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Wie lerne ich schreiben
Trippelschritt:
Schreiben lernt man durch Schreiben.
Tiefgründige Weisheit, weil man ewig über das Schreiben parlieren kann, und doch nicht weiterkommt.
Andererseits kann man auch zehn Jahre lang schreiben und schreibt nach zehn Jahren einen ähnlichen Schrott wie vorher. Offensichtlich genügt schreiben allein nicht.
Was hilft ist z.B. Rat von außen wie im Federfeuerforum und nun bei den Federteufeln. Oder Schreiben unter Konkurrenz wie beim Schreiblust-Verlag. Kann ich auch nur empfehlen, aber da liegt die Latte mittlerweile schon recht hoch.
Mich interessiert, wie ihr versucht euch zu verbessern, bevor ich euch die Methode Trippelschritt vorstelle, die wahrscheinlich nur für Typen wie mich passt und die ich daher niemandem als alleinseligmachende Methode aufs Auge drücken möchte. Aber vielleicht interesiert es jemanden
Ich schreibe einen Schreibratgeber. Ich habe mal erfahren, dass ich mich am besten in etwas einarbeiten kann, wenn ich es später anderen erklären muss. Wenn ich es erklären kann, dann habe ich es selber auch verstanden.
Keine Sorge: Mein Schreibratgeber wird nie veröffebntlicht.
In meinem Logbuch gibt es einen Subfile Werkstatt mit mittlerweile diversen weiteren Verzweigungen.
Kapitel, in denen ich mittlerweile sehr viel Material habe, sind:
Figuren, Dialoge, Beschreibungen, Spannungsbogen, Romananfänge und wie ich grundsätzlich darangehe, einen Roman zu schreiben, was bei mir als Bauchschreiber ein halbchaotischer Prozess ist.
DIe Infos habe ich zunächst im Logbuch gespeichert, und da schneide ich sie dann raus.
Der Weg ins Logbuch führt vom Lesen - wenn mir etwas bei einem exzellenten Kollegen auffällt - oder kommt von eigenen Gedanken und Überlegungen.
Als sinnvoll hat sich herausgestellt zu analysieren, warum mir ein Roman sehr gut gefallen hat.
Lange habe ich für Rothfuss gebraucht (Name des Windes), weil dieser Roman voller Konstruktionsfehler ist, mich aber trotzdem fasziniert hat. Was also hat dieser Kerl mit mir angestellt?
Ich habe vier Lesezyklen gebraucht, um das herauszufinden.
Na ja, und das, was ich in meiner Werkstatt gelernt habe, probiere ich dann aus. Nicht in Romanen, sondern Kurzgeschichten, weil ich ja jede Menge Feedback brauche.
Wobei ich wieder beim: "Schreiben lernt man durch Schreiben" bin.
Liebe Grüße
Trippelschritt
Eluin:
Schöne Idee :)
Ich mache es teilweise ähnlich und habe mir auch schon überlegt, einen persönlichen Schreibratgeber - also nur für mich - zu schreiben. Einige Notizen habe ich dazu schon zusammen, aber dann fehlt wieder die Disziplin, das auch weiter zu führen.
Viel über das Schreiben habe ich auch aus Schreibratgebern gelernt (ich habe auch eine Schreibschule im Fernstudium gemacht, aber da muss ich sagen: die Inhalte hätte ich auch aus Schreibratgebern lernen können. Dort hat mir nur geholfen, dass ich mich intensiver mit dem Schreiben beschäftigt habe, weil ich ein Ziel vor Augen hatte: die Schreibschule beenden).
Mir fällt immer wieder auf, dass ich beim Lesen und Rezensieren sowie beim Lesen und Rösten lerne. Oder auch dadurch, dass ich nach der Röstung die Röstungen von anderen lese und dadurch auch mein Textverständnis erweitern kann, weil eben jeder einen Text anders sieht.
Mittlerweile weiß ich für mich, dass ich keine Probleme habe eine Rohfassung (auch bei längeren Projekten) zu verfassen. Was die danach taugt steht aber auf einem anderen Blatt geschrieben... Zur Zeit stehe ich eher vor dem Problem die Rohfassung in eine brauchbare Beta-Version zu verwandeln :schnief:
Mein Vorhaben hierfür: den Anfang von Phönixfedern so druckreif wie möglich zu bekommen. Dazu habe ich folgende Schritte unternommen:
- Version 1 im Federfeuer rösten lassen, um zu Wissen, wo ich stehe (done)
- Überarbeiten in mehrfachen Versionen, bis ich nicht weiter komme (fast abgeschlossen)
- Version x im Federteufel rösten lassen
- weitere Überarbeitungen vor nehmen
Ich merke vor allem auch die Rückmeldung von anderen hilft mir beim lernen. Wie kommt etwas bei anderen an? Erziele ich die Wirkungen, die ich mir wünsche oder haben andere etwas in meinem Text entdeckt, was ich gar nicht vorhergesehen habe, aber gut finde? ...
Das ist wieder der Punkt mit üben, üben, üben. Aber üben mit Rückmeldung.
