21 November 2024, 23:15:25

Autor Thema: Notwendiges Element oder "faules Schreiben"?  (Gelesen 17221 mal)

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tintenfalke

  • Gast
Re: Notwendiges Element oder "faules Schreiben"?
« Antwort #15 am: 03 March 2014, 11:27:05 »
Hallo Viskey,

ohne die vorherigen Beiträge studiert zu haben antworte ich Dir:

Zitat
Ist es jetzt Faulheit, als Protagonisten diese drei Leute mit diesen Berufen zu wählen, oder würde es mit einem Bäcker, einem Lehrer und einem Programmierer auch funktionieren, nur eben nicht so leicht? Wäre das dann nicht eine ganz andere Geschichte (möglicherweise auch erzählenswert, aber eben nicht die, die mir im Kopf herumgeht)?

Mit dem Soldaten, dem Arzt und dem Zauberer hast Du die klassischen Archetypen für ihre jeweilige Rolle gewählt. Nur: Jetzt kommt es darauf an, welche Charakterzüge Du ihnen verpasst. Joe Abercrombie schreibt in "Kriegsklingen" über einen Inquisitor, einen Barbaren, einen Magier und einen Soldaten. Gähn. Aber diese Archetypen gewinnen über die Seiten hinweg einen solche Tiefe und schillern in so unterschiedlichen Farben, dass ich als Leser sagen muss, alles richtig gemacht, Leser gefesselt. Beispiel: Der Inquisitor ist, Verzeihung, ein A...loch, weil er Schmerzen aus einer verkrüppelnden Kriegsverletzung hat, der Barbar wünscht sich nichts sehnlicher als mit dem Blutvergießen aufzuhören.

Die Rolle muss aber zum Milieu / zum Setting passen. Ein Programmierer hat im technikarmen High Fantasy Setting nix verloren, mal ganz platt gesagt. Godzilla hat in einer Jack-the-Ripper-Story nix verloren. Da kannst Du noch so viel herumargumentieren, das nehme ich Dir nicht ab.

Ich frage mich da immer zwei Dinge: Welche Funktion in der Geschichte erfüllt sie/er und ist es plausibel? Klar kannst Du meinetwegen dem Bäcker die Soldatenrolle zuschreiben. Aber dann musst Du Dir weitere Fragen stellen.
Warum ist er denn Bäcker? Hat er es in der Armee nicht mehr ausgehalten und wollte lieber friedlich kleinere Brötchen backen? Und warum genau hast Du ihm den Beruf des Bäckers verpasst? Kommt das in dem Roman vor, und wenn ja, wie zur Hölle treibt sein Handwerk die Geschichte voran und verpasst dem Charakter mehr Tiefe?


 

Bateman

  • Gast
Re: Notwendiges Element oder "faules Schreiben"?
« Antwort #16 am: 03 March 2014, 12:48:40 »
Ich glaube, man kann das Problem auf 2 Formen von Geschichten/Protagonisten zusammenfassen.

1. Die Geschichte, in der sich der Protagonist bewusst dafür entscheidet, sein Ziel zu verfolgen (Missionsgeschichte). Hier sollte der Protagonist schon der Glaubwürdigkeit wegen zum Setting passen und ergo seinen Beruf beherrschen.

2. Die Geschichte, in der der Protagonist unfreiwillig ins Geschehen stolpert (unfeiwilliger-Held-Geschichte). Hier wäre es sehr konstruiert, wenn er genau die richtige Profession für den Job hätte. Deshalb wird in Zombie-Geschichten, in der immer Mediziner gebraucht werden, gern auf Tierärzte oder Krankenschwestern zurückgegriffen, die über sich hinauswachsen müssen.

Viskey

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Re: Notwendiges Element oder "faules Schreiben"?
« Antwort #17 am: 03 March 2014, 18:50:43 »
Was, wenn ich den Soldaten brauche, weil ich weiß,
Da ist die Antwort ganz einfach. Wenn du weißt, dass es richtig ist, dann tu es!

Aber weiß ich es wirklich, oder bilde ich mir nur ein, es zu wissen? Ich steh im Moment grad echt im Wald. :wiejetzt:

Aber du hast mich schon mal ein bisschen beruhigt. :cheer:
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szazira

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Re: Notwendiges Element oder "faules Schreiben"?
« Antwort #18 am: 07 March 2014, 11:15:28 »
Meines Erachtens kann man auch beim Schreiben zuviel denken.

