21 September 2024, 05:29:11

Autor Thema: Meine erste Geschichte überhaupt, also seid lieb ;)  (Gelesen 141 mal)

0 Mitglieder und 4 Gäste betrachten dieses Thema.

Beatrice

  • Federgewicht
  • **
  • Beiträge: 44
Meine erste Geschichte überhaupt, also seid lieb ;)
« am: 13 April 2023, 00:39:21 »
Hallo liebe Federteufel,

Seit heute darf ich mich Mitglied im Forum nennen und ich möchte euch meine erste Geschichte überhaupt zum rösten überlassen. Ein bisschen zitter ich vor eurer Kritik, aber Kritik ist da, damit ich besser werden kann, also haut raus :)

Lange Rede, kurzer Sinn: es handelt sich um eine Kurzgeschichte über einen Kater, der seinen Platz in der Welt sucht:


Bo und der Wanderzirkus

„Bo.“ Er rollte sich enger zusammen und hoffte, dass er die Stimme nur geträumt hatte. „Wo bist du kleiner Bo?“ Nein, kein Traum. Nie hatte er Ruhe vor der Bande der Straßenkatzen. Vorsichtig spähte er aus dem Güterwaggon, in dem er die Nacht verbracht hatte.
„Da bist du ja!“ Wie aus dem Nichts tauchte der Anführer der Bande vor ihm auf. Er war groß und struppig. „Du siehst wieder so geleckt aus.“ Seine Stimme triefte vor Gehässigkeit. Bo schaute an sich herab. Er hatte seidiges schwarzes Fell. Ganz anders als die Straßenkatzen. Aber dafür konnte er doch nichts. Der Anführer setzte zum Sprung an, aber Bo war darauf vorbereitet. Er duckte sich, rollte sich unter dem Angreifer durch, sprang auf und rannte los. Er hörte die anderen dicht hinter sich. Zum Glück bot der alte Bahnhof viele Verstecke und im Verstecken war er einsame Spitze. Er war klein und dank seines dunklen Fells verschmolz er mit der Dunkelheit. Tief duckte er sich unter einen Zug. Die Horde preschte an ihm vorbei und er war in Sicherheit. Fürs Erste.
Als die Luft rein war, machte sich Bo auf den Weg in die Bahnhofshalle. Er liebte diesen alten Bahnhof und fragte sich, wohin die Menschen wohl gingen. Zu gerne würde er auch in einen Zug steigen und einfach losfahren. Irgendwohin, wo man ihn dafür mochte, wer er war und nicht dafür verachtete wie er aussah.

„Da ist er!“ Wie hatte ihn die Bande bloß gefunden? Sie kamen nie hier her. Bo schaute sich hektisch um, aber es war zu spät. Sie drängten ihn in eine Ecke. „Dachtest du, du könntest dich hier vor uns verstecken?“. Der Anführer lächelte von oben auf ihn herab. „Dummer kleiner Bo!“
Plötzlich ragte ein Schatten über ihnen auf. „Lasst ihn in Ruhe!“ Ein kleines Mädchen baute sich drohend über der Gruppe auf. „Haut ab!“, schrie sie und diesmal hatte es die gewünschte Wirkung. Die Bande zog sich zurück. Bo atmete auf. Das war noch mal gut gegangen.
„Ist alles ok bei dir?“ Das kleine Mädchen kniete sich neben Bo und streichelte ihn vorsichtig Er schmiegte den Kopf in ihre Hand, aber sie ließ ihn plötzlich los. „Ich habe eine Idee“, sagte sie, griff sich an den Hals und zog ihre Kette aus. „Das ist mein Glücksbringer. Du brauchst gerade mehr Glück als ich.“ Sie legte ihm die Kette um den Hals. In der Ferne pfiff ein Zug. „Ich muss los.“ Sie stand auf. „Viel Glück kleiner Kater und pass auf dich auf.“

Ganz in Gedanken versunken merkte er nicht, dass die Bande hinter ihm herschlich. „Auf ihn!“, brüllte der Anführer. Wie von Sinnen rannte Bo los. Vor ihm fuhr ein Güterzug langsam an. Jetzt oder nie, dachte er. Anders konnte er ihnen nicht entkommen. Er nahm all seine Kräfte zusammen und sprang gerade noch rechtzeitig in den letzten Waggon. Der Zug nahm Fahrt auf und in der Ferne hörte er das verärgerte Fauchen der Bande. Er war ihnen entkommen, aber er hatte auch sein Zuhause zurückgelassen.
Im Waggon war es dunkel. Er nieste. „Wer ist da?“ Bo zuckte zusammen und drängte sich an die Wand. „Wer ist da habe ich gefragt!“ Die Stimme dröhnte grollend durch den Waggon. „Ich heiße Bo.“, piepste er. Vorsichtig schlich er näher und dann konnte er ihn sehen: einen Löwen. Bo machte sich instinktiv kleiner und versuchte wieder in den Schatten zu verschwinden, aber der Löwe hatte ihn entdeckt. „Verschwinde aus meinem Abteil!“ „Aber“, Bo schaute sich um. „Wie denn?“ „So wie du reingekommen bist.“ Die Stimme des Löwen nahm einen unheilvollen Ton an. „Aber der Zug fährt.“ Er sah sich verzweifelt nach einem Ausweg um. „Mir egal!“, brüllte der Löwe. Bo wich zur Tür zurück. In dem Moment wurde der Zug langsamer und hielt an.

Um ihn herum sah er nur Gras. So ungern er wieder zu dem Löwen zurück wollte, hier konnte er nicht bleiben. Warum war er nur in den Zug gesprungen? Bo schüttelte sich, dann reckte er den Kopf in die Höhe. Er würde wieder in den Zug einsteigen. Aber nicht zu dem Löwen. Er ging am Zug entlang, als dieser sich wieder in Bewegung setzte. Schnell sprang er in den Waggon neben ihm.
Darin lag ein riesiger Berg. Vielleicht Kleider, dachte Bo, als sich der Berg plötzlich bewegte. „Wer ist da?“, trompetete eine freundliche Stimme. „Ich heiße Bo.“ Der Berg bewege sich erneut. Zwei große runde Augen starrten ihm direkt ins Gesicht. Er ging näher heran und jetzt sah er, dass der Berg in Wirklichkeit ein Elefant war. „Ich heiße Elfie. Komm näher und erzähle mir deine Geschichte.“ „Ich wurde gejagt. Dabei bin ich in diesen Zug gesprungen und da war dieser Löwe.“ Er schauderte. „Mein armer Junge. Da landest du ausgerechnet bei Hector.“ Ihre Stimme klang eine Spur trauriger. „Hector ist schon alt. Sein Fell wird stumpf und seine Zähne fallen aus. Er ist neidisch auf jeden, der jünger ist. Aber bei mir bist du in Sicherheit. Ruh‘ dich aus“, sagte sie, als sie merkte, wie ihm der Kopf auf die Brust sinken wollte.
Bo erwachte, weil um ihn reges Treiben herrschte. „Was ist los?“, murmelte er schlaftrunken. „Wir sind da“, antwortete Elfie. Sie musste ihm die Fragezeichen in seinen Augen angesehen haben, denn sie lachte. „Hast du nicht gemerkt, dass das hier ein Wanderzirkus ist?“ Er schüttelte den Kopf. „Jetzt weißt du es und jetzt musst du aussteigen.“ „Aber wo soll ich denn hin?“ Panik machte sich in ihm breit. „Ich gehöre hier doch nicht hierher.“ „Du findest schon deinen Platz“, zwinkerte sie ihm zu.

