In diesem Board befinden sich bereits einige Plotting-Techniken - aber was macht man, wenn der Text bereits steht und es ans Überarbeiten geht? Auch hierfür gibt es verschiedene Methoden - eine davon ist die "Text-ÜV" von Andreas Eschbach.
Text-ÜV steht für Text-Überarbeitungs-Vorbereitung. (
Die griffigere Abkürzung mit drei Buchstaben darf aus juristischen Gründen nicht mehr verwendet werden.)
Die Grundidee ist:
- sich ein Manuskript ausgedruckt und szenenweise vorzunehmen
- jede Szene nacheinander hinsichtlich verschiedener Kriterien zu prüfen
- anschließend zu überlegen, ob Änderungen an den markierten Stellen sinnvoll sind.
Wenn in einem ÜV-Durchgang eine Textstelle markiert werden soll, heißt das nicht automatisch, dass diese Textstelle später tatsächlich auch geändert werden soll. Es handelt sich bei dieser Methode um eine
Vorbereitung, die sensibilisieren soll; die eigentliche Entscheidung über die Umsetzung trifft man bewusst erst später.
Die einzelnen Kriterien führt Eschbach auf seiner Website auf:
Link.
Ich habe gestern das erste Mal mit dieser Methode zu überarbeiten angefangen - und bin davon sehr überzeugt.
Die Überarbeitung nach dieser Methode ist zeitaufwändig, aber im Vergleich zu einer ähnlich gründlichen unstrukturierten Überarbeitung sehr effizient.
Man lernt den eigenen Text von einer neuen Seite kennen. Die schrittweise Fokussierung auf ein einzelnes Kriterien macht es leichter, wirklich jede
potentielle "Fehler"-Quelle zu entdecken und die Distanz zu wahren, die zum Überarbeiten notwendig ist. Ob etwas "gut klingt" ist subjektiv - ob es sich bei einem Wort um ein Adjektiv oder eine Passivkonstruktion handelt, ist objektiv. Bei der Überarbeitungs-Vorbereitung kann man deshalb (bis auf eine Ausnahme) das eigene Empfinden gut außen vor lassen - und dadurch den Text mit anderen Augen sehen.
Die Text-ÜV eignet sich hervorragend für Modifikationen, um sie den eigenen Bedürfnissen anzupassen.
Nachdem ich die Text-ÜV bei ein paar Szenen durch hatte, habe ich allerdings gemerkt, dass die Kriterien von Eschbach für mich zum Teil nicht hilfreich sind. Er regt beispielsweise an, Passivkonstruktionen zu kennzeichnen - allerdings benutze ich schon beim Schreiben nur sehr wenig passive Formulierungen und werfe den Rest i.d.R. schon bei der ersten Grob-Überarbeitung raus. Wenn ich aber "sinnlos" einen Lese-Durchgang mache, ist das verschwendete Zeit.
Stattdessen suche ich nach Nebensätzen, die in Hauptsätze eingeschoben sind und Letztere dadurch unterbrechen. Zusätzlich suche ich nach "dass"-Sätzen, die ich sehr unschön finde und trotzdem in der Rohfassung noch zu häufig produziere.
Hat noch jemand die Methode ausprobiert und Erfahrungen zu berichten? Habt ihr z.B. bestimmte Kriterien ergänzt, nach denen ihr eure Texte durchleuchtet? Oder ist die Methode nichts für euch?