Teufelszeug > Theorie
Wie entsteht Spannung?
Uli:
ähm, nein: Ein kontroverser Dialog ist für sich genommen keineswegs spannend: Da muß irgendwas dazukommen.
Mich interessiert das Thema nicht? Und die Beteiligten auch nicht? Dann können die kontrovers sein, wie sie wollen ich gähne (wie jeden Tag, wenn die Kontroverse mal wieder von FCB vs BVB oder Daimler vs BMW handelt.
eine künstlich verlängerte Situation? Da blätter ich gelangweilt um, oder murmele ,Seitenschinder' und schmeiße das Buch weg.
Und ja, genau: Auf Seite fünd gerät der titelhels sowas von in Gefahr ... GÄääähhhhn ...
Du musst mich immer erst interessieren, bevor du auch nur den Hauch einer Chance auf Spannung hast.
Parzifal:
Mit geht es nicht um spezielle Situationen in einer Geschichte, sondern rein um die Spannung an sich. Wie erzeuge ich sie - ganz allgemein gesprochen. Wie sie dann speziell in einer Geschichte angewendet wird (darum geht es dir hauptsächlich, Uli) ist wieder eine andere Sache. ;)
Bateman:
--- Zitat --- weißt du, was ich meine?
--- Ende Zitat ---
OK, ja, verstehe ich. Die Diskussion hab ich ja nicht angestoßen :)
Also wenn wir uns einig sind über die Grundlage (Figuren! Setting! usw.), was du zuvor bestritten hast, dann können wir uns weitergehend über Spannungsmechanismen unterhalten.
Ich war im letzten Sommer bei einem Workshop von Andreas Eschbach zum Thema Spannung. Und was er zu sagen hatte, war im Grunde ganz simpel. Wie das ganze Thema: In der Theorie ganz simpel, sehr schwer zu meistern.
Er sagte das, was wir uns auch alle denken können: Neugierig machen.
Das geht zum Beispiel mit Vorausdeutungen - die nicht immer in Form von "In einer Woche würde er sterben" kommen müssen. Man kann auch subtile Andeutungen im Text streuen, aus denen der Leser sich seine Ahnungen selbst zusammen puzzeln kann.
Chekhovs Gun ist ein Beispiel dafür. Auch ein Mittel, mit dem man vorsichtig sein muss, da es inzwischen zum Klischee geworden ist. Wenn irgendwo eine Waffe auftaucht, weiß der Leser mittlerweile, dass sie irgendwann eingesetzt wird.
Eschbachs Tipp dazu: Die Waffe zuvor für etwas Banales einsetzen, zum Beispiel um eine Ratte zu töten. Der Leser denkt, die Waffe ist abgehakt und kann wieder mitfiebern, wie in einer bestimmten Situation die Rettung kommen soll.
Ein tolles Beispiel von Chekhovs Gun (ohne Ratte) ist der Heizofen in Stephen Kings "Shining".
Ein weiteres Mittel, um Spannung aufzubauen, nannte Eschbach "Kognitive Dissonanz" und meinte damit: Am Anfang der Geschichte, möglicherweise sogar im ersten Satz, eine Verwirrung im Leser stiften, etwas scheinbar Unmögliches, oder einen überaus seltsamen Umstand beschreiben.
Das machst du, Parzifal, zum Beispiel im allerersten Abschnitt deiner auf dem Rost liegenden Geschichte sehr gut.
Parzifal:
--- Zitat ---Also wenn wir uns einig sind über die Grundlage (Figuren! Setting! usw.), was du zuvor bestritten hast, dann können wir uns weitergehend über Spannungsmechanismen unterhalten.
--- Ende Zitat ---
Das bestreite ich natürlich nicht.
Spannungsmechanismen - nach dem Ausdruck hab ich gesucht! ;)
--- Zitat ---Ich war im letzten Sommer bei einem Workshop von Andreas Eschbach zum Thema Spannung. Und was er zu sagen hatte, war im Grunde ganz simpel. Wie das ganze Thema: In der Theorie ganz simpel, sehr schwer zu meistern. Er sagte das, was wir uns auch alle denken können: Neugierig machen.
Das geht zum Beispiel mit Vorausdeutungen - die nicht immer in Form von "In einer Woche würde er sterben" kommen müssen. Man kann auch subtile Andeutungen im Text streuen, aus denen der Leser sich seine Ahnungen selbst zusammen puzzeln kann.
Chekhovs Gun ist ein Beispiel dafür. Auch ein Mittel, mit dem man vorsichtig sein muss, da es inzwischen zum Klischee geworden ist. Wenn irgendwo eine Waffe auftaucht, weiß der Leser mittlerweile, dass sie irgendwann eingesetzt wird.
Eschbachs Tipp dazu: Die Waffe zuvor für etwas Banales einsetzen, zum Beispiel um eine Ratte zu töten. Der Leser denkt, die Waffe ist abgehakt und kann wieder mitfiebern, wie in einer bestimmten Situation die Rettung kommen soll.
Ein tolles Beispiel von Chekhovs Gun (ohne Ratte) ist der Heizofen in Stephen Kings "Shining".
Ein weiteres Mittel, um Spannung aufzubauen, nannte Eschbach "Kognitive Dissonanz" und meinte damit: Am Anfang der Geschichte, möglicherweise sogar im ersten Satz, eine Verwirrung im Leser stiften, etwas scheinbar Unmögliches, oder einen überaus seltsamen Umstand beschreiben.
--- Ende Zitat ---
Ja, ja - genau das meine ich! :biggrin:
Interessant, die Sache mit dem Gewehr.
--- Zitat ---Das machst du, Parzifal, zum Beispiel im allerersten Abschnitt deiner auf dem Rost liegenden Geschichte sehr gut.
--- Ende Zitat ---
Oh, noch ein Lob obendrauf - Danke! :cheer:
P.S. Hast mir den Abend gerettet! :dops:
Uli:
--- Zitat von: Parzifal am 12 January 2014, 19:30:03 ---Mit geht es nicht um spezielle Situationen in einer Geschichte, sondern rein um die Spannung an sich. Wie erzeuge ich sie - ganz allgemein gesprochen. Wie sie dann speziell in einer Geschichte angewendet wird (darum geht es dir hauptsächlich, Uli) ist wieder eine andere Sache. ;)
--- Ende Zitat ---
an sich schon, nur: In dieser Diskussion geht es (auch) darum, wie man die Spannung erstmal an den Mann bringt - die Techniken allein reichen da eben leider nicht. Weil: Spannung an sich gibt es nicht. Es gibt kein Ding, das aus sich heraus spannend ist, es ist immer Vorarbeit notwendig.
Wie man dann die Spannung pflegt und erhöht ist Sache der Techniken, klar - aber 'erzeugen' fängt eben vorher an.
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