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Realitätsflucht?

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Sirius:

--- Zitat ---
--- Zitat von: Eluin am 07 August 2014, 14:17:12 ---Sie berühren einen auf einer Ebene, die viel Tiefer liegt als der Verstand. Ich muss nicht alles mit dem Kopf aufnehmen, um mir Gedanken zu machen oder neue Eindrücke zu gewinnen. Manchmal brauche ich genau so etwas, wo ich einfach mal abschalten kann. Das muss dann aber nicht heißen, dass es ein Buch ohne "problematischen" Inhalts ist oder ich dadurch komplett aus der Realität fliehe. Vielmehr kann ich dadurch oftmals die Realität viel klarer sehen.

--- Ende Zitat ---

--- Ende Zitat ---

Genauso ist es meiner Meinung nach. Der Verstand blockiert oft ein gefühlsmäßiges Aufnehmen. Doch wenn nicht nur der Verstand beim Lesen gefordert wird, kommt manchmal von irgendwoher eine Berührung, die man in der eigenen Tiefe spürt. Dort, wo es ganz wichtige Empfindungen gibt.
Du hast Recht, dass durch solche Berührungen die Realität oft viel klarer gesehen werden kann. Es hilft beim Sortieren und lässt manchmal sogar Lösungen finden, die mit dem Verstand alleine nicht möglich gewesen wären.
 :lava:

merin:
Aber sind nicht diese hellen Bücher gerade die, die sich mit den Problemen beschäftigen bzw. Lösungen oder alternative Sichtweisen aufzeigen?

Haramis:
Ich glaube, eines der Probleme liegt darin, dass das gefühlsmäßige, empathische Lesen, gerne als unreif wahrgenommen wird, während das intellektuelle, verstandesmäßige Lesen, auf geistige Reife hindeuten soll.  :dontknow:

merin:
Also mir ist diese Unterscheidung fremd. Beides muss doch Hand in Hand gehen um einen Text zu erfassen.

szazira:
In unserem Literaturgeschichtekurs in der VHS "fetze" ich mich regelmäßig mit einem anderen Teilnehmer, einem pensionierten Deutschlehrer, der Schundliteratur wie Fantasy, Science Fiction (insbesondere Star Trek) am liebsten sonstwohin verbannen möchte. Er läuft immer wieder puderrot an, wenn ich ihm erzähle wieviele gesellschaftliche Tabus allein in Star Trek gebrochen und kritische Themen aufgefasst und dem Publikum präsentiert wurden. Lustigerweise hört der fast zehn Jahre ältere ehemalige Dozent und Literaturwissenschaftler interessiert zu und findet nicht, dass es sich um Schund handelt.

Ein Beispiel wie unterschiedlich auch innerhalb der "Fachwelt" verschiedene Genre bewertet wird und wie vorurteilsbehaftet pauschalisiert wird, nur weil es den eigenen Geschmack nicht trifft.

Es gibt mindestens zwei Definitionen des Begriffes "Trivialliteratur", was zeigt, wie 'einig' die Fachwelt in dieser Beziehung ist. Die meisten Podiendiskussionen werden in der Literatur von Leuten geführt, die für meine Begriffe nur einen wankenden Elfenbeinturm (und ich meine nicht den aus Fantasien) retten möchten und das über Ausgrenzung von Entwicklungen heraus. Goethe zumindest war schwer daran interessiert seine Werke zu verkaufen und weniger an dem hohen Anspruch. Als Selbstverleger mußte er schließlich seine Kosten wieder reinholen und ein bisschen Geld zum Leben hätte man ja auch noch gerne (Ich hoffe, dass ich den Guten gerade nicht verwechsle). Insofern zweifle ich sehr an den Aussagen vieler Literaturkritiker und -Wissenschaftler.

Man kann viele Bücher auf die eine oder andere Weise lesen. "Momo" und "Die unendliche Geschichte" sind nur zwei Beispiele, die hier bereits genannt wurden. Selbst "heile Welt" Literatur kann Konflikte behandeln - in "Der Dokter und das liebe Vieh", sicherlich kein hochanspruchsvoller Roman, schimmerte schon durch, was für eine Katastrophe es sein konnte, wenn die Milchkuh eines Bauern starb.

Es bringt aber auch nichts überall etwas hineingeheimnissen zu wollen. Schließlich ist Literatur ja auch dazu da uns tatsächlich in eine andere Welt zu entführen und mal die Perspektive zu wechseln, vielleicht auch nur um Abstand zu gewinnen. Den Abstand den man braucht um sich wieder den "großen" Themen zu widmen - oder den Kleinen.

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