Teufelszeug > Theorie
KG und Erzählung - was ist was?
Uli:
ich sehe mal ganz dumm auf die Worte:
Kurz. Geschichte.
Es braucht also Kürze und Geschichte, wobei 'Kurz' schwammig ist: Was ist das genau? Also, deutlich ist: Kürzer als etwas anderes. Nicht lang. Oder eben: Keine Längen, keine Umwege, kein Verharren oder Rückblicken - mach es kurz, bring es auf den Punkt. Dieses 'auf den Punkt bringen' verlangt also einen Punkt, einen Casus Knackus, eine Sache, um die es geht.
Dinge, die nicht dazu beitragen, auf den Punkt zu kommen, sind fehl am Platz: Der Böse ist halt böse und es ist nicht interessant, warum das so ist. Es braucht keine Herleitung dafür. Und wenn der Punkt ist, warum der böse eben so ist, muß das Böse-Sein nicht gezeigt werden, denn es geht dann eben nicht um die schauerlichen Taten, sondern um den Grund dafür.
Geschichte ist etwas einfacher: Es braucht eine Handlung, nicht nur einen Situationsbeschreibung. Etwas muß geschehen, und das, was geschieht, muß auf den Punkt zulaufen, ihn erreichen - und damit ist gut. Und die Geschichte, das, worum es geht, muß abgeschlossen sein (was keineswegs einem offenen Ende widerspricht: Die Handlung kann eine Weiterführung haben, nur, um die geht es eben nicht. Deswegen wird sie nicht erzählt).
Eine Geschichte ist vollständig, wenn sie an dem Punkt angekommen ist, um den es geht: Es ist dann genau die Geschichte, die zu diesem Punkt führt.
'Erzählung' sagt erstmal nur, daß etwas erzählt wird - und nichts über den Umfang der Sache. Allerdings hat die Erzählung eine Grundeinstellung, nämlich die der Perspektive: Die Erzählstimme berichtet (wie die Erzählstimme beschaffen ist, geht daraus nicht hervor, wohl aber, daß es nur diese eine Erzählstimme und folglich nur eine Perspektive gibt).
Erzählen ist, im Gegensatz zu 'Berichten', per se nicht 'objektiv', also wird die Handlung durch die Erzählstimme gefiltert, kommentiert und interpretiert - es spielt also eine Rolle, was der Erzähler in der Sache für erzählenswert hält.
Das widerspricht nicht der Idee, eine Erzählung in Form einer Kurzgeschichte zu schreiben ...
Parzifal:
--- Zitat ---Hallo Parzifal,
keine Sorge, ich sehe es ähnlich wie du. Meiner Meinung nach, haben Roman und Kurzgeschichte mehr Ähnlichkeiten als man annehmen möchte. ;)
Grüßle Leon
--- Ende Zitat ---
Freut mich zu hören (bzw. zu lesen) :biggrin:
--- Zitat ---Kurz. Geschichte.
Es braucht also Kürze und Geschichte, wobei 'Kurz' schwammig ist: Was ist das genau? Also, deutlich ist: Kürzer als etwas anderes. Nicht lang. Oder eben: Keine Längen, keine Umwege, kein Verharren oder Rückblicken - mach es kurz, bring es auf den Punkt. Dieses 'auf den Punkt bringen' verlangt also einen Punkt, einen Casus Knackus, eine Sache, um die es geht.
Dinge, die nicht dazu beitragen, auf den Punkt zu kommen, sind fehl am Platz: Der Böse ist halt böse und es ist nicht interessant, warum das so ist. Es braucht keine Herleitung dafür. Und wenn der Punkt ist, warum der böse eben so ist, muß das Böse-Sein nicht gezeigt werden, denn es geht dann eben nicht um die schauerlichen Taten, sondern um den Grund dafür.
--- Ende Zitat ---
Gut gesagt, Uli.
Hab fast so den Eindruck, dass du mir zustimmst (bei meinem Romanvergleich), wenn auch wesentlich ausführlicher. Ich hab so ein Bild vor Augen: Der Ozean (Roman) wird durch eine superheiße Sonne zu einer Pfütze verdampft (Kurzgeschichte) :klug:
Trippelschritt:
--- Zitat von: Parzifal am 02 January 2014, 14:29:55 ---Ich hab so ein Bild vor Augen: Der Ozean (Roman) wird durch eine superheiße Sonne zu einer Pfütze verdampft (Kurzgeschichte) :klug:
--- Ende Zitat ---
Mit diesem Bild ist alles klar.
Nur - der Ozean ist der Vater sehr vieler Pfützen und nicht nur einer einzigen.
Und - Es gibt viele Pfützen, die nicht aus einem Ozean stammen.
Ihre Gemeinsamkeit ist, dass sie beide etwas zu erzählen haben.
Aber wie Benn schon bemerkte:
Wer Aphorismen schreiben kann,
sollte sich nicht in Romanen verzetteln..
Liebe Grüße
Trippelschritt
Uli:
naja, Parzival,
das kann man so oder so sehen:
Ich bin aber einfach nur von den Bezeichnungen ausgegangen, mehr nicht.
Was Analogien zum Roman angeht: Das kommt sehr darauf an, was man unter 'Roman' versteht. Wobei das wenigstens ebenso kompliziert ist, wie jede andere Definition auch ...
Aber grundsätzlich: Ein Roman hat sowas wie den 'Punkt' - nenne es Aussage oder wie auch immer - und da ist eine Gemeinsamkeit. Und man könnte aus einer KG einen Roman entwickeln, indem man das ganze Drumherum erkundet und aufschreibt (umgekehrt bin ich mir da nicht so sicher).
Für einen Roman jedenfalls braucht es ein paar Zutaten, die in der KG falsch wären (Nebenhandlung, Setting, Bilder ...), und deshalb würde ich da eher die Unterschiede betrachten, als die Gemeinsamkeiten. Nun, gleichwohl: Was hilft ist gut. Und solange mir nicht einfällt, wo Kg und Roman sich substanziell unterscheiden, passt das ...
Leon:
--- Zitat von: Uli am 02 January 2014, 14:50:27 ---Und man könnte aus einer KG einen Roman entwickeln, indem man das ganze Drumherum erkundet und aufschreibt (umgekehrt bin ich mir da nicht so sicher).
--- Ende Zitat ---
Hallo Uli,
das geht nicht nur, man muss es sogar tun, will man bei einem Verlag vorstellig werden. Das Zauberwort heißt Exposé. Ein Exposé ist nichts anderes als die Kurzgeschichte eines Romans. Die noch kürzere Variante davon wäre ein Pitch. Aber das ist schon wieder eine andere Baustelle.
Grüßle
Leon
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