24 November 2024, 05:18:07

Autor Thema: KG und Erzählung - was ist was?  (Gelesen 23581 mal)

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merin

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KG und Erzählung - was ist was?
« am: 01 January 2014, 13:28:56 »
Leon, ich fänd es super, wenn Du in einem eigenen Thread mal aufdröseln könntest, was der Unterschied zwischen KG und Erzählung ist.
Ich röste zunächst immer, ohne andere Röstungen zur Kenntnis zu nehmen. Dabei ist mein Ansatz der, eine qualifizierte Lesermeinung abzugeben, Euch also zu verraten, wie der Text auf mich wirkt und wie es mir beim Lesen geht und was ich gern anders hätte.

Leon

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Re: KG und Erzählung - was ist was?
« Antwort #1 am: 01 January 2014, 16:45:22 »
Hallo merin,

auch dir ein "Frohes Neues".

Da ich im Moment zeitlich sehr eingebunden bin, ist es mir nicht möglich, deiner Bitte Folge zu leisten, und aufwändig in die Materie einzusteigen. Nur so viel sei in der Kürze gesagt:

Eine Erzählung kann einen Ausschnitt aus einem größeren Ganzen wiedergeben. Daher könnte man auch salopp wie Dani sagen:

Zitat von: Dani
Du beginnst irgendwo, und hörst irgendwo anders wieder auf.
Wobei das "irgendwo" nicht willkürlich gewählt wird, sondern so, dass die Erzählung am Ende einen Sinn ergibt.

Eine Kurzgeschichte, oder auch Kurzprosa genannt, kann das nicht. Sie unterliegt dem gleichen handwerklichen Aufbau wie ein Roman. Nur eben auf das Wesentliche beschränkt, und Endet mit einer Pointe.

Wer mehr über dieses spannende Thema erfahren möchte, müsste ich leider Bitten, Tante Wiki zu bemühen. Dort werden die Unterschiede gut erklärt.

Grüßle
Leon

Trippelschritt

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Re: KG und Erzählung - was ist was?
« Antwort #2 am: 01 January 2014, 17:29:29 »
Ohne Tante Wicki jetzt bemüht zu haben, möchte ich gern eine Gegenmeinung aufstellen, denn der Unterschied zwischen Erzählung und Kurzgeschichte ist alles andere als klar, weil er sich in der Vergangenheit gewaltig verändert hat.

Die konservative Abgrenzung einer Kurzgeschichte gegen den Rest der Welt legt fest: ein Ort, ein Zeitpunkt, ein Thema. Wenn ich recht informiert bin, stammt diese Idee aus der american short story alter Prägung.

Heute versteht man einfach nur noch ein kurzes Stück Prosa darunter.

Pointen sind möglich, aber die Geschichten können auch offen enden. Es können besonders typische Beschreibungen sein, die nur jemand mit einem besonderen Blickwinkel erzählen kann, aber auch Handlungsstücke.

Für den Begriff Erzählung kenne ich keinen englischen Begriff. Die "novelette" entspricht eher dem Kurzroman oder der Novelle. Munro schreibt keine Kurzgeschichten, sondern Erzählungen. Es sieht so aus, als wären Erzählungen einfach umfangreicher als Kurzgeschichten.

Und jetzt schaue ich mal selber bei Wicki nach.

Liebe Grüße
Trippelschritt

p.s. in der Praxis ist der Unterschied fast bedeutungslos. Wenn man so etwas veröffentlichen will, gibt meist der Verlag den Umfang vor.
Wer bin ich, wer war ich, wer werde ich sein?

merin

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Re: KG und Erzählung - was ist was?
« Antwort #3 am: 01 January 2014, 17:41:28 »
Und schwupps, ist der eigene Thread dafür da. :biggrin:

Tja. Für mich ist eine KG ein Ausschnitt aus einem leben: Rollo hoch - hinsehen, etwas miterleben, Pointe - Rollo runter. Eine Erzählung dagegen gibt mir mehr Hintergrund. Aber ob das so stimmt? :dontknow:
Ich röste zunächst immer, ohne andere Röstungen zur Kenntnis zu nehmen. Dabei ist mein Ansatz der, eine qualifizierte Lesermeinung abzugeben, Euch also zu verraten, wie der Text auf mich wirkt und wie es mir beim Lesen geht und was ich gern anders hätte.

