24 November 2024, 04:16:07

Autor Thema: Welche Erzählstimme gefällt Euch besser?  (Gelesen 1397 mal)

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Charles

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Welche Erzählstimme gefällt Euch besser?
« am: 31 March 2023, 10:20:17 »
Hallo zusammen,

in Vorbereitung für meinen ersten Roman experimentiere ich gerade mit Schreibstilen. Unten zwei Varianten desselben Inhaltes verbunden mit einer einfachen Frage:

------   Welche Variante spricht Euch mehr an und warum?   ------

Thema des Romans wird eine Rachegeschichte sein: die Protagonistin zerstört nach und nach das Leben eines Feindes vollständig.

Danke für Euer Feedback!

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Variante 1

Sabine und Oskar waren vor vielen Jahren für einige Zeit ein Paar gewesen.
Sie hatten sich bei Oskars erstem Job nach dem Studium kennengelernt. Beide arbeiteten damals in der Einkaufsabteilung desselben Unternehmens. Ihm gefiel ihre ruhige und freundliche Art, für ihn strahlte sie ebensoviel Frieden und Harmonie aus wie eine dieser goldenen Buddha-Statuen, die überall in Asien herumstanden.
Rein äußerlich konnte man sie nicht gerade als eine Schönheit bezeichnen. Sie hatte ein rundliches Gesicht, dass ein bisschen an einen Pfannkuchen erinnerte in dessen Mitte, ähnlich einer Amarena-Kirsche, ihre kleine Stupsnase saß. Ihr Haar trug sie in einer Dauerwelle.
„Das ist praktischer”, hatte sie ihm einmal erklärt, „ich muss die Dauerwelle zwar alle paar Monate beim Friseur auffrischen lassen, aber dadurch, dass der mir sowieso die Haare schneidet, hält sich der Mehraufwand in Grenzen. Dafür spare ich aber jeden Morgen einen Haufen Zeit im Bad. Kämmen lasse ich manchmal einfach ausfallen und Haare waschen muß ich auch nur ein oder zwei Mal pro Woche.”
„Das klingt in der Tat sinnvoll”, sagte Oskar, „Du bist allerdings die erste Frau, die ich kenne, die ihre Frisur nach streng wirtschaftlichen Effizienzkriterien auswählt.”
„Gefällt sie Dir denn nicht?”
„Doch, doch, das habe ich nicht gemeint. Es ist nur so, dass alle meine bisherigen Freundinnen viel mehr Zeit im Bad und mit dem Aussuchen ihrer Kleidung verbracht haben.”
„Das wäre mir, glaube ich, zu stressig. Sag mir aber unbedingt, wenn Dich etwas an mir stört, ja?”
„Mache ich. Aber keine Sorge, ich finde Dich wunderbar so wie Du bist!”
„Findest Du mich nicht zu dick?”
„Auf keinen Fall. Jede Deiner Rundungen gehört genau dahin, wo sie ist und wenn man sie wegnehmen würde, würde das eine Lücke hinterlassen, genau wie wenn jemand einen Diamanten aus einem Brillantring stehlen würde.”
Oskar mochte ihren Körper — besonders wenn sie nackt war. Sabine war weder zu groß, noch zu klein und hatte einen kräftigen Knochenbau mit breiten Hüften und großen, schweren Brüsten, die wunderbar geformt waren. Ihr Hintern war ebenfalls beachtlich und thronte rund und glatt über ihren festen Schenkeln. Von hinten sah sie genau aus, wie Kiki de Montparnasse in dem berühmten Foto von Man Ray — nur eben in Cinemascope.
Ihre Art sich zu kleiden war allerdings so nachlässig, dass es manchmal schon ungepflegt wirkte. Meistens trug sie dieselbe ausgewaschene Jeans und dazu einen alten grauen Wollpullover der mit kleinen Knötchen übersät war. Ihre Sneaker waren ausgeleiert und immer ein wenig dreckig.
„Hätte sich Kurt Cobain nicht die Kugel gegeben, könnte sie mit dem Outfit problemlos in einem Nirvana Video auftreten”, hatte Oskars Freund Sebastian ihm einmal gesagt, nachdem er Sabine zufällig in der U-Bahn getroffen hatte. Aus heutiger Sicht fand Oskar, dass Sabine schon etwas mehr auf ihr Äußeres hätte achten können. Moment, wenn er sich richtig erinnerte, fand er das damals auch schon. Aber warum hatte er sie nie darauf angesprochen? Sabine war immer ein großer Freund von Ehrlichkeit gewesen und hätte ihm das sicher nicht übel genommen. Wahrscheinlich war es ihm in dem Moment nicht so wichtig gewesen. Oder aber er hatte sich einfach daran gewöhnt und nahm Sabines Kleidung gar nicht mehr bewusst war. Sie war mit der Zeit, genau wie ihre stets ruhige Freundlichkeit und Zurückhaltung, zu einer konstanten, immer vorhandenen aber nicht mehr wahrnehmbaren kosmischen Hintergrundstrahlung geworden.
Diese Gleichförmigkeit erstreckte sich nach und nach auf nahezu alle Bereiche ihrer Beziehung. Gemeinsam mit ihren Abteilungskollegen aßen sie jeden Mittag gemeinsam in der Firmenkantine. Donnerstags gingen sie ins Kino. Samstags Abendessen bei Luigi, danach Sex und gemeinsames Übernachten in Sabines Wohnung. Sonntags dann ausschlafen, gefolgt von einem Ausflug.
Oskar empfand diesen wiederkehrenden wöchentlichen Rhythmus durchaus als angenehm und bequem. Für ihn hätte es noch lange so weiter gehen können — wäre da nicht Anna in sein Leben getreten.

