22 November 2024, 04:48:39

Autor Thema: Szene: Aufbruch zur Jagd  (Gelesen 1364 mal)

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LaHallia

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Szene: Aufbruch zur Jagd
« am: 05 February 2023, 21:28:10 »
Hallo ihr Lieben,

bastle seit Ewigkeiten an dieser Szene. Das Problem ist Infodump  :hehe:
Ich will die Infos hier drinnen haben (hauptsächlich erste Hälfte), krieg es aber alleine nicht mehr weniger infodump-mäßig hin.
Die zweite Hälfte habe ich dazu getan, weil man evtl was von der Lehrstunde aus Teil 1 dorthin verlagern könnte?
Ich sehe auch noch einige andere Probleme mit der Szene (sie wirkt auf mich recht gehezt und kurz angebunden), aber fordergründlich geht es mir um den Infodump.

Es ist eine Szene in der Mitte von Band zwei. Alle Personen sind bis hierher hinlänglich bekannt. Ich denke, aus dem Text sollten sich die Verhältnisse halbwegs ergeben, da er aber sehr kurz ist hier ein Überblick.

Die Jagd ist ein gesellschaftliches Spektakel, das der König (Hekatomnos), veranstaltet, um eine bösartige Rieseneidechse zu töten. Er hat kürzlich seinen ältesten Sohn (Maussollos) zum Hauptmann seiner Armee "befördert" und dieser soll die Jagd daher leiten.
Aba ist Hekatomnos´ Frau und somit Mutter von Maussollos und Artemisia. Artemisia ist Maussollos´ Frau und Lyxes ist ein Priester, den alle in der Szene anwesenden Personen überhaupt nicht leiden können. (Jeder aus einam anderen Grund).

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Maussollos strich über die polierte Oberfläche seines Helms. Er fuhr den Kamm aus Federn nach, der ihn zierte. Früher, bevor andere Völker Helme trugen, hatten die Karier Schlachten gewonnen, weil der Anblick ihrer Armee so fürchterlich war. Übermächtige Gegner trampelten sich auf der Flucht zu Tode, weil sie dachten die Schatten aus der anderen Welt marschierten in Formation am Horizont auf. Wie Totenmasken lagen die Helme vor den Gesichtern der karischen Soldaten. Die schwarzen Federn wippten im Wind. Sonnenstrahlen brachen an der Wand glänzender Schilder.
Doch dies war eine Jagd, keine Schlacht, es war nicht nötig in Rüstung aufzubrechen. Er reichte den Helm einem seiner Diener.
„Sollen wir schwere und leichte Rüstung mitnehmen?“
„Selbstverständlich. Ich kenne meine Position noch nicht.“ Seiner Einschätzung nach würde die Echse eher schwere Ausrüstung verlangen. Die, die die Speerträger in den ersten Reihen trugen. Leder und Metall. Helme und Schilder.
Maussollos bezweifelte, dass Bogenschützen und Schwertkämpfer etwas gegen das Biest anrichten konnten. Dennoch war es nicht auszuschließen und so brauchte er auch leichteren Schutz, der aus Leinen und Leder bestand und mehr Bewegungsfreiheit ermöglichte.
„Ist der Priester eingetroffen?“
„Früh am Morgen bereits“, erwiderte einer der Diener.
Ein Lächeln huschte über Maussollos´ Gesicht. Lyxes hatte keine Ahnung, was ihn erwartete.