Sirius

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Re: KG und Erzählung - was ist was?
« Antwort #4 am: 01 January 2014, 17:51:44 »
letztendlich ist alles ein Ausschnitt aus dem Leben.
In der Kurzgeschichte eben ein kürzerer Ausschnitt - eine Episode - in der Erzählung ein längerer Ausschnitt mit mehr Hintergrund.
Eine Novelle bzw. ein Roman sind auch nur längere Ausschnitte aus einem Leben. Allerdings intensiver erzählt, mehr Handlung, mehr Gedanken, mehr Empfindungen, wenige oder mehrere Wechsel der Perspektive, längere Handlungszeiträume etc.
(Ausnahmen sind dabei Romane, die mit der Geburt es Protas beginnen und mit dessen Tod enden.)

Frage: liegt der Unterschied zwischen einer Novelle und einem Roman in der Länge des jeweiligen Werkes?

Dani

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Re: KG und Erzählung - was ist was?
« Antwort #5 am: 01 January 2014, 17:59:49 »

Hallo!

Wahnsinn!

Da habe ich, mit meiner saloppen Bemerkung "Du fängst irgendwo an, und hörst irgendwo auf" ja was losgetreten.

Ich wollte damit eigentlich nur sagen dass eine KG zwar gleich wie ein Roman aufgebaut sein soll, allerdings nur in kurz.
Sprich: Es ist nicht nötig, eine Mords Einleitung zu schreiben, die Geschichte beginnt meist mitten drin im Konflikt.
Die Personen müssen nicht furchtbar lang und breit skizziert werden, es bedarf keiner endlos langen Dialoge.
Außerdem kann eine KG auch in Erzählform sein, so verschwimmen die Grenzen, und ich muss zugeben dass ich manchmal gar nicht so genau Definieren kann, was, was ist.
Und ich werfe die Frage auf, ist das immer so wichtig? Außer für Lektoren und Verleger natürlich  ;)

Trippelschritt

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Re: KG und Erzählung - was ist was?
« Antwort #6 am: 01 January 2014, 18:01:21 »
@ Sirius

Nein, die klassische Novelle ist durch das Element der Außerordentlichkeit bestimmt.
Es passiert also etwas an einem Ort, über das man noch in 100 Jahren spricht.
Die Novelle ist zumindest in Deutschland durch eine besondere Form festgelegt. Dass sie auch kürzer ist, liegt wohl daran, dass sie zuende ist, wenn das Außerordentliche erzählt wurde.

Leider ist mein Deutschunterricht schon etwas her. Wird so etwas heute nicht mehr unterrichtet?
Keller oder Droste Hülshoff (Judenbuche) nicht mehr gelesen?

Das wäre nicht gut, denn damit würde dem jungen Schreiber ein nicht unwesentliches Grundwissen fehlen.
Und vor allen die Textkenntnis.

Liebe Grüße
Trippelschritt
Wer bin ich, wer war ich, wer werde ich sein?

merin

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Re: KG und Erzählung - was ist was?
« Antwort #7 am: 01 January 2014, 19:15:11 »
Ich wollte damit eigentlich nur sagen dass eine KG zwar gleich wie ein Roman aufgebaut sein soll, allerdings nur in kurz.
Sprich: Es ist nicht nötig, eine Mords Einleitung zu schreiben, die Geschichte beginnt meist mitten drin im Konflikt.

Das ist für mich persönlich falsch. Der Aufbau einer KG ist ganz anders als der eines Romans. Eine KG kann z.B. keine verschiedenen Handlungsstränge haben und sie hat auch keine Fabel im Sinne eines Romans. Wenn überhaupt, wäre für mich eine Erzählung "Roman in kurz". KGs müssen, so verstehe ich es, gar keinen Konflikt haben und somit auch nicht mitten drin beginnen.
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Parzifal

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Re: KG und Erzählung - was ist was?
« Antwort #8 am: 01 January 2014, 19:50:32 »
Zitat
KGs müssen, so verstehe ich es, gar keinen Konflikt haben und somit auch nicht mitten drin beginnen.