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Variante 2

Sabine und Oskar hatten vor einer Ewigkeit mal für eine Weile den Paartanz geprobt.
Sie waren sich bei Oskars erster Arbeitsstelle nach dem Studium über den Weg gelaufen. Beide hatten den gleichen stupiden Job in der Einkaufsabteilung eines dieser globalen Aasgeier-Konzerne. Ihm gefiel ihre ruhige und freundliche Art, für ihn strahlte sie ebensoviel Frieden und Harmonie aus wie die goldenen Buddha-Statuen, die überall in Asien herumstanden.
Rein äußerlich konnte man sie nicht gerade als eine Schönheit bezeichnen. Sie hatte ein rundliches Gesicht, dass ein bisschen an einen Pfannkuchen erinnerte in dessen Mitte, ähnlich einer Amarena-Kirsche, ihre kleine Stupsnase saß. Ihr Haar trug sie in einer Dauerwelle, die sie aussehen ließ wie einen Pudel, der in einem Hundewettbewerb maximal den Trostpreis kassieren würde.
„Das ist praktischer”, hatte sie ihm einmal erklärt, „ich muss die Dauerwelle zwar alle paar Monate beim Friseur auffrischen lassen, aber dadurch, dass der mir sowieso die Haare schneidet, hält sich der Mehraufwand in Grenzen. Dafür spare ich aber jeden Morgen einen Haufen Zeit im Bad. Kämmen lasse ich manchmal einfach ausfallen und Haare waschen muß ich auch nur ein oder zwei Mal pro Woche.”
„Klingt nach einem genialen Konzept”, sagte Oskar, „Du bist allerdings die erste Frau, die ich kenne, die ihre Frisur nach streng wirtschaftlichen Effizienzkriterien auswählt.”
„Gefällt sie Dir denn nicht?”
„Klar doch. Ich bin nur gewohnt, dass ihr Mädchen am liebsten die Hälfte Eures Lebens im Bad rumhängt und die andere Hälfte vor dem Kleiderschrank steht.”
„Das wäre mir, glaube ich, zu stressig. Sag mir aber unbedingt, wenn Dich etwas an mir stört, ja?”
„Darauf kannst du wetten. Aber keine Panik, bisher gibt es absolut nichts zu klagen!”
„Findest Du mich nicht zu dick?”
„Machst Du Witze? Als ich Dich gestern nackt gesehen habe, war da keine einzige überflüssige Rundung. Immerhin bist Du ja eine Frau und kein Streichholz.”
Oskar mochte ihren Körper — besonders wenn sie nackt war. Sabine war weder zu groß, noch zu klein und hatte einen kräftigen Knochenbau mit breiten Hüften und großen, schweren Brüsten, die wunderbar geformt waren. Ihr Hintern war ebenfalls beachtlich und thronte rund und glatt über ihren festen Schenkeln. Von hinten sah sie genau aus, wie Kiki de Montparnasse in dem berühmten Foto von Man Ray — nur eben in Cinemascope.
Ihre Klamotten waren allerdings so übertrieben lässig, dass man sie schon als nachlässig bezeichnen konnte. Meistens trug sie dieselbe ausgewaschene Jeans und so einen alten grauen Wollpullover der mit kleinen Knötchen übersät war. Das Ding sah aus wie diese „Jute statt Plastik”— Taschen aus dem Biomarkt.
