Teufelszeug > Theorie

Überarbeiten als Bauchschreiber...

<< < (4/4)

Mero:
Ich kann Dich sehr gut verstehen. Bin auch reiner Bauchschreiber, habe andere Rangehensweisen probiert, aber am besten gefallen mir meine Texte, wenn ich sie sich selbst entwickeln lasse.
Das Überarbeiten ist entsprechend genauso schwierig, sobald ich anfange, umfassendere Änderungen vorzunehmen, passt es hinten und vorne nicht mehr, liest sich steif und ich werde wahnsinnig.
Also starte ich mit einer Grundidee, Detailideen kommen während des Schreibens, die notiere ich ganz profan am Ende des Textes. Überarbeitung erfolgt während des Schreibens, indem ich immer mal wieder die letzten fünf bis zehn Seiten lese.

Die Endüberarbeitung (wobei ich noch kein Projekt als wirklich abgeschlossen betrachte aus genau diesem Dilemma) besteht darin, dass ich mir die Stellen nochmal vornehme, die sich unrund lesen und wo ein Charakter nicht passend reagiert oder Ähnliches. Sehr oft reicht die Streichung oder Umformulierung von ein oder zwei Sätzen und der Stolperstein ist ausgebügelt. Früher habe ich ganze Absätze oder Szenen/Dialoge ganz neu geschrieben. Aber da kam nie was Gutes bei raus.

Das größte Problem sind bei mir tatsächlich die ersten zwei Kapitel, weil, wie schon gesagt wurde, da die Charaktere und die Welt noch etwas anders angedacht waren, als sie sich dann entwickelt haben. Da sitze ich gerade dran.

Ich bin eigentlich ein sehr strukturierter Mensch, aber beim Schreiben muss ich's einfach laufen lassen, sonst kommt keine 'Seele' in den Text, so blöd das klingt. :D

(Abgesehen davon macht die Handlung eh, was sie will, egal, was ich mir vorher vornehme ...)

Ich versuche es jetzt mal ganz auf meine Art, auch wenn ich geplantes Arbeiten sinnvoller finde. Vielleicht klappt es bei mir ja so. Mal sehen.

Die Frage, die sich für mich in dem Zusammenhang stellt, ist, ab wann betrachte ich meinen Text überhaupt als abgeschlossen. Das finde ich sehr schwierig, also zu sagen, so jetzt ist er bestmöglich fertig.

Eluin:
Huhu zusammen,

hui sind das viele tolle Ideen :) Danke.

@Uli: deine ganze Programmwechselei klingt spannend :D Ist aber wohl weniger meine Arbeitsweise. Ich schreibe meistens im Scrivener bzw. auf Papier. Wobei ich bei Diagrammen und co. (bspw für die Charakterentwicklung) mittlerweile gerne auf Illustrator umsteige. Aber mit dem Punkt "lesen lesen lesen" hast du definitiv recht.

Ich glaube vor dem Lesen drücke ich mich momentan zu gerne, weil ich einfach nur einen riesigen, scheinbar unüberwindbaren Berg vor mir sehe. Da finde ich Mondsterns Idee zur Erfolgspinnwand glaube ich gar nicht schlecht. Darüber muss ich nachdenken, um den Berg kleiner zu bekommen. Das merke ich auch immer wieder in der Arbeit. Je größer die Aufgabenpakete sind, umso ungenauer sind die Zeitschätzungen und umso weniger Spaß machen die Aufgaben, weil es einfach so eine große Wolke ist. Vielleicht sollte ich das auch wirklich bei meinen Rohfassungen versuchen.

@Viskey: Ich glaube das mit dem Anfang trifft nicht nur auf dich zu. Das ist momentan scheinbar eine der größten Blockaden für mich. Ich denke ich fange einfach mit einem der späteren Kapitel mit der Überarbeitung an.

@Trallala: Dein Ansatz ist interessant. Funktioniert für mich aber leider nicht. Dann schreibe ich die Rohfassung nicht mehr :( Aber parallel einen Szenenplan führen sollte ich mir definitiv für das nächste mal überlegen. Ich habe jetzt zwar ein paar Notizen mitgeführt, was ganz grob wann passiert, aber einen Szenenplan mit "welche Funktion und Ziele hat eigentlich gerade dieser spezielle Charakter" - das fehlt mir und das muss ich nun nachziehen.