Im vorderen Bereich des Palasts standen die Soldaten bereits bei ihren Pferden. Hekatomnos und Caiaphas waren ebenfalls unter ihnen. Auch wenn sie nicht an den Jagden teilnahmen, hatten sie einiges dazu zu sagen. Hekatomnos winkte Maussollos heran. „Bist du bereit?“
Maussollos war bereit. Als erstes würden sie nach Alinda aufbrechen, wo sie morgen am Abend bei Antarios eintreffen sollten. Dort würde auch Pisindelis zu ihnen stoßen. Es war über ein Jahr her, dass Maussollos ihn gesehen hatte.
„Was will Lyxes hier?“, fragte Hekatomnos, als der Priester, Artemisia und Aba zu ihnen traten.
Maussollos ignorierte seine Worte. Er küsste seiner Mutter auf beide Wangen und wandte sich dann an Artemisia. „Bete“, sagte er leise. „Die Götter hören auf dich.“
„Das werde ich.“ In ihren Augen lagen Worte, die sie nicht aussprach. Ihre Hände zuckten unter dem dünnen Stoff ihres Himation.
„Sorge dich nicht.“ Er öffnete seine Arme und legte sie um Artemisia. Wie ein kleines Herbstkätzchen drückte sie ihren Körper an seinen. Lyxes starrte ihn über Artemisias Schulter hinweg an. Maussollos wusste, was er dachte, und er würde dafür büßen. Er ließ Artemisia los und trat zurück. „Steig auf dein Pferd“, forderte er Lyxes auf.
„Wozu?“
„Du wirst uns begleiten.“
„Was? Ich kann meine Pflichten im Tempel nicht -“
„Es gibt genug Priester. Steig auf.“
„Ich bin kein Teil der Armee.“
„Jetzt schon.“
Lyxes starrte ihn an. Maussollos beugte sich an sein Ohr und senkte seine Stimme. „Keine Sorge. Niemand wird von dir verlangen zu kämpfen. Aber ich will, dass du zusiehst, wenn meine Männer sterben. Und wenn du sie sterben siehst will ich, dass du weißt, dass es deine Schuld ist.“
Lyxes schluckte schwer in Maussollos´ Worten, sein Blick huschte hilfesuchend zu Hekatomnos.
„Tu was er sagt“, meinte dieser.
Mit einem Lächeln sah Maussollos zu, wie Lyxes sich mit blassem Gesicht auf den Rücken des Hengsts schwang.
Wie zuvor seiner Mutter, küsste Maussollos auch Artemisia auf beide Wangen. Dann schwang er sich auf Alectas Rücken. Ihr kurzes, dickes Fell kitzelte an seinen Beinen. Es war das Gefühl von Freiheit und Abenteuer.

 :daaanke:
Sie müssen erzählerische Risiken eingehen. Vor allem aber: niemals versuchen, den anderen zu gefallen. Sie müssen so hoch zielen, dass Sie ganz tief fallen können. Dann vielleicht haben Sie Erfolg. (Frank Schätzing)

merin

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Re: Szene: Aufbruch zur Jagd
« Antwort #1 am: 08 February 2023, 21:31:37 »
Hi LaHallia,

Ich sehe wenig Infodump, sondern eher ein Problem mit etwas ungelenk wirkenden Formulierungen, die keine Bilder malen und bei denen unklar bleibt, was wann spielt. Ich denke, wenn du die etwas glättest und ordnest, liest es sich flüssiger und dann flutscht das beim Lesen.

Zitat
Maussollos strich über die polierte Oberfläche seines Helms. Er fuhr den Kamm aus Federn nach, der ihn zierte. Früher, bevor andere Völker Helme trugen, hatten die Karier Schlachten gewonnen, weil der Anblick ihrer Armee so fürchterlich war. Übermächtige Gegner trampelten sich auf der Flucht zu Tode, weil sie dachten die Schatten aus der anderen Welt marschierten in Formation am Horizont auf. Wie Totenmasken lagen die Helme vor den Gesichtern der karischen Soldaten. Die schwarzen Federn wippten im Wind. Sonnenstrahlen brachen an der Wand glänzender Schilder.

Vorschlag:
Maussollos strich über die polierte Oberfläche seines Helms, fuhr den Kamm aus Federn nach, der ihn zierte. Früher hatten die Karier Schlachten gewonnen, weil der Anblick ihrer Armee so fürchterlich wirkte, dass Gegner, die ihnen eigentlich überlegen gewesen wären, sich auf der Flucht zu Tode trampelten. Schatten aus der anderen Welt, das hatten sie gedacht, weil die Helme vor den Gesichtern der karischen Soldaten wie Totenmasken wirkten.

Die letzten beiden Sätze würde ich ersatzlos streichen, weil das ein neues Bild wäre.

Zitat
Doch dies war eine Jagd, keine Schlacht, es war nicht nötig in Rüstung aufzubrechen. Er reichte den Helm einem seiner Diener.
„Sollen wir schwere und leichte Rüstung mitnehmen?“
„Selbstverständlich. Ich kenne meine Position noch nicht.“ Seiner Einschätzung nach würde die Echse eher schwere Ausrüstung verlangen. Die, die die Speerträger in den ersten Reihen trugen. Leder und Metall. Helme und Schilder.