„Hätte sich Kurt Cobain nicht die Kugel gegeben, könnte sie mit dem Outfit problemlos in einem Nirvana Video auftreten”, hatte Oskars Freund Sebastian ihm einmal gesagt, nachdem er Sabine zufällig in der U-Bahn getroffen hatte. Wenn er heute darüber nachdachte, fand Oskar, dass sich Sabine ruhig etwas mehr Mühe um ihre Aussehen hätte geben können. Naja, eigentlich fand er das damals auch schon. Aber irgendwie hatte er ihr das nie gesagt. An Sabine konnte es nicht gelegen haben, sie war immer für Ehrlichkeit und hätte das schon verkraftet. Wahrscheinlich war es ihm dann doch nicht so wichtig gewesen. Oder er hatte sich einfach daran gewöhnt und nahm Sabines Kleidung gar nicht mehr bewusst war. Genau wie ihre ruhige Freundlichkeit und Zurückhaltung hatten sich die Klamotten mit der Zeit in eine konstante, immer vorhandene aber nicht mehr wahrnehmbare kosmische Hintergrundstrahlung verwandelt.
Nach einer Weile lief eigentlich Ihre ganze Beziehung vollkommen vorhersehbar ab. Jeden Tag Mittagessen in der Kantine mit den anderen Abteilungs-Lemmingen. Donnerstags gingen sie ins Kino. Samstags Abendessen bei Luigi, danach Einnisten in Sabines Wohnung inklusive Sex und gemeinsamer Übernachtung. Sonntags dann hemmungsloses auspennen gefolgt von einer Landpartie oder irgendeiner anderen Detox-Aktion.
„Eigentlich kein schlechter Lifestyle”, fand Oskar, „schön bequem und keine unangenehmen Nebenwirkungen.” Er hätte da noch ewig mitgespielt — aber irgendwann erschien dann Anna auf der Bildfläche.

merin

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Re: Welche Erzählstimme gefällt Euch besser?
« Antwort #1 am: 31 March 2023, 11:36:09 »
Hallo Charles,

es tut mir leid, aber wir sind hier kein Schnellrestaurant. Aufgrund der Erfahrung, dass zu viele einfach was auf den Rost werfen, Kritik abgreifen und sich nie wieder einbringen, musst du erst Punkte sammeln, bevor wir uns revanchieren. Lies dir bitte die Forenregeln durch, damit du weißt, wie es hier läuft: https://www.federteufel.de/forum/index.php/topic,95.0.html.

Bis es soweit ist, schließe ich diesen Thread. Spätestens nach meinem Urlaub kann ich ihn wieder öffnen, wenn du bis dahin genug Beiträge hast. Oder eine andere Mod kümmert sich in meiner Abwesenheit darum.

VG
merin
Ich röste zunächst immer, ohne andere Röstungen zur Kenntnis zu nehmen. Dabei ist mein Ansatz der, eine qualifizierte Lesermeinung abzugeben, Euch also zu verraten, wie der Text auf mich wirkt und wie es mir beim Lesen geht und was ich gern anders hätte.