Hm - ohne Konflikt wird es wohl keine Geschichte geben, egal in welcher Form.  ;)

Ohne jetzt bei Wiki der Weisheit letzten Schluss aufgesogen zu haben (aus ´m Kopf):
Die Wendung sollte in der KG auch vorhanden sein. Sprich, dass plötzlich alles eine andere Bedeutung bekommt, weil dies und jenes passiert. Der Vergleich mit dem Roman ist in gewisser Weise schon gerechtfertigt. Nur, dass bei der KG natürlich alles in der Kürze auf den Punkt kommen sollte. Keine Zeit für Weitschweifigkeiten, lange Beschreibungen, lange Charakterisierungen, komplizierte Handlungsfäden und dergleichen. Man springt mitten hinein (in medias res), stellt die Protas und das Setting vor (möglichst knapp gehalten, während der Handlung), zeigt den Konflikt auf, treibt ihn voran, führt eine Wendung herbei und beendet die Sache. Wobei mMn nicht zwingend eine Pointe am Ende stehen muss. Es kann auch (wie schon von anderen gesagt) offen ausgehen oder es steht ein prägnanter Abschluss-Satz am Ende.

LG, Parzifal
« Letzte Änderung: 02 January 2014, 00:48:48 von Parzifal »

Trippelschritt

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Re: KG und Erzählung - was ist was?
« Antwort #9 am: 01 January 2014, 20:33:06 »
Kann, muss nicht.

Ich befürchte, die Betrachtung des Romans ist nicht besonders hilfreich im Kontext von KGs.
Aber da hat vielleicht jeder seine eigene Meinung.

LG
Trippelschritt
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merin

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Re: KG und Erzählung - was ist was?
« Antwort #10 am: 01 January 2014, 21:13:25 »
Ich finde es nicht hilfreich. Weil das für mich zwei so verschiedene Dinge sind, dass es ist, als würde ich eine Pfütze mit einem Ozean vergleichen um die Frage zu klären, wie sich Atlantik und Pazifik unterscheiden. Aber das mag wirklich jede/r anders sehen.
Ich röste zunächst immer, ohne andere Röstungen zur Kenntnis zu nehmen. Dabei ist mein Ansatz der, eine qualifizierte Lesermeinung abzugeben, Euch also zu verraten, wie der Text auf mich wirkt und wie es mir beim Lesen geht und was ich gern anders hätte.

Parzifal

  • Gast
Re: KG und Erzählung - was ist was?
« Antwort #11 am: 02 January 2014, 00:47:39 »
Zitat
Ich finde es nicht hilfreich.

Okay!
Dann nehme ich den Romanvergleich zurück und lasse nur den Rest gelten.  ;)

merin

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Re: KG und Erzählung - was ist was?
« Antwort #12 am: 02 January 2014, 12:05:42 »
Jemand anderes könnte es ja hilfreich finden. Du zum Beispiel... ;)
Ich röste zunächst immer, ohne andere Röstungen zur Kenntnis zu nehmen. Dabei ist mein Ansatz der, eine qualifizierte Lesermeinung abzugeben, Euch also zu verraten, wie der Text auf mich wirkt und wie es mir beim Lesen geht und was ich gern anders hätte.

Parzifal

  • Gast
Re: KG und Erzählung - was ist was?
« Antwort #13 am: 02 January 2014, 13:05:12 »
Jemand anderes könnte es ja hilfreich finden. Du zum Beispiel... ;)

Stimmt, Merin!
Aber das bringt ja nichts, wenn alle anderen diesen Vergleich nicht hilfreich finden. 
Ist ja auch nicht schlimm, man muss nicht in allem übereinstimmen.  ;)

Leon

  • Gast
Re: KG und Erzählung - was ist was?
« Antwort #14 am: 02 January 2014, 13:31:31 »
Hallo Parzifal,

keine Sorge, ich sehe es ähnlich wie du. Meiner Meinung nach, haben Roman und Kurzgeschichte mehr Ähnlichkeiten als man annehmen möchte.  ;)

Grüßle
Leon

Uli

  • Gast
Re: KG und Erzählung - was ist was?
« Antwort #15 am: 02 January 2014, 13:43:07 »
ich sehe mal ganz dumm auf die Worte:

Kurz. Geschichte.
Es braucht also Kürze und Geschichte, wobei 'Kurz' schwammig ist: Was ist das genau? Also, deutlich ist: Kürzer als etwas anderes. Nicht lang. Oder eben: Keine Längen, keine Umwege, kein Verharren oder Rückblicken - mach es kurz, bring es auf den Punkt. Dieses 'auf den Punkt bringen' verlangt also einen Punkt, einen Casus Knackus, eine Sache, um die es geht.
Dinge, die nicht dazu beitragen, auf den Punkt zu kommen, sind fehl am Platz: Der Böse ist halt böse und es ist nicht interessant, warum das so ist. Es braucht keine Herleitung dafür. Und wenn der Punkt ist, warum der böse eben so ist, muß das Böse-Sein nicht gezeigt werden, denn es geht dann eben nicht um die schauerlichen Taten, sondern um den Grund dafür.

