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VL1: Das Glasperlenspiel - Kapitel 1 Berufung

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felis:

--- Zitat von: Viskey am 28 January 2014, 19:25:36 ---Da hat er mich schön im Regen stehen lassen, der gute Hesse. - Was zum Ge*er ist denn nun eigentlich Freiheit?!
:nudelholz:

Die Frage hätte er auch beantworten können, der gute Hermann, nicht nur so umfangreich in den Raum stellen... :devgrin:

--- Ende Zitat ---


--- Zitat von: Morwen am 28 January 2014, 22:36:05 ---Und dieser Verantwortung wird man gerecht, indem man im Elfenbeinturm mit Glaskügelchen spielt, keine Kinder in die Welt setzt und weitere Glaskügelchenspieler ausbildet?
Ich hoffe ja immer noch, dass irgendwo mal klar wird, dass Hesse dieses Kastalien ebenso wenig erstrebenswert findet wie die "Welt draußen".  Ansätze dazu habe ich - in den Kapiteln die ich bisher gelesen habe - eigentlich immer wieder gefunden. Und eben dieser Widerspruch bezüglich der Freiheit gehört für mich auch zu den Indizien, dass man (?) von dieser Art Erziehung doch nicht ernsthaft allzu begeistert sein kann.

--- Ende Zitat ---

Kinners, wir sind hier im Kapitel 1, dasbekanntlich  der Exposition dient. Und ihr habt mit dem oben zitierten m. E. wunderbar die Kernthemen des Romans herausgearbeitet.
Nur deren Beantwortung direkt im 1. Kapitel zu verlangen ist vielleicht etwas - nun ja - voreilig. Gebt dem Mann mal die restlichen 400 Seiten des Romans Zeit dazu.  ;)

Viskey:

--- Zitat von: Parzifal am 28 January 2014, 23:53:36 ---Du wirst Verständnis dafür haben.  ;)

--- Ende Zitat ---

Hab ich.

Aber nimm doch bitte diesen einen Satz nicht so ernst.  :devgrin:

Und damit mit Dampf ins 2. Kapitel ...

Ryek Darkener:
Ich kann, da stark eingespannt, gerade nicht viel an tiefschürfenden Erkenntnissen beitragen. Ich bin froh, wenn ich mit dem Lesen hinterherkomme. :devgrin:

Deshalb bleibe ich beim Leseeindruck. Inhaltlich scheint es mir, dass Hesse, wie schon in obigen Posts erwähnt, sich hier auf die Auswahl des Protagonisten sowie dessen Erkenntnis - vielmehr Selbstbestätigung - fokussiert. Das Ganze hätte auch bequem auf einer Seite meines 900 Seitigen Buches Platz gefunden. :cheese:
Hesse schafft es aber, dem Leser diese Situation aus vielen Perspektiven darzustellen, was auf der einen Seite zwar, ehrlich gesagt, ein wenig langweilt, auf der anderen aber interessant genug bleibt, um weiterzulesen. Ob das für die meisten gegenwärtigen Gymnasiasten zutreffen würde, wage ich allerdings zu bezweifeln.
Ich habe ein wenig den Eindruck, dass Hesse sich an eine Leserschaft wendet, die sowohl über eine gewisse "Grundausstattung" inklusive Toleranz beim Lesen verfügt, und die bereit ist, sich in ein Szenario mitnehmen zu lassen, welches ungewöhnlich ist und möglicherweise einen Erkenntnisgewinn bietet. Das wissen wir aber erst am Ende des Buches, vermute ich. :biggrin:
Die Heldenreise, von der die Rede war, betrifft also nicht nur den Protagonisten, sondern meiner Wahrnehmung nach auch den Leser selbst. Spannend.

merin:
Bevor ich lese, was ihr so geschrieben habt, möchte ich mal meine Eindrücke darlegen: Ich fand den Beginn des Kapitels langweilig und er fiel für mich, verglichen zum Vorwort, deutlich ab. Ich habe mich ganz schön gequält. Es wurde dann besser, als die Beziehung zum Meister beschrieben wird.
Was mich daran verwundert ist, dass das alles so blass und unlebendig bleibt, als seien das alles steinerne Ideale, aber keine realen Menschen. Von Knechts Zeit an der ersten Schule erfahren wir fast nichts, er scheint keine Freunde zu haben und überhaupt spielen zwischenmenschliche Beziehungen kaum eine Rolle in diesem Roman. Dadurch wird die eine intensiver geschilderte Beziehung zum Meister wie durch ein Brennglas hervorgehoben - und ist trotzdem seltsam blutleer. In mir führt das dazu, dass es mir kalt den Rücken runterläuft, es mich seltsam bedrückt. Mir wird ganz unwohl angesichts dieser Unlebendigkeit.

merin:
So, und nun gehe ich noch einmal auf Eure Gedanken ein. Ich habe an der Freiheitsszene, die hier schon diskutiert wurde, auch gestutzt. Es war deutlich, dass diese Szene bedeutsam ist, dass sie eine philosophische Frage aufwirft. Aber für mich blieb es offen, wo Hesse sich da verortet. Ich glaube auch nicht, dass es Hesse um die Elitewelt geht, ich habe aktuell die Hypothese eines Gedankenexperimentes: Was wäre, wenn die Welt regiert würde von einer zweiten abgeschotteten Welt der Elitären? Ich sehe da schon auch einen möglichen Weg zur Sozialkritik.  Für mich wird das Ideal des Helden auch immer wieder gebrochen durch den distanzierten Schreibstil: Der Erzähler ist Fan von Knecht, so viel ist klar, aber er immer ihn aus der Ferne an. Und das lässt auch mich, die Leserin, in der Ferne. Ich komme nicht dazu, mich dem Anhimmeln anzuschließen, sondern bin eher irritiert und skeptisch.

Spannend finde ich, dass einige hier den pubertierenden sinnsuchenden Knecht im Text fanden. Ich fand ihn nicht und habe ihn vermisst. Ich wäre gern ein wenig näher herangerückt an Knecht.

Ich bin gespannt auf das zweite Kapitel.

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