Teufelszeug > Theorie
Dialoge
felis:
Ihr habt mich beide missverstanden. Natürlich kann ein Dialog einen Protagonisten charakterisieren. Ich finde allerdings, wenn er aus keinem anderen Grund als ausschließlich der protag- Charakterisierung da steht, dann hat man was falsch gemacht. (Im Minimum sollte er nämlich beide Gesprächspartner und ihr Verhältnis zueinander verdeutlichen.
Trippelschritt:
Ja Felis,
da habe zumindest ich Dich missverstanden.
Ich habe immer von Charakterisierungen gesprochen, und darunter fällt eine ganze Menge.
Die Person des Sprechers, die Person, über die er spricht, die Beziehung zwischen zwei Menschen und sogar in seltenen Fällen Sachgegenstände oder Natur, obwohl solche Beispiele sehr selten sind.
Aber deshalb reden wir ja hier darüber.
Liebe Grüße
Trippelschritt
Viskey:
Ich glaube, ich hab schon verstanden, was du sagen wolltest. Und Ich stimme immer noch nicht zu. Für mich darf das der einzige Zweck eines Dialogs sein: Eine Figur zu charakterisieren. Das können sogar oft die interessantesten Dialoge sein. Für mich jedenfalls.
Hombre:
Hier meine Meinung, nichts Allgemeingültiges, eben nur meine Meinung:
Dialoge sind das Salz in der Suppe. Aber sie auf das nackte Reden herunter zu brechen, ist wie das Geldausgeben auf das Biertrinken zu reduzieren, das man dafür gekauft hat.
Im Roman kommt kein Dialog ohne Handlung aus. Die Handlung macht dabei den größten Teil aus. Warum?
Man betrachte zwei Leute im Theater bei Proben zu einer Sterbeszene oder eine Liebesszene. Und dann dasselbe im Film, oder im Roman, wobei der Roman dem Film aufgrund der Zugänglichkeit des Lesers zu den Gedanken der Figuren sogar noch näher ist.
Im Theater stehen die Leute mit ihren Textseiten und tun so, als könnten sie mit ihrer Stimme, egal wie sehr sie diese verstellen, der Realität irgendwie nahe kommen.
Im Film oder Roman, werden unsere Sinne gefüttert. Da läuft jemand immer wieder zum Fenster, zur Tür, schaut auf die Uhr, wartet darauf, dass sein Handy klingelt, schaut auf das Blut, evtl. sein Blut, ...
Der Dialog, ohne die den Dialog unterbrechende Handlung ist also gar nichts.
Und um auf die Ähs zu sprechen zu kommen: Sie kommen im wirklichen Leben vor, keine Frage. Aber auch im wirklichen Leben kommen die Ähs bei wirklich wichtigen Sachen nicht vor. Ein Sterbender würde nie sagen: „Begrabt mich ... äh ... an der ... äh ... Biegung des ... äh, Red Rivers.“
Oder zwei Liebende, bei denen es gerade gefunkt hat, gehen im wirklichen Leben niemals „in ... äh ... ein Bett.“
Zwei Personen auf der Flucht, die Suchhunde in Hörweite, würden nie „Lass uns ... äh ... über die Schlucht springen!“ sagen.
Dialoge im Roman einzubauen, bei denen die Ähs im täglichen Leben vorkommen, sind so langweilig wie Kochbücher.
Also immer die Dialoge im Kontext der Handlung sehen, dann hat man es.
Noch ein Beispiel dazu: Ein Dialog, sagen wir 20 Sekunden, von zwei Menschen, die an einer Tür klopfen und darauf warten, dass jemand ihnen die Tür öffnet:
Die Handlung ist überflüssig. Jeder Regisseur würde die Szene kürzen. 20 Sekunden teures Geld eingespart. Da muss der Dialog schon essenziell Wichtiges liefern und auch unbedingt vor der Tür stattfinden müssen, sonst sollte man ihn ebenfalls streichen. Also auch niemals eine Handlung „erfinden“, um einen Dialog unterzubringen. Handlung und Dialog müssen die Story voranbringen, müssen beide unverzichtbar sein.
Soweit mein Senf dazu.
Leibe Grüße
Hombre
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