Geschichte ist etwas einfacher: Es braucht eine Handlung, nicht nur einen Situationsbeschreibung. Etwas muß geschehen, und das, was geschieht, muß auf den Punkt zulaufen, ihn erreichen - und damit ist gut. Und die Geschichte, das, worum es geht, muß abgeschlossen sein (was keineswegs einem offenen Ende widerspricht: Die Handlung kann eine Weiterführung haben, nur, um die geht es eben nicht. Deswegen wird sie nicht erzählt).
Eine Geschichte ist vollständig, wenn sie an dem Punkt angekommen ist, um den es geht: Es ist dann genau die Geschichte, die zu diesem Punkt führt.

'Erzählung' sagt erstmal nur, daß etwas erzählt wird - und nichts über den Umfang der Sache. Allerdings hat die Erzählung eine Grundeinstellung, nämlich die der Perspektive: Die Erzählstimme berichtet (wie die Erzählstimme beschaffen ist, geht daraus nicht hervor, wohl aber, daß es nur diese eine Erzählstimme und folglich nur eine Perspektive gibt).
Erzählen ist, im Gegensatz zu 'Berichten', per se nicht 'objektiv', also wird die Handlung durch die Erzählstimme gefiltert, kommentiert und interpretiert - es spielt also eine Rolle, was der Erzähler in der Sache für erzählenswert hält.
Das widerspricht nicht der Idee, eine Erzählung in Form einer Kurzgeschichte zu schreiben ...

Parzifal

  • Gast
Re: KG und Erzählung - was ist was?
« Antwort #16 am: 02 January 2014, 14:29:55 »
Zitat
Hallo Parzifal,
keine Sorge, ich sehe es ähnlich wie du. Meiner Meinung nach, haben Roman und Kurzgeschichte mehr Ähnlichkeiten als man annehmen möchte.  ;)
Grüßle Leon

Freut mich zu hören (bzw. zu lesen)  :biggrin:

Zitat
Kurz. Geschichte.
Es braucht also Kürze und Geschichte, wobei 'Kurz' schwammig ist: Was ist das genau? Also, deutlich ist: Kürzer als etwas anderes. Nicht lang. Oder eben: Keine Längen, keine Umwege, kein Verharren oder Rückblicken - mach es kurz, bring es auf den Punkt. Dieses 'auf den Punkt bringen' verlangt also einen Punkt, einen Casus Knackus, eine Sache, um die es geht.
Dinge, die nicht dazu beitragen, auf den Punkt zu kommen, sind fehl am Platz: Der Böse ist halt böse und es ist nicht interessant, warum das so ist. Es braucht keine Herleitung dafür. Und wenn der Punkt ist, warum der böse eben so ist, muß das Böse-Sein nicht gezeigt werden, denn es geht dann eben nicht um die schauerlichen Taten, sondern um den Grund dafür.

Gut gesagt, Uli.
Hab fast so den Eindruck, dass du mir zustimmst (bei meinem Romanvergleich), wenn auch wesentlich ausführlicher. Ich hab so ein Bild vor Augen: Der Ozean (Roman) wird durch eine superheiße Sonne zu einer Pfütze verdampft (Kurzgeschichte)  :klug:
« Letzte Änderung: 02 January 2014, 14:36:20 von Parzifal »

Trippelschritt

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Re: KG und Erzählung - was ist was?
« Antwort #17 am: 02 January 2014, 14:41:47 »
Ich hab so ein Bild vor Augen: Der Ozean (Roman) wird durch eine superheiße Sonne zu einer Pfütze verdampft (Kurzgeschichte)  :klug:

Mit diesem Bild ist alles klar.
Nur - der Ozean ist der Vater sehr vieler Pfützen und nicht nur einer einzigen.
Und - Es gibt viele Pfützen, die nicht aus einem Ozean stammen.

Ihre Gemeinsamkeit ist, dass sie beide etwas zu erzählen haben.
Aber wie Benn schon bemerkte:
Wer Aphorismen schreiben kann,
sollte sich nicht in Romanen verzetteln..

