Josef Knecht geht nach Waldzell in die Schule, so wie er sich's gewünscht hat. Das Glasperlenspiel, das hier kultiviert wird, spielt da erst mal keine Rolle. Knecht will sich einfach nur der Musik hingeben und bis in die kleinsten Spitzen erkunden und erleben.
Und damit stößt er schon bald auf Schwierigkeiten. Der Direktor stößt sich daran, dass Josef, sein Recht gebrauchend, außer für Musik für nichts Interesse zu haben scheint. Die ersten Sprünge im Lack der schönen Welt tauchen auf. Auch hier gibt es Gruppenzwang; man hat das zu tun, was alle anderen auch tun. Egal, welche Rechte und Freiheiten man theoretisch hat. - Josef werden zwar keine Verbote auferlegt, aber es kommt eine erste Verstimmung auf.
Und dann noch eine Überraschung für mich: Die Weltordnung, die ich bisher als sehr strikt klar definiert empfunden habe, hat eine Grauzone, die Hospitanten. Sie genießen die Vorteile der Elite-Ausbildung und dann die Vorteile der "normalen Welt".
Und Plinio, der Hospitant, fährt dann gleich mal kräftige Geschütze bei der Gesellschaftskritik auf. Die Lebensweise des Ordens - und damit seine Werte - wären realitätsfremd und von daher nichts wert. - Interessanterweise so ziemlich die Gedanken, die ich beim letzten Kapitel auch hatte.
Wenn der Name Plinio irgendwie eine Anspielung auf etwas sein soll ... hab ich sie nicht verstanden. Sonst wer? Ich habe nämlich das Gefühl, dass da eine Bedeutung dahintersteckt.
Überraschend daran finde ich allerdings vor allem Josefs Reaktion: Dem "natürlichen" Gefühl nach möchte er zustimmen, der Erziehung nach jedoch nicht. Und tja, es überrascht mich wiederum
nicht, dass er sich Instruktionen holt, wie er damit nun am besten umgehen soll. Er gibt also der Erziehung den Vorzug. Alles andere hätte ich ihm auch nicht geglaubt. Zu sehr schon hat er sich in diese Welt eingelebt und an ihr orientiert.
Trotzdem, bei dem Satz "Es war ihm erlaubt, Designioris Freundschaft anzunehmen..." rieselte es mir eiskalt den Rücken runter, und ich bekam echt Angst um den armen Josef. Was wird der hier gegängelt und manipuliert. Mit dem Auftrag, Kastalien gegen Plinios Reden zu verteidigen, steht er doch vor der Wahl: Entweder ergibt er sich voll und ganz dieser Lebensweise, oder er öffnet dem Scheitern Tür und Tor.
Dass am Ende beide voneinander lernen und sich ein stückweit nicht nur einander, sondern auch der jeweiligen Ideologie annähern, gefällt mir. Die zwei scheinen nicht nur miteinander, sondern auch jeder für sich allein, die Versöhnung der zwei Welten zu realisieren, deren Fehlen sie beklagen.
Und da auf den letzten Absätzen wieder das Glasperlenspiel voll in den Fokus rutscht, hoffe ich, dass es im nächsten Kapitel darum geht, und ich
endlich erfahre, wie dieses Spiel funktioniert ...