Vorsichtig streckte er den Kopf aus dem Zug und beobachtete das Geschehen. Er sah etwas, das wie ein großer bunter Klumpen Stoff aussah. Menschen wuselten darum herum und langsam entstand daraus ein Zelt. Bo war fasziniert. So etwas hatte er noch nie gesehen. Er hatte genug Mut gefasst, um den Waggon zu verlassen und das Gelände zu erkunden. Da waren Menschen, die sich verbiegen konnten wie Katzen und andere, die so viele Bälle in der Luft herumwirbelten, dass ihm ganz schwindelig wurde. In einem Käfig saß Hector. Als er sich schnell wegdrehte stolperte er über große gelbe Schuhe. „Na hoppla.“ Bo sah hoch und erkannte einen Mann mit einer roten Nase. Er duckte sich und wollte weglaufen, aber der Mann hielt ihm beruhigend die Hand hin. „Keine Angst. Ich tu dir nichts. Du siehst ja ganz verhungert aus.“ Erst jetzt merkte Bo wie hungrig er war. Er wunderte sich, warum er das laute Knurren seines Magens nicht schon vorher bemerkt hatte.
Der Mann führte ihn in seinen Waggon. Überall lagen rote Nasen herum. Bo sah ihn mit großen Augen an und legte den Kopf schief. „Ich bin ein Clown. Ich bringe andere Leute zum Lachen.“ Dafür sah er aber sehr traurig aus. Er ging zu ihm und stupste sein Knie an. Der Clown sah auf und wischte sich schnell eine Träne aus dem Augenwinkel. „Ich spiele einen traurigen Clown. Der Zirkusdirektor findet das lustig“, seufzte er. Bo wollte ihn aufmuntern. Der Clown hatte ihm geholfen und er fand, er müsste etwas zurückgeben. Er sah sich in dem Waggon um und lief hinüber in eine dunkle Ecke. „Kleiner Kater?“ Der Clown klang alarmiert. „Wo bist du?“ Bo sprang aus der Ecke. Der Clown quietschte vor Schreck, aber dann lachte er herzlich. „Man kann dich im Dunkeln ja gar nicht erkennen.“ Plötzlich hielt er inne und sah Bo nachdenklich an. „Was, wenn auch andere es lustig finden, wie du aus dunklen Ecken springst?“ Er zögerte. „Hast du Lust mit mir aufzutreten?“ Bo war überrascht. Bisher war sein dunkles Fell nur nützlich gewesen, um sich vor der Bande zu verstecken. Er hüpfte aufgeregt um den Clown herum. „Ich nehme das als Ja.“, lachte der.
Der Clown verschwand, um mit dem Direktor zu reden. Bo konnte nicht ruhig liegen bleiben. Er hörte, wie der Clown zurückkam und sprang ihm freudig entgegen, aber dann wurde ihm ganz schwer ums Herz. Der Clown schüttelte niedergeschlagen den Kopf. „Der Direktor ist dagegen.“ Er sank auf einen Stuhl. Bo rollte sich zu seinen Füßen zusammen, aber dann sprang er wieder auf. Er baute sich vor dem Clown auf und starrte ihm in die Augen. „Was hast du denn?“ Bo miaute auffordernd. „Es ist vorbei.“ Er ließ den Kopf hängen. Bo miaute durchdringender. Der Clown sah ihn schief an. „Meinst du wirklich?“ Bo legte ihm die Pfoten auf die Knie und miaute ihm ins Gesicht.

Aufgeregt lief er auf und ab. Gleich würden sie in die Manege gehen. Doch war das eine gute Idee? Seine Grübeleien wurden unterbrochen, als der Zirkusdirektor die Clownsnummer ankündigte. Bo schlich sich im Schatten in die Manege. Gleich war es Zeit für seinen großen Auftritt. Wie aus dem Nichts sprang er den Clown an und verschwand wieder im Dunkeln. Die Menge keuchte auf. „Was war das?“, fragte der Clown. „Eine schwarze Katze!“, riefen die Kinder. „Und wo ist er hin?“ „Dorthin!“ Die Kinder zeigten in die Richtung. Aber da war er natürlich nicht mehr. Stattdessen sprang er den Clown aus einer völlig anderen Richtung an. Die Kinder brüllten vor Lachen.

Noch nie hatten die Zuschauer so sehr bei der Nummer des Clowns gelacht. Das musste sich auch der Direktor eingestehen. Noch völlig aufgedreht von dem Applaus lief er eine Runde um das Zirkuszelt, da hörte er plötzlich Stimmen. Das Hochgefühl verpuffte. Das darf nicht sein! Er schlich näher heran. Das waren nicht die Straßenkatzen, sondern Kinder. Sie hatten einen Jungen umringt und schubsten ihn hin und her. „Lasst mich in Ruhe. Ich habe euch nichts getan!“ Alles in Bo erstarrte. Bevor er richtig nachgedacht hatte, sprang er mit einem Fauchen direkt in die Runde. Sein Fell sträubte sich und er sah die Jungen drohend an. Die Überraschung in deren Gesichtern wich schnell einem hämischen Grinsen. „Bekommt der kleine Junge Hilfe von einer kleinen Katze?“ Bo fletschte die Zähne und schlug mit den Krallen nach dem Anführer. Der wich erschrocken zurück und Bo setzte ihm nach. „Los Leute. Bloß weg von hier!“ Bo ging zurück zu dem Jungen, der erschöpft auf dem Boden zusammengesunken war und strich ihm vorsichtig um die Beine. „Danke“, flüsterte der Junge. „Das war sehr mutig von dir!“ Er streichelte ihm über den Rücken und streifte dabei mit den Fingern die Kette. Bo musste nicht lange überlegen. Ihm hatte sie bereits Glück gebracht und der Junge brauchte das Glück dringender. Er streifte sich die Kette über den Hals und legte sie vor dem Jungen auf den Boden. „Für mich?“, fragte der erstaunt. Ein Lächeln umspielte seine Lippen: „Du bist ein ganz besonderer Kater.“

„Wo warst du? Wir haben zu feiern!“ Freudestrahlend winkte der Clown Bo zu. Er ging auf ihn zu und ließ sich ausgiebig den Kopf kraulen. Plötzlich hielt der Clown inne. „Ich möchte dir danken. Du hast mir gezeigt, dass es sich lohnt für seine Träume zu kämpfen. Ich würde mich freuen, auch weiterhin mit dir aufzutreten, aber“, er zögerte. Bo merkte, wie sehr sich der Clown wünschte, er würde bleiben. Er rollte sich vor den Füßen des Clowns zusammen und begann zu schnurren. Seine Entscheidung war längst gefallen. Er hatte endlich einen Ort gefunden, an den er gehörte.

diffusSchall

  • Schreibteufel
  • ****
  • Beiträge: 434
  • Geschlecht: Männlich
    • diffusHome
Re: Meine erste Geschichte überhaupt, also seid lieb ;)
« Antwort #1 am: 13 April 2023, 09:45:23 »
Hallo Bea,

ich wage mich mal an deine Geschichte und hoffe, den richtigen Ton zu treffen.   ;-)
Ich habe meine erste echte Geschichte auch erst vor fünf oder sechs Jahren geschrieben. Mir kommt das noch viel näher vor, ich kann mir also ganz gut deine Situation vorstellen.
Ich spare mir beim ersten Mal weitestgehend die Erbsenzählerei, davon wirst du noch genug bekommen.
Da sind ein paar Wortwiederholungen. Sowas ist ne Stilfrage und kann man leicht ausbügeln.
Lies den Text noch einmal in Ruhe durch und achte auf Wörter, die sich innerhalb von 2-3 Sätzen wiederholen und versuche diese zu ersetzen.

Du springt in der Erzählperspektive.
Du erzählst aus Bos Perspektive. Du beschreibst seine Sicht der Dinge. Das sieht man sehr schön bei der Begegnung mit der Elefantendame. Da ist Bo, und damit dem Leser, erst gar nicht klar, dass der Berg ein Tier ist.
Später schreibst du, dass der Clown Bo verlässt und zum Direktor geht. Genau in diesem Moment verlässt du Bos Perspektive und das darf nicht geschehen. Du wechselst in den Allwissenden Erzähler, denn nur der kann von der Absicht des Clowns wissen, den Direktor aufzusuchen. Bo kann das nicht wissen.
Korrekt wäre, dass der Clown sich für kurze Zeit verabschiedet und er Bo nach der Rückkehr aufklärt, dass er beim Direktor war. Das Bo also erst dann vom Direktor erfährt.

Du solltest auf die Umbrüche achten, gerade bei der wörtlichen Rede. Sonst wirft es einen als Leser raus, weil man erst nachdenken muss, wer denn da eigentlich gerade spricht.
Also nicht:

Zitat
„Bo.“ Er rollte sich enger zusammen und hoffte, dass er die Stimme nur geträumt hatte. „Wo bist du kleiner Bo?“ Nein, kein Traum.

Sondern:

„Bo.“
Er rollte sich enger zusammen und hoffte, dass er die Stimme nur geträumt hatte.
„Wo bist du kleiner Bo?“
Nein, kein Traum.

Denn die Innenschauen sind von Bo und die wörtliche Rede ist vom Anführerkater. Das muss durch Umbruch getrennt werden, sonst bezieht der Leser das auf eine und dieselbe Figur und wird verwirrt.

Was du schon gut im Griff hast, das ist "Show, don´t tell".
Es ist immer gut und wichtig, dass man dem Leser beschreibt und nicht vorschreibt.
Tell bedeutet: John hatte Angst.
Show bedeutet. John stand der Schweiß auf der Stirn. Er konnte das Zittern seine Hände nicht unterdrücken.
Mit Show holt man den Leser direkt in die Gefühlswelt des Charakters und lässt ihn miterleben. Bei Tell gibst du nur ein Bild vor und der Leser bleibt emotional auf Distanz.

Du hast hier ein tolles Show:

Zitat
Bo zuckte zusammen und drängte sich an die Wand.

Du sagst nicht, dass Bo Angst hat. Du zeigst es. So sollte es sein.

Dafür, dass es dein erster ernsthafter Schreibversuch ist, machst du meiner Meinung nach handwerklich schon sehr viel richtig. Da bist du auf einem guten Weg.