Ansonsten will ich nun auch meinen "persönlichen Schreibratgeber" Schritt für Schritt ergänzen. Beim Überarbeiten auch Kapitelpläne usw. ausarbeiten, auch in Hinblick auf Exposè und Kontaktaufnahme mit Verlägen / Agenturen.
@Trippelschritt: Vielleicht können wir uns ja auch mal austauschen? Du hast da glaube ich schon ziemlich interessante Dinge gesammelt.
Trallala:
Interessanter Thread.
Als ich ins Federfeuer kam, vor vielen, vielen Jahren, hatte ich eine Kurzgeschichte, die ich richtig gut fand.
Mehr nicht.
Die Geschichte habe ich eingestellt und sie flog mir um die Ohren. Ich habe dann erste einmal nichts anderes gemacht, als an dieser Geschichte zu arbeiten, sie wieder und wieder auf den Rost zu legen. Und so habe ich mir das Grundhandwerkszeug, wie Zeiten, Perspektiven etc. raufgeschafft.
Dann habe ich etwas spannendes für mich entdeckt. Nämlich, dass ich unglaublich viel lerne, wenn ich Kurzgeschichten, die mir richtig gut gefallen, nacherzähle. Also habe ich die Helden meiner Jugend, Hemingway, Graham Green etc., genommen und deren Geschichten nacherzählt. Zum Teil Satz für Satz - in meiner eigenen Sprache.
Das kann ich wirklich nur empfehlen, denn das macht einem die eigenen Schwächen total deutlich.
Dann habe ich das gleiche mit Figuren gemacht. Eine davon war Holden Cauldfield aus Salingers "Fänger im Roggen". Ich wollte eine jugendliche Figur schaffen, die so sehr mit sich und der Welt hadert, wie dieser wunderbar verwirrte junge Mann aus den Fünfzigern.
Die Anfänge waren furchtbar. Meine Figur, ein Mädchen, saß in der Erziehungsanstalt, war von Kopf bis Fuss tätowiert und nervte nur rum. Mit anderen Worten, sie war total unglaubwürdig.
Aber sie war da und sie wollte auf die Welt. Also habe ich weiter an ihr gefeilt, Sachen ausprobiert, sie das Gegenteil dessen sein lassen, was ich zu Anfang angelegt hatte etc.
Entstanden ist Skinny, die Heldin meines ersten Jugendromans, der auch tatsächlich das Licht der Welt erblicken wird.
Keine Ahnung, ob das ein Tipp ist, der für alle anwendbar ist. Mich hat die Methode absolut gefestigt und nach vorne gebracht.
T!
Fox:
Hm.
* Viel lesen. - Bücher haben mich bisher am meisten in meinem Schreibstil geprägt, seien es Gibsons Bücher oder Lynchs Gentlemen Bastard Reihe. Es zeigt mir einfach, was möglich ist, was erstrebenswert für mich ist, setzt mir ein Ziel.
* Viel schreiben. - Nobrainer. Allein durchs Schreiben entwickele ich mich weiter. Wenigstens konnte ich das bei mir beobachten. Zum Schreiben zähle ich übrigens auch Überarbeiten.
* Viel ausprobieren. - Aus der eigenen Komfortzone möglichst immer wieder ausbrechen und Dinge versuchen, üben, die einem (noch) nicht liegen. Hoch zielen, im Zweifel tief fallen.
* (Selbst)reflektion. - Für mich einer der wichtigsten Punkte. Immer wieder über das Geschriebene reflektieren, vor allem aber auch über sich selbst. Wie sehe ich die Welt, wer beeinflusst mich, wo komme ich her, wo will ich hin, wie setze ich meine Gedanken in Worte um, warum erzähle ich diese Geschichte (in allen Betonungen), warum erzähle ich diese Art Geschichten, etc.
* Rückmeldungen einholen. - Einfach um zu sehen, ob man sich noch im Rahmen des Sinnvollen befindet. Schwächen und Stärken ausloten. Etc.
* Rückmeldungen geben. - Oder um es im Jargon zu sagen; rösten. Es ist im Prinzip das Überarbeiten von anderen Texten. Erfahrungen hieraus kann man für eigene gut gebrauchen.
Das wäre so meine Liste. :)
Cheers,
Fox
Trippelschritt:
--- Zitat von: Eluin am 04 January 2014, 12:17:26 ---@Trippelschritt: Vielleicht können wir uns ja auch mal austauschen? Du hast da glaube ich schon ziemlich interessante Dinge gesammelt.
--- Ende Zitat ---
Das können wir gerne machen. Meine Überlegungen sind keine Geheimnisse. Sonst würde ich hier nicht posten. Aber ich muss darüber nachdenken, in welcher Form ich was mit Dir austausche. Es bringt nichts Dich in Material zu ersticken, und nicht jeder der von mir erwähnten Punkte hat bereits eine brauchbare innere Gliederung.
Aber das ist egal und wird sich finden.
Am liebsten sind mir immer Frage Antwort. Aber um eine weiterführende Frage zu stellen, braucht man ja auch erst einmal einen Startpunkt.
Wird schon
Trippelschritt
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