Die Geschehnisse:
Die Schülerzeit von Josef Knecht in Waldzell ist vorbei. Er ist jetzt 24 Jahre alt und seine Studienzeit in Kastalien beginnt. Dort wird nicht mehr so streng reglementiert. Jeder Studierende kann sein Fach (oder auch mehrere) selbst auswählen. Es ist zudem jeder gleich gestellt, ohne Rücksicht auf Elternhaus, Vermögen und dergleichen. Die einzige Auflage, neben einem gebührlichen Verhalten im Sinne Kastaliens, ist ein jährlicher Tätigkeitsbericht der Studenten.
War Knecht in Waldzell noch eine Art Star, der sich Rededuelle mit seinem Widerpart Plinius geliefert hatte und dadurch unter den Schülern hohes Ansehen genoss, in Kastalien zieht er sich zurück. Er will dergleichen öffentliche Auftritte vermeiden, schließt mit Waldzell ab, das er auch bewusst nicht mehr aufsucht. Er widmet sich nun intensiv dem Studium des Glasperlenspiels. Doch weit über das hinaus, was von der Lehrerschaft vorgesehen ist. Im Grunde hat er immer noch Zweifel, ob das Spiel ernsthaft geeignet ist, dass man ihm sein Leben widmet. Davon getrieben, verbringt Knecht seine Studienzeit damit, die Elemente des Glasperlenspiels auf ihre Tauglichkeit abzuklopfen und zurück zu verfolgen. Unter anderem widmet er sich dem Studium des chinesischen I-Ging, dem Buch der Wandlungen. Schließlich sucht er den "Älteren Bruder" auf, ein ehemaliges Mitglied Kastaliens, das sich abgewandt und dem Einsiedlerleben zu gewandt hat. Knecht lebt ein paar Monate bei diesem Einsiedler, lernt von ihm allerlei traditionelle, chinesische Gepflogenheiten und Riten, erkennt aber bald, dass dessen Leben (er ist ja auch gar kein Chinese) eine Flucht ist. Ein Weg, den Josef Knecht nicht gehen will. Um diese Erkenntnis reicher, kehrt er nach Kastalien zurück und macht dort, während eines Glasperlenspiels die Erfahrung, dass dieses Spiel auf das Urwissen hinzielt, tatsächlich Universalität, Ganzheit und Synthese in sich einschließt und nicht bloß ein amüsantes Spiel ist. Am Ende seiner intensiven Studien kommt Knecht zu dem Schluss, dass das Glasperlenspiel seinen hohen Erwartungen entspricht. Er kann ihm dienen und dient damit dem Höchsten Geist, wie er es sich vorgestellt hat.
Magister Thomas von der Trave lädt Knecht in sein Haus ein, damit er ihm bei etwas helfe, wie er sich ausdrückt. Knecht kommt diesem Wunsch nach und findet sich tagtäglich für eine halbe Stunde bei ihm ein. Um zu erkennen, dass dieses Helfen eine Prüfung ist. Knechts Studien sind so weit abgeschlossen und der Magister bietet ihm schließlich an, er könne im Benediktiner-Kloster Mariafels als Lehrer tätig sein und Schüler ins Glasperlenspiel einweihen. Knecht, inzwischen überzeugt auf dem rechten Weg zu sein, ist einverstanden. Er wird als Mönch Bruder in den Orden aufgenommen und sieht seiner neuen Aufgabe entgegen.
Noch ein wenig Interpretation:
Die Stationen seiner Bestimmung sind klar umrissen: Knecht geht am Anfang auf eine gewöhnliche Schule. Dort wird sein musisches Talent entdeckt und er wird für eine Eliteschule empfohlen, in die er schlussendlich auch aufgenommen wird. Nachdem er diese abgeschlossen hat, folgt sein Studium, die Aufnahme in den Orden und ein Platz als Lehrer des Glasperlenspiels. Dazwischen liegen die Kämpfe mit sich selbst und das Hadern mit seiner Bestimmung, an deren Ende die Gewissheit steht, dass er auf dem rechten Weg ist.
Hesse geht es auch in diesem Buch (wie in vielen anderen) um Suche und Selbstfindung. Am deutlichsten ausgeprägt in Siddhartha. Um einen Ausspruch von ihm zu zitieren (aus einem anderen Buch): Das Wichtigste im Leben ist die Beschäftigung mit dem Rätsel der eigenen Person (aus dem Kopf zitiert)
Knecht ist ein starker Charakter. Er ordnet sich in Waldzell (als Schüler) und in Kastalien (als Student) natürlich weitestgehend unter. Macht aber doch nicht alles mit, prüft das Glasperlenspiel eingehender als üblich und ist in Waldzell nicht unbedingt immer einer Meinung mit den Leitern der Schule. Er denkt für sich selbst, überprüft und kommt zu eigenen Schlüssen. Will sich sicher sein, dass er sein Leben nicht an ein Spiel verschwendet, das außer Amüsement nichts zu bieten hat.
Interessant finde ich auch, dass der "Ältere Bruder" keinerlei Verbindung der chinesischen Philosophie mit der des Glasperlenspiels gelten lässt. Vermutlich will Hesse damit die Unvereinbarkeit von östlichem und westlichem Geistesdenken demonstrieren.