

  • Gast
Re: Einfluss von Büchern
« Antwort #3 am: 03 January 2014, 16:36:25 »
Ich würde da die Bücher nicht überschätzen, beziehungsweise ihnen keine dedizierte Sonderrolle zuweisen. Jedes Medium, jede Geschichte kann beeinflussen. Ich erinnere nur an z.B. Bilder zum Vietnam-Krieg, 'Earthrise' et cetera. Bücher sind da nicht allein. Und natürlich kann das gefährlich sein; deshalb gibt es ja Zensur und Bücherverbrennung. Funktioniert natürlich nicht nur in eine Richtung.

Sirius

  • Gast
Re: Einfluss von Büchern
« Antwort #4 am: 03 January 2014, 16:41:07 »
Zitat
Und natürlich kann das gefährlich sein; deshalb gibt es ja Zensur und Bücherverbrennung. Funktioniert natürlich nicht nur in eine Richtung.

Dadurch findet letztendlich wieder eine Beeinflussung statt. Nicht durch das Lesen von Büchern, sondern durch Zensur und Bücherverbrennung - d. h. durch das Nichtlesen und somit wird eine Meinungsbildung manipuliert.
Wer entscheidet, was gelesen werden darf oder nicht?

Uli

  • Gast
Re: Einfluss von Büchern
« Antwort #5 am: 03 January 2014, 16:43:56 »
Hmm ...

'Plicht'? Pflicht wozu und wem gegenüber? Der Lederstrumpf war britische Kriegspropaganda, und der Autor hat sein  Pflicht gegen Volk, Vaterland und König durchaus erfüllt ...

Außerdem passieren da auch Dinge, die unvorhersehbar sind: Aus First Blood wurde dieses Rambo-Zeug und die Wirkung war kein bisschen die intendierte, der Steppenwolf lag ein Dreivierteljahrhundert unbeachtet rum, bis jemand aus eine völlig anderen und zur Zeit der Niederschrift noch gar nicht existenten Subkultur das Werk 'wiederentdeckte' - Hesse kannte die Bikerszene in den Staaten schließlich nicht - und was Leute daraus machen, wenn man ihnen irgendetwas gibt ...

Natürlich ist das auch gefährlich, klar.
So, wie es gefährlich ist, Backpulver und Essigsäure zu verkaufen. Oder Haarspray. Oder Radiowecker.

Wir wissen nicht, was Leute in, sagen wir, fünf Jahren aus unseren Texten herauslesen - wir wissen nicht mal, ob das, was wir gerade schreiben, heute irgendwen interessiert. Und noch weniger, ob diese eine geniale Satz, der  mut macht, nicht übermorgen jemanden von der Klippe stößt.

(Abgesehen davon widerspricht 'Pflicht' in der Kunst der Freiheit derselben - denn aus Pflicht erwächst Verbot)

Fox

  • Gast
Re: Einfluss von Büchern
« Antwort #6 am: 03 January 2014, 16:48:57 »
Wer entscheidet, was gelesen werden darf oder nicht?

Im Zweifelsfall die Illuminaten. :)

Nein, ernsthaft. Heutzutage ist das hauptsächlich eine Frage der Verbreitung. Jeder kann sich irgendwo einen Blog eröffnen und darauf schreiben. (Womit die AGB des Blogplattform-Betreibers zusätzlich gelten.) Er kann sich eine eigene Website hosten und darauf schreiben. Es gibt gewisse Einschränkungen, die dann auf den Mediengesetzen des jeweiligen Landes beruhen, in dem der Server steht. Die können gänzlich unterschiedlich ausfallen. Den Punkt, was also (im Netz) veröffentlicht sein darf, entscheidet der Staat. Und auch das nur, wenn z.B. geklagt wird, wozu der betreffende Text erstmal gelesen werden muss, und sei es nur von der Staatsanwaltschaft.

Was dann tatsächlich von der breiteren Masse gelesen wird, hängt dann wie gesagt von Verbreitung und Popularität ab. Wie oft die Website gelesen wird, vielleicht ist der Text auch viral (muss ja nicht nur mit Youtube Videos passieren, oder?), et cetera.

Bei Printprodukten sieht das schon wieder anders aus. Aber im Netz kann im Prinzip jeder alles veröffentlichen (solange er mit den Konsequenzen leben kann, falls es z.B. gesetzeswidrig ist).