Man weiß erstmal nicht, wer spricht. Und du malst die Szene nicht aus. Sie brechen auf, aber wo sind sie? Und es irritiert, dass die keine Rüstung brauchen, dann aber doch darüber reden. Daher würde ich anders wieder einsteigen:


„Sollen wir schwere oder leichte Rüstung mitnehmen?“, fragte ihn ein Diener, der die Hand nach dem Helm ausstreckte.
„Beides. Ich kenne meine Position noch nicht.“ Seiner Einschätzung nach brauchten die Speerträger in den ersten Reihen schwere Rüstung: Leder und Metall. Helme und Schilder.


Schilde oder? Ohne r.

Dann keinen Absatz und einfach weiter.

Bogenschützen und Schwertkämpfer waren gegen das Biest wahrscheinlich machtlos. Aber wenn es anders kam, brauchte er für sie leichteren Schutz: Leinen und Leder, was mehr Bewegungsfreiheit ermöglichte.
„Ist der Priester eingetroffen?“, fragte Maussolus.
„Früh am Morgen bereits“, erwiderte einer Diener.
Ein Lächeln huschte über Maussollos´ Gesicht. Lyxes hatte keine Ahnung, was ihn erwartete.


So, nun muss ich ins Bett. Ich mach ein andermal weiter, aber die Richtung bleibt für den Rest des Textes die selbe: Feile an den Formulierungen und du bekommst alles gut unter. Male Bilder. So ein historischer Roman lebt meiner Meinung nach von Stimmungen und Bildern und davon hast du hier zu wenig.

Nachtrag: Er spricht erst von "meine Position" und dann von den Rüstungen für andere. Es sollte deutlicher werden, ob es da nur um seine Rüstung geht oder um die Rüstung einer ganzen Gruppe.

Liebe Grüße
merin
« Letzte Änderung: 09 February 2023, 09:02:54 von merin »
Ich röste zunächst immer, ohne andere Röstungen zur Kenntnis zu nehmen. Dabei ist mein Ansatz der, eine qualifizierte Lesermeinung abzugeben, Euch also zu verraten, wie der Text auf mich wirkt und wie es mir beim Lesen geht und was ich gern anders hätte.

merin

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Re: Szene: Aufbruch zur Jagd
« Antwort #2 am: 09 February 2023, 13:39:38 »
Weiter geht's:

Zitat
Im vorderen Bereich des Palasts standen die Soldaten bereits bei ihren Pferden. Hekatomnos und Caiaphas waren ebenfalls unter ihnen. Auch wenn sie nicht an den Jagden teilnahmen, hatten sie einiges dazu zu sagen. Hekatomnos winkte Maussollos heran. „Bist du bereit?“

Hier ist so eine Stelle, wo du malen kannst: Was heißt "im vorderen Bereich des Palasts" (und muss es nicht "Palastes" heißen?)? Die stehen ja nicht im Haus mit den Pferden, oder? Sondern davor. Wie sieht es dort aus? Wie riecht es? Wirf mir etwas zur Atmosphäre hin.
Und: Wo stehen die beiden? Beieinander? Und was haben sie wozu zu sagen? Was machen sie dort eigentlich, wenn sie nicht an den Jagden teilnehmen? Ich habe das Gefühl, du wirfst hier Nebenbomben, gibst uns Hinweise, die von der eigentlichen Geschichte ablenken. Maussolus ist gerade im Zentrum. Warum also nicht ihn auf die Pferde zugehen lassen, sehen, dass H winkt und hingehen?

Zitat
Maussollos war bereit. Als erstes würden sie nach Alinda aufbrechen, wo sie morgen am Abend bei Antarios eintreffen sollten. Dort würde auch Pisindelis zu ihnen stoßen. Es war über ein Jahr her, dass Maussollos ihn gesehen hatte.

M. sollte auf die Frage reagieren. Nicken oder so. Dann erzählst du uns, wen sie dort treffen sollen, aber ich weiß nicht, wozu das wichtig ist. Muss ich das jetzt wissen? Wieso?

Zitat
„Was will Lyxes hier?“, fragte Hekatomnos, als der Priester, Artemisia und Aba zu ihnen traten.
Maussollos ignorierte seine Worte. Er küsste seiner Mutter auf beide Wangen und wandte sich dann an Artemisia. „Bete“, sagte er leise. „Die Götter hören auf dich.“
„Das werde ich.“ In ihren Augen lagen Worte, die sie nicht aussprach. Ihre Hände zuckten unter dem dünnen Stoff ihres Himation.

