Ich weiss ja nicht, inwieweit mein Input hier etwas bringt, da ich bekanntlich eine Niete im Überarbeiten bin - aber wenn ich mich dann mal dem Unausweichlichen ergebe, das ist für mich immer der erste und wichtigste Schritt: alles erst einmal durchzulesen. Ohne Korrekturen zu machen, einfach lesen und dabei nebenbei zu notieren, was mir dabei auffällt. Dies aus zwei Gründen - erstens ist meistens eine gewisse Weile vergangen, seit ich mich damit beschäftigt habe, eben um den nötigen Abstand zu kriegen. So kann ich die Geschichte mit frischen Augen lesen, mit einem Auge als Autor, mit dem anderen als Leser. So lass ich mich auch noch auf keine Details ein, in denen ich mich verlieren kann. Zweitens aber auch schlicht und einfach weil ich die Gesamtsicht brauche, um zu wissen, wo ich was streichen kann, weil es unnötig ist oder vielleicht wiederholt wird, wo es mehr Infos braucht, wo es Seeds braucht etc. Gerade Seeds schreibe ich immer auf und wenn ich dann durch bin schaue ich, habe ich alles, braucht es noch etwas, ist was überflüssig.
Als zweiter Schritt geht es dann an die Überarbeitung selbst - und wie Trippel kann ich da nicht hin und her springen im Text, ich muss vom ersten bis letzten Wort alles durchackern (- und weil mir das keinen Spass macht ist das meistens der Punkt, wo mich die Lust schnell verlässt und ich es wieder ins Archiv verbanne und lieber was neues schreibe. Ja, ich und Selbstdisziplin sind keine Freunde, muss ich zugeben. Von daher, wie gesagt, ist jeglicher Input von mir mit Vorsicht zu geniessen). In dieser Runde geht es auch noch nicht um das Sprachliche sondern rein um den Inhalt. Gut, wenn ich grad wo einen Fehler seh, korriegier ich den schon, aber mein Fokus liegt einzig und allein auf Handlung und Verhalten der Charas.
Erst wenn ich damit durch bin, gibt es dann noch eine Runde Sprachliches, wo ich mich auf die Fehler und Formulierungen konzentriere. Hmm, Schriftart ändern muss ich mal ausprobieren, ansonsten arbeite ich mit Rechtschreibeprogrammen und Suchfunktionen. Wobei ich mich da schon eher auf die Sprache und Formulierungen als auf Synthax konzentriere, denn letzteres hat eh Zeit - und da ich selbst eh nie alles sehen werde, geht die Endfassung dann so oder so an ein, zwei Betas mit Argusaugen auf Fehler.
Allgemein hilft mir beim Text immer das laut Vorlesen. Liebe ich auch beim Lesen insgesamt, Lieblingsszenen muss ich mir immer laut vorlesen. Aber mit Betonung, denn nur so merke ich, ob es richtig formuliert ist oder noch wo holpert. Und Dialoge sowieso, da ist für mich das Sprechen des Dialogs ein Muss. Auch ein Mittel, das ich bei hapernden Szenen gerne verwende ist ein POV-Wechsel - so weit das möglich ist. Bei einem Ich-Schreiber ist das schwieriger, da kann ich höchstens versuchen, die Kameraeinstellung zu verändern und die Szene so anders zu betrachten versuche, bevor ich mich wieder in meinem POV daransetze.
Noch ein Wort zu den Betas - sobald ich da eine Version zurückbekomme lese ich auch hier auch immer erst mal alle Kommentare durch und mache Notizen dazu, was ich aufgrund deren Kommentare am Text zu tun habe - und dann gibt es erst einmal Pause, in der ich mir klar werden, was ich will. Auch da mache ich mir Notizen zu allem, was relevant ist, arbeite aber nicht am Text selbst. Tja, und dann beginnt der Überarbeitungszyklus wie oben beschrieben.
System (wenn auch zeitfressend, ich weiss) hätte ich also eigentlich und wenn ich mich dazu durchringe funktioniert es eigentlich ganz gut für mich. Aber Lust und Motivation überhaupt dazu fehlt mir eben leider in der Regel, da nützen mir die besten Ansätze und Systeme nichts.