Teufelszeug > Theorie

Wie entsteht Spannung?

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Fox:
Die Frage kann bei Chekovs Gewehr natürlich auch sein; auf wen wird es abgefeuert. Beispielsweise entbrannte diese Frage um das Rizin bei Breaking Bad. Ein Gift kann man leider nicht wirklich doppelt nutzen, selbst wenn es in diesem speziellen Beispiel genutzt wurde, um eine falsche Fährte zu legen (dass jemand anderes damit zu einem früheren Zeitpunkt vergiftet würde).

Cheers,
Fox

tlt:
Kann mal jemand einem Blöden (mir) in kurzen Worten erklären, was es mit Chekovs Gun auf sich hat? Hab mal Frau Google gefragt, aber die wollte mir nur ein Lied vorsingen.


--- Zitat von: Fox am 13 January 2014, 09:06:25 --- Ein Gift kann man leider nicht wirklich doppelt nutzen, selbst wenn es in diesem speziellen Beispiel genutzt wurde, um eine falsche Fährte zu legen (dass jemand anderes damit zu einem früheren Zeitpunkt vergiftet würde).
--- Ende Zitat ---
Ich hatte letztens einen sehr schön geschriebenen Krimi (im Laufe der Woche fallen mir sicher auch Autor und Titel wieder ein), in dem Gift sehr gut als Spannungsmittel eingesetzt wurde. Es wurde gekauft ... und nichts passierte. Da denkt der Leser schon mal mit. Und dann wird es endlich ausgelegt ... und nichts passierte. Aber es war da. Der Leser wusste es und war sich sicher, dass es jetzt kommen musste. Oder wenigstens jetzt. Gut, aber im nächsten Kapitel. Aber jetzt doch ganz bestimmt. Hm, immer noch nicht. Vielleicht jetzt. Nein, dann muss es jetzt kommen. He he, Falle. Das Zeug vergiftet gar niemanden. ... Oder doch?  :cheer:

Bateman:
Hey tlt,

das ist eine gute Beschreibung, wie Chekhovs gun irreführend eingesetzt werden kann.

Tante Wiki: http://en.wikipedia.org/wiki/Chekhov%27s_gun

In kurzen Worten, Chekhovs Theorie: "Wenn im ersten Akt eines Theaterstücks eine Waffe auftaucht, muss sie im dritten Akt abgefeuert werden."

EDIT: Eine kurze Anekdote dazu: Ich war letztens in einem Theaterstück etwas früher im Saal, während der Vorbereitungen. Einer der Darsteller versteckte etwas in einem Lampenschirm. Er stolperte und das Ding fiel herunter - eine Pistole. Da hatten wir einen ungewollten Effekt von Chekhovs gun. Hat das Stück dann aber auf eine ganz andere Weise spannend gemacht  :cheese:

Parzifal:
Hallo, liebe Mitgespannte!

Finde ich wirklich gut, dass wir inzwischen über die Spannungsmechanismen (ein von Bateman geklautes Wort ;)) reden. Ohne ihn hätte ich es vermutlich nicht geschafft, dass diese Diskussion sich in der Weise umdreht und auf den Punkt kommt - zumindest nicht auf den, der mir vorschwebte.
Nein, ich leuge den Zusammenhang nicht, innerhalb dem Spannung stattfindet. Natürlich braucht es dazu einen Plot mit lebendigen Charakteren, einer guten Geschichte, einem entsprechenden Setting etc. Aber man kann Spannungs-Mechanismen auch ganz abstrakt und für sich betrachten und sich fragen: Wie funktioniert dat Dingen nu eigentlich genau - wobei die Betonung auf "genau" liegt.
Was nützt es jemandem, der keine Ahnung hat, wenn man ihm sagt: Spannung musst du beim Schreiben erzeugen, mit deinen Figuren, deinem Setting und Pipapo! Ja, Moment mal, wird er dann vermutlich fragen: Wie genau mache ich das?  ;)

LG, Parzifal

Viskey:
Spannung entsteht bei mir auch dann, wenn ich etwas lese, und mir da mindestens zwei mögliche Auflösungen einer Situation vorstellen kann. Dann will ich nämlich wissen, welche der zwei Möglichkeiten es wird, oder ob vielleicht gar eine dritte auftaucht, an die ich selber noch nicht gedacht habe.

zB: Held muss eine Aufgabe erledigen. Da hab ich grundsätzlich die Möglichkeit, dass er versagt, und die Möglichkeit, dass er Erfolg hat. - Ich gehe zwar grundsätzlich mal davon aus, dass der Held am Ende alles erledigt hat, was er so zu erledigen hat. Aber auf dem Weg dorthin können allerlei Rückschläge passieren. Welche und in welcher Ausprägung (also wie katastrophal schlimm) die sind, das weiß ich davor nicht, und das macht's spannend.

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