Die Figuren können auch trotz das ihre Berufe passen wie die Faust aufs Auge die falsche Spezialisierung haben, was dann wiederrum die Basis für Charakterentwicklungen bietet. Es gibt Allgemeinmediziner, die vor der Herausforderung stehen einen offenen Bruch richten zu müssen oder einen Blinddarm operieren zu müssen. Der Chirurg kann in Sachen Empathie eine Nullnummer sein (Chirurgen stehen ein bisschen in dem Ruf die Mechaniker unter den Ärzten zu sein). Ein Soldat muß nicht in jedem Gelände und mit jeder Waffe ein Spezialist sein, ein Kampfmagier hat Probleme mit der Magietheorie, die er aber braucht um den richtigen Zeitpunkt für eine bestimmte Konstellation zu berechnen. Solche Beispiele gibt es für jeden Beruf. Insofern finde ich das "Du machst es dir aber einfach" relativ. Generell muß eine Figur die Ansprüche an ihre Rolle erfüllen, sonst scheitert sie. Entsprechend muß sie eine Basis mitbringen, mit der sich was entwickeln kann. Davon abgesehen, dass auch ein Spezialist vor Herausforderungen stehen kann, auch dort ist nicht alles Routine.

Wirkt das glaubwürdig ist alles gut, nur bei Unglaubwürdigkeit (bzw. zuviel davon) rebelliert der Leser.

Pandora

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Re: Notwendiges Element oder "faules Schreiben"?
« Antwort #19 am: 08 March 2014, 19:46:31 »
.
« Letzte Änderung: 11 November 2014, 10:06:38 von Pandora »

Ryek Darkener

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Re: Notwendiges Element oder "faules Schreiben"?
« Antwort #20 am: 08 March 2014, 19:57:27 »
...

Erzählerisch könnte man sich das zunutze machen, indem man die Figuren nicht nur "mono-spezialisiert" auftreten lässt - sondern ihnen auch noch ein bisschen mehr erzählerisches Fleisch auf den Rippen lässt. Oder anders gesagt: Wenn die Figuren plastisch sind, kann das von ihrer überzufälligen Auswahl ablenken.

Kung Fu Panda sagt, dass es keine Zufälle gibt. :diablo:

Plastische Figuren: Ja. Bitte. Und außerdem ist das oft eine echte Herausforderung.
Überzufällige Auswahl: Ich denke, hier kommt zu viel Interpretation ins Spiel.
Eine Geschichte ist dann gut, wenn sie glaubhaft von den handelnden Personen getragen wird. Dabei ist es eigentlich zweitrangig, ob die Personen gecastet wurden (ich brauche jetzt die folgenden Chars - Rollenspielansatz) oder ob sie sich im Laufe der Geschichte, dem Plot folgend, eingefunden haben.
Am Ende habe ich eine oder mehrere Mannschaften, die entweder mit- oder gegeneinander arbeiten. Und die hetze ich dann durch meinen Plot bis zum bitteren Ende. :diablo:

Dann landet das Ganze (hoffentlich vor Veröffentlichung) bei einer kleinen, ausgewählten Leserschaft. Zum Beispiel hier. :grill:

Den Rest des Textes kann ich mir sparen, oder? :cheese:
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Pandora

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Re: Notwendiges Element oder "faules Schreiben"?
« Antwort #21 am: 08 March 2014, 20:11:00 »
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« Letzte Änderung: 11 November 2014, 10:07:27 von Pandora »

Ryek Darkener

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Re: Notwendiges Element oder "faules Schreiben"?
« Antwort #22 am: 08 March 2014, 20:19:30 »
Kung Fu Panda sagt, dass es keine Zufälle gibt. :diablo:
Der "Witz" liegt darin, dass Menschen selbst in zufällige Ereignisse einen roten Faden hineininterpretieren. ;)
Jep. Alles muss einen höheren Sinn haben. Der Wunsch danach ist wahrscheinlich eine der Eigenschaften, die den Menschen von den anderen Lebewesen auf diesem Planeten unterscheidet. Wir müssen damit leben, dass dieser Wunsch nicht immer erfüllt wird. :diablo:
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merin

