21 November 2024, 13:32:31

Autor Thema: Science Fiction - Space Opera - Peter Hamilton - Commonwealth Saga  (Gelesen 8373 mal)

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Bateman

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"CHEKHOVS GUN" VOM FLIEßBAND

Nein, Moment, das ist keineswegs abwertend gemeint. Jedenfalls nicht nur. Und auf keinen Fall meine ich, dass Hamiltons im englischen zwei-, im deutschen vierbändiger Roman-Zyklus "Commonwealth" eine Fließbandarbeit wäre. Aber die angesprochene Pistole - Nun, sie ist jedenfalls in so reichlicher Menge vorhanden, dass sie wirkt, als wäre sie industriell hergestellt.

Aber der Reihe nach.

INHALT

Es beginnt grotesk genug. Mit dem größten Moment in Wilson Kimes Leben. Als erster Mensch landet er ein Fahrzeug der NASA auf dem Mars. Ein kleiner Schritt für Kimes, ein großer Schritt für...
...Niemanden.
Schon als der NASA-Pilot seinen ersten Schritt auf den Boden des roten Planeten setzt, hört er durch den Helmfunk, wie er durch eine unbekannte Stimme veralbert wird. Und plötzlich stehen Ozzie Isaacs und Nigel Sheldon in seinem Rücken. Zwei Collegestudenten, die im Alleingang einen Wurmlochgenerator entwickelt und eine Passage zum Mars geöffnet haben.

Wir springen in die Zukunft. Das Commonwealth, die Gemeinschaft der Planeten, die durch die Erde besiedelt wurden, lebt in Frieden. Dank der Wurmlochtechnologie ist es ein Kinderspiel, die Füße auf einen neuen Planeten zu setzen. Unterschiedliche politische oder religiöse Gemeinschaften haben ihre eigenen Territorien und kaum die Möglichkeit, außerhalb ihres Einflussbereichs für Stress zu sorgen. Krieg ist schlicht abgeschafft.

Bis der Astronom (eine nahezu abgeschaffte Wissenschaft - wozu beobachten, wenn alles erreichbar ist?) Dudley Bose am Himmel beobachtet, wie ein Stern plötzlich erlischt. Wurde die ferne Sonne abgeschottet vom Rest des Universums? Droht der Menschheit eine Gefahr durch eine höher entwickelte Zivilisation?

Um dem Rätsel auf den Grund zu gehen, wird zum ersten Mal in der Geschichte der Menschheit ein überlichtschnelles Raumschiff gebaut. Initiator des Projektes ist Nigel Sheldon - jener inzwischen fast tausendjährige Pionier (ja, die Menschen sind durch Regeneration inzwischen quasi unsterblich), der die Wurmlöcher erfunden hat. Als Pilot wird ausgerechnet derjenige ausgewählt, der als einziger einen vergleichsweise weiten Flug mit einem Raumschiff unternommen hat. Wilson Kime.

Bald schon trifft das Commonwealth auf seine Nemesis in Gestalt des Aliens MorningLightMountain. Aber ganz so neu ist die Alienrasse der Menschheit vielleicht gar nicht.

BESONDERHEITEN

Zitat
"Remove everything that has no relevance to the story. If you say in the first chapter that there is a rifle hanging on the wall, in the second or third chapter it absolutely must go off. If it's not going to be fired, it shouldn't be hanging there." Anton Chekhov

Eine unwichtige Nebenhandlung. Ermittlerin Paula Myo untersucht einen Mordfall und verhört dazu den unter Verdacht stehenden Ex-Ehemann des Opfers, Morton Shaheef. Aus dem Augenwinkel nimmt sie dessen junge Freundin Mellanie Rescorai im Pool wahr. Morton wird verhaftet, verurteilt und (wörtlich) auf Eis gelegt.
Weder Morton, noch Mellanie finden die nächsten paar hundert Seiten Erwähnung und werden als unwichtig im Hinterkopf abgelegt.

Weit gefehlt: Zum Ende des Buches (der Bücher) werden beide zu Hauptfiguren und wirken entscheidend bei der Entscheidungsschlacht der Menschheit mit.

Da hing das Gewehr an der Wand. UNd wurde benutzt.

Es gibt viele dieser Gewehre. Hat man das Prinzip erst einmal begriffen (was durchaus seine 1000 Seiten dauern kann), saugt man begierig jedes Detail auf, immer in der Spannung, was aus den Nichtigkeiten erwachsen mag.

Ein Lehrbuch in Spannungsaufbau also. Der glorreiche Beweis, dass Planschreiber den Bauchlingern überlegen sind.
Gleichzeitig leider auch das Gegenteil. Denn irgendwann erschöpft sich das Prinzip. Und sind erst alle Fäden gelegt, alle Gewehre an die Wand gehängt, braucht es nicht viel Gehirn, sich den weiteren Verlauf der Handlung auszumalen. UNd so trudelt der Roman etwa ab der zweiten Hälfte des vierten Buches (immerhin) gemächlich dem Ende entgegen.

Man muss schon Duchhaltevermögen haben, braucht eine Affinität für die kleinen Details und muss auch ein wenig Langeweile-resistent sein (ganz abgesehen vom Hang zu Soap-Strukturen). Wer aber wenigstens Toleranz für diese Dinge mitbringt, dem ist der Commonwealth-Zyklus uneingeschränkt zu empfehlen. Als Buch, als Zukunftsvision und als Lehrstück in Struktur.

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Zusätzlich zum eigentlichen Commonwealth-Zyklus...

(Der Stern der Pandora,
Die Boten des Unheils,
Der entfesselte Judas,
Die dunkle Festung)

...gibt es einen früher geschriebenen Roman...

(Dieb der Zeit)

...der die Vorgeschichte, die Entwicklung der Unsterblichkeit, beschreibt, sowie einen nachfolgenden Zyklus, die Void-Trilogie...

(Träumende Leere,
Schwarze Welt,
Im Sog der Zeit,
Evolution der Leere)

...die teilweise die gleichen Charaktere hat, Unsterblichkeit sei Dank. Außerhalb des Haupt-Zyklus' habe ich allerdings noch nichts gelesen.