Die größten Baustellen sind nach meinem Gefühl eher inhaltlich.
Es lässt sich einiges straffen und in seiner Wirkung optimieren. Bo ist zu Beginn verschnarcht und so beginnt auch die Geschichte. Er wird zweimal mit der Katzenbande konfrontiert und das ist einmal zu viel für eine Kurzgeschichte. Schöner wäre ein dynamischer Einstieg, vielleicht gleich mit der Katzenbande die Bo jagt, auf die dann auch gleich die Begegnung mit dem Mädchen folgt.

Deine Story hat ansonsten alles, was sie braucht, um gut zu funktionieren. Das bringt nicht jeder mit seiner ersten Geschichten fertig. Du beschränkst dich nicht darauf eine Begebenheit zu beschreiben. Bos Reise ist auch gleichzeitig eine innere Reise. Sehr schön.
Die innere Wandlung des Katers ist ja auch die eigentliche Story. Nicht sein Abenteuer im Zug und beim Zirkus. Zu Beginn der Geschichte nimmt Bo Hilfe an, sogar symbolisch in Form der Kette (eine Superidee!). In der Geschichte macht Bo eine Veränderung durch und am Ende gibt Bo Hilfe weiter (auch in Form der Kette).
Dieser Ansatz ist super. Aber er ist nicht konsequent umgesetzt. Die vordergründige Handlung mit dem Wanderzirkus steht hauptsächlich im Vordergrund und von Bos Wandlung zeigst du sehr wenig. Das Ende hat mich daher etwas überrascht. da habe ich gedacht "Ach, das will sie erzählen". Da hätte ich mir mehr Innenschau, inneren Konflikt bei Bo gewünscht. Sein hadern mit sich selbst, seiner eigenen Courage. Denn das ist die eigentliche Geschichte.

Unterm Strich eine wirklich runde Geschichte für einen Erstling.

Ich hoffe, ich habe dir was zum Nachdenken gegeben und du kannst damit was anfangen.
Nimm dir davon, was du brauchst und was du annehmen magst. Es ist meine Meinung, die ist nicht in Stein gemeißelt und vielleicht ist deine Absicht hinter der Geschichte auch etwas, das ich nicht sehen kann.

Liebe Grüße - Frank
"All I know is, if you want it all my dear... go out and get it." - Coheed and Cambria

diffusSchall

  • Schreibteufel
  • ****
  • Beiträge: 434
  • Geschlecht: Männlich
    • diffusHome
Re: Meine erste Geschichte überhaupt, also seid lieb ;)
« Antwort #2 am: 13 April 2023, 09:57:44 »
Ach, was mir im Eifer jetzt erst auffällt: Du bist böse! Du hast gegen das Erste Forumsgebot verstoßen!!    :klug:

Mmmh ... was machen wir denn jetzt?
Passiert ist passiert.

Vielleicht kannst du merin besänftigen, indem du dich rasch ans Rösten anderer Texte machst und deine Pflicht nachholst.    ;)

Falls du nicht weißt, wovon ich rede:

Zitat
Texte einstellen ab 6 Beiträgen
Warum? Weil das Federteufelforum für und mit der Textarbeit lebt. Das heißt, wir brauchen Texte. Allerdings hat es einen schalen Beigeschmack, wenn jemand reinrauscht, einen Text auf den Rost wirft und sich dann nie wieder meldet. Kritisieren ist harte, anspruchsvolle Arbeit. Es ist nur fair, wenn diese Arbeit auf Gegenseitigkeit beruht. Deshalb erwarten wir von neuen Mitgliedern, dass sie sich am Kritisieren beteiligen, bevor sie selbst davon profitieren. Das hat außerdem den Vorteil, dass man weiß, worauf man sich einlässt, wenn man einen Text rösten lässt.

Hast du vielleicht überlesen und: Es ist ja dein erstes Forum überhaupt.
Ich glaube nicht, dass du sofort im Fegefeuer dein Ende finden wirst...   

Aber schau dir bitte diese Seite an, die ist wichtig: https://www.federteufel.de/forum/index.php/topic,95.msg1281.html#msg1281

"All I know is, if you want it all my dear... go out and get it." - Coheed and Cambria

Beatrice

  • Federgewicht
  • **
  • Beiträge: 44
Re: Meine erste Geschichte überhaupt, also seid lieb ;)
« Antwort #3 am: 13 April 2023, 10:52:47 »
Upsi. Das habe ich tatsächlich in meinem Feuereifer tatsächlich übersehen. Verzeihung. Ich mache mich an die Arbeit. Auf die Kritik zu meinem Text geh ich dann später ein, aber vielen Dank schonmal dafür. Das hilft sehr weiter :)

merin

  • Oberfederteufel
  • Federteufel
  • *****
  • Beiträge: 8209
  • Wortsucher:in
    • www.jol-rosenberg.de
Re: Meine erste Geschichte überhaupt, also seid lieb ;)
« Antwort #4 am: 13 April 2023, 11:25:17 »
Was wir damit machen ist: Ich schließe den Thread, bis du die Mindestbeitragszahl beisammen hast - minus der beiden, die hier entstanden sind. Dann mache ich wieder auf. Sollte ich das vergessen, stups mich ruhig per PN an.

Die Regeln hat Frank ja verlinkt. Wir haben nicht sooo megamäßig viele, aber erfahrungsgemäß sind sie sinnvoll und wenn man sie einmal kennt, kann man sich hier sehr wohlfühlen.
Ich röste zunächst immer, ohne andere Röstungen zur Kenntnis zu nehmen. Dabei ist mein Ansatz der, eine qualifizierte Lesermeinung abzugeben, Euch also zu verraten, wie der Text auf mich wirkt und wie es mir beim Lesen geht und was ich gern anders hätte.

merin

  • Oberfederteufel
  • Federteufel
  • *****
  • Beiträge: 8209
  • Wortsucher:in
    • www.jol-rosenberg.de
Re: Meine erste Geschichte überhaupt, also seid lieb ;)
« Antwort #5 am: 16 April 2023, 20:00:44 »
Tadaa: Offen und frei zum Rösten!
Ich röste zunächst immer, ohne andere Röstungen zur Kenntnis zu nehmen. Dabei ist mein Ansatz der, eine qualifizierte Lesermeinung abzugeben, Euch also zu verraten, wie der Text auf mich wirkt und wie es mir beim Lesen geht und was ich gern anders hätte.

Beatrice

  • Federgewicht
  • **
  • Beiträge: 44
Re: Meine erste Geschichte überhaupt, also seid lieb ;)
« Antwort #6 am: 16 April 2023, 20:01:35 »
Vielen lieben Dank dir 🤗

Beatrice

  • Federgewicht
  • **
  • Beiträge: 44
Re: Meine erste Geschichte überhaupt, also seid lieb ;)
« Antwort #7 am: 16 April 2023, 20:07:01 »
Hallo Frank, vielen Dank für deine Anregungen. Mit der Perspektive hast du absolut Recht. Das muss ich korrigieren. Das mit den Umbrüchen bei der wörtlichen Rede weiß ich, aber ich darf nur 10.600 Zeichen inkl. Leerzeichen für diese Geschichte verwenden. Ich glaube Absätze zählen dazu, wenn ich mich nicht täusche. Aber du hast mir ja auch Anregung zum kürzen gegeben. Da bekomm ich das mit der Zeichenzahl schon hin. Meine Erstfassung hatte 18.000 Zeichen 😅 du kannst dir also vorstellen, dass das schon ordentlich gestrafft wurde. Lg Bea

merin

  • Oberfederteufel
  • Federteufel
  • *****
  • Beiträge: 8209
  • Wortsucher:in
    • www.jol-rosenberg.de
Re: Meine erste Geschichte überhaupt, also seid lieb ;)
« Antwort #8 am: 16 April 2023, 20:30:58 »
Hallo Bea,

dann mal her mit dem Gäbelchen. Achtung, jetzt tut's weh!

Mir fallen beim Lesen erstens die Formatierungen auf, die dem Üblichen nicht entsprechen. Normalerweise gibt es nach wörtlicher Rede Absätze, die auch die Sprecherwechsel markieren.

Und dann stolpere ich über einige Formulierungen (ich habe es mir mal formatiert, so kann ich es auch leichter aufnehmen):

Zitat
„Bo.“
Er rollte sich enger zusammen und hoffte, dass er die Stimme nur geträumt hatte.
„Wo bist du kleiner Bo?“
Nein, kein Traum. Nie hatte er Ruhe vor der Bande der Straßenkatzen. Vorsichtig spähte er aus dem Güterwaggon, in dem er die Nacht verbracht hatte.
„Da bist du ja!“ Wie aus dem Nichts tauchte der Anführer der Bande vor ihm auf. Er war groß und struppig. „Du siehst wieder so geleckt aus.“ Seine Stimme triefte vor Gehässigkeit.
Bo schaute an sich herab. Er hatte seidiges schwarzes Fell. Ganz anders als die Straßenkatzen. Aber dafür konnte er doch nichts.