Liebe Grüße
Trippelschritt
Wer bin ich, wer war ich, wer werde ich sein?

Uli

  • Gast
Re: KG und Erzählung - was ist was?
« Antwort #18 am: 02 January 2014, 14:50:27 »
naja, Parzival,
das kann man so oder so sehen:
Ich bin aber einfach nur von den Bezeichnungen ausgegangen, mehr nicht.
Was Analogien zum Roman angeht: Das kommt sehr darauf an, was man unter 'Roman' versteht. Wobei das wenigstens ebenso kompliziert ist, wie jede andere Definition auch ...

Aber grundsätzlich: Ein Roman hat sowas wie den 'Punkt' - nenne es Aussage oder wie auch immer - und da ist eine Gemeinsamkeit. Und man könnte aus einer KG einen Roman entwickeln, indem man das ganze Drumherum erkundet und aufschreibt (umgekehrt bin ich mir da nicht so sicher). 
Für einen Roman jedenfalls braucht es ein paar Zutaten, die in der KG falsch wären (Nebenhandlung, Setting, Bilder ...),  und deshalb würde ich da eher die Unterschiede betrachten, als die Gemeinsamkeiten. Nun, gleichwohl: Was hilft ist gut. Und solange mir nicht einfällt, wo Kg und Roman sich substanziell unterscheiden, passt das ...

Leon

  • Gast
Re: KG und Erzählung - was ist was?
« Antwort #19 am: 02 January 2014, 15:33:12 »
Und man könnte aus einer KG einen Roman entwickeln, indem man das ganze Drumherum erkundet und aufschreibt (umgekehrt bin ich mir da nicht so sicher).

Hallo Uli,

das geht nicht nur, man muss es sogar tun, will man bei einem Verlag vorstellig werden. Das Zauberwort heißt Exposé. Ein Exposé ist nichts anderes als die Kurzgeschichte eines Romans. Die noch kürzere Variante davon wäre ein Pitch. Aber das ist schon wieder eine andere Baustelle.

Grüßle
Leon
« Letzte Änderung: 02 January 2014, 15:36:56 von Leon »

Uli

  • Gast
Re: KG und Erzählung - was ist was?
« Antwort #20 am: 02 January 2014, 15:34:57 »
aber sowas von ganz und gar nicht!

Im Exposé wird der Inhalt des Romans aufgeführt und kein bisschen 'erzählt' - eine Inhaltsangabe ist keine Geschichte!

Leon

  • Gast
Re: KG und Erzählung - was ist was?
« Antwort #21 am: 02 January 2014, 15:45:10 »
Aber Uli, ein Exposé leiert nicht nur tabellarisch die Eckpunkten eines Romans herunter. Damit würde sich kaum ein Lektor zufrieden geben, beziehungsweise zu überzeugen sein. Nein, man sollte das Exposé schon als knackige, schnörkellose, auf das wesentliche beschränkte und im Präsens gehaltene Kurzgeschichte schreiben.

Grüßle
Leon

Uli

  • Gast
Re: KG und Erzählung - was ist was?
« Antwort #22 am: 02 January 2014, 15:51:19 »
eben nicht:

In einem Exposé wird der Plan des Romans offengelegt - mitsamt der Nebenhandlungen. Und das ist keine 'Geschichte'.
ein Exposé hat keinen Spannungsbogen, keine Erzählstimme, keine Perspektiven - es ist die Blaupause, und hat mit der Ausarbeitung nichts weiter gemein, als daß der Inhalt genannt wird.
(das 'tabellarisch' hast du grad dazuerfunden, das ist eine Art zu argumentieren, die nicht taugt)

'Knackig' ist die Leseprobe, dafür ist sie da.

Google mal ...

Eine Kurzgeschichte hat einen einzigen Handlungsstrang - im Exposé werden alle relevanten Stränge des Romans  erwähnt. Es gibt in einem Exposé kein 'Kennenlernen' von Charakteren und Setting, es gibt die reine, sachliche Information, was man zu schreiben beabsichtigt.

Trippelschritt

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Re: KG und Erzählung - was ist was?
« Antwort #23 am: 02 January 2014, 16:09:24 »
Ein Exposé ist ein Verkaufstext für den Lektor/Programmmacher, dessen zentrale Botschaft lautet:
Nimm mich.
Enthalten sein müssen dabei ganz bestimmte Infoelemente. Den Pitch mit einzubauen ist meist eine gute Idee.
Aber eines ist es bestimmt nicht. Eine Kurzgeschichte.

