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Krimi - Dana Stabenow - Die Kate Shugak Reihe
(1/1)
Mooncat:
Liebe Teufelchen
Eine meiner absoluten Lieblinge ist die Kate Shugak Reihe [/url] von Dana Stabenow.
Im Zentrum der Reihe steht Kate Shugak, eine Aleutin, die zusammen mit ihrem Husky-Wolf-Mischling Mutt in einem Park in Alaska. Sie arbeitete 5 Jahre als Ermittlerin für die Staatsanwaltschaft in Anchorage im Gebiet der Vergehen gegen Kinder bis sie sich nach einer fast tödlichen Konfrontation mit einem der Verbrecher in die Einsamkeit ihrer elterlichen Farm zurückzieht. Von da an arbeitet sie als Selbstversorgerin: Jagen, Fischen, Beeren sammeln, Tauschen … Bis sie im ersten Band – A cold day for murder / Kaltes Feuer (1992) – von ihrem Ex-Boss und Liebhaber Jack Morgan gebeten wird, einer seiner im Park verschwundenen Ermittler zu suchen. Von da an arbeitet sie als Privatdetektivin und löst Mordfälle – manchmal in Auftrag der State Troopers, manchmal in eigener Sache oder auf Bitte durch Freunde oder Familie, manchmal wird sie ganz normal engagiert und ein, zwei Mal bittet selbst das FBI um ihre Hilfe.
Die Reihe umfasst im Moment 20 Bände, der letzte Band, Bad Blood, erschien 2013. In diesen 20 Bänden kriegen wir es mit normalen Mördern, Serienmördern, Amokläufern, Fanatikern, Geistesgestörten, Spionen, Dieben, Kleinganoven, Verschwörern und Bären zu tun, tauchen zwei Mal in ein Alaska aus vergangenen Zeiten ein, jagen ein Stammesartefakt, fischen auf der Hochsee, arbeiten in den Ölfeldern und Goldminen Alaskas, gehen mit auf eine Wahlkampfstour, besteigen Berge, pflücken Beeren in den Wäldern, jagen im Hochland und besuchen fast jede Ecke Alaskas bis hinaus in die Aleuten.
Es gibt viele Gründe, warum ich diese Serie zu meinen absoluten Favoriten zähle. Einer der Hauptgründe sind sicher die wundervoll gezeichneten Charaktere. Kate ist eine sehr interessante Prota, sehr eigenwillig, mit vielen äusseren und inneren Narben, die ständig im Kampf ist, wenn nicht mit sich selbst (meistens wenn es um Fragen ihres Volkes und ihren Platz im Stamm geht), dann gegen die Umstände, den Wandel der Zeit oder schlicht ihre aktuellen Widersacher. Ihre treue Begleiterin Mutt ist eine wichtige Nebenfigur und ergänzt sie perfekt. Und zwar steht ihr Liebesleben selten im Vordergrund, aber mit Staatsanwalt Jack Morgan und später Trooper Jim Chopin gibt es genug, um auch diejenigen zufriedenzustellen, die gerne auch etwas Romantik in ihren Büchern haben. Aber es gibt viele weitere, immer wiederkehrende Charaktere und fast von jedem einzelnen von ihnen lerne ich gierig mehr und mehr über sie.
Für mich macht diese Serie auch so bereichernd, wie viel man dabei vom 'echten' Leben in Alaska mitbekommt. Natürlich lehrt man viel über die Landschaft und Geschichte, aber viel interessanter ist es doch, mehr von den verschiedenen Menschen zu erfahren, die sich dort aus welchen Gründen auch immer niederlassen, heute wie gestern und wie sie sich ihren Lebensunterhalt verdienen – und wie die ursprünglichen Einwohner dem gegenüber stehen. Kate ist die Enkelin der Stammesführerin, muss für eine Weile sogar selbst diese (verhasste) Rolle einnehmen und hat so ziemlich überall Verwandte – oder Leute die ihre Grossmutter gekannt haben und daher gewisse Erwartungen haben, ohne Kate je persönlich getroffen zu haben.
Die Bücher beinhalten eine meisterhafte Sprache (viele Sätze gehören mittlerweile zu Lieblingzitaten von mir) und weisen sehr viel Humor auf, der manchmal in Sarkasmus, manchmal in Slapstick aber meistens einfach nur situationsbedingt auftritt. Doch denkt nicht, dass es deshalb eine dieser lustigen Krimis ist – das gibt es zwar auch, aber in der Regel geht dabei der Ernst der Sache nicht verloren, noch das Grauenhafte oder Schreckliche, was die Fälle, die Kate zu lösen hat, automatisch beinhalten und bleibt dabei immer auf dem Boden der Tatsachen. Die dramatische Tragik gipfelt im 9. Band Hunters Moon (1999), in welchem Stabenow nicht zurückschreckt, Jack Morgen zu töten, aber auch in den Bänden 17 A night too dark, in welchem ein weiterer geliebter Charakter stirbt, und dem letzten Band Bad Blood, das insgesamt recht düster ist und – leider - mit einem Ende, das schockiert. Aber gerade die Tatsache, dass Stabenow nicht davor zurückschreckt auch solch drastische Änderungen zu wagen, spricht für mich für die Qualität dieser Reihe. Auch wenn sie frustriert, sie hält die Reihe am Leben und interessant.
Und natürlich die Krimifälle selbst. Sie sind sehr abwechslungsreich, äusserst selten vorhersehbar und trotzdem immer nachvollziehbar. So sollte ein guter Krimi eigentlich sein, aber es ist erschreckend wie oft entweder das eine oder andere nicht zutrifft. Nicht bei Dana Stabenow, die für mich nach Agathe Christie eine der besten Krimiautorinnen überhaupt ist, wenn nicht sogar die beste.
Ich gehe hier nicht auf jeden einzelnen Band ein, sondern picke nur zwei hervor:
Mein absoluter Lieblingsband ist der 7. Band Breakup / Wenn das Eis bricht (1997)
Es ist Tauwetter im Park, eine Zeit, in der der Teufel los ist, aber dieses Jahr schiesst den Vogel ab. Als ob es nicht schlimm genug ist, die Steuern zu machen, fällt Kate ein Triebwerk auf den Kopf, entgeht knapp einer weiteren Bruchlandung, wird von hungrigen Bären angegriffen, muss den Kugeln eines Nachbarschaftskrieges ausweichen, einen möglichen Mord aufdecken und vielleicht das schlimmste von allem: Tourguide für ein reiches Ehepaar aus Boston spielen. Kein Band ist so witzig wie dieses Buch, auch wenn die Reihe insgesamt viele sehr humorvolle Passagen hat. Aber egal wie oft ich es lese, ich lache immer wieder Tränen bei der absolut köstlichen Schilderung dieser Reihe von unmöglichen Dingen, die selbst Kate und Mutt, sonst immer Meisterinnen in Stoizismus, aus der Ruhe bringen.
Dicht gefolgt ist er vom 10. Band Midnight come again (2000)
Dieser Band handelt etwa ein halbes Jahr nach den tragischen Ereignissen des Vorbandes, die zum Tod von Kates Liebhaber Jack Morgan geführt haben. Kate ist verschwunden und niemand weiss, wo sie ist. Jim Chopin versucht sie zu finden – hauptsächlich, weil er sich um sie sorgt, aber auch weil er sie für einen Fall braucht. Nach erfolgloser Suche übernimmt er den Fall selbst und geht undercover als Pilot auf die Jagd nach möglichen Terroristen, die Waffen über das Flugtransportunternehmen zu schmuggeln scheinen. Und siehe da, wer arbeitet auch für seinen neuen Boss? Niemand anderes als Kate. Sie ist allerdings nicht sie selbst, lebt unter einem anderen Namen und ist – stumpf. Nicht die Kate, die er kennt (und liebt, auch wenn er noch viele Bände braucht, das zu kapieren). Kate hingegen passt es gar nicht, dass Jim ihre Seifenblase zum Platzen bringt und sie zwingt, sich der neuen Situation zu stellen, einer Welt ohne Jack. Bald schon kann sie nichts anders und lässt sich in den Fall ziehen, ermittelt wieder, wenn auch widerwillig.
