Teufelszeug > Theorie
Figurenskizze
Leon:
Ich finde diese Personenbeschreibung nicht perfekt, aber gut. Sofort hatte ich ein ausdrucksstarkes Bild der Figur vor Augen, wie sie gerne bei Südstaaten-Dramen Verwendung findet. Es gibt viele Möglichkeiten Personen zu beschreiben. Die Kunst dabei ist es, sie "passend" zum Text zu gestalten.
Grüßle
Leon
Trallala:
Hallo Teufel,
hier geht es ja hoch her.
Zunächst für die, die es interessiert. Die Beschreibung ist aus der Geschichte "Erzählungen" aus dem Erzählband "Zu viel Glück" und hat ca. 35 Seiten. Ich kannte Alice Munro nicht, bevor sie den Literaturnobelpreis bekommen hat.
--- Zitat ---Eine für mich total faszinierende, weil in kurzen Worten auf den Punkt gebrachte, Personenbeschreibung:
"Das Mädchen trägt ein kurzes, gerüschtes Kleid, das an Reizwäsche oder ein Nachthemd erinnert, und ein strenges, aber tief ausgeschnittenes Jäckchen. Dünne helle Haare, ausdrucksloses, blasses Gesicht, unsichtbare Augenbrauen. Joyes hatte sofort eine Abneigung gegen sie gefasst. Gehört zu den Mädchen, denkt sie, deren Lebenszweck es ist, anderen Unbehagen einzuflößen."
--- Ende Zitat ---
Warum ich das so gelungen finde?
Die Beschreibung birgt so viele Widersprüche und Brüche, dass sie eigentlich nicht funktionieren dürfte.
Reizwäsche und Nachthemd sind für mich Gegensätze. Streng und tief ausgeschnitten ebenfalls. Bis dahin denke ich an eine widersprüchliche, geheimnisvolle Person.
Und dann kommt - für mich - der Klopper mit den dünnen, hellen Haaren, dem ausdruckslosen, blassen Gesicht und den unsichtbaren Augenbrauen.
Zack, ist jedes Geheimnis dahin.
Und dann der Perspektivwechsel hin zu den Gedanken von Joyes.
Das alles in vier knappen Sätzen.
Vielleicht ist es nicht für jederman perfekt. Für mich ist das ganz große Erzählkunst.
T!
Trippelschritt:
Habe die Stelle gefunden.
Sie ist wirklich genial, denn die junge Frau spielt in der Geschichte keine Rolle.
Sie dient an dieser Stelle nur dazu, Joyce zu charakterisieren.
Das ist wirklich ausgefuchst.
Liebe Grüße
Trippelschritt
zag:
Das macht Sinn!
Dani:
Hallo!
Ich finde die Beschreibung, Genial!
Nicht zu viele Schnörkel, sie spart an Worten, und sagt doch alles.
Echt smart! Im Bezug auf eine Kurzgeschichte, wer selber Kurzgeschichten schreibt, weiß ja, dass diese keinesfalls mit einem Roman verglichen werden können.
Ein Roman, kann Schnörkel, Schleifen und Maschen haben so viel er will, und von hübschen Worten nur so triefen.
Da kann man spielen, und mit vielen Worten auch nur wenig sagen, Hauptsachen schön!
Aber die Kunst beim Kurzgeschichten Schreiben, liegt in der Würze der Kürze.
Du beginnst irgendwo, und hörst irgendwo anders wieder auf.
Und dennoch muss alles drin sein, das auch in einem Roman drin ist.
Da ist kein Platz für Ausschweifungen und um den heißen Brei herum schreiben, und da muss ich doch sagen, ist der oben genannte Stil tatsächlich spitze.
Obwohl ich immer noch steif und stur behaupte, dass Stefan Zweig, der Beste ist, muss ich zugeben Alice Munro, hat etwas.
Mich stört nur dieses Amerikanische (ich weiß sie ist Kanadierin) ich mein die Orte, und wie da drüben halt alles anders ist, ich denke da an die Geschichte, "Hasst er mich, liebt er mich, Hochzeit" ist doch irgendwie alles fremd für einen Aus dem Deutschsprachigen Raum oder?
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