Du fühlst in Deinen Träumen nichts? Das erstaunt mich ja kolossal.
Ich bin ja berufsbedingt eine Traumsammlerin. Das heißt, ich kenne nicht nur meine Träume, sondern viele Menschen erzählen mir ihre. Und die allermeisten Menschen, die mir da unterkommen, erleben in ihren Träumen intensive Emotionen. Insofern finde ich Träume geeignet, Emotionen auf eine sehr direkte Art zu kommunizieren, oder besser noch: bei den Lesenden hervorzurufen. Damit besteht aber die Schwierigkeit genau darin, Bilder zu finden, die die Emotionen stark transportieren, dabei aber eigen und nicht platt sind.
Klassische Traumdeutung nach Freud, die inzwischen ja doch jeder zumindest dem Namen nach kennt, arbeitet außerdem mit Symbolen und Verdichtungen. Wir müssen daher davon ausgehen, dass unsere Leser erwarten, dass Träume symbolhaft und verdichtet sind, dass sie etwas über die Situation und die inneren Konflikte der oder des Träumenden aussagen. Insofern erwarte ich, dass Träume Informationen anders transportieren als Rückblenden oder Dialoge: symbolhaft, verfremdet, emotionsgeleitet. Noch besser ist es, wenn der Traum über die aktuelle Situation hinausgeht, und für das gesamte Buch eine Bedeutung hat.
Ich finde das so schwer, dass ich noch nie einen Traum für eine Prota geschrieben habe, der nicht bei der Überarbeitung rausgeflogen wäre. Aber in der Theorie kann ichs. Vielleicht.