Teufelsrost > Höllenfenster

Das Geflecht 2 - Anfang

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Viskey:
Hey, merin!

Ich dachte, dass ich hier nicht viel sagen werde können, weil ich Buch 1 ja kenne. Aber dann hab ich die ersten  beiden Absätze gelesen, und ... naja.


--- Zitat von: merin am 05 June 2023, 15:35:57 ---Aufrecht schritt ich ins Dorf, streckte mein Band aus, ließ mich fließen. Ich ging an einer erloschenen Feuerstelle mit einem löchrigen Topf vorbei, der vergeblich auf Reparatur wartete, passierte zwei zusammengesunkene Häuser und blieb auf einem freien Platz stehen. Eine Türmatte flappte im Wind, das Stroh der eingesunkenen Dächer raschelte. Niemand kam.
Spürten sie, dass ich schlechte Nachrichten brachte? Auch wenn die Bänder hier  ungeordnet flirrten: Sie mussten wahrnehmen, dass ich allein war. Dass jemand fehlte. Ich atmete tief, verband mich mit dem starken Strang Rusals, sortierte das Gewirr von Bändern. Atmen, Harmonie verbreiten, Kontakt aufnehmen. Jemand stieß mich heftig an, stieß das, was ich mühevoll sortiert hatte, auseinander.

--- Ende Zitat ---
Selbst als Nicht-Erstleser ist das etwas viel. Als Erstleser käme ich überhaupt nicht hinterher.

Ab da geht's dann aber eigentlich ziemlich gut, glaub ich.

lg Viskey

Paul:
Hallo Merin

Es fällt mir schwer, auf deine Fragen zu antworten. Irgendwie komme ich in die Geschichte nicht so richtig rein. Die Figuren wirken für mich hölzern und der Konflikt, den du vor mir ausbreitest, bleibt für mich blutleer. Da springt einfach nichts über. Ich habe den Verdacht, du willst in diesen Anfang zu viel hineinlegen und darum ist er überfrachtet. Er ist verkrampft und funktioniert so nicht. Zumindest nicht für mich.

Was ich bräuchte?

Vielleicht einen Anfang, an dem ich erst einmal allein mit der Prota unterwegs bin und ihre Trauer spüre? Ihre Verzweiflung, ihren Schmerz? In der jetzigen Form wirkt sie auf mich am Anfang viel zu gefasst, für das, was sie danach erzählt. Auch die Bänder, die sehr oft vorkommen, brauchen mehr "Sinnlichkeit". Genauso wie die Welt, in der sie sich bewegt. In der jetzigen Form spüre ich ihre Welt an keiner Stelle. Da ist nur eine Siedlung, aber es entsteht bei mir kein inneres Bild dazu.

Du hast dich m.E. für einen Einstieg entschieden, in dem du die Geschichte aus dem ersten Band aufnehmen und dann weitertreiben willst. Das ist für mich eine eher "rationale" Ebene (und im Prinzip ein klassischer Info-Dump).

Spannender wäre es für mich, erst einmal einen emotionalen Kontakt zu der Hauptperson und zu ihrer Welt aufzubauen, vielleicht indem du einen kleinen Teil des Weges beschreibst, den sie geht, bevor sie die anderen trifft. Auf diesem Weg ist sie ohne ihr Band - leer - doch als sie es im Dorf ausstreckt - bleibt es leer, was sie erschreckt. Auf dem Weg ist sie voller Selbstzweifel und Selbstvorwürfen - und voller Ängste, was geschehen wird, wenn sie erzählt, was sie erlebt hat. Wenn sie danach das Dorf betritt, kann ich als Leser mit ihr mitfiebern, weil ich dann schon einen emotionalen Kontakt zu ihr aufgebaut habe, und dabei auch die Welt etwas kennengelernt habe (wie sehen die Bäume aus, wie das Dorf, ....). In der jetzigen Form fällt mir der Einstieg in die Geschichte schwer - und das liegt nicht an der Unverständlichkeit der Bänder oder an der Vielzahl der Personen, sondern weil mir der emotionale Zugang fehlt.