Liebe Grüße
Trippelschritt
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Uli

  • Gast
Re: KG und Erzählung - was ist was?
« Antwort #24 am: 02 January 2014, 16:15:39 »
Ein Exposé ist Teil der Bewerbung - die insgesamt funktionieren muss.

Und wenn ein Exposé (lt.Duden: Handlungsskizze) verlangt, aber stattdessen etwas anderes geliefert wird, ist das ein  Minuspunkt. So, als würde man statt eines geforderten tabellarischen Lebenslaufes einen 'erzählten' schreiben, weil das 'interessanter' ist.

Da sagt man 'Thema verfehlt' oder so - nicht geliefert, was gefordert ist.

Leon

  • Gast
Re: KG und Erzählung - was ist was?
« Antwort #25 am: 02 January 2014, 16:22:09 »
eben nicht:

In einem Exposé wird der Plan des Romans offengelegt - mitsamt der Nebenhandlungen. Und das ist keine 'Geschichte'.
ein Exposé hat keinen Spannungsbogen, keine Erzählstimme, keine Perspektiven - es ist die Blaupause, und hat mit der Ausarbeitung nichts weiter gemein, als daß der Inhalt genannt wird.
(das 'tabellarisch' hast du grad dazuerfunden, das ist eine Art zu argumentieren, die nicht taugt)

'Knackig' ist die Leseprobe, dafür ist sie da.

Google mal ...

Eine Kurzgeschichte hat einen einzigen Handlungsstrang - im Exposé werden alle relevanten Stränge des Romans  erwähnt. Es gibt in einem Exposé kein 'Kennenlernen' von Charakteren und Setting, es gibt die reine, sachliche Information, was man zu schreiben beabsichtigt.

Falsch Uli,

wer sagt denn das ein Exposé keinen Spannungsbogen haben darf? Ich will meine Geschichte verkaufen, von daher darf das Exposé auch einen Spannungsbogen haben, wenn es der Sache dienlich ist und nicht ausufert. Davon ab, habe ich nicht gesagt, dass eine Kurzgeschichte Deckungsgleich mit einem Exposé ist. Ebenso wenig wie ein Roman mit einer Kurzgeschichte. Ich wollte lediglich darauf hindeuten, dass man durchaus einen Roman auch in einer Kurzfassung schreiben kann.

Grüßle
Leon

P.S.: Das "tabellarisch" habe ich nicht dazu erfunden, sondern es ist ein allgemeingültiger Begriff für eine Auflistung in Tabellenform oder in stichpunktartigen Ausführungen. Von daher verstehe ich deinen Angriff, und deine Meinung nicht, dass eine solche Argumentation nichts taugt.

Uli

  • Gast
Re: KG und Erzählung - was ist was?
« Antwort #26 am: 02 January 2014, 16:36:15 »
erstmal: doch, das 'tabellarisch' hast du erfunden - ich habe an keiner Stelle eine Tabelle gefordert. Und auch nicht Stichpunkte: Ein Exposé kann viele Formen haben, aber es ist immer das Selbe: Eine Skizze der Handlung, keine Ausarbeitung.

und doch, du hast behauptet, daß ein Exposé die Kurzgeschichte eines Romanes wäre.

und es ist nach wie vor so, daß 'Exposé' eine Bedeutung hat - Handlungsskizze nämlich. Die Handlung soll natürlich 'spannend' sein, aber: Spannungsbogen ist Ausarbeitung, nicht Skizze.

Und es nutzt nichts, da zu argumentieren: Wenn eine Inhaltsangabe gefordert ist, ist eine Inhaltsangabe das, was man zu tun hat. Eigentlich einfach ...

Leon

  • Gast
Re: KG und Erzählung - was ist was?
« Antwort #27 am: 02 January 2014, 16:55:33 »
... ein Exposé kann viele Formen haben...
Na fein, dann sind wir doch einer Meinung! Weil ein Exposé viele Formen haben kann, kann ich es den Grundanforderungen entsprechend, auch als Kurzfassung meines Romans anbieten.

