Teufelszeug > Theorie
Ideen
Trippelschritt:
Das Wichtigste für einen Schriftsteller sind Ideen. Zwar weiß kaum jemand, wo diese leichtflüchtigen Wesen herkommen, sie fliegen einem einfach zu, aber sie sind alles andere als Zufallsprodukte. Höchste Zeit also, dass wir uns darum kümmern, was wir mit unseren Ideen machen.
Es gibt da keinen Königsweg, aber vielen Autoren ist gemeinsam, dass sie neben ihren Romanen und Kurzgeschichten ständig schreiben. Notizen machen oder sonst so etwas.
Elizabeth George: Wort für Wort, Goldmann beschreibt ihre Art Bücher zu schreiben. Bei ihr nimmt ihr Tagebuch einen wichtigen Platz ein, obwohl ich nicht sicher bin, ob es wirklich ein Tagebuch ist.
Auf jeden Fall füllt sie seitenweise igrendwelche Kladden mit Beobachtungen aber auch seitenweisen Selbstbetrachtungen. Das meiste davon ist schlecht geschrebenes Zeug, meint sie, aber sie entrümpelt damit ihr Gehirn, reflektiert viele Dinge und unterhält sich vor allem mit sich selbst.
Ich selber arbeite mit der Journaltechnik. S. a. Wolfhard Symader: Was machen sie eigentlich mit ihren Gedanken.
die ich auch für das Schreiben verwende.
Vielleicht können wir diesen Thread für eine erste Materialsammlung verwenden, die unter anderem dazu anregen soll, mal über die eigenen Ideen und deren Pflege nachzudenken.
Meine Methode stelle ich anschließend vor. Sie soll kein Vorbild sein, sie ist eine Möglichkeit unter vielen. Aber sie hilft mir gewaltig.
Liebe Grüße
Trippelschritt
Trippelschritt:
Logbuch- oder Journalmethode nach Trippelschritt
Ich notiere alles, was mir bemerkenswert erscheint in einem File und nur diesem einen File. Und das seit Anfang der neunziger Jahre, mache es also genau so wie Elizabeth George. Wahrscheinlich untersche4iden sich die Inhalte.
Da ein solcher File naturgemäß im Laufe der Zeit immer länger und unübersichtlicher wird - ich hasse einen Stapel Kladden, in dem ich nichts mehr wiederfinde - speichere ich jeden Monat in einem separaten Monatsfile ab. Das hilft mir, wenn ich mich erinnere, dass da doch as imm Sommer 20** war. Kleiner macht es den Gesamtfile aber noch nicht.
Ich versehe sofort oder später jeden Eintrag mit einem oder mehreren Schlüsselwörtern. Wenn mir keines einfällt, bleibt der Eintrag erst einmal einfch so da stehen.
Jetzt hängt alles davon ab, wa sich eigentlich vorhabe. Ich tue mal, als wäre ich ein Jungautor mit Null Erfahrung und ohne Orientierung, aber viel Enthusiasmus.
Dann brauche ich vor allem eine Abteilung (Files), die all das Material enthält, das ich für meine Geschichten gebrauchen kann. Bei mir sind das unter dem Stichwort Material drei Unterkategorien: Ideen, Fakten, Texte.
Ideen enthält alles von den Ideen zu einer Geschichte, die praktisch sofort in Angriff genommen werden kann bis zu ganz vagen Dingen, die vielleicht mal zu einer Geschichte führen könnten.
Fakten enthält Dinge, die ich bisher noch nicht gewusst habe, von denen ich aber annehme, dass sie mir mal nützlich sein könnten. Ich stolpere meist in Zeitungen, Zeitschriften oder Fernsehfeatures darüber.
Texte sind Textbrocken, die ich ganz spontan schreibe, weil ich einfach Lust dazu habe. Das ganz ein Dialog sein, der mir durch den Kopf geht oder die Beschreibung eines Sommertages oder sonst was.
Viele meiner Geschichten stammen aus diesem Fundus.
Wer bereits Projekte in angriff genommen hat, dem eröffnen sich selbstverständlich noch ganz andere Kategorien. Aber ich meine, das Stichwort Material ist schon einmal ein ganz guter Start.
Jetzt bin ich gespannt auf eure Ansätze zum Ideenmanagement.
Liebe Grüße
Trippelschritt
zag:
--- Zitat von: Trippelschritt am 02 January 2014, 10:31:38 ---
Da ein solcher File naturgemäß im Laufe der Zeit immer länger und unübersichtlicher wird - ich hasse einen Stapel Kladden, in dem ich nichts mehr wiederfinde - speichere ich jeden Monat in einem separaten Monatsfile ab. Das hilft mir, wenn ich mich erinnere, dass da doch as imm Sommer 20** war. Kleiner macht es den Gesamtfile aber noch nicht.
--- Ende Zitat ---
Juchu, ein Thread übers Aufräumen. In and outside :zeter:, äh, drinnen und draußen.
