Teufelsrost > Höllenfenster

Das Herz am rechten Fleck (Arbeitstitel)

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Viskey:
Der Rote Faden ...

Du verwechselst den roten FAden mit dem Ziel bzw. der Kernaussage einer Geschichte.

Der rote Faden ist der Faden, an dem die Geschichte sich entlanghangelt. Auf ihm werden die Szenen aufgefädelt wie Perlen. Am Faden entlang entwickelt sich die Geschichte.
Und wie ein Faden muss sich die Geschichte logisch nachvollziehbar, Stück für Stück entwickeln und wachsen.

Der rote Faden deiner Geschichte wäre grob sp (wenn ich das richtig verstanden habe und erinnere):
_____Georg fährt nach Südtirol, um zur Ruhe zu kommen____Er trifft dort auf Leute____Sie kommen ins Gespräch____Eine der Personen entpuppt sich als Drache____Plötzlich herrscht Gefahr____Dinge passieren (keine Ahnung, welche)____Alle haben Angst, aber Georg behält einen kühlen Kopf und kann den Drachen/die Gefahr "irgendwie" ausschalten____Alle sind beeindruckt und dankbar_____

Die Kernaussage deiner Geschichte ist: Auch mit ADHS - trotz, oder vielleicht gerade deswegen? - ist Georg ein wertvolles Mitglied der Gesellschaft und nicht minderwertig. Es kommt nicht immer nur darauf an, wie jemand denkt. Manchmal ist eine andere Herangehensweise genau das, was nötig ist.

Das Ziel deiner Geschichte: Zeigen, was ADHS ist, dass es oft eine Hürde ist. Aber manchmal ist es eben genau das, was hilft.
Ich hab mal einen Artikel gelesen von einem mit ADHS, der gemeint hat: Alltag? Vergiss mich, verlass dich nicht auf mich. Warte nicht darauf, dass ich dir am richtigen Tag zum Geburtstag gratuliere, oder das Brot mit nach Hause bringe, um das du mich gebeten hast. Aber wenn die Kacke richtig am Dampfen ist, wenn die meisten Menschen nicht wissen, wo mit Problemlösen anfangen, dann kommt zu mir. Ich werde euch all die Dinge, die gleichzeitig passieren, auseinander dividieren, ich kann euch genau sagen, was läuft und was getan werden muss, um die Katastrophe abzuwenden.


Und noch zur Frage, was denn aufregendes passieren könnte: In diesem Textstück, dass du jetzt zuletzt eingestellt hast, bitte nichts. Danach? Keine Ahnung, ist deine Geschichte. Was läuft in deinem Kopf für ein Film ab (wenn du denn einen Film hast). Welche Perlen hängen auf dem Faden, der dich von dieser Ausgangssituation zur Lösung am Ende der Geschichte bringt? Wie stellt Georg fest, dass Ankona gefährlich ist? Woran erkennt er, was sie ist? Wie erkennt er, was ihr Schwachpunkt ist? Was sieht er, was die neurotypischen Menschen um ihn herum nicht sehen? Welche Verbindungen zwischen all diesen Beobachtungen kann Georg knüpfen, die Neurotypische nicht knüpfen?
Wie hilft Georgs ADHS, die Situation aufzulösen? Oder hat seine ADHS am Ende gar nichts damit zu tun, und wir bekommen einfach zu sehen, dass auch neurodiverse Menschen ganz einfach nur Menschen sind.

Das sind alles Fragen, die ich dir ans Herz legen möchte, dass du darauf Antworten findest, und zwar vor allem für dich selbst, nicht für mich oder sonst jemanden.

lg
Viskey

The_Reptilian:
Ich freue mich, dass euch meine überarbeitete Version gefällt, sie sogar als mein bestes Werk gepriesen wird und ich euch als Leser damit einen Einblick in die Welt der ADHS-Betroffenen bieten kann.
Das ist auch das, was ich erreichen will.

Der Kommentar von cwolf mit seiner kurzen Erklärung der Prämisse hatte mir für meine Überarbeitung am ehesten geholfen:

--- Zitat von: cwolf am 29 March 2023, 22:00:44 ---Schon die Kurzfassung zeigt, dass Deine Geschichte keine Richtung hat. Bevor Du eine Geschichte schreibst arbeite eine Prämisse aus indem ein Charakter, der Konflikt und die Auflösung vorkommen;  z..B. „Herberts Prahlerei führt zur Armut“ ...