Grüßle
Leon

Trippelschritt

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Re: KG und Erzählung - was ist was?
« Antwort #28 am: 02 January 2014, 16:57:08 »
Kurzfassung ist unter Umständen o.k., Kurzgeschichte nicht

Trippelschritt
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Uli

  • Gast
Re: KG und Erzählung - was ist was?
« Antwort #29 am: 02 January 2014, 17:03:05 »
nein, Leon, sind wir nicht:

Entweder weißt du nicht, was ein Exposé ist - oder du weißt nicht, was eine Kurzgeschichte ist.

Ein.Exposé.Ist.Ein.Handlungsplan.
Und das hat genau gar nichts gemein mit 'Kurzgeschichte'.


wenn ich ein Exposé will und etwas anderes bekomme, bedeutet das: Rundablage. Weil der Autor die elementaren Begriffe nicht kennt und sich nicht kundig gemacht hat, ganz einfach.
Das zeigt, daß ein Lektorat mit dem völlig unmöglich sein wird.
« Letzte Änderung: 02 January 2014, 17:05:06 von Uli »

Trallala

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Re: KG und Erzählung - was ist was?
« Antwort #30 am: 02 January 2014, 17:20:51 »
Ein Exposé kann viele Formen haben, aber es ist immer das Selbe: Eine Skizze der Handlung, keine Ausarbeitung.

Ähm, nein. So einfach ist das leider nicht.

Mein Agent (ganz, ganz alte Schule, dreißig Jahre Lektor bei Bertelsmann) sagt, ein Exposé ist eben genau keine Handlungsskizze.
Zitat: "Ein Exposé muss neugierig machen, aber es verrät nicht mehr, als ein guter Klappentext."

Und genau so hat er mein Exposé umgearbeitet. Und er hat mein Buch verkauft. Das mag ein Einzelfall sein, aber so ist das.

T!


Uli

  • Gast
Re: KG und Erzählung - was ist was?
« Antwort #31 am: 02 January 2014, 17:54:11 »
grins ...

dann hat er etwas gemacht, was alles ist (wahrscheinlich sogar richtig gut) - nur eben kein Exposé.

Denn nur wo Nutella draufsteht, ist Nutella drin: Man kann nicht einfach das Etikett beibehalten, wenn man den Inhalt ändert. Und der Inhalt ist nun mal das, was im Wörterbuch steht ...

dazu kommt: Ein bestallter Autor reicht ein Exposé ein, bevor eine Zeile geschrieben ist.
In Team-Veröffentlichungen ist das Exposé die Arbeitsgrundlage für die einzelnen Episoden, und wird lange vor diesen geplant. Wenn etwas anderes drin ist als 'Handlungsplan', dann ist es schlicht kein Exposé ...

Es geht um den Begriff und seine Bedeutung: Wenn man das beliebig verändern könnte, nur, weil etwas anderes funktioniert, brauchen wir solche Themen nicht.

Trippelschritt

  • Federteufel
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Re: KG und Erzählung - was ist was?
« Antwort #32 am: 02 January 2014, 18:18:04 »
Freu Dich Trallala,

vielleicht hat es geklappt, weil die Verlage Deinen Agenten kannten und ihm vertrauten.
Nach allem was man sonst aber so hört von Lektoren und Agenten (Interviews), geht es vor allem darum, dass der Verlag erkennt, welche Katze in dem Sack ist, den er einkauft. Deshalb nicht das neugierig machende Open end eines Klappentextes.
Andererseits ist ein trockener Handlungsfaden auch nicht unbedingt das Richtige. Es ist und bleibt ein Marketingtext. Aber einer mit Regeln.

Liebe Grüße
Trippelschritt
(exponere = auslegen ausstellen aussetzen)
Wer bin ich, wer war ich, wer werde ich sein?

Leon

  • Gast
Re: KG und Erzählung - was ist was?
« Antwort #33 am: 02 January 2014, 20:54:08 »
Entweder weißt du nicht, was ein Exposé ist - oder du weißt nicht, was eine Kurzgeschichte ist.
Das lass ich jetzt einfach mal so im Raum stehen. Du musst es ja wissen.  :biggrin:

Grüßle
Leon

Leon

  • Gast
Re: KG und Erzählung - was ist was?
« Antwort #34 am: 02 January 2014, 20:59:11 »
Zitat von: Trallala
Ähm, nein. So einfach ist das leider nicht.

Mein Agent (ganz, ganz alte Schule, dreißig Jahre Lektor bei Bertelsmann) sagt, ein Exposé ist eben genau keine Handlungsskizze.
Zitat: "Ein Exposé muss neugierig machen, aber es verrät nicht mehr, als ein guter Klappentext."