Cheers,
Fox

tlt

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Re: Einfluss von Büchern
« Antwort #7 am: 03 January 2014, 18:27:12 »
Ich bin mir für meine Person sehr unsicher, ob Bücher einen großen Einfluss auf mich gehabt haben. Klar, als Knirps träumt man mit Tom Sawyer, jetzt eher mit Roger Willemsen. Gaaanz früher hab ich Karl May verschlungen, weil sie sich so schön lesen ließen. Heute eher Harold Pinter.
Aber insgesamt haben Bücher schon einen großen Einfluss. Vor allem die, die dann doch gar nicht (richtig) gelesen werden. Sei es Mein Kampf oder die Bibel, der Koran oder sonst ein Buch, das den Menschen Glück und Macht und Herrlichkeit und Sklaven verspricht.
Ich bin zu alt für das alles.

Ginger

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Re: Einfluss von Büchern
« Antwort #8 am: 03 January 2014, 18:35:23 »
Vielleicht kein richtiger Einfluss.

Aber doch eine Art "beeinflussung" in einer Denkensweise oder einfach eine Erkenntnis, die man nach dem Lesen eines Buches erhalten hat.

Es muss ja nicht direkt das ganze Leben beeinflussen. Aber eine gewisse Botschaft oder eine gewisse Anregung bekomme ich durch viele Bücher, die ich gelesen habe, vermittelt. (Beispiel Carrie von Stephen King. Ein unglaubliches Buch, das mich einige Tage lang beschäftigt hat. Nicht beeinflusst. Aber doch zum Denken angeregt)

Haramis

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Re: Einfluss von Büchern
« Antwort #9 am: 03 January 2014, 20:10:10 »
Inwieweit einen persönlich ein Buch beeinflusst hat, ist wohl schwer zu messen. Irgendetwas nimmt man wohl aus jedem Buch mit, das man liest (und das meine ich wertfrei).
Es muss ja nichts großartiges sein - vielleicht das Interesse für ein fremdes Land, ein Name, der einem gefällt, irgendetwas. Manche Bücher beschäftigen uns, bringen uns zum Nachdenken. Vielleicht ist es weniger ein spezielles Buch, das uns beeinflusst, sondern die Summe aller Bücher, die wir lesen.

Trippelschritt

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Re: Einfluss von Büchern
« Antwort #10 am: 03 January 2014, 21:22:54 »
Ich kann nur für mich sprechen.
Die Antwort lautet definitiv JA

Allerdings sind es nur vereinzelte Bücher oder Autoren.
Aber in diesen Fällen haben sie mich und mein Handeln oder Denken
geprägt oder deutlich verändert.

Ganz einfach, weil ich durch bestimmte Texte etwas endgültig begriffen habe.

Aber das wird bei jedem unterschiedlich sein.

Liebe Grüße
Trippelschritt
Wer bin ich, wer war ich, wer werde ich sein?

Viskey

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Re: Einfluss von Büchern
« Antwort #11 am: 04 January 2014, 17:17:15 »
Ich spreche mal für mich allein ...

hat der Inhalt eines Buches Einfluss auf das Denken, die Gefühle und Handlungen des Lesers?
Nicht alle, aber doch einige.
Es ist halt eine Frage, welche Aspekte des Lebens ein Buch behandelt, und ob bzw. wie stark das Saiten im eigenen Leben zum schwingen bringt. Wenn ich von einer Frau lese, die an ihrem unerfüllten Kinderwunsch zerbricht ... :dontknow: da schwingt bei mir nichts mit, das ist mir relativ Banane, weil ich halt keinen Kinderwunsch habe.

Zitat
Zur Zeit der "Romantiker" wurde von Poeten z. B. das Erblühen einer Rose in langen Gedichten beschrieben oder dem Gesang einer Lerche eine poetische Erzählung gewidmet. Diese Gefühle waren damals "zeitgemäß" und der Leser oder Zuhörer richtete sein Verhalten darauf aus.
Hm, ob die Leute damals ihr Verhalten darauf ausgerichtet haben ... Ich denke, das passierte halt einfach. Das entsprach dem Zeitgeist, der alle mehr oder weniger erfüllte. Und im Kreisschluss haben die aus dem Zeitgeist heraus entstandenen Werke wiederum den Zeitgeist beeinflusst.

Hm. Ich glaube, ich schreibe grad Müll. :gruebel:
"There is no such thing as bad work, just unfinished work." - Eric Idle