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VL1: Das Glasperlenspiel Kapitel 9: Ein Gespräch
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merin:
In diesem Kapitel trifft Knecht Plinio wieder, mit dem er in seiner Jugend so trefflich gestritten hat. Ich fand, dass in diesem Kapitel die Sprache etwas lebendiger wurde, als bringe Plinios Außenweltsicht etwas Leben in das starre Ordenskonstrukt - und auch in die Sprache des Textes. Allerdings fiel mir hier auch besonders auf, dass auch Plinio keinerlei eigene Sprache hat. Er legt ja sozusagen eine Lebensbeichte vor Knecht ab - aber dabei klingt er genau so schwülstig, wie der Erzähler oder Knecht in seinen Reden. Mich hat das kolossal genervt, weil es dafür sorgte, dass Plinio trotz allem blass blieb und kein Gefühl für diese Figur entstehen konnte. Was mich noch mehr genervt hat, ist die Reaktion von Knecht: Er reagiert nicht empathisch oder beziehungsvoll, sondern wie ein Heiliger auf seinem Thron. Als stehe er über Allem hört er sich das an. Natürlich bringt Plinio nicht etwa eine verbitterte Lebensgeschichte mit. Nein. Er erzählt von einer eigentlich gescheiterten Ehe, weil er nicht in der Lage ist, mit seiner Frau wirklich in Beziehung zu treten (Genaueres erfährt man aber auch nicht) und einer schwierigen Beziehung zu seinem Sohn - dem die gemeine Frau ihm entfremdet. Und die Welt da draußen ist voll Gier usw... also auch nicht sehr verlockend.
Und dann lässt Knecht Plinio drei Vaterunser beten - nein, natürlich das Ordensäquivalent: Er leitet ihn zum Meditieren an.
Viskey:
--- Zitat von: merin am 29 March 2014, 20:53:24 ---Allerdings fiel mir hier auch besonders auf, dass auch Plinio keinerlei eigene Sprache hat. Er legt ja sozusagen eine Lebensbeichte vor Knecht ab - aber dabei klingt er genau so schwülstig, wie der Erzähler oder Knecht in seinen Reden. Mich hat das kolossal genervt, weil es dafür sorgte, dass Plinio trotz allem blass blieb und kein Gefühl für diese Figur entstehen konnte.
--- Ende Zitat ---
Und dabei ist dauernd die Rede von "der Sprache Kastaliens" und "der Sprache der Welt". - Und dann, wenn endlich mal einer, der wirklich aus der Welt dort draußen stammt, sein Leid darüber, dass er die Sprache Kastaliens verlernt hat, klaagt ... dann redet der wie eben alle anderen in dem Buch, die durchwegs Kastalier sind. Den Pater Jakobus nehm ich da mal großzügig mit hinein. Denn auch wenn der von großem politischen Einfluss war, war er auch Benediktiner. Also auch kein normaler Allerweltsbürger.
Schon irgendwie frustrierend.
merin:
Ja. Ich fand, da ist viel von Lebendigkeit verschenkt an der Stelle. Es wirkt dadurch alles wie aus einem Guss, aber für mich ist es trotzdem verschenkt.
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