Federleichtes > Teufelsblick

Literaturkritiker und ihre Folgen

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vulture:
Ich habe mich zu dem Thema schon im Federfeuer geäußert. Ich kopier's mal rüber.

--- Zitat ---In Deutschland ist die Trennlinie zwischen Unterhaltungsromanen und 'echter Literatur' sehr stark ausgeprägt. Dadurch entwickelt sich eine Art Elite, ein fester Kreis aus Kritikern und Autoren, die definieren, wer dazugehört und wer nicht, und welche Bücher man unbedingt gelesen haben sollte.
Genre-Literatur, und sei sie noch so anspruchsvoll geschrieben, hat in dieser Sphäre normalerweise keinen Platz.

Das klingt jetzt erstmal ziemlich übel. Besonders dann, wenn man bedenkt, dass die meisten zeitgenössischen literarischen Werke von der Masse gar nicht gelesen werden. (...)

Ich glaube trotzdem, dass wir eine gewisse literarische Elite brauchen, selbst dann, wenn sie nur aus snobistischen Arschlöchern besteht.
Wenn ich mir anschaue, wo der Trend im Buchmarkt hingeht, wenn ich auf Amazon Rezensionen lese oder einen Blick auf die Bestseller-Listen werfe, (...) dann bin ich ganz froh, dass es immer noch Leute gibt, die ernsthafte Literatur schreiben, kritisieren und bewerben. Die sich an experimentellen Texten versuchen, an neuen Formaten, an ungewöhnlichen Themen. Die sich Mühe geben, die Schreiberei weiterzuentwickeln, auf eine neue Stufe zu treiben. Die Bücher schreiben über Leute, die nichts weiter machen als durch einen Supermarkt zu irren. [Anmerkung: Bezieht sich auf David Wagner's "Vier Äpfel"] Die wissen, dass sich sowas nicht an die Massen verkaufen lässt, und die es trotzdem tun.
Und dass es immer noch Leute gibt, die sowas gut finden, kritisieren, die Preise dafür verleihen und die solchen Romanen eine Plattform schaffen.

(...)Ich finde den aktuellen Trend im Buchmarkt bedenklich. Zeitung sparen ihre Literatur-Kritiker ein, durch e-books kann jeder Honk schlecht geschriebene 99-Cent-Romane veröffentlichen, die dann auch noch (kost ja fast nix) von 100.000 Leuten runtergeladen werden, solange der Klappentext halbwegs spannend klingt. Verlage hingegen müssen ihr Programm zusammenstreichen.
Romane, die auf den ersten Blick langweilig klingen, haben unter solchen Bedingungen keine hohe Lebenserwartung. Und das will mir einfach nicht gefallen.
--- Ende Zitat ---

Ich möchte noch hinzufügen: Mir ist schon klar, dass die meisten User hier im Forum Romane in erster Linie zu Unterhaltungszwecken lesen.
Aber deswegen die in Feuilletons besprochene Literatur und ihre Kritiker als irrelevant einzustufen, finde ich - gelinde gesagt - mehr als grenzwertig.

Viskey:

--- Zitat von: vulture am 12 June 2014, 17:36:04 ---Ich möchte noch hinzufügen: Mir ist schon klar, dass die meisten User hier im Forum Romane in erster Linie zu Unterhaltungszwecken lesen.
Aber deswegen die in Feuilletons besprochene Literatur und ihre Kritiker als irrelevant einzustufen, finde ich - gelinde gesagt - mehr als grenzwertig.

--- Ende Zitat ---

Ich sehe jetzt nicht, dass das  hier jemand getan hat. :gruebel: Der einzige Vorwurf ging in die umgekehrte Richtung: Dass Kritiker alles, was "nur" der Unterhaltung dient, als irrelevant eingestuft wird.

vulture:
Ich meine solche Aussagen:

--- Zitat ---Literaturkritiker oder überhaupt Kunstkritiker, sind für mich nicht mal das Ignorieren wert.
--- Ende Zitat ---

--- Zitat ---bei mir ist alles, was ein Kritiker in allen Tönen lobt, ein ziemlich sicheres No-Go
--- Ende Zitat ---

--- Zitat ---Von daher könnte man schon sagen, dass ich sie als Referenz nehme - für Bücher, die ich eben i.d.R. nicht in meinem Regal haben will.
--- Ende Zitat ---

Viskey:
Wenn man Kritiken als Negativ-Richtlinie hernimmt, stuft man sie nicht als irrelevant ein. Man erlaubt sich lediglilch, sie anders zu verstehen, als vom Kritiker beabsichtigt... ;)

Beim ersten Zitat (Uli) gebe ich dir jetzt aber recht.

Parzifal:

--- Zitat ---Wie seht ihr das? Was bedeuten für euch (Literatur-)Kritiker und wie geht ihr an so etwas heran?
--- Ende Zitat ---

Ich war immer ein Fan von M.R. Ranickis Sendungen im Fernsehen. Wenn man so was öfter guckt, kann man einen Literaturkritiker mit der Zeit ein wenig einschätzen (was mag er, was mag er nicht, wie belesen ist er etc.) Ich höre mir an, was er zu sagen hat, amüsiere mich darüber und bilde mir später mein eigenes Urteil. Einmal hat er z.B. gesagt, dass die Zeit von Hermann Hesse vorbei wäre - da hab ich natürlich abgewunken und ihn nicht ganz ernst genommen. Von Helmut Karasek und Ingrid Löffler gab´s ja auch so manches Veto, so dass man sich schon ein Bild von einem Buch machen konnte.
Denis Scheck wirft unter anderem auch schon mal Bücher in eine Tonne ... was soll´s? Ich höre mir auch an, was er zu sagen hat - ohne gleich alles für bare Münze zu nehmen. Wenn der Papst sagt, dass man als Christ keinen vorehelichen Geschlechtsverkehr haben soll und überhaupt die ganze Bumserei nur dem Fortpflanzungszweck zu dienen hat, muss man das ja nicht zwingend 1:1 übernehmen.
Literaturkritiken sind für mich zunächst mal Buchempfehlungen (oder auch nicht) und ich kann mich ein bisschen orientieren in diesem Ozean von Romanen, Novellen, Kurzgeschichten, Neuerscheinungen etc. Man will ja auch nicht an den ganz üblen Schrott geraten, a la "Shades of Grey" ;)

Edit: Elke Heidenreich hatte auch eine super Bücherkritiksendung im Fernsehen ("Lesen" so weit ich noch weiß), die ich jedesmal geguckt habe.

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