Hallo liebe Teufelchen.
Ich habe mir mal ein altes SGZ (Schreiben gegen die Zeit) Thema vorgeknöpft um an mir zu feilen.
Edit: Aus irgendwelchen Gründen (wahrscheinlich meine eigene Dummheit) war das Wort "kistenweise" jedes Mal großgeschrieben. Für besseren Lesefluss habe ich das korrigiert.
Meine Fragen an euch sowie die Vorgaben für den Text kommen am Ende, damit ihr erst einmal unvoreingenommen lesen könnt. Den Kern der Geschichte habe ich tatsächlich in etwas mehr als 1h niedergeschrieben und dann nur das Ende abgefeilt. Seitdem habe ich sie ein paar Mal durchgelesen und versucht auszubessern...
Leider ist beim rüberkopieren mal wieder die Formatierung flöten gegangen und ich durfte eben erstmal nach jeder Zeile einen Absatz rausnehmen. Ich hoffe dahingehend habe ich alles bereinigt.
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Lockruf der See
Dunst liegt über dem Meer und dämpft das sanfte Wellenrauschen. Die frische Morgenluft genießend schlendere ich über den Steg des kleinen Hafens. Möwen rufen aus der Ferne. Das Kichern einer jungen Frau weht leise über das Wasser.
Ein gutes Stück vor mir manövriert ein Fischer nach getaner Arbeit sein kleines Holzboot an den Steg und vertäut es an einer Bohle. Ein Cormoran landet auf der Bootskante und beobachtet neugierig wie der Fischer seine wertvolle Fracht kistenweise für den Abtransport fertig macht.
Um niemanden zu stören biege ich links ab. Schöne kleine ein-Mann Segler finden sich rechts des Steges und schwanken fröhlich vor dem Sonnenaufgang. Ein schwaches Glitzern am Boden erregt meine Aufmerksamkeit. Zwischen den Holzbrettern klemmt etwas das aussieht wie ein silbernes Schmuckstück. Vorsichtig puhle ich es zwischen den Planken hervor. In meiner Hand halte ich eine silberne Brosche mit einem blauen verschnörkeltem L in der Mitte. Das Schmuckstück sieht wertvoll aus und muss wohl ihrem Besitzer aus der Tasche gefallen sein. Vielleicht ist er oder sie ja noch in der Nähe. Nachdenklich gehe ich weiter, die Hände in den Jackentaschen und die Brosche in der Rechten.
Am Ende des Stegs ist ein Fischer gerade dabei seine wertvolle Fracht kistenweise aus dem Boot zu hiefen und für den Abtransport zu stapeln. Ein Cormoran sitzt auf der Mohle an der das Boot vertäut liegt und beobachtet ihn neugierig bei der Arbeit.
Da ich niemanden stören will biege ich erneut nach links ab Richtung Land. Der Dunst des Meeres entwickelt sich langsam zu dickem Nebel. Möwen kreischen in der Ferne und die tiefstehende Sonne blendet in den Augen. Statt dem Ufer taucht vor mir ein Fischer auf, der gerade dabei ist seine wertvolle Fracht kistenweise aus dem Boot zu hiefen und für den Abtransport zu stapeln. Ein Cormoran sitzt auf der Mohle an der das Boot vertäut liegt und schaut neugierig in meine Richtung. Stirnrunzelnd gehe ich weiter. Der Fischer scheint fertig mit Abladen. Mit einem tiefen Gähnen streckt er sich. Sein Blick fällt auf mich, er zieht eine Braue hoch. Ich nicke höflich. Er nickt zurück. Der Cormoran auch. Ich biege wieder nach links ab. Wieder taucht statt dem Ufer nach wenigen Schritten der Fischer vor mir auf. Dieses Mal ist er gerade dabei mit einer Sackkarre seine Kisten wegzufahren. Obenauf natürlich der verfluchte Cormoran der mich herausfordernd anstarrt. Der Fischer unterbricht seine Arbeit und die linke Augenbraue berührt fast seinen Haaransatz. Ich nicke höflich und hoffentlich souverän. Meine Hände werden feucht.
"Suchen Sie was?" Seine Stimme ist kratzig. Ich schlucke trocken.
"Nein. Ich genieße nur die Morgenluft. Warum?"
Er legt die Stirn in Falten. Der Cormoran hopst auf seine Schulter und legt den Kopf schief.
"Sie laufen hier dauernd hin und her als könnten Sie sich nicht entscheiden wohin mit sich."
Jetzt ziehe ich eine Augenbraue hoch.
"Wieso hin und her? Ich bin im Halbkreis gelaufen um wieder ans Ufer zu kommen."
Er lacht auf.