@Mooncat: Ich HASSE ebenfalls das überarbeiten - zumindest bislang. Wahrscheinlich weil ich einfach noch keinen funktionierenden Weg für mich gefunden habe. Darum auch dieser Thread. Vielleicht kann ja so jeder, der dabei feststeckt noch eigene Ideen für sich entdecken. Gerade den Austausch finde ich daher sehr wichtig. Ich glaube ich werde zunächst wirklich nochmal alles lesen (aber erst irgendwo ab Kapitel 2/3) und mir dabei Notizen machen. Zudem nochmal meine Mutter fragen (sie hat es gelesen) und dann wirklich gucken, was fehlt.

@Mondstern: Du hast zwei gute Ideen für mich dabei. Zum einen: das unliebsame zuerst. Und dann: die Erfolgs-Pinnwand. Bzw. vielleicht eher die abgewandelte Form, wo ich alle anstehenden Aufgaben, die ich bislang kenne dran hefte und dann alles, was fertig ist z.B. in einen anderen Bereich auf der Pinnwand verschiebe. Ähnlich machen wir es auch in der Arbeit und eigentlich finde ich das System gar nicht so schlecht (wenn die Pinnwand zumindest nicht vor zeitlich unschaffbaren Aufgaben überquillt).

@Fox: Ich glaube bislang fehlt mir auch ein Überblick über die Nebenstorylines. Ich bin mir nichtmal sicher, ob es die gibt (zumindest in Phönixfedern), da ich eigentlich alles aus der Sicht von meinem Hauptcharakter erzähle. Und ja, genau das Aufschreiben der bekannten "Aufgaben" sollte ich wirklich mal sortierter tun und dann eine nach der anderen angehen und diese fixen - irgendwann sehe ich meinen Roman noch als einen Bug, was? ;) Ok, aber wenn das System funktioniert, warum nicht. Ausprobieren. Es ist ja zumindest gewohntes Gewässer für mich.

@Trippelschritt: Mit Punkt 1 tue ich mich wirklich schwer. Mir fallen zu viele Ein-Satz-Prämissen ein, aber welche ist nun wirklich die richtige. Ich glaube mit der Entscheidung tue ich mich schwer. Punkt 2 habe ich denke ich soweit notiert und Punkt 3 muss ich wohl wirklich in Angriff nehmen, auch wenn ich mich gerne davor drücke.

@Mero: Deine Problematik kann ich nur zu gut nachvollziehen, da es bei mir fast genauso ist. Bei mir müssen sich die Texte entwickeln. Komplett neuschreiben ist daher auch schwieriger (wenn es nach Plan geht), weil bei mir dann auch selten etwas Gutes dabei rauskommt ;) Trotzdem weiß ich, dass ich einiges ändern muss und nun muss ich herausfinden was und wie ich das so anstelle, dass es danach lebendig ist und nicht staubtrocken. Und dazu kann ich nur sagen:
--- Zitat ---Ich bin eigentlich ein sehr strukturierter Mensch, aber beim Schreiben muss ich's einfach laufen lassen, sonst kommt keine 'Seele' in den Text, so blöd das klingt. :D
--- Ende Zitat ---
Klingt nicht blöd, ist bei mir ganz genauso. :D Genau deshalb ist es für mich auch schwierig. Auf der einen Seite brauche ich Struktur, aber ich weiß, dass ich mich beim Schreiben nicht zu sehr einengen darf durch Strukturen. Daher muss ich nun auch wirklich gucken, wie ich am sinnvollsten vorgehe. Das Thema "wann ist es fertig" ist dann auch ein nächster Punkt. Bei Kurzgeschichten sage ich irgendwann einfach "Stopp", wenn ich kaum noch Markierungen an den Ausdrucken habe. Das können dann aber auch mal gut 10 Versionen sein. Bei einem Roman graust es mir aber vor zehn solcher Versionen... Deshalb möchte ich da irgendwie effektiver vorgehen. Bei Kurzgeschichten lasse ich auch immer wieder Freunde/Bekannte und Familie drüber lesen, einen Roman zich mal lesen lassen, ist dann aber doch oft etwas viel verlangt... Das "fertig" bereitet mir daher auch noch Kopfzerbrechen.


Viele Ideen... das finde ich toll. Danke. Jetzt muss ich nur noch sortieren, was ich für mich direkt ausprobieren werde (für weitere bin ich natürlich immer offen:D)...
[*]Theresa (Tante von meinem Hauptcharakter, die mir ihre Rolle nicht verrät) auf die Charaktercouch setzen.
[*]Alles nochmal lesen (ab Kapitel 2/3) und dabei meinen Szenenplan erweitern inkl. Funktionen/Ziele der Charaktere.
[*]Magnetwand mit Aufgaben die zu erledigen sind. Hierbei Aufteilung nach Priorität und fertig/toDo.
[*]Aufgaben abarbeiten, kürzen, neuschreiben, umschreiben...
[*]Den Anfang erst überarbeiten, wenn alles andere steht.
[*]Beta-Leser einbinden.
[*]Detailüberarbeitungen wie Formulierungen, Rechtschreibung und Grammatik.
[/list]

Vielen Dank euch.