Dieses Buch markiert eine wichtige Kehrtwende, und nicht nur weil ein neuer Mann in Kates Leben nach vorne tritt (was ich nur begrüssen kann, denn ich war von Anfang an im Lager von Jim, auch wenn es in den ersten 9 Bänden nicht so leicht war, das Lager überhaupt als solches zu erkennen) und sie mit dem Ende des Buches, Jacks Sohn bei sich als Quasi-Adoptivsohn aufnimmt. Es weist einige Parallelen zum ersten Band auf, sicher gewollt, denn wie damals markiert die widerwillige Falllösung einen einschneidenden Wechsel in Kates Leben – und für uns Leser, denn während die vorherigen Bände ausschliesslich in Kates POV geschrieben waren (na ja, mit einigen Ausnahmen), kriegen wir hier erstmals mit Jim eine andere Sichtweise, was auch in den Folgebänden mal mehr, mal weniger der Fall sein wird. Die Serie gewinnt nur durch die Kombination des ursprünglichen POV von Kate (Aleutin, Parkratte und Kämpferin für Gerechtigkeit, die nicht immer ganz legal ist) mit dem neuen von Jim ('Einwanderer', gesetzestreuer Polizist, Mann) und macht sie umso interessanter in meinen Augen.
Wie gesagt gibt es 20 Bände, was eine wirklich stattliche Reihe ist, aber sie lohnt sich, oh, und wie sie sich lohnt. Ich weiss ehrlich gesagt nicht, ob sie zu Ende ist. Für dieses Jahr ist zumindest noch kein neuer Band angesagt und da Bad Blood in einem recht offenen aber potentiell leider auch sehr finalen Ende geendet hat, fürchte ich fast, das könnte es gewesen sein. Aber solange ich keine offizielle Bestätigung von Stabenow selbst lese, hoffe ich weiter.
Leider ist Dana Stabenow kaum bekannt im deutschsprachigen Raum – einer der Gründe für diese Empfehlung hier. Daher sind so viel ich weiss leider nur einige der Bücher übersetzt worden – und von denen bin ich nicht mal sicher, ob ihr sie neu überhaupt erhalten könnt. Hier eine deutsche Seite, wo ihr sonst einen guten Überblick erhaltet über die Übersetzungen. Aber ganz ehrlich? Selbst dann würde ich unbedingt davon abraten, denn die deutschen Bände, die ich kenne, sind kein Vergleich zum Original. Breakup ist ein gutes Beispiel: die deutsche Version ist witzig – die englische Originalversion unübertreffbar köstlich. Also lest sie wenn irgend möglich auf Englisch! Gerade für die e-Book-Versionen gibt es einige gute Angebote, die von den ersten Bänden einige in Sammelbände packen. Ich hab mir nebst den physischen Büchern letztes Jahr noch alle e-Books geleistet – was sich bei dieser Serie, die ich in der Regel einmal im Jahr vollständig wiederlese, doch gelohnt hat – und ein weiterer Beweis dafür ist, wie sehr mich diese Reihe begeistert.
Wer nicht genug kriegen kann von Stabenow hat übrigens Glück. Mit der Liam Campell Reihe (4 Bände) lernen wir Liam, einen in Ungnade gefallenen Trooper kennen, der versucht sich in einem kleinen Ort von seinen Fehlern in der Vergangenheit zu rehabilitieren. Und, wie wir im 19. Band Restless in the Grave von Kate erfahren, ist er ein Freund von Jim und der Fall von Kate führt uns in seinen Bezirk zu einem Wiedersehen mit ihm. Die SciFi-Freunde unter Euch könnten Freude an ihrem Erstlingswerk, der Trilogie Star Svensdotter, haben, in der Star den Bau eines neuen Raumhabitats beaufsichtigt und dieses später auch gegen Feinde zu verteidigen hat. Und die Historikfans könnten sich für ihr neuestes Projekt Silk and Song interessieren, wo die Enkelin von Marco Polo auf seinen Spuren wandert. Es ist eine Trilogie, der zweite Band erscheint dieses Jahr, der letzte nächstes – und leider mit der Grund, warum ich um meine Kate-Serie zu bangen habe … Auch sonst hat sie noch einige einzelne Thrillers geschrieben.
So, ich hoffe, ich konnte Euch ein gutes Bild über Kate vermitteln und diese Krimireihe dem einen oder der anderen schmackhaft machen. Wer Fragen hat, oder Lust hat die Reihe oder einen der Bände hier zu diskutieren – nur zu!
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