Ich finde das szenisch zu wenig ausgearbeitet. Du hast ihr echt viele Leute, aber alle bleiben blass. Dadurch verliert man sich, weiß nicht, wem man folgen soll und wer wichtig ist.
Und: "seine Worte" bezieht sich auf wen?
Dann muss es "seine Mutter" heißen, ohne R.
Und die Worte in ihren Augen hätte ich gern gezeigt, nicht behauptet. Woran sieht er das? Wie schaut sie? Und wie hält sie die Hände, was zuckt da?

Zitat
„Sorge dich nicht.“ Er öffnete seine Arme und legte sie um Artemisia. Wie ein kleines Herbstkätzchen drückte sie ihren Körper an seinen. Lyxes starrte ihn über Artemisias Schulter hinweg an. Maussollos wusste, was er dachte, und er würde dafür büßen. Er ließ Artemisia los und trat zurück. „Steig auf dein Pferd“, forderte er Lyxes auf.

Erst sagt er ihr, sie solle beten (es ist also arg), jetzt soll sie sich nicht sorgen? Merkwürdig. Widersprüchlich.
Auch in der Folge ist mir die Szene nicht klar. Ist der da vor allen zärtlich mit seiner Frau?
Und wer wird büßen? Maussolus oder Lyxes? Warum? Was denkt M, dass L denkt.

Mir schwankt hier auch die Aufmerksamkeit von M zu schnell hin und her: H, A dann L. Ohne dass ich nachvollziehen kann, warum die schwankt. Du musst mE entweder näher an M ran, oder weiter weg und die Szene als Überblick schildern.

Zitat
„Wozu?“
„Du wirst uns begleiten.“
„Was? Ich kann meine Pflichten im Tempel nicht -“
„Es gibt genug Priester. Steig auf.“
„Ich bin kein Teil der Armee.“
„Jetzt schon.“
Lyxes starrte ihn an. Maussollos beugte sich an sein Ohr und senkte seine Stimme. „Keine Sorge. Niemand wird von dir verlangen zu kämpfen. Aber ich will, dass du zusiehst, wenn meine Männer sterben. Und wenn du sie sterben siehst will ich, dass du weißt, dass es deine Schuld ist.“
Lyxes schluckte schwer in Maussollos´ Worten, sein Blick huschte hilfesuchend zu Hekatomnos.

Der Dialog ist zunächst gut. Knackig. Aber dann ist das "an sein Ohr" komisch. Warum nicht "zu ihm"?
Dann wechselst du perspektivisch zu L und erklärst uns etwas, was du eigentlich nur zeigen könntest: Wie reagiert L? Was ist davon zu sehen? Ich würde perspektivisch bei M bleiben.

Zitat
Mit einem Lächeln sah Maussollos zu, wie Lyxes sich mit blassem Gesicht auf den Rücken des Hengsts schwang.
Wie zuvor seiner Mutter, küsste Maussollos auch Artemisia auf beide Wangen. Dann schwang er sich auf Alectas Rücken. Ihr kurzes, dickes Fell kitzelte an seinen Beinen. Es war das Gefühl von Freiheit und Abenteuer.

Der Falsche Fall nach küsste, scheint etwas zu sein, was du dir falsch gemerkt hast. Oder etwas Dialektales? Im Hochdeutschen ist es "küsste wen?" also Akkusativ "seine Mutter". Außerdem passt der Vergleich nicht, denn er hat seine Mutter begrüßt, jetzt verabschiedet er aber. Und "Des Hengstes" da fehlt ein e und wenn du den bestimmten Artikel verwendest, muss es ein uns bekanntes Pferd sein. Da wäre dann gut, wenn du es kurz charakterisierst. Ich hätte hier auch gern ein bissel mehr zum Abschied: Er küsst sie und verharrt etwas länger. Und sie fasst ihn nochmal an. Oder sowas.

So oder so finde ich die Szenen unklar: Worum geht es? Was steht im Zentrum? Im ersten Teil scheint es um die Vorbereitungen zu gehen, damit wir wissen, die M das angeht. Im zweiten eigentlich im M und L und wieso M L zwingt, da mitzukommen. Ich würde nochmal schauen, was von dem Drumrum es wirklich braucht. Und dann eben Atmosphäre verdichten.

Kannst du damit was anfangen?

LG
merin
Ich röste zunächst immer, ohne andere Röstungen zur Kenntnis zu nehmen. Dabei ist mein Ansatz der, eine qualifizierte Lesermeinung abzugeben, Euch also zu verraten, wie der Text auf mich wirkt und wie es mir beim Lesen geht und was ich gern anders hätte.