Teufelszeug > Theorie
Wie weit geht ihr für eine gute Story?
merin:
Ich habe schon Ideen wieder verworfen, weil mir die Recherche zu anstrengend war. Ansonsten recherchiere ich entweder, in dem ich Freunde Frage, oder über Bücher. Ich würde wohl mehr Zeit in Recherche investieren, wenn ich mehr Vertrauen darin hätte, dass das Buch später auch mal Leser findet. Aber so lange, wie ich das nicht habe, schreibe ich über Themen in Reichweite.
Für meine Artikel, die mit der Zeitschrift abgesprochen sind und dann auch fast immer gedruckt werden, recherchiere ich wesentlich mehr.
Uli:
naja ... eigentlich recherchiere ich so gut wie nie fur eine Geschichte - sondern interessiere mich für irgendwelche Dinge. Wobei das Ergebnis oft in eine Geschichte einfließt, früher oder später.
Richtige (zweckgebundene) Recherche mache ich dann, wenn ich irgendetwas benötige und mich noch nicht dafür interessiert habe - oder wenn etwas vertieft werden muß.
Allerdings habe ich auch die Neigung, manche Sachen einfach 'wegzuschreiben' - entweder, das fragliche Element aus dem text ganz rauszulassen, oder es durch die Perspektive eines in dieser Sache Unwissenden zu erzählen.
Pferde, zum Beispiel:
Ich weiß genug über diese Tiere um zu wissen, daß ich besser nicht von einem guten Reiter schreibe. Die Alternative, mich auf so ein Tier draufzusetzen und das zu lernen besteht zwar, aber es ist schlicht einfacher, aus dem Helden einen miesen Reiter zu machen ... viel einfacher. Auch, weil meine Ambitionen, Reiten zu lernen, gegen Null gehen.
Vieles kann man erfragen, das internet ist voll von Infos - aber für verschiedene Dinge muß es dann eben doch 'selbst erleben' sein. Und da ist eben immer die Entscheidung: Mach ich das jetzt, oder lass ich das weg?
Aus irgendwelchen Gründen ist es mir noch nie passiert, daß ich ein Element unbedingt 'haben' wollte, aber keine Lust hatte, das selber auszutesten. Glück, wahrscheinlich - oder die Motivationskoordinierungsknoten im Hirn machen ihren Job richtig gut ...
Sirius:
--- Zitat ---
--- Zitat von: merin am 09 March 2014, 18:19:01 ---Für meine Artikel, die mit der Zeitschrift abgesprochen sind und dann auch fast immer gedruckt werden, recherchiere ich wesentlich mehr.
--- Ende Zitat ---
--- Ende Zitat ---
und genau so ist es richtig. Denn Artikel haben ja einen sachlichen Inhalt, der muss stimmen und jeder Prüfung standhalten können. Man kann alle diese sachlichen Informationen zwar in erzählerischer Form schreiben, aber die Phantasie hat dabei nichts zu suchen. Die kann bei Erzählungen ausgelebt werden. Doch auch da muss eine Kombination von fundiertem Wissen und Phantasie vorhanden sein.
Mooncat:
Ich finde, es kommt auf die Geschichte darauf an. Ich habe zum Beispiel Bücher gelesen und Filme/Serien gesehen, die ich toll fand - trotz einiger Fehler oder teils sogar unglaubwürdigen Sachen drin. Mir ist das Schnuppe, solange die Geschichte gut ist - und die Autoren mir nicht erzählen wollen, sie sind Experten in Gebieten, wo die Fehler drin sind.
Trotzdem finde ich, dass Recherche wichtig ist. Das was recherchierbar ist, und stimmen sollte, sollte schon auch recherchiert werden. Vor allem wenn es eine wichtige Rolle in deiner Handlung hat.
Aber muss ich Drogen nehmen um einen Trip und den Crash beschreiben zu können? Sicher nicht.
Viskey:
Ich gebe zu, ich bin ein Freund des ISSO.
Ich will nicht alles bis ins kleinste Detail recherchieren. Und gerade bei mythologischen Angelegenheiten ist es sowieso oft so, dass es viele verschiedene Varianten gibt, und man sich dann für eine entscheiden muss.
Bei Orten bin ich auch relativ pragmatisch. In einer fiktiven Geschichte mit fiktiven Personen können in realen Orten gern auch ein paar fiktive Straßen und Gebäude vorkommen.
Ich sage mir: Wenn einer Fiktion liest, muss er bereit sein, gewisse Dinge als gegeben hinzunehmen und nicht ad nauseatum zu hinterfragen.
Andere Dinge müssen allerdings schon stimmen. Wenn ich einen Violinisten gefühlvoll über die fünfte Saite streichen lasse, hab ich mir die Prügel mehr als verdient, die ich dafür zweifellos einstecke.
Für mich ist es eine Frage von "Wie weit von der Realität entfernt wird es einfach unrealistisch?" In Wien könnte es zB locker ein kleines Hotel geben mit Namen Donauwalzer. Aber einen "Donauring" gibt es nicht. Der Ring ist einfach zu bekannt, um da was neu zu erfinden.
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