22 November 2024, 00:21:33

Autor Thema: berühmt sein - Identitätsverlust?  (Gelesen 27916 mal)

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Sirius

  • Gast
berühmt sein - Identitätsverlust?
« am: 06 January 2014, 20:42:49 »
ich gehe davon aus, dass jeder Schriftsteller/in berühmt sein möchte.
Die Bücher werden gut verkauft - das ist ein Kompliment für den Schreiber.
Von den Einnahmen kann man gut leben - der bisherige Brotjob kann aufgegeben werden und man kann sich ganz dem Schreiben widmen.
Doch wie sieht es bei jemandem aus, der es zu Weltruhm gebracht hat?
Besteht in diesem Fall nicht die Gefahr, dass dieser Ruhm zu Lasten der eigenen Identität geht?
Jemand muss schreiben, muss Ideen haben (zu Anfang wird das einfach sein, denn es gibt sicherlich viele Notizen, die nur ausgearbeitet werden müssen). Später wird dieses schreiben müssen ein Zwang - eine Belastung, die er tragen muss.
Von so einer Berühmtheit haben die Leser eine ganz bestimmte Vorstellung .
Der Schriftsteller muss dieser Vorstellung entsprechen, ob es seine persönliche Art ist oder nicht.
Verlage fordern ein bestimmtes Verhalten von ihm, geben ihm Anweisungen - er muss "gehorchen", denn auch berühmte Schriftsteller sind mehr oder weniger an einen Verlag gebunden.
Dieser weltberühmte Schriftsteller muss gegen seine eigene Natur leben, Dinge sagen, die er wahrscheinlich als Privatperson nicht denken oder aussprechen würde.
Fragt sich so ein berühmter Schriftsteller nicht irgendwann, ob er noch er selber ist oder mittlerweile zu einer Kunstfigur geworden ist?

Pandora

  • Gast
Re: berühmt sein - Identitätsverlust?
« Antwort #1 am: 06 January 2014, 20:49:56 »
.
« Letzte Änderung: 11 November 2014, 10:38:19 von Pandora »

Uli

  • Gast
Re: berühmt sein - Identitätsverlust?
« Antwort #2 am: 06 January 2014, 20:50:54 »
 :cheese:

warum sollte das bei Schriftstellern anders sein, als bei anderen Leuten?
Innerhalb gewisser Grenzen ist jede(r) in seinen Rollen gefangen - wobei einige Leute das Glück haben, die ihre selber gestaltet zu haben.
Und jede Rolle bringt Erwartungen mit sich, die nicht unbedingt dem entsprechen, was die Person hinter der Rolle jetzt grad möchte oder will ...



Trallala

  • Gast
Re: berühmt sein - Identitätsverlust?
« Antwort #3 am: 06 January 2014, 21:06:07 »
Das "gute" an Schriftstellern - auch weltberühmten- ist, dass sie bestenfalls C-Promi sind. Wenn jemand ins Rampenlicht will, wird er oder sie kein Schriftsteller.

Und, wie Uli richtig sagt, verbogen wirst Du überall - wenn Du es zulässt

T!

merin

  • Oberfederteufel
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Re: berühmt sein - Identitätsverlust?
« Antwort #4 am: 06 January 2014, 21:44:55 »
Ich finde da sind ganz schön viele Behauptungen in Deinem Post. Ich würde die erstmal nicht so unbesehen glauben. Ich nenne sie mal:
- Schreibzwang
- einer Vorstellung entsprechen müssen
- Vorgesetzten gehorchen
- gegen seine Natur leben
- als Professionelle Person sagen, was er nicht meint

Und nun frage ich mich grad, wie das in anderen Berufen ist. Eine Lehrerin zum Beispiel. Oder eine Verkäuferin.
- muss sie arbeiten? ja
- muss sie Vorstellungen entsprechen? ja
- muss sie Vorgesetzten gehorchen? Ja
- muss sie sagen, was zur Rolle gehört? ja

"Gegen seine Natur leben" lasse ich mal aus, weil ich es zu unklar finde, um zu wissen, was gemeint ist.
Und uups, nun ist das ganz anders als gedacht: Ich stimme allen Behauptungen zu. Und merke, dass die dahinter stehende Grundannahme falsch ist... Denn denken wir mal weiter:

Ist deshalb Verkäuferin oder Lehrerin prinzipiell ein Beruf, der die Identität gefährdet? Ich würde mal behaupten: nein. Denn obwohl wir berufliche Rollen einnehmen können wir
- den Job wechseln (manchmal)
- die Arbeiststelle/ den Verlag wechseln
- der beruflichen Rolle unsere persönliche Note geben

Insofern finde ich: Ein bekannter Schriftsteller zu sein ist ein Job wie jeder ander auch. Und daher ist er auch anstrengend und fordert Anpassung. Trotzdem das Gefühl zu haben, man selbst zu sein, ist eine Aufgabe, die im Berufsleben auf jeden zukommt. Eine Fließbandarbeiterin wird da eher weniger Gestaltungsmöglichkeiten haben als eine Lektorin - und trotzdem werden beide ihre spezifische Art haben, ihre Arbeit zu tun. Und diese wird auf das Umfeld, auf die Kollegen und auf die Arbeit einwirken.
Amen. :diablo:
« Letzte Änderung: 06 January 2014, 21:48:38 von merin »
Ich röste zunächst immer, ohne andere Röstungen zur Kenntnis zu nehmen. Dabei ist mein Ansatz der, eine qualifizierte Lesermeinung abzugeben, Euch also zu verraten, wie der Text auf mich wirkt und wie es mir beim Lesen geht und was ich gern anders hätte.

Haramis

  • Gast
Re: berühmt sein - Identitätsverlust?
« Antwort #5 am: 06 January 2014, 22:49:07 »
Wenn wir schon den Lehrer mit dem Schriftsteller vergleichen, gebe ich mal meinen Senf dazu.  :biggrin:

Natürlich muss ein Lehrer einer Rolle entsprechen. Jeder gestaltet diese Rolle anders aus, da hat merin schon Recht. Ich muss mich mit meiner Lehrerrolle, so wie ich sie spiele, identifizieren können. Trotz allem ist Frau M., die vor der Klasse steht, nicht die Privatperson Haramis - weder in Ausdruck, noch im Temperament, noch in dem, was sie über sich Preis gibt. Aber Frau M. ist ein Teil von Haramis, so wie Haramis eben ist, wenn sie sich am Arbeitsplatz befindet.

Ähnlich ist das auch mit Personen, die in der Öffentlichkeit stehen. Berühmtheiten. Anders geht es fast gar nicht. Solange man sich mit der Gestaltung seiner Rolle identifizieren kann, hat man sich imho nicht verloren.  :dontknow:

Trippelschritt

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Re: berühmt sein - Identitätsverlust?
« Antwort #6 am: 07 January 2014, 13:28:52 »
Berühmte Schriftsteller kenne ich nicht, nur bekannte.
Und ob die berühmt werden wollen, bezweifele ich.
Wer berühmt werden und bleiben möchte, muss ständig etwas dafür tun.
Das hält vom Schreiben ab, lohnt sich also nicht.

An Identitätsverlust glaube ich nicht, kann aber auch das Gegenteil nicht beweisen.

Liebe Grüße
Trippelschritt

Wer bin ich, wer war ich, wer werde ich sein?

Sirius

  • Gast
Re: berühmt sein - Identitätsverlust?
« Antwort #7 am: 07 January 2014, 13:57:03 »
wenn man berühmt ist, muss man doch eine Rolle spielen, d. h. etwas darstellen, das von der Außenwelt gefordert wird. Man kann wie ein Schauspieler für eine gewisse Zeit in eine "andere Person" schlüpfen. Doch wenn dieses so-tun-als-ob zu lange andauert, wird man es auch in sein Privatleben übernehmen und dort diese aufgezwungene Rolle weiter spielen.
Man vergisst, wer oder was man im Grunde ist, man verlernt sich-selber zu sein.

felis

  • Gast
Re: berühmt sein - Identitätsverlust?
« Antwort #8 am: 07 January 2014, 14:55:00 »
@Sirius,
sei mir nicht böse aber diese Unterstellung
wenn man berühmt ist, muss man doch eine Rolle spielen, d. h. etwas darstellen, das von der Außenwelt gefordert wird. Man kann wie ein Schauspieler für eine gewisse Zeit in eine "andere Person" schlüpfen. Doch wenn dieses so-tun-als-ob zu lange andauert, wird man es auch in sein Privatleben übernehmen und dort diese aufgezwungene Rolle weiter spielen.
Man vergisst, wer oder was man im Grunde ist, man verlernt sich-selber zu sein.
ist hanebüchen.