Ich finde "Bande" ein sehr negativ besetztes Wort, das gleich eine Richtung vorgibt. Warum nicht: "Nie hatte er Ruhe vor den Straßenkatzen?"
Stolpern tu ich bei "Er hatte seidiges schwarzes Fell", weil ich durch das neu Ansetzen denke, das bezieht sich auf sein Gegenüber und mich dann wundere. Besser wäre mE: "Bo schaute an sich herab auf sein seidiges schwarzes Fell." Aber: Auch das ist ein bissel unbeholfen. "Bos Fell war schwarz und seidig" tuts auch.

Im folgenden behauptest du, dass es dunkel ist, vorher hast du aber gesagt, dass die Nacht vorbei ist (er hat sie ja dort verbracht). Das widerspricht sich. "Einsame Spitze" ist eine Phrase, die ich streichen würde.
In mir taucht nun auch die Frage auf, warum er in einem Güterwaggon schläft, wenn er keine Straßenkatze ist. Offenbar hält er sich für etwas Besseres, was die anderen nicht mögen. Und wieso kennen die ihn beim Namen?

Zitat
„Da ist er!“ Wie hatte ihn die Bande bloß gefunden? Sie kamen nie hier her. Bo schaute sich hektisch um, aber es war zu spät. Sie drängten ihn in eine Ecke. „Dachtest du, du könntest dich hier vor uns verstecken?“. Der Anführer lächelte von oben auf ihn herab. „Dummer kleiner Bo!“

Das finde ich unspannend erzählt. Du erklärst Dinge, die ich jetzt nicht wissen will. Besser wäre, ein Bild zu malen (wie sieht es da aus, wonach riecht es) und dann zu zeigen, wie er sich plötzlich in eine Ecke gedrängt wiederfindet. Dann würde ich auch verstehen, wie der Anführer (wieso hat er keinen Namen?) von oben lächeln kann. Wenn du das als Phrase meinst, würde ich es gegen eine genauere Beschreibung ersetzen: Wie genau sieht der aus, wenn er von oben herab lächelt?

Zitat
Plötzlich ragte ein Schatten über ihnen auf. „Lasst ihn in Ruhe!“ Ein kleines Mädchen baute sich drohend über der Gruppe auf. „Haut ab!“, schrie sie und diesmal hatte es die gewünschte Wirkung. Die Bande zog sich zurück. Bo atmete auf. Das war noch mal gut gegangen.

Auch hier: Du behauptest, sie ist drohend, aber du zeigst es uns nicht. Und mit "diesmal" rekurrierst du auf vorige Male, die du uns aber nicht zeigst. Ich erwarte also, dass es mit dem Mädchen eine Vorgeschichte gibt und dass ich nun endlich erfahre, warum Bo auf der Straße ist, obwohl er dort nicht hingehört. Aber du zeigst nun etwas, das wie eine einmalige Begegnung wirkt und springst in die nächste Szene:

Zitat
Ganz in Gedanken versunken merkte er nicht, dass die Bande hinter ihm herschlich. „Auf ihn!“, brüllte der Anführer.

Ich gebe zu, am Ende dieses Absatzes hast du mich verloren. Mich nervt es, dass du die Bande nicht charakterisierst, ihr nicht einmal ein Motiv gibst. Sie sind einfach böse, so böse, dass nichtmal der Anführer einen Namen hat. Aber warum genau Bo sie fürchtet, erfahren wir auch nicht, obwohl es nun schon drei Begegnungen gab. Du behauptest Dinge, die du nicht zeigst und dann wechselst du auch noch die Perspektive. Wenn wir bei Bo sind, können wir nicht wissen, was hinter ihm geschieht. Und: Der Anführer ist kein besonders schlauer Anführer, wenn er sich immer durch unsinniges Gebrüll verrät.
Hinzu kommt, dass Bo jetzt so langsam Charakter bekommen müsste. Er ist offenbar klein, das wissen wir vom Mädchen. Und er ist ein schwarzer Kater und sieht gut aus. Das ist mir aber doch etwas wenig, um Lust zu bekommen, ihm zu folgen. Und: Wenn du mir eine Geschichte aus der Sicht einer Katze erzählst, dann erwarte ich eine Geschichte aus der Sicht einer Katze. Die muss sich also irgendwie von der Sicht eines Menschen unterscheiden. Dass sie das nicht tut, halte ich für ein großes Manko.

Zitat
Vor ihm fuhr ein Güterzug langsam an. Jetzt oder nie, dachte er. Anders konnte er ihnen nicht entkommen. Er nahm all seine Kräfte zusammen und sprang gerade noch rechtzeitig in den letzten Waggon. Der Zug nahm Fahrt auf und in der Ferne hörte er das verärgerte Fauchen der Bande. Er war ihnen entkommen, aber er hatte auch sein Zuhause zurückgelassen.

Auch hier: Eben war er noch in der Bahnhofshalle. Nun sind da plötzlich Gleise und ein Zug. Leider auch ohne ein Bild zu malen. Ich weiß immer noch nicht, warum er eigentlich meint, entkommen zu müssen. Oder was das mit dem Mädchen war. Denn nun springt er in einen Zug. Auch den zeigst du uns nicht. Rein faktisch kaufe ich die Sache daher leider nicht: Ein Güterzug wird im Bahnhof nicht gehalten haben, also schnell sein, und Güterwaggons sind während der Fahrt geschlossen. Wie kann er da aufspringen? Der letzte Satz macht wieder eine erklärende Behauptung auf, die ich zudem nicht nachvollziehen kann: Es wurde ja ausgiebig gezeigt, dass er kein Zuhause hat. Was also hat er hinter sich gelassen?

Ich habe nicht die Muße, den Rest des Textes so ausführlich zu rösten, aber ich denke, es wird auch so klar, was die Hauptprobleme des Textes sind. Stilistisch ist die Perspektive nicht durchgehalten und es gibt zu wenig Atmosphäre. Orte und Personen bleiben dadurch blass. Niemand hat ein Motiv. Die Szenen wechseln ab, ohne dass sie aufeinander aufbauen oder einander bewirken. Das wirkt auf mich leider auch im Rest des Textes so. Für mich ist das ein Text über Mut und die Suche nach einem Zuhause - das sollte von Beginn an aufgebaut werden. Ich würde daher eher betonen, dass Bo nirgendwo hinkann. Und vielleicht klar machen, wieso er nicht Teil der Straßenkatzengruppe ist. Aber vielleicht liegt dein Schwerpunkt auch woanders. So oder so hat der Text immerhin einen Spannungsbogen, es gibt wirklich eine erzählte Geschichte. Und das ist ja immerhin was! Nun musst du "nur noch" die eigentliche Geschichte ausarbeiten.  :cheer:

Aber: Das ist alles Übungssache, lass dich also nicht entmutigen!

LG
merin
Ich röste zunächst immer, ohne andere Röstungen zur Kenntnis zu nehmen. Dabei ist mein Ansatz der, eine qualifizierte Lesermeinung abzugeben, Euch also zu verraten, wie der Text auf mich wirkt und wie es mir beim Lesen geht und was ich gern anders hätte.

merin

  • Oberfederteufel
  • Federteufel
  • *****
  • Beiträge: 8209
  • Wortsucher:in
    • www.jol-rosenberg.de
Re: Meine erste Geschichte überhaupt, also seid lieb ;)
« Antwort #9 am: 16 April 2023, 20:31:53 »
Zitat
Hallo Frank, vielen Dank für deine Anregungen. Mit der Perspektive hast du absolut Recht. Das muss ich korrigieren. Das mit den Umbrüchen bei der wörtlichen Rede weiß ich, aber ich darf nur 10.600 Zeichen inkl. Leerzeichen für diese Geschichte verwenden. Ich glaube Absätze zählen dazu, wenn ich mich nicht täusche. Aber du hast mir ja auch Anregung zum kürzen gegeben. Da bekomm ich das mit der Zeichenzahl schon hin. Meine Erstfassung hatte 18.000 Zeichen 😅 du kannst dir also vorstellen, dass das schon ordentlich gestrafft wurde. Lg Bea

Nein, Absätze zählen nie extra. Ist das für eine Ausschreibung?
Ich röste zunächst immer, ohne andere Röstungen zur Kenntnis zu nehmen. Dabei ist mein Ansatz der, eine qualifizierte Lesermeinung abzugeben, Euch also zu verraten, wie der Text auf mich wirkt und wie es mir beim Lesen geht und was ich gern anders hätte.