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Re: Notwendiges Element oder "faules Schreiben"?
« Antwort #23 am: 24 March 2014, 21:49:57 »
Ich würde für die Frage mal eine wichtige Komponente einführen: Das Setting. Wenn Du für Deine Geschichte einen Arzt, einen Soldaten und einen Heiler brauchst, dann musst Du ein Setting basteln, in dem die drei sich plausibel zusammentun können. Wenn Du jetzt noch jedem einen Charakter mit Tiefe verpasst und der Handlung ein paar ungewöhnliche Wendungen gibst - dann kaufe ich Dir, bei guter Schreibe, fast alles ab. :biggrin:
Ich röste zunächst immer, ohne andere Röstungen zur Kenntnis zu nehmen. Dabei ist mein Ansatz der, eine qualifizierte Lesermeinung abzugeben, Euch also zu verraten, wie der Text auf mich wirkt und wie es mir beim Lesen geht und was ich gern anders hätte.

Viskey

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Re: Notwendiges Element oder "faules Schreiben"?
« Antwort #24 am: 24 March 2014, 22:04:26 »
Soll heißen: Es muss einfach alles zusammenstimmen. Setting, Plot und Figuren. Ist ja ganz easy. :devroll:

Aber ich glaube, mit diesen Zweifeln müssen wir Autoren uns einfach bisweilen herumschlagen, und das ist auch gut so. Ohne das, glaube ich, würden wir irgendwann abheben und uns für unfehlbar halten.

Für mich hat sich hier mal wieder rauskristallisiert: Alles geht, solange man weiß, wie und wozu. Und solange man das selber fest im Auge behält ... kann immer noch genug schiefgehen ... Aber das Grundgerüst stimmt in der Regel trotzdem. :cheer:

"There is no such thing as bad work, just unfinished work." - Eric Idle

Trippelschritt

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Re: Notwendiges Element oder "faules Schreiben"?
« Antwort #25 am: 25 March 2014, 07:38:35 »
 :stirn:
Ist ja meine alte Regel.

Warum
Was
Wie

Und diese Fragen in genau dieser Reihenfolge.

Liebe Grüße
Trippelschritt
Wer bin ich, wer war ich, wer werde ich sein?

Sirius

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Re: Notwendiges Element oder "faules Schreiben"?
« Antwort #26 am: 25 March 2014, 20:35:11 »
Zitat

Warum
Was
Wie

Und diese Fragen in genau dieser Reihenfolge.


So wie ich das verstanden habe, kann der Aufbau einer Erzählung mit der Errichtung eines Fachwerkhauses verglichen werden.
Zuerst werden die Mittelständer aufgebaut und mit den Querbalken fest verbunden.
Danach können noch seitliche Balken aufgerichtet werden, wiederum mit Querbalken zusammen gefügt.
Diese tragende Konstruktion gibt dem Dach Halt.
Je nach Zweck wird das Haus groß oder klein, doch die Grundstruktur bleibt gleich.
Dann können die Außenwände gemauert werden. Auch das kann schlicht oder aufwändig geschehen.
Doch wie die Mauern auch sind, das Haus ist in seinem Aufbau gleich.
Bei Erzählungen ist es meiner Meinung nach genauso: Der Aufbau (das Gerüst) ist immer dasselbe, die "Ausschmückung" bleibt der Phantasie des Autors überlassen und dem, was er erzählen will.
« Letzte Änderung: 25 March 2014, 20:48:13 von Sirius »

Parzifal

  • Gast
Re: Notwendiges Element oder "faules Schreiben"?
« Antwort #27 am: 25 March 2014, 20:47:19 »
Zitat
Und diese Fragen in genau dieser Reihenfolge.

Wieso, weshalb, warum? - nicht um den heißen Brei herum!  :ups:
« Letzte Änderung: 25 March 2014, 20:49:18 von Parzifal »

Sirius

  • Gast
Re: Notwendiges Element oder "faules Schreiben"?
« Antwort #28 am: 25 March 2014, 20:51:32 »
Zitat
Zitat
Und diese Fragen in genau dieser Reihenfolge.

Wieso, weshalb, warum? - nicht um den heißen Brei herum!  :ups:

du bist ja ein Dichter - das reimt sich  :applaus:
« Letzte Änderung: 25 March 2014, 20:53:39 von Sirius »

Parzifal

  • Gast
Re: Notwendiges Element oder "faules Schreiben"?
« Antwort #29 am: 25 March 2014, 20:58:44 »
Zitat
du bist ja ein Dichter - das reimt sich 

Heimlicher Gedichteschreiber - aber nicht verraten!  ;) :watchout: