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VL1: Das Glasperlenspiel - Kapitel 2: Waldzell
felis:
@Viskey ich will nicht spoilern... ;)
Viskey:
Na dann les ich mal einfach weiter und hoffe, dass ich's noch schnalle. :cheese:
merin:
Erstmal wieder meine Gedanken, ohne Eure zu lesen: Ich fand dieses Kapitel wiederleichter zu lesen, die Sprache wirkte auf mich lebendiger. Was mich irritiert hat ist, dass Freundschaften eingeführt werden, man aber doch kaum etwas über sie erfährt. Zentral scheint die Beziehung zum Hospitanten, die Knecht sehr belastet und man bekommt eine Ahnung davon, was ihn da so rüttelt - aber man kommt ihm wieder nicht nah, bleibt in seltsam entrückter Ferne. Mir geht es auch so, dass ich es gemein finde, wie der Musikmeister ihn unterstützt: Er gibt ihm einen mächtigen Rucksack, das System zu verteidigen und macht es damit für Knecht schwerer, seinen Weg zu finden und seine Zweifel selbst stehenzulassen oder auszuräumen.
Was auch komisch ist: Das Kapitel scheint eher "tell, don't show" als Motto zu haben - und funktioniert trotzdem. Ich fühle Knechts Verzweiflung nicht, ich erfahre davon. Und ich fühle auch seine musikalische Verzückung nicht - sondern bekomme sie mitgeteilt. Ich glaube, dadurch entsteht die große Ferne: weil ich nichts mitfühlen darf. und der Erzähler immer sehr präsent zwischen mir als Leserin und Knecht steht.
Was mich auch emotional beeindruckt hat, ist die Rigidität des Waldzeller Systems. Die jungen Männer bekommen ganz viel Input, aber sie dürfen keinerlei Verantwortung übernehmen und gar nicht schaffen oder schöpferisch tätig sein. Ich habe darüber nachgedacht, warum es dieses Kreativitätsverbot gibt. Mir erscheint es als unglaublich brutal - ebenso wie das Verbot, dass Knecht den Besuch beim Hospitanten abstattet. Warum wird das alles verboten?
Edit, nachdem ich Eure Gedanken gelesen habe: Mir geht es wie Viskey. Ich finde das System auch so rigide, dass es mir kalt den Rücken runterläuft. Und ich finde es perfide, wie Knecht dazu gebracht wird, innerhalb des Systems zu bleiben. Man ahnt seine immense Einsamkeit - die auch die angeblichen Freunde oder Meister nicht ansatzweise durchbrechen.
Die Analogien zur klassischen Heldenreise finde ich spannend. Und was es mit Plinio noch auf sich hat - ich bin gespannt.
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