Beatrice

  • Federgewicht
  • **
  • Beiträge: 44
Re: Meine erste Geschichte überhaupt, also seid lieb ;)
« Antwort #10 am: 16 April 2023, 20:41:04 »
Hallo merin, autsch. Das hat gesessen 😅 aber ich verstehe was du meinst. In meinem Kopf macht die Geschichte Sinn, aber es ist nicht leicht das auf Papier zu bringen. Wenn Absätze nicht zählen: perfekt. Dann kann ich das formatieren. Ja, es ist für eine Ausschreibung. Das Thema lautet: Zug 😅 es soll wohl eine Sammlung von Kurzgeschichten werden, die das Thema Zug haben. Mir ist sofort in den Sinn gekommen, den Zug als eine Metapher für eine innere Reise zu nehmen. Ich weiß aber micht, ob ich es einreichen werde. So richtig hat es mit dem Thema aber nicht zu tun. Aber es hat mich zum schreiben angespornt

merin

  • Oberfederteufel
  • Federteufel
  • *****
  • Beiträge: 8209
  • Wortsucher:in
    • www.jol-rosenberg.de
Re: Meine erste Geschichte überhaupt, also seid lieb ;)
« Antwort #11 am: 16 April 2023, 21:17:24 »
Nein, Zug ist hier wirklich nicht das Thema. Aber du könntest es natürlich darauf fokussieren und dort einsetzen, wo Bo vor der Bande flieht und in den Zug springt. Allerdings spielt vom Rest ja auch nicht so viel im Zug. Eine Zugkatze fände ich aber eine witzige Idee.  ;)
Ansonsten weiß man bei Ausschreibungen nie, wie eng das Thema ausgelegt wird.
Ich röste zunächst immer, ohne andere Röstungen zur Kenntnis zu nehmen. Dabei ist mein Ansatz der, eine qualifizierte Lesermeinung abzugeben, Euch also zu verraten, wie der Text auf mich wirkt und wie es mir beim Lesen geht und was ich gern anders hätte.

diffusSchall

  • Schreibteufel
  • ****
  • Beiträge: 434
  • Geschlecht: Männlich
    • diffusHome
Re: Meine erste Geschichte überhaupt, also seid lieb ;)
« Antwort #12 am: 16 April 2023, 21:28:41 »
Für das Thema „Zug“ ist die Geschichte auch nach meiner Meinung verfehlt.
Darauf wäre ich im Leben nicht gekommen.
"All I know is, if you want it all my dear... go out and get it." - Coheed and Cambria

merin

  • Oberfederteufel
  • Federteufel
  • *****
  • Beiträge: 8209
  • Wortsucher:in
    • www.jol-rosenberg.de
Re: Meine erste Geschichte überhaupt, also seid lieb ;)
« Antwort #13 am: 17 April 2023, 15:54:59 »
Liebe Bea,

ich will nicht drängeln oder so, aber ich fände es sehr hilfreich, wenn du, wenn sich das alles gesetzt hat und vielleicht noch andere Rückmeldungen gekommen sind, Rückmeldungen zu den Rückmeldungen geben würdest. Dann wüsste ich, was ankam und welche Sorte Rückmeldung für dich hilfreich ist. Auch entwickeln sich so oft interessante Diskussionen.
So oder so wäre mein Rat der, diesen Text unbedingt zu überarbeiten. Ich dachte früher immer: Ich mach das beim nächsten Text richtig.  :cheer:  :hehe: Pustekuchen! Auch heute sind meine Rohfassungen fast immer grottig. Das ist völlig okay. Nur Überarbeiten muss man halt lernen. Und das sind bei mir oft so fünf oder mehr Durchläufe.

LG
merin
Ich röste zunächst immer, ohne andere Röstungen zur Kenntnis zu nehmen. Dabei ist mein Ansatz der, eine qualifizierte Lesermeinung abzugeben, Euch also zu verraten, wie der Text auf mich wirkt und wie es mir beim Lesen geht und was ich gern anders hätte.

Beatrice

  • Federgewicht
  • **
  • Beiträge: 44
Re: Meine erste Geschichte überhaupt, also seid lieb ;)
« Antwort #14 am: 17 April 2023, 16:00:02 »
Hallo, ich arbeite daran. Fand deine Rückmeldung hart, aber gerechtfertigt. Ich wär ja schön blöd, wenn ich die Tipps von den Profis nicht annehmen würde. Ich hab heute mal einen roten Faden aufgemalt, im wahrsten Sinne des Wortes und ordne die Szenen da entlang an. Bei jeder Szene frage ich mich nun, was Bo fühlt und wie er das zeigen kann. Aber ich brauch noch ne Weile.

merin

  • Oberfederteufel
  • Federteufel
  • *****
  • Beiträge: 8209
  • Wortsucher:in
    • www.jol-rosenberg.de
Re: Meine erste Geschichte überhaupt, also seid lieb ;)
« Antwort #15 am: 17 April 2023, 16:02:01 »
Wie gesagt: keine Eile! Und: Auch ich liege öfter mal daneben und manches ist einfach Geschmack. Es ist immer noch dein Text und du entscheidest, in welche Richtung er geht!
Ich röste zunächst immer, ohne andere Röstungen zur Kenntnis zu nehmen. Dabei ist mein Ansatz der, eine qualifizierte Lesermeinung abzugeben, Euch also zu verraten, wie der Text auf mich wirkt und wie es mir beim Lesen geht und was ich gern anders hätte.

diffusSchall

  • Schreibteufel
  • ****
  • Beiträge: 434
  • Geschlecht: Männlich
    • diffusHome
Re: Meine erste Geschichte überhaupt, also seid lieb ;)
« Antwort #16 am: 17 April 2023, 16:42:41 »
Profis?
Wir haben hier Profis??
"All I know is, if you want it all my dear... go out and get it." - Coheed and Cambria

Beatrice

  • Federgewicht
  • **
  • Beiträge: 44
Re: Meine erste Geschichte überhaupt, also seid lieb ;)
« Antwort #17 am: 17 April 2023, 17:00:06 »
Naja, "profiger" als ich definitiv 😅

merin

  • Oberfederteufel
  • Federteufel
  • *****
  • Beiträge: 8209
  • Wortsucher:in
    • www.jol-rosenberg.de
Re: Meine erste Geschichte überhaupt, also seid lieb ;)
« Antwort #18 am: 17 April 2023, 17:02:53 »
Na, es gibt hier immerhin Leute, die schonmal bei einem Verlag oder im SP ein Buch veröffentlicht haben. Manche sogar mehr als eins.  :diablo:
Ich röste zunächst immer, ohne andere Röstungen zur Kenntnis zu nehmen. Dabei ist mein Ansatz der, eine qualifizierte Lesermeinung abzugeben, Euch also zu verraten, wie der Text auf mich wirkt und wie es mir beim Lesen geht und was ich gern anders hätte.

Beatrice

  • Federgewicht
  • **
  • Beiträge: 44
Re: Meine erste Geschichte überhaupt, also seid lieb ;)
« Antwort #19 am: 18 April 2023, 16:56:17 »
Darf ich euch was fragen? Wie schafft ihr Atmosphäre? Ich hänge grad an diesem "Show, don't tell" fest und irgendwie behindert mich das. Dass ich Gefühle nicht beschreiben soll, sonder zeigen, das ist klar. Aber meine Geschichte zum Beispiel spielt in einem Bahnhof. Da muss ich ja beschreiben, wie der Bahnhof aussieht. Zumindest kurz. Das ist dann aber show, statt tell, oder? Wie viel Show verträgt eine Geschichte und wie schafft ihr mit kurzen Sätzen Atmosphäre? Lg, Bea

merin

  • Oberfederteufel
  • Federteufel
  • *****
  • Beiträge: 8209
  • Wortsucher:in
    • www.jol-rosenberg.de
Re: Meine erste Geschichte überhaupt, also seid lieb ;)
« Antwort #20 am: 19 April 2023, 19:46:35 »
Machen wir doch mal ein konkretes Beispiel. Nur einen kurzen Absatz. Also wie würdest du den Bahnhof aus Sicht der Katze beschreiben? Und dann kann, wer will, eine eigene Variante dazu schreiben und wir können vergleichen, was uns daran wieso gefällt.

Meine Varianten:

a) Der Bahnhof war riesig. Bo streunte hinein, sah zwei Züge, lief lieber in die hintere Ecke zu den Mülltonnen. Sie quollen über und rochen eklig.

b) Bo schnürte durch die Tür und schlängelte sich zwischen Menschenbeinen hindurch. An einer schwarzen Hose bog er ab. Hmm. Wie von selbst lief er einem Geruch hinterher, stupste die Nase in einen zu verführerisch duftenden Haufen Papier. Ein Wurstende kullerte heraus. Bo öffnete die Schnauze - und klappte sie wieder zu. So weit, das zu fressen, würde Bo nicht sinken. Nein. Mit aufgestelltem Schwanz lief Bo in eine Ecke, die ruhig aussah. Merkwürdig war dieser Ort. Kein Ort zum Wohnen.

c) Bahnhöfe hatten Bo schon immer fasziniert. Diese merkwürdige Geschäftigkeit, die Art, wie man am Gang der Menschen erkennen konnte, ob sie einsteigen würden oder ausgestiegen waren. Und die Gerüche! Bo schnupperte: ein süßliches Parfüm mischte sich mit Bratwurstduft, der Geruch nach Urin mit Menschenschweiß. Und Taubendreck. Über allem lag ein Hauch Taubendreck, deren Verursacher in den Ecken und unter den luftigen Dächern hausten.