"Im Halbkreis? Wohl eher mehrmals im vollen Kreis. Kommen Sie mal mit. Das bisschen Nebel muss Sie wohl ordentlich durcheinander gebracht haben." Schmunzelnd packt er wieder seine Sackkarre und führt mich an Land. Vollkommen verlegen bedanke ich mich bei ihm.
Er lacht freundlich:
"Nichts zu Danken. Passen Sie nur auf, dass Sie nach Hause finden."
"Mache ich." Erwidere ich dankbar und wende mich Richtung Stadt. Der Nebel ist inzwischen zu einer undurchdringlichen Wand geworden doch meine Füße finden den Weg von selbst. Die Stadt ist noch friedlich. Irgendwo knarzt Holz. Eine schöne Frauenstimme singt eine beruhigende Melodie. Das Hotel ist nicht weit und ich freue mich aufs Frühstück. Mit einem Mal krallt sich eine Hand in meine Schulter und wirbelt mich mit Macht herum.
"HE?!..."
Vor mir steht der Fischer mit ernster Miene, den unvermeidlichen Cormoran auf der Schulter. "Wusste ich es doch… Loreley treibt wieder ihr heimtückisches Spiel." Der Vogel auf seiner Schulter krächzt empört. Mein Herz rast, was will der denn?!
"Leeren Sie ihre Taschen Freund. Sie schweben in Gefahr."
Vollkommen verdattert starre ich ihn an. "Warum sollte ich das tun. Wovon reden Sie überhaupt und warum folgen Sie mir?! Was zum Henker wollen Sie von mir?!"
Ängstlich versuche ich zurückzuweichen doch der Fremde packt mich fest am Arm, zieht mich zu sich und hebt direkt danach entwaffnend die Hände. Erbost und vollkommen verwirrt rutsche ich meine Jacke zurecht die der ungehobelte Kerl fast kaputt gerissen hätte.
"Es tut mir Leid, wenn ich Ihnen einen Schreck einjage… aber beinahe wären Sie gefallen!"
"Gefallen? Was ein Quatsch. Wir sind doch mitten in der Fußgängerzone hier kann man doch nirgends fallen?!" Meine Fäuste schwitzen und die Rechte umklammert kühles Metall. Was zum Geier ist mit dem Kerl?
"Sehen Sie selbst… aber bewegen Sie sich vorsichtig. Ich will lediglich helfen!"
Mit diesen Worten deutet er hinter mich. "Sehen Sie ganz genau hin!"
"Was soll denn da sein?" Frage ich stur, schaue aber doch. Vor lauter Nebel erkenne ich nicht einmal die Straße. Misstrauisch beuge ich mich etwas nach vorn und erkenne Holzplanken unter meinen Füßen.
"Das kann doch nicht…"
"Doch. Sie sind wieder schnurgerade zu mir an den Hafen gelaufen. Ich konnte Sie gerade noch herumreißen bevor Sie ins Wasser fielen."
Jetzt erkenne ich es auch. Keine 2 Schritte vor mir liegt die schwarze See und ich hatte es nicht einmal bemerkt.
"Wie ist das Möglich?" Selbst ich höre das zittern in meiner Stimme.
"Haben Sie zufällig etwas hier am Hafen gefunden und aufgehoben?"
"Ja..." erstaunt zeige ich ihm die Brosche, " die lag eingeklemmt zwischen zwei Planken vom Steg."
Er hält mir die Rechte hin. "Darf ich mal?"
"Natürlich" Vorsichtig lasse ich die Brosche in seine Hand gleiten. Ohne ein Wort gibt der Fischer sie seinem Cormoran in die Krallen und der fliegt krächzend aufs Meer hinaus.
"Hey!"
Der Mann mustert mich mit hochgezogener Augenbraue.
"Was wenn sie jemand vermisst? Sie können doch nicht einfach Schmuck von anderen ins Meer werfen!"
"Dieser 'Schmuck' ist genau da wo er hingehört… geht es Ihnen besser?"
Jetzt wo er so direkt fragt fällt mir auf, dass es sich tatsächlich anfühlt als wäre mir eine Last von den Schultern genommen worden.
"Ja…" antworte ich verwirrt, "tatsächlich schon."
"Gut!" Ein Lächeln erhellt seine Züge. "Kommen Sie ich begleite Sie noch einmal zum Ufer. Gehen Sie dieses Mal heim und ruhen Sie sich aus."
Gesagt getan. Trotz völliger Verwirrung bemerke ich unterwegs wie der Nebel sich lichtet und die Sonne die Wolken niederringt. Es verspricht ein schöner warmer Tag zu werden. Am Ufer angekommen dreht der freundliche Herr sich noch einmal um.
"Jetzt sollten Sie sicher sein. Kommen Sie gut nach Hause und schauen Sie besser nicht zurück." Er grinst breit und tippt sich spielerisch an die Stirn.
