Hi @Sirius ,
Ja, mir erscheint dies auch so - sage ich zu Deinen folgenden Worten:
So wie ich es verstanden habe, war die Einführung des Christentums als Staatsreligion keine Sache des Glaubens, sondern ist eher als politischer Schachzug zu verstehen.
... ja, vor allem wenn man sich anschaut, was dieser Konstantin zuvor in Rom + danach in Byzanz (das er in Konstantinopel umbenannte) noch so alles unternommen hat, um seine Machtansprüche durchzusetzen.
Und falls Du jenes Buch von Luca Di Fulvio mit sehr gründlicher literaturwissenschaftlicher Absicht liest (wo man auch Hintergründe aufzeigt), weise ich noch auf folgendes hin:
Das Dogma der "
Trinität" wurde im ersten Nicäischen Konzil, 325 n. Chr., vom Kaiser + den teilnehmenden Bischöfen
in einer Abstimmung beschlossen, um die wirklich monotheistischen Arianen auszuschließen - [Ähem:
Das wesentliche Gotteskonzept des Christentums als Beschlusssache?! - Wenn ich nicht schon mit achtzehn Jahren aus der Kirche ausgetreten wäre, hätte ich es spätestens getan, nachdem ich dieses Detail der frühchristlichen Konsolidierung gelernt hatte. Egal, heute bin ich ein relativ entspannter Agnostiker, an sämtlichen Religionen einfach kulturhistorisch interessiert, zuvörderst aber an der jüdischen, die mir dem Eingeständnis, von einem "Gott" nichts wissen zu können, noch am nächsten zu stehen scheint.] -
Übrigens ist die jüngste Ausgabe der besagten Encyclopaedia Judaica online, siehe:
http://www.bjeindy.org/resources/library/access-to-encyclopedia-judaica -
wobei ich meine Infos aus einer Lektüre der Buchausgabe der Edition aus den achtziger Jahren habe.
Dann hierzu:
Ich glaube, Konstantin hat sich ja erst auf dem Sterbebett taufen lassen (oder täusche ich mich da?)
... Diese Aussage habe ich seinerzeit auch gelesen. Ob sie aber faktisch stimmt? Hätte noch irgendjemand diesen Kaiser ernst genommen, wenn er einerseits eine
politisch durchgesetzte Neuversion des Christentums - ein kulturhistorisch bedingtes Amalgam von römisch-hellenischer Vielgötterei + originär jüdisch geprägtem Monotheismus - zur Staatsreligion erklärt, andererseits jedoch noch immer an seinen spätrömischen "Sol Invictus" glaubt ?? - Dazu habe ich dies hier aus dem Web gefischt:
"Glaubt man christlichen Quellen, so soll er auf seinem Totenbett den Bischof gerufen haben, um sich taufen zu lassen. Warum er sich erst kurz vor seinem Tod dazu entschieden haben soll, ist nicht überliefert." Zitat aus dem Artikel zu Kaiser Konstantin in
www.planet-wissen.deVerzeihung, falls hier jemand christlich gläubig ist. Aber ich glaube christlichen Forschungsquellen nur noch, dass sie vorwiegend mit einer ideologischen Tendenz so veröffentlicht wurden - bewusst oder unbewusst.
Was ich zurzeit ansonsten lese:
- Uwe Johnsons Roman "Das dritte Buch über Achim" von 1961; einer der ältesten deutschen Romane über die DDR, gefällt mir sehr gut; aber solch eine verschachtelte Ausdrucksweise - noch dazu von komplexen schreibtheoretischen Überlegungen durchsetzt - würde heute kein Lektor mehr annehmen, vermute ich;
- Margarete Susman: "
Das Nah- und Fernsein des Fremden. Essays und Briefe"; Jüdischer Verlag bei Suhrkamp, 1992; darin den Aufsatz "Das Hiob-Problem bei Kafka"; eine ausgezeichnete religionskritische + literaturverständige Interpretation sowohl des biblischen Hiob als auch Kafkas Erzählung "Vor dem Gesetz" u.a., die ich für meine aktuelle Beschäftigung mit Hiob benötige.
ciao ciao,
zachi