Und genau so hat er mein Exposé umgearbeitet. Und er hat mein Buch verkauft. Das mag ein Einzelfall sein, aber so ist das.

Hallo Trallala

Das ist muss kein Einzelfall sein. Allerdings enthält ein Exposé, im Gegensatz zu einem Klappentext, die Auflösung der Geschichte. Separat legt man dazu: einen Handlungsrahmen, eine Figurenkurzbiografie und eine dreißigseitige Leseprobe.

Grüßle
Leon
« Letzte Änderung: 02 January 2014, 21:48:19 von Leon »

Eluin

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Re: KG und Erzählung - was ist was?
« Antwort #35 am: 03 January 2014, 19:50:14 »
Um mal zurück zum eigenltichen Thema zukommen (ich denke das mit dem Exposé könnte vielleicht in einem eigenen Tread landen?  :biggrin:)...

Also ich habe über Kurzgeschichten folgendes gelernt:

Textlänge
  • sollte in einem Rutsch zu lesen sein
  • umfasst meistens 2-20 Normseiten - es gibt aber wohl auch KGs mit 80 Seiten, die aber von der Art her eigentlich eine KG sind
  • kurzer, knapper Stil und dadurch übersichliche Anzahl an Figuren, geradlinige Handlung

Geschriebenes Blitzlicht
"Die Kurzgeschichte ist kein ständiger weiterlaufender, sich immer mehr erweiternder Film, sondern eine Blitzlichtaufnahme, die einen ganz besonderen Augeblick festhält." [Otto Schumann]

Typen der KGs
  • plot-story:handlungsorientierte Geschichte, bei der am Schluss eine unerwartete Pointe steht
  • slice-of-life-story: vom modernen Lebensgefühl geprägte Geschichte; Sie beginnt wie aus dem Nichts, bildet ein Stück Leben ab und endet so unauffällig, wie sie begonnen hat. Hemingway hat in dem Zusammenhang von einem Eisberg gesprochen: Man sieht nur einen Zipfel aufragen, weiß aber, dass sich der größte Teil unter der Wasseroberfläche – also außerhalb der Geschichte – verbirgt. -- diese Art KGs war für lange Zeit sehr schwer für mich zu greifen. Mittlerweile mag ich sie aber ziemlich gerne.

Kurz gesagt: eine KG handelt von einer Hauptfigur, die nur einen wesentlichen Charakterzug aufweist und aus einem Motiv heraus handelt

Diese Definitionen kommen primär vom amerikanischen Markt. Ich denke deshalb ist es auch so schwer Erzählung und Kurzgeschichte voneinander abzugrenzen. Wenn ich mir dazu auch den Wikipedia-Artikel durchlese, heißt es im ersten Abschnitt, dass eine "Erzählung" auch als Oberbegriff für Roman, Novelle, Kurzgeschichte und Co. verwendet wird. Oder eben als eigenes Literaturgenre - aber eines, was laut Wikipedia nicht exakt definiert ist.
Zitat
"Dichtungen, die sich in ihrem Gehalt an die Wirklichkeit des Lebens anschließen und schlicht und anschaulich eine einfache Begebenheit darstellen, [sind] Erzählungen; bei heiterer und komischer Darstellung Schwänke."
– Leo Kyrell

Vielleicht liegt das Problem auch einfach darin, dass die Kurzgeschichte eine recht neue Gattung bei uns ist und deshalb keine genaue Abgrenzung zwischen Kurzgeschichte / Erzählung existiert. Aber haben wir hier nicht ein paar Germanistik-Kenner, die das genauer definieren können? Oder anders gefragt: Brauchen wir es wirklich genauer zu wissen?
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Folge deinen Träumen, denn sie weisen den Weg in die Zukunft.

merin

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Re: KG und Erzählung - was ist was?
« Antwort #36 am: 03 January 2014, 20:30:11 »
Ich würd den Exposékram gern hier lassen - weil es ja darum geht, warum ein Exposé eben keine KG ist. Und das ist ja durchaus themenrelevant.
Ich röste zunächst immer, ohne andere Röstungen zur Kenntnis zu nehmen. Dabei ist mein Ansatz der, eine qualifizierte Lesermeinung abzugeben, Euch also zu verraten, wie der Text auf mich wirkt und wie es mir beim Lesen geht und was ich gern anders hätte.