Alles Liebe
Eluin

Trippelschritt:

--- Zitat von: Eluin am 25 February 2014, 13:30:11 ---
@Trippelschritt: Mit Punkt 1 tue ich mich wirklich schwer. Mir fallen zu viele Ein-Satz-Prämissen ein, aber welche ist nun wirklich die richtige. Ich glaube mit der Entscheidung tue ich mich schwer. Punkt 2 habe ich denke ich soweit notiert und Punkt 3 muss ich wohl wirklich in Angriff nehmen, auch wenn ich mich gerne davor drücke.


--- Ende Zitat ---


Hi Eluin,
das geht mir genauso. Ich habe mal einen Roman geschrieben, der war so komplex, dass ich am Ende mehr als fünf Ein-Sätze hatte und mich fragen musste, worüber ich denn überhaupt geschrieben habe.
Hilft nichts.

Zunächst einmal: Dieser Ein-Satz Anfang aus der Schneeflockenmethode muss nicht unbedingt die Prämisse sein. Er kann sich auch rein auf Plot oder Handlung beziehen und damit den zentralen Punkt erfassen, der die Spannung ausmacht. Es ist schon ein Unterschied, ob in Deiner Geschichte eine wichtige Botschaft in eine Handlung verkleidet wird oder ob Du einen Wahnsinnsplot hast, der als Subtext auch eine Botschaft transportiert.

Aber ich befürchte, um diesen einen Satz (oder die entsprechenden Überlegungen) wirst Du nicht herumkommen. Was Du geschrieben hast, kam aus dem Bauch. Kommt es bei mir auch immer. Aber bevor Du nicht begriffen hast, was Du eigentlich geschrieben hast, kannst Du nicht sinnvoll überarbeiten.
Dein erster Schritt ist, Deine geschichte aus dem Unbewussten (Bauch) auf die bewusste Ebene (Kopf) zu hieven. Wenn nicht einmal der Autor versteht, was er da geschrieben hat, wie sollen es dann die Leser können.

Nur Mut, ich kenne das Problem und werde Dich nicht mit solchen Sätzen ärgern wie: Ist doch im Prinzip ganz leicht. du musst nur ...
Nein, es ist scheiß schwierig.

Liebe Grüße
Trippelschritt

Eluin:
Huhu Trippelschritt,

deine Erklärung finde ich gut. Dadurch verstehe ich nun erst richtig, warum dies so wichtig ist. Nach der Lektüre von Sol Stein konnte ich es nur erahnen (also mit den Prämissen), ebenso bei der Schneeflockenmethode.


--- Zitat von: Trippelschritt am 26 February 2014, 10:06:38 ---Ich habe mal einen Roman geschrieben, der war so komplex, dass ich am Ende mehr als fünf Ein-Sätze hatte und mich fragen musste, worüber ich denn überhaupt geschrieben habe.

--- Ende Zitat ---

Wahrscheinlich ist genau das sinnvoll. Erst einmal annähern. Mir schwirrt einfach zu viel durch den Kopf, um was es gehen könnte... Und ich denke wenn ich das festklopfe, weiß ich auch, wo ich anfangen muss  :begging:

Ok, also ans Werk. Danke dir!

Eluin

Fantast:
Ich bin auch ein Bauchschreiber. Manche Stories die schreiben sich quasi von ganz allein und irgendwann, macht es dann Peng und die Idee, der Fluss, ist zu Ende. Dann da später wieder anzuknüpfen ist echt schwer.

Um das dennoch hin zu bekommen. Markiere ich mir im Text mit einer anderen Farbe, die einzelnen Charaktere, jeder bekommt eine eigene Farbe. So kann ich da schneller drauf zugreifen. Markiere mir Orte und schreibe diese auch teilweise heraus. Leider ist das eine ganz schöne Arbeit, aber es muss sein. Einfach so in einen Schreibfluss, der gerade abgeebbt ist, einzusteigen, ist verdammt schwer. Ich kann das fast nie, bei einen Texten. Deshalb drösel ich die Texte auf und erschaffe ein Grundkonstrukt. Damit kann ich dann weiter arbeiten.

Navigation

[0] Themen-Index

[*] Vorherige Sete

Zur normalen Ansicht wechseln
Mobile View