Was davon gefällt dir gut? Was nicht? Hast du eine Idee, wieso?

Danach kann ich gern was dazu schreiben, was ich theoretisch dazu weiß, aber ich finde es am Beispiel immer viel plastischer.
Ich röste zunächst immer, ohne andere Röstungen zur Kenntnis zu nehmen. Dabei ist mein Ansatz der, eine qualifizierte Lesermeinung abzugeben, Euch also zu verraten, wie der Text auf mich wirkt und wie es mir beim Lesen geht und was ich gern anders hätte.

Beatrice

  • Federgewicht
  • **
  • Beiträge: 44
Re: Meine erste Geschichte überhaupt, also seid lieb ;)
« Antwort #21 am: 19 April 2023, 19:49:24 »
Ich mag Variante c) für mich klingt das am ehesten so, wie Bo denken würde

Beatrice

  • Federgewicht
  • **
  • Beiträge: 44
Re: Meine erste Geschichte überhaupt, also seid lieb ;)
« Antwort #22 am: 19 April 2023, 19:49:48 »
Bos Ohren zuckten. Das laute Stimmengewirr und die Geräusche der ein- und ausfahrenden Züge waren fast zu viel für seine empfindlichen Ohren. Die Luft war geschwängert vom Rauch der alten Dampflokomotiven. Er hatte sich unter einer Bank zusammengerollt um nicht von all den Beinen zertrampelt zu werden, denn so ein Bahnhof konnte gefährlich werden für einen kleinen Kater. Dennoch liebte Bo ihn. Gedankenverloren beobachtete er die Reisenden. Er träumte gerne von fernen Orten. Eines Tages würde er auch in einen Zug steigen. Ganz sicher. 

Beatrice

  • Federgewicht
  • **
  • Beiträge: 44
Re: Meine erste Geschichte überhaupt, also seid lieb ;)
« Antwort #23 am: 19 April 2023, 19:50:00 »
Das hab ich gestern Abend geschrieben

merin

  • Oberfederteufel
  • Federteufel
  • *****
  • Beiträge: 8209
  • Wortsucher:in
    • www.jol-rosenberg.de
Re: Meine erste Geschichte überhaupt, also seid lieb ;)
« Antwort #24 am: 19 April 2023, 19:55:44 »
Wenn du Lust auf ein bissel Schule hast: Versuch mal bitte genauer: Warum gefällt dir c) am besten? Was daran ist besser als bei a)?

Wenn nicht, sags einfach, dann mach ich den Erklärbär.
Ich röste zunächst immer, ohne andere Röstungen zur Kenntnis zu nehmen. Dabei ist mein Ansatz der, eine qualifizierte Lesermeinung abzugeben, Euch also zu verraten, wie der Text auf mich wirkt und wie es mir beim Lesen geht und was ich gern anders hätte.

Beatrice

  • Federgewicht
  • **
  • Beiträge: 44
Re: Meine erste Geschichte überhaupt, also seid lieb ;)
« Antwort #25 am: 19 April 2023, 20:13:20 »
Bei mir geht immer ganz viel nach Gefühl, daher ist es schwierig zu erklären, warum mir etwas gefällt oder eben nicht, aber ich probiers mal:

Variante a) wirkt irgendwie unsympathisch. Zu kurz und abgehackt. Warum läuft er denn zu den Mülltonnen, wenn es da stinkt? Was verrät mir das über seinen Charakter? Für mich ist Bo eher der Träumer, der von einer besseren Zukunft träumt.

Auch Variante b) liest sich nicht flüssig genug. Und auch hier wird nicht das Bild eines Bahnhofs gezeichnet, wie ich ihn mir vorstelle.

Ich habe, warum auch immer, eine etwas romantischere Vorstellung eines Bahnhofs im Kopf: Licht, das durch Sprossenfenster hereinscheint, Dampflokomotiven und Schaffner mit Pfeiffen.

Das wollte ich in der Szene noch aufgreifen, die ich vorhin eingestellt habe, bin aber gestern nicht so weit
gekommen.

Bei Variante c) gefällt mir, dass man da erkennt, das Bo gerne beobachtet und das er den Bahnhof grundsätzlich ja schon liebt, aber dennoch von einer besseren Zukunft träumt

Was sagst du zu meiner Idee? Ich habe versucht, Sinne anzusprechen.

Beatrice

  • Federgewicht
  • **
  • Beiträge: 44
Re: Meine erste Geschichte überhaupt, also seid lieb ;)
« Antwort #26 am: 19 April 2023, 20:13:48 »
Ich freue mich aber auch darüber, wenn du den Erklärbären spielst ;)

merin

  • Oberfederteufel
  • Federteufel
  • *****
  • Beiträge: 8209
  • Wortsucher:in
    • www.jol-rosenberg.de
Re: Meine erste Geschichte überhaupt, also seid lieb ;)
« Antwort #27 am: 19 April 2023, 20:58:08 »
Was ich in den Beispielen versucht habe, sind Variationen der Grundregeln. Die wichtigste Grundregel finde ich für mich ganz subjektiv: sei konkret und bildhaft! Wichtig ist auch: Achte auf die Reihenfolge! Sei sinnlich. Vermeide Erklärungen. Bei einer Katze habe ich außerdem noch versucht, die Besonderheiten herauszuarbeiten. a) ist darum schlecht, weil es zu vage ist. Zu allgemein. b) und c) sind auf verschiedene Arten konkret und sinnlich.

Zitat
Bos Ohren zuckten. Das laute Stimmengewirr und die Geräusche der ein- und ausfahrenden Züge waren fast zu viel für seine empfindlichen Ohren. Die Luft war geschwängert vom Rauch der alten Dampflokomotiven. Er hatte sich unter einer Bank zusammengerollt um nicht von all den Beinen zertrampelt zu werden, denn so ein Bahnhof konnte gefährlich werden für einen kleinen Kater. Dennoch liebte Bo ihn. Gedankenverloren beobachtete er die Reisenden. Er träumte gerne von fernen Orten. Eines Tages würde er auch in einen Zug steigen. Ganz sicher.

Was mir in deiner Variante auffällt, ist dass du einen Bahnhof von vor 60 Jahren zeichnest. Dafür gab es in deinem Text bislang keinerlei Hinweise, ich nahm an, er spielt jetzt. Den ersten Satz finde ich gelungen, weil er konkret ist, und schwierig, weil er eine Außenperspektive zeichnet. Denn Bo wird wahrscheinlich nicht das Zucken wahrnehmen, sondern die Geräusche. Und da verschenkst du mE schon was: "Geräusche der ein- und ausfahrenden Züge" ist vage. Wie viele Züge fahren gerade? Und welches Geräusch genau stresst ihn wie? Du behauptest, er habe empfindliche Ohren, aber wenn es gezeigt ist, dann merke ich das selbst. "empfindliche Ohren" ist außerdem Außenperspektive. Willst du das? Hast du einen personalen oder einen auktorialen Erzähler?

Dann:

Zitat
Die Luft war geschwängert vom Rauch der alten Dampflokomotiven.

Hmm. Das zeichnet kein Bild. Es ist allgemein. Warum nicht Bo durch den Rauch auf etwas schauen lassen?

Zitat
Er hatte sich unter einer Bank zusammengerollt um nicht von all den Beinen zertrampelt zu werden, denn so ein Bahnhof konnte gefährlich werden für einen kleinen Kater.

Hah! Hier hast du etwas gezeigt. Und dann erklärst du uns, was bereits gezeigt ist, als würdest du deiner Schreibe (oder uns) nicht vertrauen. Wie wäre es mit:

Zitat
Er hatte sich unter einer Bank zusammengerollt um nicht von all den Beinen zertrampelt zu werden.

Besser. Aber da geht noch mehr:

Zitat
Bo war zwischen den vielen Beinen hindurchgehuscht und hatte sich unter eine Bank gerettet. Dort lag er nun zusammengerollt auf dem kühlen Pflaster.

Durch die Wahl des Adjektives kannst du nun Stimmung zeichnen:
kühles Pflaster
kaltes Pflaster
sonnenwarmes Pflaster
schmutziges Pflaster

Alles verschiedene Bilder und Stimmungen, oder?

Zitat
Dennoch liebte Bo ihn. Gedankenverloren beobachtete er die Reisenden. Er träumte gerne von fernen Orten. Eines Tages würde er auch in einen Zug steigen. Ganz sicher.

