Teufelszeug > Theorie
Was dürfen Autoren?
Sirius:
ein sehr kluger Mensch hat einmal geschrieben, dass Worte große Macht haben.
Sie sind wie lebendige Wesen und man soll vorsichtig mit ihnen umgehen - man soll sie kontrollieren und auch zivilisiert benutzen.
Worte können jemanden vernichten, aufrichten, trösten, loben etc.
Jemand, der die Worte beherrscht, hat eine Waffe und kann sie beliebig einsetzen.
Wie sollen oder müssen Autoren mit ihren Wortwaffen umgehen?
Wie weit dürfen sie damit gehen?
Was sollten sie vermeiden?
Fox:
Wie sie wollen, soweit, wie sie wollen und alles, was sie wollen. Offensichtlicherweise wird niemand einen Text wetzen, wenn er nicht von seiner Richtigkeit, Relevanz und Wahrheit überzeugt wäre.
Vermeiden sollten sie eventuell Gesetzesbrüche, aber das kann man auch gezielt suchen, z.B. mit Regimekritik.
Cheers,
Fox
Uli:
MSTNDVRFLCHT!
Bei Speichern rausgeschmisse werden ist :zeter: also, noch mal:
Kunst darf alles!
(was nicht ausdrücklich verboten ist ...)
das ist ein wesentliches Element der bürgerliche Freiheit, an dem nicht zu rütteln ist!
Über die Verbote und Einschränkungen - von 88a bis Jugendschutz) brauchen wir nicht diskutieren - dafür gibt es Gesetze. Aber sonst?
Sonst bleibt das 'sollte':
Und das ist komplex.
Einen Satz mit 'Nigger' schreiben, sollte man nicht, weil das provoziert und herabwürdigt? Nun, Mark Twain hat mit dem Huckleberry Finn provoziert - weil er Nigger Jim als kluge, treue, sogar loyale Persönlichkeit mit differenziertem Gefühlsleben dargestellt hat, ein Schlag für die Sklaverei-Beführworter.
Kunst darf provozieren, muß das sogar manchmal - aber es geht ja nicht, daß nur Provokationen in eine Richtung zugelassen sind.
Und selbst, wenn man nicht provozieren möchte: Irgendwen findet man schon, der eine Provokation sieht. Oder gar Hetze (Dazu braucht mal nicht mal Religiöse, Veganer reichen völlig ...)
Auf was nehme ich Rücksicht? Auf was nicht, und vor allem: Was wird in ein paar Jahren provokant sein? Weiß niemand. Kann niemand wissen.
In der Zusammenfassung sage ich: AutorInnen sollten Nachdenken.
Und dann tun, was sie für richtig halten
Mero:
Sehe ich auch so, theoretisch würde ich sogar soweit gehen zu sagen, sie 'dürfen' auch das schreiben, was verboten ist - oder sollten manchmal. Natürlich würde ich nicht beliebig alles, was Grenzen überschreitet, gut heißen. Aber es ist mir schon oft passiert, dass gerade das, was mich abgestoßen, erschreckt, geärgert hat, mich am meisten ans Nachdenken gebracht hat und im Nachhinein empfand ich es als Bereicherung. Unabhängig davon, ob ich zu dem Schluss gekommen bin, dass der Autor meinen Gedankengang so und mit dem Ergebnis beabsichtigt hatte oder eventuell das genaue Gegenteil erreichen wollte.
Auf Anhieb würde mir nichts einfallen, was ich als absolut Tabu ansehen würde, im Einzelfall abhängig von Thema, Umsetzung und Kontext gibt es aber natürlich Texte, bei denen ein Verbot in meinen Augen Sinn macht.
Uli:
stimmt soweit, so ziemlich:
Verboten sind ein paar Dinge (Aufforderung zur Gewalt, Volksverhetzung, Beleidigung und sowas), und das ist OK: Zumeist wird so etwas ja nicht in 'Kunst' umgesetzt. Wenn man nicht grad in einem Roman den Klarnamen einer Person verwendet, oder die anderweitig eindeutig identifiziert ist man bei 'übler Nachrede' aus dem Schneider. Und wenn eine Romanfigur eine flammende Rede hält, in der zum sturm auf den Regierungssitz aufgefordert wird, auch.
Allerdings ist es eben denkbar, daß zum beispiel volksverhetzerische Inhalt in einen Roman verpackt werden, und dann greift eben das Gesetz ...
(so etwas passiert eher selten. Man muss sich ganz schön anstrengen ...)
Das mit den jugendgefährdenden Schriften ist ja kein Verbot, da wird nur der Vertrieb eingeschränkt (und es ist eine grandiose Werbung ...)
Aber ganz richti: Tabubrüche gehören zur Aufgabe der Kunst, immer wieder.
Genau wie unberechenbare Reaktionen: Man schreibt einen Text über die bescheuerte Grundhaltung von EMOs, und welche furchtbaren Folgen das haben kann bis hin zum Suizid, macht seine Sache gut - und dann erschießen die Vollpfosten sich reihenweise, anstatt ...
good old Goethe, die Leiden des jungen Werther.
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