Sorry

Paul  ;)

merin:
Ihr Lieben,

vielen Dank für die vielfältigen Rückmeldungen, die zum großen Teil bestätigen, was mein Gefühl war: Das funzt so nicht.  :schnief: Nuja. Aber dass der erste Wurf gleich trifft, ist ja auch eher selten.
Mir scheint, dass Paul recht hat, und ich zu viel in diese Szene gestopft habe. Die Idee, ein wenig früher einzusteigen und Danyla auf dem Weg zu zeigen, gefällt mir. Dann kann ich mir auch gut überlegen, an wen sie denkt und wen ich schonmal einführe, und muss nicht eine Szene mit so vielen Personen überfrachten. Vielleicht kann ich dann auch klarer machen, was das Band ist; wahrscheinlich ist es schlau, es konkret als Bandsinn einzuführen, damit man eine Idee hat, dass es sich um einen Sinn handelt.
Natascha, du hast auch eine Menge konkrete Stellen benannt, die für dich nicht stimmen, da werde ich nochmal genau durchgehen. Ob ich der Mutter irgendwie doch mehr Regung geben kann beispielsweise oder auch die Einschübe. Handkreisen ist eine häufige Geste ja, wie bei uns das Nicken. Das mit den Armen und das Nervige werden auch überprüft. Und angesichts dessen, dass auch Viskey das bemängelt, muss ich wohl die Bezüge zum Bandsinn etwas reduzieren. Oder schauen, ob sie passen, wenn es da vorher ein paar Absäge gibt.

Vielen Dank ihr alle!
merin

diffusSchall:
Hallo merin,

grundsätzlich würde ich sagen, dass der Anfang funktioniert und das für Neuleser noch annehmbar ist.
Ich finde aber, dass diese Frage falsch gestellt ist. Es sollte dir nicht darum gehen, ob (Neu)leser hineinkommen, sondern, ob es dir gelungen ist den Leser in die Geschichte einzuladen.
Und da muss ich sagen, dass ich nicht finde, dass der Text das schafft.

Du gibst einem unbedarften Leser eine Menge Rätsel auf und viele davon sind an dieser Stelle und in dieser Form nicht nötig.
Ich vermute, dass du Infodumps vermeiden willst, wenig erklären, dafür mehr zeigen und den Leser selbst erfahren lassen willst.
Du sprichst vom Band, ein Begriff, der schon im üblichen Sprachgebrauch eine Menge Deutungen offen lässt. Erst später fällt der hilfreichere Begriff Bandsinn. Warum erst hier?
Du benutzt den Begriff Vataren, lässt aber offen, was dieser wirklich bezeichnet. Ist es ein Ortseigenname? Heißen die Versammlungshütten so im lokalen Idiom? Mit der Bezeichnung Rusal für die Welt ist es ähnlich. Das sorgt für Irritation und Unsicherheit beim Leser. Sag klar, dass der Planet so heißt. Dann braucht der Leser da keine Energie mehr hineinstecken. Das Geschehen ist rätselhaft genug.
Ich frage mich auch, ob es an dieser Stelle wichtig ist die Namen der Terraner zu benennen? Warum sollte deine Prota das tun? Ich sehe als Leser nicht, inwiefern dies für die Gruppe von Belang ist. Insbesondere vom welchem Terraner genau sie sich hintergangen fühlt. Der Fokus liegt auf dem Schicksal von Melan.

Dies alles macht es gerade für einen Leser, der den ersten Band *sigh* nicht kennt, schwer. Es funktioniert grundsätzlich, aber es ist wenig einladend zu lesen. Mir kommt als Leser der Gedanke: Der Text wird schwierig. Das ist für den ersten Kontakt mit deinem Buch kein guter Start.