"Sicher nicht! Haben Sie vielen Dank."
"Nicht dafür mein Freund. Passen Sie auf sich auf!"
"Sie ebenso" mit einem verlegenen Lächeln winke ich ihm zu während ich loslaufe. Nach drei Schritten befolge ich seinen Rat nicht zurückzuschauen und konzentriere mich darauf sicher anzukommen.
Dunst liegt über dem Meer und dämpft das sanfte Wellenrauschen. Heute jagt mir die frische Morgenluft eine Gänsehaut über den Rücken.. Die Rechte Faust umklammert fest den 50Euro Schein. Die ganze letzte Woche habe ich mich mit mulmigem Gefühl vor dem Hafenbecken gedrückt. Aber ich kann nicht einfach nach Hause fahren ohne mich zu bedanken! In der Ferne erkenne ich die Umrisse des freundlichen Fischers und halte zielstrebig auf ihn zu. Ein Glück ist er da. Irgendwas beobachtet er in der Ferne, seinen treuen Cormoran auf der Schulter.
"Ahoi!", rufe ich spaßsichtshalber und winke mit der Linken, "Wie war der Fang mein Freund?"
Keine Reaktion. Der Fischer dreht sich nicht einmal um. Nur der Cormoran krächzt ärgerlich. Zögerlich nähere ich mich der Szenerie. Der Fischer wirkt steif und unbeweglich… Erst aus der Nähe fällt mir auf, dass ich eine bronzene Statue begrüßt habe. Stumm starrt sie aufs Meer hinaus die Hand an der Stirn um die aufgehende Sonne abzuschirmen.
An einem Infoständer für Touristen liegt ein Schreiben aus:
"Diese Bronzestatue wurde in Gedenken an die Flutkatastrophe vom 07.05.1978 gebaut. Sie ist den Fischern und Seeleuten gewidmet die unter widrigsten Bedingungen bei der Evakuierung und den Aufräumarbeiten tatkräftig halfen. 67 Menschen verloren ihr Leben. Rund dreitausend Einwohner verloren ihr Heim."
Mit zittrigen Fingern schaue ich der Bronzestatue ins Gesicht. Es ist eindeutig der selbe Fischer der mir Letzte Woche das Leben gerettet hatte. Das Lachen einer jungen Frau weht deutlich über das Wasser. Zwischen den Bohlen glitzert etwas silbern.
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Das Thema des Textes lautet
1. Es kommt ein ungewöhnliches Fundstück aus dem oder im Wasser vor
und/oder 2. Eine namenlose Person spielt eine wichtige Rolle
und/oder 3. Ein Vogel verhält sich merkwürdig
und/oder 4. Der Text ist im Präsens geschrieben
Ich bin ehrlich gesagt unzufrieden mit der Fassung. Am schwersten fällt es mir in der Gegenwart zu schreiben (genau deswegen habe ichs gemacht). Ich finde, dass es irgendwie trotz Gegenwartsform wie eine Nacherzählung klingt. Teilt ihr die Meinung? Hat jemand ne Idee wie ich das wegbekomme?
Dann habe ich einige Dinge eingestreut bei denen ich mir unsicher bin ob sie ihre Wirkung tatsächlich erzielen:
1. Das weibliche Lachen und singen soll eine Anspielung auf eine Nixe sein. Zu offensichtlich oder zu subtil?
2. Es ist Absicht, dass sich die Begegnungen mit dem Fischer sehr ähneln. Es soll auch jedes Mal tatsächlich der selbe Fischer sein. Frage ist, geht das so als Stilmittel durch oder nervt es nur?
3. Ich habe versucht den "Ich" Erzähler weniger durch Gedanken sondern eher durch Ausdrücke und körperliche Reaktionen zu personifizieren. (z.B. die Art wie der Fischer tituliert wird.) Meint ihr das ist mir einigermaßen gelungen?
4. Als 'ich' links abbiege ist erst der Sonnenaufgang rechts von mir und nach einem weiteren links abbiegen blendet der Sonnenaufgang durch den Nebel hindurch. Eigentlich müsste die Sonne aber hinter 'mir' sein. Das ist Absicht da hier der Prota bereits falsch wahrnimmt was er tatsächlich tut. Ich hadere damit wie ich diesen Hinweis besser einstreue ohne ihn wie einen Autorenfehler wirken zu lassen
5. Interessiert mich natürlich ob ihr der Meinung seid, dass die Vorgaben (gut) erfüllt wurden.
Ansonsten natürlich gern eure Meinung. Ich will mit dem Text nicht aufs Erbsenniveau vordringen sondern eher dass die Sache sich am Ende rund liest. Am wichtigsten ist es mir in dem Fall etwas über mich selbst zu lernen.
Vielen Dank im Voraus für eure Mühen.