Jeder spielt überall im Leben verschiedene Rollen, wie jetzt bereits mehrere Poster anhand von Beispieln anschaulich gezeigt haben, ohne deshalb seine Identität zu verlieren.

Und gerade Promis haben oft mehr als jeder Durchscnittsmensch die Freiheit, ihre Rolle selbst zu definieren und selbst äußerst "schrille" Interpretationen/Selbstinzszenierungen (Lady Gaga) kauft man ihnen dankbar ab.

Also sitz bitte nicht einem billigen Künstlerklischee auf!


Fox

  • Gast
Re: berühmt sein - Identitätsverlust?
« Antwort #9 am: 07 January 2014, 15:03:00 »
Es gibt tatsächlich vereinzelt solche Fälle, aber letztendlich kann man lernen, seine Bühnenperson von seiner eigenen Persönlichkeit zu trennen. Ich würde hier auch nicht überdramatisieren. Erst Recht nicht bei Schriftstellern, die ohnehin keine gleißenden Sterne am Promihimmel sind.

felis

  • Gast
Re: berühmt sein - Identitätsverlust?
« Antwort #10 am: 07 January 2014, 15:44:17 »
@Fox solche Fälle gibts aber auch bei Nicht-Promis und letztenendes sind diese Fälle psychisch kranke Ausnahmen und nicht die Regel.

zag

  • Gast
Re: berühmt sein - Identitätsverlust?
« Antwort #11 am: 07 January 2014, 15:45:52 »

Der Schriftsteller muss dieser Vorstellung entsprechen, ob es seine persönliche Art ist oder nicht.
Verlage fordern ein bestimmtes Verhalten von ihm, geben ihm Anweisungen - er muss "gehorchen", denn auch berühmte Schriftsteller sind mehr oder weniger an einen Verlag gebunden.
Dieser weltberühmte Schriftsteller muss gegen seine eigene Natur leben, Dinge sagen, die er wahrscheinlich als Privatperson nicht denken oder aussprechen würde.

Er muss ja erst mal gar nichts. Er kann doch sagen, was er will. Wie jeder von uns muss er nur mit den Folgen leben können. Im Kleinen wie im Großen.
Die Einen mögen sich gern den nächsten Tag im Spiegel begegnen können, andere verbiegen sich.
Aber das machen sie nicht erst, wenn sie weltberühmt sind.
Einige drehen schon ab, wenn sie im Wald bestimmen dürfen, welcher Baum gesägt wird, andere Berühmtheiten ;) lassen die Öffentlichkeit da wo sie ist.
Zudem lernt es sich schnell, Dinge zu zu sagen, die der Wahrheit und dem Erwarteten entsprechen.  :biggrin:

Fox

  • Gast
Re: berühmt sein - Identitätsverlust?
« Antwort #12 am: 07 January 2014, 15:51:29 »
@Fox solche Fälle gibts aber auch bei Nicht-Promis und letztenendes sind diese Fälle psychisch kranke Ausnahmen und nicht die Regel.

Das ist vollkommen korrekt. :)

Parzifal

  • Gast
Re: berühmt sein - Identitätsverlust?
« Antwort #13 am: 07 January 2014, 16:57:40 »
... woher wisst ihr das alles?  :klug:
Sind hier Berühmte, die aus dem Nähkästchen plaudern?  :watchout:

Fabian

  • Gast
Re: berühmt sein - Identitätsverlust?
« Antwort #14 am: 07 January 2014, 17:23:19 »
... woher wisst ihr das alles?  :klug:
Sind hier Berühmte, die aus dem Nähkästchen plaudern?  :watchout:

Nein, aber viele, die ihren Beitragscounter aufbessern wollen.