Meiner Meinung nach sollte der Einstieg ruhiger und weniger rätselhaft erzählt werden. Mit mehr Innenschauen der Prota, die gewisse Sachverhalte transportieren und erläutern, die du dem Leser mitgeben möchtest. So würde ich die Namen der Terraner in eben diese Innenschau nehmen, genauso, wie die Enttäuschung über Pako. Die wörtliche Rede sollte im engeren Rahmen dem Bericht zu Melan vorbehalten sein.
Vielleicht lässt du die Prota zu Beginn noch durch die Wälder streifen und einige Aspekte der vorherigen Geschehen rekapitulieren. Auf dem Wege kannst den Leser ein Gefühl für die Fremdartigkeit der Welt geben. Du erinnerst dich vielleicht, dass mir das schon im ersten Buch gefehlt hat. Zuviel Amazonas-Flair, zu wenig Fremdwelt. Dann, im Dorf, konzentriert sich alles auf Melan. Dann wären die allgemeinen Vorgänge und Melans Schicksal etwas weniger verstrickt, etwas mehr entzerrt.
Nimm den Leser mehr an die Hand und lass ihn weniger herumrätseln. Zumindest am Anfang.

Erbsen:
Einige Wortwiederholungen. Die Bänder tauchen oft auf und definitiv knubbeln sich zu viele Terraner in zwei, drei aufeinander folgenden Sätzen. Der Block bohrt, die Matte bohrt. Man tritt durch eine Türmatte, um sich dann auf eine Matte zu setzen.


--- Zitat ---Ich wusste, dass ich es ausprechen musste. Dass ich nicht so tun konnte, als wüsste ich nicht, was ich wusste.
--- Ende Zitat ---

Wissen ist Macht, aber dreimal in zwei Sätzen?   ;)
Melan ist zweimal direkt hintereinander anstrengend.

Deine Wortwahl passt manchmal für mich nicht ins beschriebene Bild:
Ein Kran oder Ausleger schwenkt, aber ein Kopf?
Die Hand hüpft aus dem Griff? Da denke ich eher an springende Kinder oder einen Ball.

--- Zitat ---Es ging alles so schnell [...] Melan kam einfach nicht wieder.
--- Ende Zitat ---

Sich überschlagende Ereignisse und das Warten auf Melan beißen sich vom Zeitgefühl.

Und mir ist nicht klar, wie die Gemeinschaft darauf kommt, dass die Prota Melan angegriffen hätte.
Trotzdem wird sie zweimal dieser Tat bezichtigt.

Ich hoffe, das hilft dir irgendwie.
Schön, wieder von Danyla zu lesen.    :)

Liebe Grüße - Frank

merin:
Lieber Frank,


--- Zitat ---Es sollte dir nicht darum gehen, ob (Neu)leser hineinkommen, sondern, ob es dir gelungen ist den Leser in die Geschichte einzuladen.
Und da muss ich sagen, dass ich nicht finde, dass der Text das schafft.
--- Ende Zitat ---

Da hast du natürlich recht. Und die anderen sahen es zum großen Teil ähnlich wie du. Darum habe ich bereits entschieden, einen anderen Beginn zu schreiben und auch genauso, wie du und Paul es bereits vorgeschlagen haben: Danyla auf der Reise mit Innenschau und vielleicht auch Rückblende. Deine Hinweise sind dafür für mich enorm hilfreich, gerade auch mit den Sachen, die ich leichter eindeutig machen kann (Sinn, Planet usw) und das hier:


--- Zitat ---Vielleicht lässt du die Prota zu Beginn noch durch die Wälder streifen und einige Aspekte der vorherigen Geschehen rekapitulieren. Auf dem Wege kannst den Leser ein Gefühl für die Fremdartigkeit der Welt geben. Du erinnerst dich vielleicht, dass mir das schon im ersten Buch gefehlt hat. Zuviel Amazonas-Flair, zu wenig Fremdwelt. Dann, im Dorf, konzentriert sich alles auf Melan. Dann wären die allgemeinen Vorgänge und Melans Schicksal etwas weniger verstrickt, etwas mehr entzerrt.
--- Ende Zitat ---

Jop, so werde ich es machen.

Vielen Dank und beste Grüße
merin

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