Den ersten Satz brauchst du nicht, weil die folgenden das erklären. Wenn du magst, mach es auch hier konkreter:
"Ein Mädchen mit geflochtenen Zöpfen hüpfte an der Hand eines Mannes auf einen wartenden Zug zu. Er hob sie die Metallstufen zum Zug hinauf, drehte sich zu einem Koffer um. Bos Schwanz peitschte unruhig. Dann wurde der Koffer in den Zug gehoben, der Mann folgte. Bos Schwanz lag wieder ruhig."
Das ist jetzt eher eine nahe allwissende Perspektive, aber ich habe hier eine Geschichte erzählt, die nicht dasteht, die man aber ahnt: Nämlich den Grund dafür, warum Bo unruhig war. Es ist nur seine körperliche Reaktion beschrieben, aber wir füllen die Geschichte aus. Was für eine Geschichte entsteht in deinem Kopf? Und was ziehst du daraus für Rückschlüsse auf Bo?
Ob Bo jemanden sieht, der hetzt, flucht, träumt, schlendert, ob ein Kind weint, Liebende sich verabschieden oder begegnen - das alles malt eine Stimmung, die wir im Rest der Geschichte wiederzufinden suchen. Mal sie uns auf!

Nützt dir das was?
« Letzte Änderung: 19 April 2023, 21:00:25 von merin »
Ich röste zunächst immer, ohne andere Röstungen zur Kenntnis zu nehmen. Dabei ist mein Ansatz der, eine qualifizierte Lesermeinung abzugeben, Euch also zu verraten, wie der Text auf mich wirkt und wie es mir beim Lesen geht und was ich gern anders hätte.

Beatrice

  • Federgewicht
  • **
  • Beiträge: 44
Re: Meine erste Geschichte überhaupt, also seid lieb ;)
« Antwort #28 am: 19 April 2023, 21:14:32 »
Das nützt mir auf jeden Fall, also vielen Dank  :)
Ich merke mir, dass ich mehr Bilder zeichnen soll, aber wieder auch nicht zu viel, denn ich muss dem Leser vertrauen.

Über die Perspektive muss ich mir wohl noch klarer werden.

Dass der Bahnhof gefährlich für einen kleinen Kater ist, damit wollte ich zeigen, dass es um einen Kater geht in der Geschichte. Das wurde vorher nämlich nicht angesprochen.

Ich setze mich wieder an die Geschichte, wenn ich wieder mehr Zeit habe.

Vielen Dank auf jeden Fall :)

Beatrice

  • Federgewicht
  • **
  • Beiträge: 44
Re: Meine erste Geschichte überhaupt, also seid lieb ;)
« Antwort #29 am: 19 April 2023, 21:16:19 »
Bo beobachtet Mann mit Taschenuhr und Blumenstrauß --> soll Sehnsucht zeigen Bo beobachtet Zirkusleute im Bahnhof  Menschen machen Bogen um sie Zirkusleute scheinen unbeeindruckt Bo ist fastiniert davon Täumt davon einen Ort zu finden, wo er hingehört  Wird von anderen Straßenkatzem ausgegrenzt und gemobbt, weil er so hübsch aussieht Bo wird in Ecke gedrängt Mädchen hilft und spricht ihm Mut zu Bo steigt in Zug ein Hector erinnert ihn an Straßenkatzen Versteht den Neid und verzeiht ihnen Etc.   Prämisse: vermeintliche Schwäche ist eine Stärke an dem Ort wo man hingehört

Beatrice

  • Federgewicht
  • **
  • Beiträge: 44
Re: Meine erste Geschichte überhaupt, also seid lieb ;)
« Antwort #30 am: 19 April 2023, 21:17:12 »
Falls es hilft, das waren meine Gedanken, nach deiner ersten Kritik. Der Bösewicht bekommt auch einen Namen und einen Grund, warum er Bo nicht mag

merin

  • Oberfederteufel
  • Federteufel
  • *****
  • Beiträge: 8209
  • Wortsucher:in
    • www.jol-rosenberg.de
Re: Meine erste Geschichte überhaupt, also seid lieb ;)
« Antwort #31 am: 20 April 2023, 12:59:19 »
Das nützt mir auf jeden Fall, also vielen Dank  :)
Ich merke mir, dass ich mehr Bilder zeichnen soll, aber wieder auch nicht zu viel, denn ich muss dem Leser vertrauen.

Über die Perspektive muss ich mir wohl noch klarer werden.

Dass der Bahnhof gefährlich für einen kleinen Kater ist, damit wollte ich zeigen, dass es um einen Kater geht in der Geschichte. Das wurde vorher nämlich nicht angesprochen.

Hmm. Offenbar sprechen wir doch sehr verschiedene Sprachen. "Den Lesenden vertrauen" bezieht sich nicht auf Bilder, sondern auf Erklärungen. Und: Wenn es dir gelingt zu zeigen, dass dein Prota ein Kater ist, ohne es direkt hinzuschreiben, dann kannst du show don't tell. :cheer:

LG
merin
Ich röste zunächst immer, ohne andere Röstungen zur Kenntnis zu nehmen. Dabei ist mein Ansatz der, eine qualifizierte Lesermeinung abzugeben, Euch also zu verraten, wie der Text auf mich wirkt und wie es mir beim Lesen geht und was ich gern anders hätte.

Beatrice

  • Federgewicht
  • **
  • Beiträge: 44
Re: Meine erste Geschichte überhaupt, also seid lieb ;)
« Antwort #32 am: 20 April 2023, 13:19:10 »
Aber das meinte ich ja, mit dem Leser vertrauen. Dass ich weniger erklären soll, sonder mehr zeigen und dass die Leser das dann schon verstehen werden. Vielleicht hab ich mich etwas missverständlich ausgedrückt 🙈

merin

  • Oberfederteufel
  • Federteufel
  • *****
  • Beiträge: 8209
  • Wortsucher:in
    • www.jol-rosenberg.de
Re: Meine erste Geschichte überhaupt, also seid lieb ;)
« Antwort #33 am: 20 April 2023, 14:05:11 »
Eine Sache fällt mir noch ein: Ist Schönheit wirklich ein gelungener Hintergrund? Dann ginge es um Neid, richtig? Aber worauf ist der Kontrahent denn neidisch? Dass die Leute zu Bo netter sind?
Ich röste zunächst immer, ohne andere Röstungen zur Kenntnis zu nehmen. Dabei ist mein Ansatz der, eine qualifizierte Lesermeinung abzugeben, Euch also zu verraten, wie der Text auf mich wirkt und wie es mir beim Lesen geht und was ich gern anders hätte.

Beatrice

  • Federgewicht
  • **
  • Beiträge: 44
Re: Meine erste Geschichte überhaupt, also seid lieb ;)
« Antwort #34 am: 20 April 2023, 14:21:41 »
Das ist noch in Planung, aber ja, ein Teil schon. Vielleicht wird Bo von den Passanten öfter gestreichelt weil er süß aussieht und der andere struppig und staubig. Muss ich noch ausarbeiten. Tatsächlich habe ich bei der Geschichte einfach "aus dem Herzen'" drauf los geschrieben. Ich werde mich jetzt hinsetzen und die Charaktere ausarbeiten, ebenso wie die Orte

Beatrice

  • Federgewicht
  • **
  • Beiträge: 44
Re: Meine erste Geschichte überhaupt, also seid lieb ;)
« Antwort #35 am: 20 April 2023, 14:23:10 »
Bzw. ist Sehnsucht nach einem Zuhause oder einem anderen Ort auch ein Motiv. Der andere Straßenkater kann sich auch danach sehnen und seinen Frust an Bo auslassen

The_Reptilian

  • Federhalter
  • ***
  • Beiträge: 129
Re: Meine erste Geschichte überhaupt, also seid lieb ;)
« Antwort #36 am: 12 May 2023, 19:23:08 »
Hi Bea,

ich schließe mich DiffusSchall an. Es ist eine schöne Geschichte über eine innere Reise/Wandlung, nur das Thema Zug ist halt verfehlt.
Wichtig ist bei den Innensichten (wenn du eine personale Erzählerperspektive bevorzugst), dass du nur das beschreibst, was Bo auch sieht/riecht/ertastet/hört, und das er denkt/fühlt. Wenn du schreibst, dass er seine Ohren bewegt, sieht er es nicht. Lieber, dass er sich duckt, weil schon wieder ein Zug laut quietschend am Bahnsteig zum halten kam, was zu viel für seine empfindlichen Ohren war.

Dass der Bahnhof gefährlich für einen kleinen Kater ist, damit wollte ich zeigen, dass es um einen Kater geht in der Geschichte. Das wurde vorher nämlich nicht angesprochen.