Ich schreibe meine Gedanken auf irgendetwas Beschreibbares, da sie nicht immer passend kommen und trage es dann zu zu den anderen Zetteln.
Dann - jetzt - ich bin soeben dabei, drum passt Trippelschritts Ideenreich wie Hänsel auf Gretel, trage ich es wahlweise in den Editor oder in die Geschichte, für die der Geistesblitz :hehe: war, ein.
Den Editor benutze ich, weil er sich
1. sehr schnell öffnet
2. in einem Ordner wenig Platz benötigt und
3. dort mit eigener Überschrift (oft ist sie schon der Satz, den ich festhalten wollte),
nach Alphabet geordnet auf mich wartet.
Die nicht spezifischen Ordner quellen, wie mein Schreibtisch zur Zeit, nun allerdings bald ebenso über, auch weil ich mich so ungern von den Ideen und Schrifragmenten, die aus den Geschichten herausgeflogen sind, trenne. :schnief:
Apropos Ideen: Ich habe mich ja schon immer gewundert, wie so ein kleiner Mond für Ebbe und Flut zuständig sein kann. :stirn: Der hat doch schließlich mit dem Leuchten alle Hände voll zu tun.
Vielen Dank für die wahre Geschichte, Trippelschritt
Uli:
Hmm ...
Ideen-Management fange ich erst an, wenn eine 'größere Sache' ansteht - wahrscheinlich, weil ich sonst kaum noch etwas anderes tun könnte, rein aus Zeitgründen. Aber der Reihe nach:
Manchmal trifft eine kleine, wilde Idee die entsprechenden Hirnregionen, und ich schreibe eine Kurzgeschichte. Und zwas sofort. Also, so sofort wie möglich. Dabei kann es sein, daß schon 'alles da' ist, aber es kann auch passieren, daß der Text nach einiger Zeit hängen bleibt - und auf eine weitere Idee wartet. OK ... speichern, irgendwas anderes machen (Staubsaugen, Abendessen zubereiten, im Forum rumhängen) - und wahrscheinlich mitten in der Nacht aufwachen und den Rest tippen.
Eine größere Sache ...
Ich habe einen gewissen Fundus an Informationen, die in verschiedenen Zusammenhängen zusammengetragen sind, und die haben, je nach Art und Sache, ihre eigenen Ordnungsysteme. Bautechnik, Gartenzeug, EDV-Kram, Kochen, Camping ... viele verschiedene Dinge. Das ganze Zeug ordne ich nicht noch mal extra für Schreibprojekte.
Eine größere Erzählung fange ich an, wenn es einen Kristallisationspunkt gibt, etwas, was ich jetzt nicht unbedingt 'Idee' nennen würde - und was nicht anders zu handhaben ist, als den Text an dieser Stelle zu beginnen.
Notizen zu diesem Projekt sammele ich erstmal in der gleichen Datei, und zwar so, wie sie 'reinkommen' - Handlungsnotizen und Fragestellungen, Rechercheverweise und all das Zeug.
Was abgearbeitet ist, wird aus der Arbeitsdatei rausgeschmissen, und ich bin immer ganz begeistert, wenn da nur noch Text drinsteht ...
Nun, einen Teil der Informationen sortiere ich in ein anderes System, wobei ich da noch nicht 'meins' gefunden habe: Eine Zeitlang war es eine Art Wiki (VoodooPad), aber das gibt es leider nicht für das iPad. Bzw, nicht so, wie es am Desktop war. Einen passenden Nachfolger habe ich noch nicht gefunden, leider ...
Ab und zu notiere ich auch Dinge auf Papier, weil ich keinen Mobilcomputer nutze (gar keinen, also auch kein Smartphone) - das muß dann halt nachgetragen werden.
Sehr selten sammele ich auch Dinge 'auf Vorrat', also ohne ein konkretes Projekt zu haben - aber wenn, dann landet das in einer 'Kritzeldatei' und wird solange vergessen, bis der passende Kristallisationspunkt auftaucht.
Trippelschritt:
--- Zitat von: zag am 02 January 2014, 11:38:31 ---Apropos Ideen: Ich habe mich ja schon immer gewundert, wie so ein kleiner Mond für Ebbe und Flut zuständig sein kann. :stirn: Der hat doch schließlich mit dem Leuchten alle Hände voll zu tun.
Vielen Dank für die wahre Geschichte, Trippelschritt
--- Ende Zitat ---
:biggrin:
Das war eine dieser Ideen aus "Material". Das Meer kommt gucken, ob die Elfe, Nixe, Frau, Person wieder auftaucht, um weitere Geschichten zu erzählen.
Ich hatte also eine Pointe ohne Geschichte, die überdies keinen weiteren Druck machte und nicht unbedingt gleich erzählt werden musste.
Und als dann die Aufforderung kam, etwas über halb und halb zu erzählen, was für mich eine typische Nixe/Undine-Geschichte war, brauchte ich das nur noch zu verknüpfen.
Liebe Grüße
Trippelschritt
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