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VL1: Das Glasperlenspiel - Kapitel 1 Berufung
Morwen:
--- Zitat von: Parzifal am 28 January 2014, 22:20:46 ---Richtige verstandene Freiheit ist Verantwortlichkeit, das will er uns damit sagen. Es gibt natürlich welche, die meinen, dass Freiheit bedeutet, alles tun zu können (sozusagen ohne Rücksicht auf Verluste) Aber die sind auf dem Holzweg. ;)
--- Ende Zitat ---
Und dieser Verantwortung wird man gerecht, indem man im Elfenbeinturm mit Glaskügelchen spielt, keine Kinder in die Welt setzt und weitere Glaskügelchenspieler ausbildet?
Ich hoffe ja immer noch, dass irgendwo mal klar wird, dass Hesse dieses Kastalien ebenso wenig erstrebenswert findet wie die "Welt draußen". Ansätze dazu habe ich - in den Kapiteln die ich bisher gelesen habe - eigentlich immer wieder gefunden. Und eben dieser Widerspruch bezüglich der Freiheit gehört für mich auch zu den Indizien, dass man (?) von dieser Art Erziehung doch nicht ernsthaft allzu begeistert sein kann.
Viskey:
n'Abend!
--- Zitat von: Parzifal am 28 January 2014, 22:20:46 ---Die Vorstellung von diesem Beruf ist ja vielleicht noch schön und man kann ja auch tatsächlich frei auswählen, was man werden möchte. Aber damit ist es mit der Freiheit auch schon vorbei.
--- Ende Zitat ---
Ja schon ... Aber wozu braucht man die Freiheit, sich für einen Beruf zu entscheiden, wenn man sich schon längst für den entschieden hat, den man will? Wenn der gewählte "freie" Beruf tatsächlich auch Berufung ist? Da scheint mir der Hund begraben.
Aber eben - was ist Freiheit? Daran hat sich bisher noch jeder Philosoph die Zähne ausgebissen ...
--- Zitat ---Ich glaube nicht, dass die Sinnsuche vorübergehende Anwandlungen eines Pubertierenden sind.
--- Ende Zitat ---
Hab ich auch nicht behauptet. ;)
Trotzdem ist diese Weltschmerz-Einstellung, wie ich es jetzt mal nenne, ein Merkmal der Pubertät: Man ordnet sich das Leben neu. Was ja Sinn macht, man wandelt sich vom Kind zum Erwachsenen. Und dass auch Josef Knecht diesem "Mechanismus" des Lebens unterworfen ist, bringt ihn mir erstmals in der Geschichte auch als Mensch näher. Und das fand ich schön.
Parzifal:
Hallo Viskey!
--- Zitat ---Die Vorstellung von diesem Beruf ist ja vielleicht noch schön und man kann ja auch tatsächlich frei auswählen, was man werden möchte. Aber damit ist es mit der Freiheit auch schon vorbei.
Ja schon ...
--- Zitat --- Aber wozu braucht man die Freiheit, sich für einen Beruf zu entscheiden, wenn man sich schon längst für den entschieden hat, den man will? Wenn der gewählte "freie" Beruf tatsächlich auch Berufung ist?
--- Ende Zitat ---
Da scheint mir der Hund begraben.
--- Ende Zitat ---
Er ist aber keine Berufung, sondern ein Mittel Geld zu verdienen und den Unterhalt zu bestreiten. Mit anderen Worten: Man hat zu tun, was einem der Arbeitgeber diktiert - ansonsten landet man im sozialen Abseits. Die Sache wird im Roman noch viel klarer werden, wenn der Antipode von Knecht auftaucht, der durch und durch ein weltlicher Mensch ist, es aber erst erkennen muss.
--- Zitat ---Aber eben - was ist Freiheit? Daran hat sich bisher noch jeder Philosoph die Zähne ausgebissen ...
--- Ende Zitat ---
Und Hesse gibt seinen Senf dazu, indem er sagt, dass Freiheit mit einem Gutteil Verantwortung einher gehen muss. Ein Beispiel wäre der Mensch und der Planet Erde. Der Mensch ist das höchste Geschöpf und hat alle Freiheit. Nur an der Verantwortung fehlt es ihm - deshalt hat er die Sache so verstanden, dass er tun kann, was er will (ohne Rücksicht auf Pflanzen, Tiere, sich selbst und die Umwelt) Das Ergebnis muss ich vermutlich nicht näher erläutern. ;)
--- Zitat ---Ich glaube nicht, dass die Sinnsuche vorübergehende Anwandlungen eines Pubertierenden sind.
Hab ich auch nicht behauptet. ;) Trotzdem ist diese Weltschmerz-Einstellung, wie ich es jetzt mal nenne, ein Merkmal der Pubertät: Man ordnet sich das Leben neu. Was ja Sinn macht, man wandelt sich vom Kind zum Erwachsenen. Und dass auch Josef Knecht diesem "Mechanismus" des Lebens unterworfen ist, bringt ihn mir erstmals in der Geschichte auch als Mensch näher. Und das fand ich schön.
--- Ende Zitat ---
Es gibt ja noch viele Kapitel, in denen Hesse uns Knecht nahe bringen wird. ;)
Viskey:
Auch noch mal Hallo! :cheer:
--- Zitat ---Er ist aber keine Berufung, sondern ein Mittel Geld zu verdienen und den Unterhalt zu bestreiten.
--- Ende Zitat ---
Sagt wer? Der Musikmeister. Aber nur weil der das sagt, nehme ich das noch lange nicht für bare Münze.
Ich kenne zB eine Frau, deren großes berufliches Ziel war es, Fabriksarbeiterin zu werden. Damit ist nun wirklich kein großes Geld zu machen Aber das ist es, was sie immer schon machen wollte, und was sie jetzt macht, und sie ist glücklich und zufrieden damit.
Klar verdient sie damit auch Geld. Klar bestreitet sie damit auch ihren Lebensunterhalt.
Aber auch die Mitglieder im Orden verdienen sich ihren Lebensunterhalt. Ihren Unterhalt bekommen sie nicht einfach so geschenkt, weil halt der Orden so lieb ist zu den auserwählten Talenten.
Die Ordensmitglieder bezahlen das mit dem Verzicht auf Ehe und Familie.
Und, als Nachgedanke: Die meisten Ordensmitglieder beschäftigen sich (dem 1. Kapitel nach zu schließen) auch ihr ganzes Leben lang mit einer Aufgabe. Wieso ist also ihre Berufswahl so viel "freier" als die anderer Menschen?
Mann, Hermann, da haste was geschrieben! :devgrin:
Viskey
Parzifal:
--- Zitat ---Mann, Hermann, da haste was geschrieben!
--- Ende Zitat ---
Kein guter Satz, wenn du mich fragst. Hesse schreibt keine Allerweltsgeschichte über Durchschnittsmenschen, die sich den üblichen Gegebenheiten anpassen. Er will uns mit diesem Roman in die Welt einer geistigen Elite entführen, in der andere Regeln gelten. Wenn man sich darauf nicht einlässt, meine Meinung, wird man keinen wirklichen Zugang zu diesem Roman finden. Soll aber nicht heißen, dass ich dir das unterstelle. Ich verteidige nur "meinen" Hermann ein wenig, der mir immerhin einiges bedeutet hat in meinem Leben und es immer noch tut. Du wirst Verständnis dafür haben. ;)
LG, P
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