--- Ende Zitat ---
Ich habe darin auch die Entwicklung des Protagonisten verpackt. Das Ende sollte möglichst das Gegenteil vom Anfang sein, um einen Spannungsbogen zu entwickeln.
Anfang: Georg ist schüchtern
Ende: Georg ist nicht mehr schüchtern.

Es soll auch nur zwei Figuren geben. Die ersten beiden gesprochenen Sätze sollten im Gegenteil zu den letzten zwei gesprochenen Sätzen stehen.

Erste zwei gesprochene Sätze:
Ozana: "So, du bist also ein Freund von Ernesto?"
Georg: (ein leise-schüchterndes) "Ja"

Letzte zwei gesprochene Sätze:
Georg: ...er schreit ganz laut (Da hat Georg nicht direkt gesprochen, aber es hat anscheinend auch seinen Zweck erfüllt, weil ihr mit der Geschichte zufrieden seid).
Ozana: "Du hast die Bären bis ins nächste Tal gejagt - super! Und ich wollte dich nicht beleidigen - das ist einfach mein schwarzer Humor!"

... Und dazwischen hatte ich eben die Geschichte entwickelt. Sie sollte auch nicht zu lang werden, um überschaubar zu bleiben.

Weil die Überarbeitung so gut verstanden wird und sogar gut ankommt, nehme ich an, dass das mit den ersten  gesprochenen Sätzen, die im Gegenteil zu den letzten gesprochenen Sätzen stehen, ein gutes Werkzeug für weitere Geschichten ist.
Die These, die ich aufstelle ist also: "Auch mit ADHS ist Georg ein wertvolles Mitglied der Gesellschaft und nicht minderwertig", was anhand der Geschichte bewiesen wird. Ja, ich will dem Leser meine Gedanken zeigen und die Gesellschaft verändern. Ich will den "revolutionären Film", der sich in mir abspielt, aufs Papier (oder in den Computer) bringen.

Ich versuche jetzt, noch eine Geschichte mit den Werkzeugen zu verfassen, wie ich sie auch in der Überarbeitung genutzt hatte. Wenn diese neue Geschichte nicht "funktioniert", kaufe ich mir das Buch, das Beatrice mir empfohlen hat.


Der rote Faden:

--- Zitat von: Viskey am 14 April 2023, 22:07:21 ---Der rote Faden ist der Faden, an dem die Geschichte sich entlanghangelt. Auf ihm werden die Szenen aufgefädelt wie Perlen. Am Faden entlang entwickelt sich die Geschichte.
Und wie ein Faden muss sich die Geschichte logisch nachvollziehbar, Stück für Stück entwickeln und wachsen.

Der rote Faden deiner Geschichte wäre grob sp (wenn ich das richtig verstanden habe und erinnere):
_____Georg fährt nach Südtirol, um zur Ruhe zu kommen____Er trifft dort auf Leute____Sie kommen ins Gespräch____Eine der Personen entpuppt sich als Drache____Plötzlich herrscht Gefahr____Dinge passieren (keine Ahnung, welche)____Alle haben Angst, aber Georg behält einen kühlen Kopf und kann den Drachen/die Gefahr "irgendwie" ausschalten____Alle sind beeindruckt und dankbar_____

--- Ende Zitat ---
Viskey bezieht sich hier auf die ganze Geschichte, nicht bloß auf die Überarbeitung. So wie ich das verstehe, funktioniert der rote Faden eher für längere Geschichten.
Ist dem so?

Beatrice:
Kurz zum roten Faden...auch kurze Geschichten brauchen einem roten Faden. Der Leser könnte verloren gehen, egal wie lang deine Geschichte ist. Denk mal an Präsentationen in der Schulzeit zurück. Auch wenn die Präsentation nur 5 Minuten ging und nur ein paar Folien hatte, sollte man am Anfang immer einen Überblick geben, was passieren wird und den auch neben dran stehen lassen, damit der Zuhörer sich orientieren kann. Das geht in einer Geschichte natürlich so nicht, aber Orientierung ist wichtig. Lg Bea

Beatrice:
Korrigiert mich, wenn ich falsch liege, aber ist der rote Faden nicht quasi der Weg zum Ziel? Also wir haben eine Prämisse, die am Ende der Geschichte bewiesen werden will. Und der rote Faden führt uns sozusagen, damit wir keine Unwege machen, also keine Szenen einbauen, die der Prämisse nichts nutzen?

merin:
Jap, so würde ich das sagen. Der rote Faden ist das, was die Szenen innerlich verbindet. Unsere Leitlinie sozusagen, die auf die Prämisse hinführt.

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