Als ich deine Geschichte zuerst gelesen hatte, hatte ich mir schon gedacht, dass Bo ein Kater ist, weil er mit seinem Fell in Konkurrenz zu den anderen Straßenkatzen steht. Du schreibst aus der personalen Erzählperspektive, springst aber immer wieder heraus.
Bleibst du bei der personalen Perspektive, könntest du z.B. schreiben:

"„Bo.“
Er rollte sich enger zusammen und hoffte, dass er die Stimme nur geträumt hatte.
„Wo bist du kleiner Bo?“
Nein, kein Traum. Bo´s schwarzer Schwanz zuckte auf und ab.
Ein struppiger Kater sprang darauf und Bo machte einen Satz nach vorne auf den Gleisschotter. Hinter den Schienen lugten die Silhouetten von drei anderen Katern. O nein! Sie hatten Bo gestern schon angegriffen, als der Weichensteller ihm am Kopf gekrault hatte. Warum?
Der struppige Kater fauchte. "Ich werd´dir dein Fell zerrupfen!"
"Seid ihr neidisch auf mich?", fragte Bo, doch er musste in Deckung gehen, weil der Struppige zum Sprung ansetzte. Bo duckte sich, rollte sich unter dem Angreifer durch und sprang auf eine Schiene, durch den Qualm der Lokomotiven, in Richtung Bahnhofshalle.

Darin wird nicht nur gezeigt, dass Bo ein Kater ist, es wird die Umgebung (das Bahngelände) schon mit eingeflochten, mit so Anmerkungen wie "Gleisschotter", oder "Weichensteller", oder "Schienen". Es wird ein Bild der Umgebung gemalt. Auch berichte ich objektiv ganz einfach von "anderen Katzen", die für Bo ein Rätsel darstellen, ohne Wörter wie "Bande", oder "Anführer", weil: Woher weiß Bo, dass der struppige Kater der Anführer ist? Du hast nirgendwo geschrieben, woher Bo das weiß.
Vielleicht hilft dir das beim ausarbeiten eines eigenen Textes.

Wenn´s dir hilft, kannst du hier nochmal die Erzählperspektiven nachschlagen:
https://www.federteufel.de/forum/index.php/topic,2218.0.html

Gruß, DAS REPTIL
« Letzte Änderung: 12 May 2023, 19:25:48 von The_Reptilian »
- sup -

Beatrice

  • Federgewicht
  • **
  • Beiträge: 44
Re: Meine erste Geschichte überhaupt, also seid lieb ;)
« Antwort #37 am: 12 May 2023, 19:27:51 »
Hi, vielen Dank. Das hilft auf jeden Fall weiter. Ich hoffe, ich kann mich bald wieder dran setzen, aber grad ist es zeitlich nicht zu schaffen :(

The_Reptilian

  • Federhalter
  • ***
  • Beiträge: 129
Re: Meine erste Geschichte überhaupt, also seid lieb ;)
« Antwort #38 am: 12 May 2023, 19:30:16 »
Was machst du denn? Arbeiten?
Ich bin gerade auf Jobsuche, habe also mehr Zeit.
- sup -

Beatrice

  • Federgewicht
  • **
  • Beiträge: 44
Re: Meine erste Geschichte überhaupt, also seid lieb ;)
« Antwort #39 am: 12 May 2023, 19:31:46 »
Jup. Zwei Jobs aktuell und jetzt auch noch krank 🤒

The_Reptilian

  • Federhalter
  • ***
  • Beiträge: 129
Re: Meine erste Geschichte überhaupt, also seid lieb ;)
« Antwort #40 am: 12 May 2023, 20:01:54 »
Oh! Da wünsche ich dir gute Besserung!
- sup -

Beatrice

  • Federgewicht
  • **
  • Beiträge: 44
Re: Meine erste Geschichte überhaupt, also seid lieb ;)
« Antwort #41 am: 12 May 2023, 20:11:52 »
Danke 😊

Beatrice

  • Federgewicht
  • **
  • Beiträge: 44
Re: Meine erste Geschichte überhaupt, also seid lieb ;)
« Antwort #42 am: 25 May 2023, 08:49:45 »
Hallo liebe Teufel,

Ich kam endlich dazu an Bo zu arbeiten.
Ich habe die Einleitung, in der wir Bo und seinen Bahnhof kennenlernen komplett neu geschrieben und versucht ein Bild zu zeichnen.
Frage an euch:
Ist es mir gelungen? Könnt ihr euch einen Bahnhof vorstellen in dem ein kleiner Kater rumstreunt?
Ich habe auch dem Bösewicht einen Namen und einen Grund gegeben, Bo nicht zu mögen. Gefällt er euch nun besser?


Ein lauter Pfiff hallte von den Wänden des Bahnhofs wieder. Er kündigte die Abfahrt eines Zuges an. Die Lokomotive stieß eine Rußwolke aus und für einen Moment hüllte Rauch den Bahnsteig ein. Bo nieste. Der Bahnhofsvorsteher beugte sich zu ihm hinab.
„Ein wunderschöner Tag, nicht wahr?“
Die Sonne schien durch das verglaste Dach und die Staubkörner tanzten in den Sonnenstrahlen, aufgewirbelt durch die vielen Menschen.
Bo strich dem Bahnhofsvorsteher um die Beine und schnurrte zustimmend. Sehnsüchtig schaute er sich nach den Fliesen um, auf die die Sonnenstrahlen auftrafen. Die mussten wunderbar warm sein, aber ein weiterer Pfiff kündige die Ankunft eines Zuges an und gleich würde es auf dem Bahnsteig nur so vor Beinen wimmeln.
Bo rollte sich unter einer Bank zusammen. Von hier aus hatte er alles im Blick. Auf einer Bank, nicht weit von ihm, saß ein Mann. Er hatte einen Blumenstrauß auf dem Schoss und sah immer wieder nervös auf seine Taschenuhr. Als der Zug einfuhr, stand der Mann auf und lief ihm entgegen. Immer wieder strich er sich seine Weste glatt. Der Zug hielt und eine junge Frau stieg aus, sah sich um und als sie den Mann erblickte breitete sich ein Lächeln auf ihrem Gesicht aus. Sie fielen sich in die Arme und der Mann schwang sie im Kreis herum. Bo spürte einen Stich im Herzen. Er hatte schon viele solcher Begegnungen gesehen und jedes Mal wünschte er sich, auch einen Ort zu haben, an den er gehörte und wo man sich freute, wenn man ihn sah.
„Mami, schau! Eine kleine Katze!“
Ein Kind hatte ihn entdeckt.
„Die ist ja süß“, sagte die Mutter. „Im Schatten unter der Bank hätte ich sie fast nicht gesehen, so schwarz ist das Fell.“
Er strich den beiden kurz um die Beine, doch dann stieg ihm der Geruch nach Würstchen in die Nase und er ging dem Geruch nach. Abgelenkt von der Erinnerung an den Moment eben und der Aussicht auf ein Häppchen, bemerkte er den großen Kater, der sich ihm in den Weg stellte, zu spät.
„Hallo Bo.“
„Hallo Mick.“ Bo wich dem Kater aus und setzte seinen Weg fort.
„Was treibst du so?“ Mick heftete sich an seine Fersen.
„Ach, nichts besonderes.“ Hoffentlich hörte Mick das Zittern in seiner Stimme nicht. Mick war ein großer Maine Coon Kater. Sein Fell war struppig und ihm fehlte ein Stück seines linken Ohres. Er lebte schon länger in dem alten Bahnhof und als Bo neu hierher kam, wollte er sich Mick anschließen, aber er merkte schnell, dass er unerwünscht war. Er hänselte Bo wann immer ihm danach war. Meist machte er sich lustig über sein seidiges schwarzes Fell, das so gar nicht zu einem Kater passte, der auf der Straße lebte. Aber dafür konnte er doch nichts. Bo verstand nicht, warum er ihn deshalb aufziehen musste. 

Beatrice

  • Federgewicht
  • **
  • Beiträge: 44
Re: Meine erste Geschichte überhaupt, also seid lieb ;)
« Antwort #43 am: 25 May 2023, 08:52:42 »
Mir ist grad aufgefallen, dass ich extrem oft „Mick“ geschrieben habe. Das muss ich natürlich verbessern :)

merin

  • Oberfederteufel
  • Federteufel
  • *****
  • Beiträge: 8209
  • Wortsucher:in
    • www.jol-rosenberg.de
Re: Meine erste Geschichte überhaupt, also seid lieb ;)
« Antwort #44 am: 25 May 2023, 09:10:48 »
Ich bin mal so dreist und mache hier zu. Und verweise auf die Regel: Neue Überarbeitung - neuer Thread. Einfach weil sonst erfahrungsgemäß alles durcheinanderpurzelt und niemand mehr weiß, auf welchen Text sich Rückmeldungen beziehen.

 :closed:
Ich röste zunächst immer, ohne andere Röstungen zur Kenntnis zu nehmen. Dabei ist mein Ansatz der, eine qualifizierte Lesermeinung abzugeben, Euch also zu verraten, wie der Text auf mich wirkt und wie es mir beim Lesen geht und was ich gern anders hätte.