21 November 2024, 22:52:23

Autor Thema: Genre-Frage: Was ist Phantastik?  (Gelesen 15667 mal)

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Forticus

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Re: Genre-Frage: Was ist Phantastik?
« Antwort #15 am: 02 January 2014, 10:25:53 »
Dann will ich es noch einmal etwas ernsthafter versuchen:

Vor ein paar Wochen habe ich versucht herauszufinden, was Belletristik ist. Verstanden habe ich auch aufgrund der Wikipedia Artikel nur, dass der Begriff a) ursprünglich als belles lettres nicht Fachliteratur und nicht "billige verlegte Volksdichtung" war, und b) sich die Verwendung des Begriffes seither immer wieder gewandelt hat.

Um herauszufinden, was Phantastik ist, könnte man erst schauen, was es nicht ist. Vermutlich wird man dabei feststellen, dass das nicht so einfach geht, weil sich die Verwendung des Begriffes ebenfalls wandelt. Und ich sehe gerade bei Wikipedia, dass der Ursprung des Begriffs auf einem Übersetzungsfehler beruht. Ich hatte mir zwar vorgenommen, diesmal ernsthaft zu disktutieren … und frage daher allen Ernstes, ob der Begriff "phantastische Literatur" nicht selbst in der Phantastik anzusiedeln sei.

Auf einem Fehler beruhend und sich ständig wandelnd, ist der Begriff wahrscheinlich nicht in den Griff zu kriegen, allenfalls mit zeitlichem Bezug. Das Cover des Magazins Fantastic zeigt eine "Achre Noah" von 1961: http://en.wikipedia.org/wiki/Fantastic_(magazine)


Falls Du herausfinden willst, ob eine fertige Geschichte von Dir heutzutage in das Genre Phantasik passt, um es an passender Stelle verkaufbar zu machen, wäre vermutlich hilfreich zu sehen, was dort, wo Du es verkaufen willst, unter dem Begriff angeboten wird. Also quasi die "was es nicht ist" Methode anwenden.

Bis 1961 dürfte alles, was mit bemannter Raumfahrt zu tun hat, Phantastik gewesen sein und wäre auch von dem einen (hier aus dem Zusammenhang gerissenen)  Satz der o.g. Definition des online-Händlers abgedeckt:
Zitat
Im Mittelpunkt der phantastischen Literatur steht die Darstellung des Außergewöhnlichen, des Unerhörten und nie Gesehenen.
So kenne ich auch die Definition von Phantastik bzgl. der Riesenameisen und Riesenspinnen, die nach Unfällen mit radioaktiver Strahlung in den 1950er Jahren, die Kinosäle überrannt haben.
 H.G. Wells Zeitmaschine und Shelleys Frankenstein … Socio-Science-Fiction und damals Außergewöhnlich, Unerhört und nie Gesehen. Heute immer noch nicht machbar, aber Realität im Roman. Ebenso seinerzeit Dominiks "Atomgewicht 500", heute allenfalls noch ein gewöhnlicher Wirtschaftsspionagekrimi um ein Patent.



Sowohl die Figur, als auch der Leser wissen nicht so recht, ob das, was passiert immer real ist - oder eben unerklärlich.

Da steht aber auch, dass Science Fiction nur begrenzt dazu zählt, weil das, was geschieht meist wissenschaftlich erklärt wird und somit dem "Unerklärlichen" widerspricht.

So gesehen gehört SF nicht dazu. Aber dann gehört Tolkiens EDO und die o.g. Beispiele vermutlich auch nicht dazu, weil die beschriebenen Dinge Teil der dortigen Realität sind. Ebenso wie der Warp-Antrieb bei Star Trek, der zwar nicht dem Leser erklärt wird, aber dort eben real ist. Damals, als die Werke entstanden sind, waren sie aber Teil der Phantastik, würde ich meinen.


Zitat
-> Weder der Charakter, noch der Leser können eine rationale Erklärung dafür erbringen
Sehr schön. Da lass ich mich drauf ein.
Aber, dann gehören E.A.Poes Werke leider auch nicht mehr dazu, weil ich hier als eine Erklärung habe: Sowohl Poe als auch seine Protas haben einen an der Waffel (SCNR). Dies aber wiederum aus heutiger Sicht.

Ob Dir das weiterhilft? Für mich hat sich war geklärt aber auch nicht viel geändert: Ich akzeptiere weiterhin der Phantastik (weder Prota noch Leser ...) als ein Subgenre von Phantastik (außergewöhnlich, unerhört und nie gesehen).